Эротические рассказы

Ein Mann will nach oben. Ханс ФалладаЧитать онлайн книгу.

Ein Mann will nach oben - Ханс Фаллада


Скачать книгу
rief Herr Felten und sprang ihm, den Stock fester packend, nach.

      Aber jetzt half ihm der Stock nichts gegen die schnelleren Beine des Jungen. Eilig huschte der um die Regale, die ungeschickten Schläge fielen nur auf Holz, nie auf Fleisch, und während Herr Felten, immer knapper an Atem, nur noch leise ein »Zehn Mark –« ächzte, schrie der Bengel ihm immer gellender seine Beschimpfungen ins Gesicht: »Sie alter Aasvogel, Sie! Sie Kinderausbeuter! Sie Blutsauger! Sie können mich –! Ich mach hier überhaupt Schluss! Machen Sie Ihren dreckigen Laden alleine! Ich zeige Sie auf dem Gewerbeamt an! Sie Stoffschinder! Sie alter Samthengst, Sie!« Rieke und Karl Siebrecht hielten sich die Seiten vor Lachen. Denn nun war der Knabe darauf geraten, im Vorbeilaufen Stoffballen um Stoffballen aus den Regalen zu reißen. Dumpf polternd fielen sie zu Boden, sie wirbelten Staub auf, der den matten Schein der spärlichen Gaslampen verdüsterte. Manche entfalteten sich, sie legten sich um die Füße des nachstolpernden Felten, der nur noch leise jammern konnte. »Das will ich dir zeigen, du alter Papageienvogel!« schrie triumphierend der Bengel. Er stemmte seine Schulter gegen ein Regal, es neigte sich – und dumpf polternd stürzte es. Aus einer alles verhüllenden Staubwolke, die sich über dem Kampfplatz erhob, tönte die klägliche Stimme des Chefs: »Höre auf, Franz! Bitte, höre auf! Ich will dich auch bestimmt nicht mehr schlagen –«

      »So, willst du das nicht mehr?« schrie schrill der Botenjunge. »Sei froh, wenn ich dich nicht schlage! Willst du mir meine Papiere geben, du alter Lohndrücker, du?! Du vertrocknete Maßelle, du!«

      »Ja, ja! Bitte, Franz, schmeiß nicht noch mehr um!«

      »Und willst du mir meinen vollen Wochenlohn geben? Zwölf Mark!«

      »Franz, das geht nicht! Das ist Erpressung! Heute ist erst Donnerstag! Sechs Mark will ich dir geben – oh, du liebes Jesuskind im Himmel! Da schmeißt er schon wieder ein Regal um!«

      Donnergepolter ertönte, der Staub verdichtete sich, kläglich schrie Felten: »Ja, ja, Franz! Du sollst zwölf Mark haben! Höre nur endlich auf!«

      »Aber in drei Minuten, Chef«, klang drohend die Stimme aus der Staubsäule, »sonst fliegt wieder was hin!«

      »Ja, ja doch, Franz, laß mich doch nur suchen! Man sieht ja nichts vor Staub!« Sie hörten den Felten niesen, röcheln, husten, stöhnen, mit Papier rascheln. Auch sie husteten, rieben sich die Augen. Ein kalter, frischer Windzug fuhr in den Staub: Franz hatte die Ausgangstür aufgestoßen, um sich einen raschen Abgang zu sichern. Aus der sich senkenden Wolke tauchten zuerst die Häupter der Kämpfer auf, mit zerrauften Haaren, die Gesichter mit Staub und Schweiß verklebt. »Hier sind deine Papiere und dein Geld, Franz«, rief sanft der Chef und wedelte damit.

      »Und was haben Sie in der anderen Hand? Die Elle! Du falscher Hund, du!« schrie der Botenjunge. »Gleich legen Sie alles auf den Tisch – und nun gehen Sie ganz zurück, zu den beiden Hübschen da, sonst donnert's noch einmal! So ist es recht, Chef, immer hübsch artig!« Der Junge nahm Geld und Papiere, sah sie flüchtig an. »Siehste, wie hübsch das geht, Chef!« rief er noch. Er warf sich mit aller Kraft gegen ein Regal. Der Donner des Sturzes mischte sich mit einem Klageseufzer von Herrn Felten. Laut schlug die Ausgangstür zu: der Junge war entflohen.

      »Da gibt es gar nichts zu lachen!« sagte Herr Felten verdrossen. »Den Bengel zeige ich bei der Polizei an! Den mache ich haftbar! Na, hört schon auf zu lachen, faßt lieber an beim Aufräumen. Lieber Gott, wie sieht mein schönes Lager aus –« Und zu diesem Seufzer hatte Herr Felten wirklich alle Veranlassung, das Lager sah aus, als hätten Räuber darin gehaust. Ganz unmöglich schien es, daß ein einzelner Junge in fünf Minuten eine derartige Verwüstung hatte herbeiführen können. »Na, nun faßt doch an!« sagte Herr Felten ungeduldig. »Fangt an, die Ballen aufzuwickeln. Und bürstet die Stoffe vorher gut ab – hier sind Bürsten –«

      »Hören Se mal, Herr Felten«, sagte Rieke, »Sie sind ja komisch! Wat jeht denn uns Ihr Lager an? Sind wir Ihre Anjestellten? Sie schnauzen uns hier an ...«

      »Ich habe euch doch nicht angeschnauzt! Ich habe euch bloß gebeten, mir zu helfen –«

      »Jebeten? Ick höre imma jebeten. Hast du wat von jebeten jehört, Karl?«

      »Kein Gedanke! Angeschnauzt haben Sie uns, Herr Felten! Komm, Rieke, wir gehen nach Haus!«

      »Aber nun seid doch nicht so«, bat Herr Felten nun wirklich flehentlich. »Ihr könnt mich doch nicht so sitzenlassen! Das dauert doch Stunden, bis ich das allein aufgeräumt kriege! Ich will euch ja gerne was geben!«

      »'nen Taler für jeden!« sagte Rieke rasch. »Det ist jemacht!«

      »I wo, Rieke!« rief Karl Siebrecht. »Fünf Mark für jeden – und das ist noch billig, was, Herr Felten? Wo wollen Sie denn jetzt am späten Abend noch Leute herkriegen?« Karl Siebrecht fand, er mußte nun auch anfangen, ein bißchen geschäftstüchtig zu werden, sich auf Berlin umzustellen. Rieke sollte ihm doch nicht in allem Praktischen überlegen sein!

      Sie sprang ihm auch sofort bei. »Recht haste, Karl!« rief sie. »Fünf Mark für jeden, det is noch billig, Herr Chef. Und denn überhaupt, wo mein Freund Bauzeichner is, der macht doch so 'ne Arbeit sonst überhaupt nich.« Und nach einigem Zappeln und vielem Stöhnen willigte Herr Felten denn auch schließlich in den Preis. Eine Weile arbeiteten die drei fast schweigend, nur die kummervollen Seufzer des Herrn Felten unterbrachen von Zeit zu Zeit die Stille. Als wieder ein besonders schwerer Seufzer im Lager erklang, sagte Rieke: »Der kam aber von't Herze, Herr Felten.«

      »Der verfluchte Bengel!« seufzte Herr Felten nun laut. »Mich gerade zum Fest sitzenzulassen! Wo kriege ich jetzt einen Laufjungen her?«

      »Daran hätten Se denken müssen, ehe Se den Stock in de Hand nahmen, Herr Felten«, sagte Rieke weise.

      »Und der Dreckfink soll seine Füße ungestraft an meinem schönen Samt abwischen dürfen! Zehn Mark kostet mich der Meter!«

      »Det wissen wa nu, Herr Felten. Aba wer woll am meisten jestraft is, Sie oder er?« Felten seufzte nur.

      Karl Siebrecht aber meinte: »Wenn Sie einen Handkarren hier haben, will ich unsere Stoffe schon nach Haus fahren, Herr Felten. Ich bringe den Karren dann morgen früh zurück, ehe ich aufs Büro gehe.«

      »Es ist ein Dreirad«, seufzte Herr Felten. Und nach einigem Überlegen: »Sagen Sie mal, was sind Sie? Bauzeichner? Wann machen Sie denn da Schluss?«

      »Meistens um fünf. Wieso?«

      »Vielleicht sind Sie zu fein dazu – die jungen Leute sind ja alle zu fein heute fürs Geldverdienen –, aber wenn Sie dann abends noch drei, vier Stunden kämen und lieferten mir die Ware ab? Bloß, bis ich einen anderen Jungen habe?«

      »Wat meenste?« fragte Rieke.

      »Was würden Sie denn dafür ausgeben?« erkundigte sich Karl Siebrecht. »Na, fünf Mark habe ich gedacht.«

      »Fünf Mark den Abend, det is nich schlecht! Det würde ick mir überlegen, Karl!«

      »Den Abend! Bin ich denn wahnsinnig? Die Woche meine ich natürlich!«

      »Das ist ja ein feines Geschäft, was Sie mir da vorschlagen, Herr Felten«, sagte Karl Siebrecht. »Ich mache Ihnen nach Feierabend die Arbeit von Ihrem Botenjungen, und statt zwölf Mark geben Sie mir fünf. Danke schön.«

      »Recht haste, Karl!«

      »Aber der Junge war zehn Stunden hier!«

      »Reden wir nicht mehr davon, Herr Felten!«

      »Ich meine doch nur, der Junge hat hier zehn Stunden gearbeitet und Sie –«

      »Wir reden nicht mehr davon, Herr Felten!«

      »Ich meine doch nur ...«

      »Wo mein Freund Bauzeichna is – der verdirbt sich bloß seine Hände!«

      »Wir reden nicht mehr davon, Rieke.« – Nachdem sie noch eine Viertelstunde davon geredet hatten, war Herr Felten erledigt: für einen Wochenlohn von zwanzig Mark wurde Karl Siebrecht der Aushilfslaufbursche der Firma Felten.

      »Paß


Скачать книгу
Яндекс.Метрика