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Ein Mann will nach oben. Ханс ФалладаЧитать онлайн книгу.

Ein Mann will nach oben - Ханс Фаллада


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Schrankwinkel versteckt, Karl!« sagte eine andere, etwas schleppende, etwas näselnde Stimme hinter ihm. »Ich habe dich wohl gesehen.«

      Karl Siebrecht sprang auf. Sein Ärmel verwischte die noch nicht trockene Tusche, aber das sah er jetzt noch nicht. »Herr von Senden!« rief er und freute sich. »Ich habe Sie auch gesehen. Ich freu mich ...«

      »Siehst du, Karl, das ist hübsch von dir«, meinte der Rittmeister, »und am hübschesten finde ich es, daß man dir deine Freude deutlich am Gesicht abliest. Die sitzen oben in ihrer Finanzabteilung und essen Kaviarbrötchen, wir können ruhig ein Wort miteinander plaudern. Wie gefällt es dir denn hier? Aber zuerst muß ich wohl den Herrn Oberingenieur Hartleben fragen, wie du ihm gefällst?«

      »Er macht sich, er macht sich«, sagte der Oberingenieur lächelnd. »Seinen Jahren entsprechend, leistet er genug.«

      »Nun, das freut mich zu hören«, meinte der Rittmeister. »Übrigens habe ich nie daran gezweifelt.«

      Er hatte sich auf Karl Siebrechts Stuhl gesetzt und die Beine übereinandergeschlagen. Heute trug er zart himbeerfarbene Socken mit einem purpurnen Zwickel. Karl Siebrecht sah es sofort. Herr von Senden zog ein goldenes Zigarrettenetui aus der Tasche und bot es dem Oberingenieur, der mit einem Hinweis auf die strenge Ordnung der Zeichenstube ablehnte. Der Rittmeister aber nahm sich eine. »Ich will es riskieren«, sagte er. »Ich bin zwar nur stiller Teilhaber der Firma, sehr stiller sogar, aber immerhin ...« Nun brannte die Zigarette, und Herr von Senden wandte sich wieder an Karl. »Übrigens dachte ich gar nicht mehr, dich hier vorzufinden. Vor ein paar Tagen hatte ich abends eine Vision von einem Jungen, der dir glich wie ein Ei dem anderen. Dein Doppelgänger saß auf einem Dreirad und schob vor sich einen wahren Berg von Paketen her. Der bist du also nun doch nicht gewesen.«

      »Doch, der bin ich auch gewesen!« sagte Karl Siebrecht und wurde ein wenig rot. Vor dem Rittmeister machte es ihm nichts aus, aber der Oberingenieur hätte es nicht zu wissen brauchen.

      »War das nur so per Zufall«, fragte der Rittmeister weiter, »oder ist das eine Dauerbetätigung bei dir?« Er sah dabei nicht Karl, er sah die Asche seiner Zigarette an. Dann stippte er sie mit einem langen rosigen Fingernagel ab.

      »Vorläufig mache ich das alle Abende«, sagte der Junge.

      »Wegen Geld?« erkundigte sich der Rittmeister immer weiter.

      »Auch!« antwortete der Junge immer wortkarger. Jetzt wußte er wieder, was er an dem Rittmeister auszusetzen hatte: der Mann war ein Bohrer. Er zerfaserte alles, schließlich blieb einem gar nichts Festes mehr in den Händen.

      »Aber«, fragte der Rittmeister erstaunt, »sollte sich da nicht eine etwas würdigere und einträglichere Beschäftigung für dich finden lassen? Botenjunge auf einem Dreirad! Sicher hat Herr Hartleben dann und wann Überarbeit zu vergeben, die nicht schlecht bezahlt wird – nicht wahr, Herr Hartleben?« Der nickte.

      Der Junge überlegte einen Augenblick, dann stürzte er sich kopfüber in seine Antwort. »Aber«, rief er, »ich will gar keine andere Arbeit! Die gefällt mir, das finde ich gerade so schön in Berlin, daß man hier tun und lassen kann, was man will! Daß keiner nach einem fragt! Warum ist denn das unwürdig, Botenjunge zu sein? Warum ist es würdiger, Zeichnungen zu machen? Ich versteh das nicht, und der richtige Berliner, soweit kenne ich Berlin auch schon, versteht das auch nicht. Wissen Sie, Herr Rittmeister, wie mir ein Mann das erste Trinkgeld in die Hand gedrückt hat, da habe ich gezuckt. Da hat er zu mir gesagt: ›Bist du zu fein, Geld zu verdienen? Da biste wohl auch zu fein, Brot zu essen?‹ – Sehen Sie, Herr Rittmeister, das war ein richtiger Berliner – der hat recht! Das ist das einzig Unwürdige: Brot zu essen, das man nicht verdient hat! – Verzeihen Sie, Herr Rittmeister, Sie habe ich natürlich nicht damit gemeint!«

      Der Herr von Senden hatte ein wenig von seiner überlegenen Blasiertheit eingebüßt bei diesem jugendlich feurigen Ausbruch. Herr Oberingenieur Hartleben machte mit den Armen runde, beschwichtigende Bewegungen, als scheuche er ein Huhn vor sich her. Dem Jungen kamen beide Herren unsäglich komisch vor in ihrer Bestürzung – er mußte lächeln. Aber das Lächeln verging ihm, als eine fette, schleppende Stimme sagte: »Ach, Schwager, würdest du nicht einen Augenblick raufkommen und ein paar Worte mit dem Oberbaurat reden? Er macht nun doch Schwierigkeiten wegen der Bauerlaubnis. Nanu, wer ist denn das?«

      Der Herr Kalubrigkeit mochte vom Bauzeichnen nichts verstehen und von der ganzen Bauerei wenig. Aber Menschenkenntnis hatte er, und ein Gesicht, das er einmal gesehen hatte, vergaß er so leicht nicht wieder. Er hatte einen von Koksstaub geschwärzten Karl Siebrecht gekannt, und nun sah er einen sauber gewaschenen Jüngling mit hohem Stehkragen, aber das konnte ihn nicht einen Augenblick irreführen. »Das ist ja der Kerl aus Pankow!« schrie Herr Kalubrigkeit, und seine Stimme wurde gellend. »Das ist ja der rote Hetzer, den ich vom Bau geschmissen habe! Das ist ja der Lump, der meinen Koks und mein Holz verschenkt, das ist der Kerl, der mir meinen Polier abspenstig machen wollte, der mir tausend Schwierigkeiten mit diesen Trockenmietern gemacht hat! – Was machen Sie denn hier –?!« Jetzt rückte der Kalubrigkeit dem Siebrecht direkt auf den Leib, und wie es sich gehört, wurde er dabei immer intimer. »Was hast du auf meiner Zeichenstube zu suchen?! Willst du etwa meine Maler aufhetzen, du Anarchist, du –?!«

      »Einen Augenblick bitte, Schwager«, ließ sich Herr von Senden vernehmen, aber seine Stimme klang nur schwach gegen das Gebrüll des Selfmademannes.

      »Keinen Augenblick, Schwager! Machst du, daß du von meinem Büro kommst, du Lümmel, du?! Auf der Stelle verschwindest du, oder ich lasse dich wegen Hausfriedensbruchs einstecken! Ich zähle bis drei – und wenn du dann nicht fort bist –! Eins – zwei – drei –!«

      Vor sich das unabwendliche Ende, war Karl Siebrecht ganz ruhig geworden. Er hatte nicht die geringste Ursache, sich vor irgendwem zu verkriechen. So hatte er gelassen das »drei« abgewartet, und als ihn nun der Kalubrigkeit ansah, vor Wut fast berstend und doch schon voller Hohn, weil der Junge sich eines; Hausfriedensbruches schuldig gemacht hatte, sagte er: »Ich bin hier Bauzeichner bei Ihnen, Herr Kalubrigkeit, fest angestellt. So ganz ohne weiteres können Sie mich nun wohl doch nicht heraussetzen, glaube ich!«

      »Bauzeichner!« schrie Herr Kalubrigkeit, nun brüllte er wirklich schon wie ein wilder Ochs. »Welcher Kerl hat die Unverschämtheit gehabt, diesen Lumpen hier einzustellen?! Ich schmeiße den Kerl raus!«

      »Welcher Lump«, schrie nun auch Karl Siebrecht und trat dicht an Herrn Kalubrigkeit heran, »welcher Lump hat Ihnen das Recht gegeben, mich einen Lumpen zu nennen?!« Er fühlte eine Hand auf seiner Schulter, er sah sich rasch um, es war die Hand des Rittmeisters. Unwillig schüttelte er sie ab, er schrie: »Sagen Sie das noch einmal, und Sie fliegen aus Ihrer Zeichenstube heraus, Herr Kalubrigkeit!«

      Angesichts solcher Bedrohung hörte Herr Kalubrigkeit sofort mit Brüllen auf. »Ich will wissen, wer diesen Menschen eingestellt hat.«

      »Ich, Herr Kalubrigkeit«, sagte der Oberingenieur, aber von irgendwelchem Männermut vor Fürstenthronen war aus seinen Worten nichts zu hören. Im Gegenteil, Herr Hartleben war sehr bleich, seine Stimme schwankte, er hielt das Auge gesenkt und sah weder seinen Brotherrn noch Karl Siebrecht an. Karl Siebrecht sah das wohl, er sah auch – mit einem flüchtigen Blick – die gespannten Gesichter seiner Kollegen, die erschrocken und doch irgendwie erfreut über diese anregende Unterbrechung ihrer Arbeit wirkten. Er sah aber auch den schmissigen Herrn Feistlein, der Schritt für Schritt leise der verhandelnden Gruppe näher zog: wo der Löwe jagt, wittert die Hyäne Beute.

      »Warum haben Sie den Mann eingestellt?« fragte Herr Kalubrigkeit.

      »Ich ...« Der Oberingenieur hob nun doch das Auge und sah in der Richtung des Herrn von Senden. Aber von da kam kein Wort. Herr von Senden betrachtete nachdenklich die Asche seiner Zigarette, dann schnippte er sie mit dem langen rosigen Nagel ab.

      »Nun –?« drängte Herr Kalubrigkeit.

      »Der junge Mann ist ein ganz fähiger Zeichner – für seine Jahre«, sagte der Oberingenieur, als gar keine Hilfe kam. »Ich hatte natürlich keine Ahnung, daß Sie ihn schon hatten tadeln müssen, Herr Kalubrigkeit.«

      »Ich habe den Bengel vom Bau geschmissen!«


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