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Mein Gott, Adam!. Klaus MullerЧитать онлайн книгу.

Mein Gott, Adam! - Klaus  Muller


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– Also, um genau zu sein, habe ich natürlich ewig Zeit, aber nicht ewig Lust. Also, leg los!«

      »Es begann alles heute morgen, als ich plötzlich herzergreifende klagende Laute aus dem Schlafzimmer hörte. Ich trank gerade meinen Saft und saß entspannt in der Sonne vor dem Haus. Die war, wenn ich das mal so sagen darf, heute wieder ganz besonders schön gelungen, Sir.«

      »Schleimer! Rede weiter!«

      Adam hatte vor lauter Aufregung eine trockene Zunge. Die ganze Angelegenheit konnte noch so oder so enden. Er hatte das Gefühl, dass die Menschheit kurz vor der Vernichtung – oder zumindest er kurz vor der Auswechslung – stand.

      »Ich hatte mir anfangs nichts dabei gedacht. Es kamen doch schon öfters undefinierbare Laute von ihr aus dem Schlafzimmer. Das war dann aber immer wieder nach einer relativ kurzen Zeit vorbei, und sie kam immer mit einer blendenden Laune und einem zufriedenen Lächeln heraus. – Diesmal jedoch war es anders! Das Gewimmer schien nicht aufzuhören, und so ging ich vorsichtig ins Schlafzimmer, um zu sehen, was der Grund dafür war.«

      Eine kleine Wolke schien neugierig etwas dichter zu Adam herabzuschweben.

      »Und was war – und was war?«

      »Eva stand, so wie du sie geschaffen hast, in der Mitte des Raumes in einem Haufen von unterschiedlichen Fellen. Sie hielt in jeder Hand noch zusätzlich eins in die Höhe, hob sie immer wieder vor ihr Gesicht, bis sie dann die Arme resignierend sinken ließ und fast weinend rief: ‚Ich habe n-i-c-h-t-s anzuziehen!!‘ Das Wort ‚nichts‘ betonte sie dabei in einer verzweifelten und anklagenden Art und Weise.«

      Die Wolke über Adam verwandelte sich in diesem Augenblick in ein Fragezeichen.

      »Ich verstehe ehrlich gesagt nicht ganz ...«

      »Ich anfangs auch nicht, Chef. Deswegen machte ich mich auch bemerkbar, ging auf Eva zu und nahm sie in den Arm. ‚Was ist mit dir?‘, fragte ich sie und schaute ihr dabei in die Augen. Sie schaute mich nur mit feuchten Augen an, als würde die Welt untergehen. – Nein, falsch, als wäre sie schon untergegangen!«

      »Na, na, na! Da hätte ich doch sicher auch noch ein Wörtchen …«

      »Verzeihung, Chef, ich wollte natürlich nicht in deinen Kompetenzbereich ...«

      »Geschenkt, weiter!«

      »Sie blickte mich, wie gesagt, an und wiederholte mit flacher, fast flehender Stimme mehrfach: ‚Ich habe nichts anzuziehen!‘ Ich wusste nicht wirklich, wie ich mich verhalten sollte. War doch noch nie ein Mann vor mir in solch einer Situation. Und im Vertrauen, Sir, ich habe die Hoffnung, nach mir wird es auch nie wieder einen Mann geben, der so etwas erleben muss.«

      »Na ja, fast richtig. Aber das tut hier nichts zur Sache. Weiter!«

      »Ich fing also an, vorsichtig auf die zu ihren Füßen liegenden Felle zu deuten. Ich zeigte auf all die Sachen, die um sie herum verstreut lagen, und sagte zu ihr: ‚Aber Liebling, schau doch nur, all die schönen Sachen.‘«

      Es war deutlich zu spüren, dass ER über die beschriebene Situation nachdachte und versuchte, sich alles bildlich vor Augen zu führen.

      »Also, ich habe sie in einigen von den Teilen, die du beschreibst, gesehen, und ich muss schon sagen: oh, là, là!«, kommentierte ER und erhob anerkennend seine Stimme.

      Adam stand vor den grünen Resten des aufgelösten Buschs und ließ resigniert die Arme sinken. Seine Stimme war jetzt leiser als vorher.

      »Eva ging nur einen Schritt zurück, deutete auf die Felle und sagte anklagend zu mir: ‚Aber schau dir das alles doch nur mal genau an!‘ Danach warf sie die beiden Teile, die sie zuvor noch in den Händen hielt, achtlos und fast angewidert auf den großen Haufen vor sich.«

      »Oh, verdammt«, erahnte nun endlich jemand über den Wolken die äußerst heikle Situation.

      »‚Schau‘, sagte ich zu Eva, ‚all die schönen Sachen, die du hast. Die stehen dir doch alle ganz ausgezeichnet.‘ Aber es war nichts zu retten. ‚Das sagst du doch nur so‘ war ihre einzige Antwort an mich.«

      Nach einer kleinen und, wie er fand, wichtigen dramaturgischen Pause setzte Adam seine Erzählung fort.

      »Ich bückte mich, hob ein Fell auf und hielt es in Evas Richtung. ‚Aber nein‘, versuchte ich, ‚dies hier hast du doch schon sehr lange und es steht dir immer noch besonders gut.‘ – In ihrem Blick war etwas Abfälliges. ‚Das trägt man schon lange nicht mehr‘, sagte sie mit tränenerstickter Stimme und fügte noch ‚Du hast ja keine Ahnung von Mode‘ an. – Es liefen ihr tatsächlich Tränen über die Wangen.«

      »Ich fand aber«, setzte Adam erklärend fort, »so lange konnte es doch noch nicht aus der Mode sein, weil es doch zuvor noch gar keine Mode gegeben hatte.«

      »Das alles war bestimmt nicht leicht für dich zu ertragen«, unterstützte die Wolke Adam in der Hoffnung auf eine Fortsetzung. »Für mich bist du ein Held!«

      Adam schaute nach oben.

      »Eva wandte sich jetzt schluchzend direkt an mich. ‚Ich möchte endlich mal wieder etwas Schönes, Neues haben – etwas Luftiges für den Sommer‘, sagte sie mir.«

      Adam ließ seine Hände in das Gras sinken.

      »Also, genau genommen hatten wir ja immer Sommer im Paradies. Ich hielt mich aber mit dieser Bemerkung wohlweislich zurück.«

      Ja, wer damals Sonnencreme verkauft hätte ... Aber das hatten wir ja schon.

      »Eva kam langsam mit schwingenden Hüften auf mich zu, legte ihre Hände um meinen Hals und schob ihren Mund ganz dicht vor meinen.«

      Hätte es schon so etwas wie eine anständige Sünde gegeben, ich denke, seine Gedanken in diesem Augenblick wären eine gewesen.

      »‚Kannst du nicht etwas Neues für deine liebe, kleine Frau besorgen?‘, gurrte Eva in mein Ohr und leckte sogar, wie zur Bestätigung, noch etwas daran herum.«

      Adam hob anklagend die Hände.

      »Was hätte ich denn tun sollen, HERR?«

      Es war eine Weile still dort, weit oben, bis … bis ER in einem besänftigenden Ton sagte:

      »Ich verstehe dein Problem.«

      »Ich hatte nicht die allergeringste Chance!«

      »Und jetzt wolltest du also ein neues Fell ...«

      »Ja«, gab Adam kleinlaut zu. »Ich wollte eine von diesen gelben Katzen mit den schwarzen Flecken erlegen.«

      »Ach, aber doch nicht ausgerechnet von denen! Die sind mir doch wirklich besonders gut gelungen. Ich bin so stolz darauf!«

      »Aber Eva meinte, es würde gut in die jetzige Saison passen – farblich und so.«

      »Saison? Was denn für eine Saison?«

      Adam setzte sich in den Staub, weil er dachte, diese Position wäre seinem Zustand in etwa angemessen, und weil er wahrscheinlich sowieso gleich darin landen würde.

      »Ich weiß es doch auch nicht, Sir.«

      Beide waren ratlos, der eine sitzend und der andere über den Dingen schwebend.

      Nach einer Weile blickte Adam gerade hinauf, hoch in den Himmel.

      »Vielleicht könntest du Chef – äh, HERR ...«

      »Ach, nicht doch schon wieder!«

      »Du hast sie gemacht, also bist du auch in gewisser Weise verantwortlich«, bemerkte Adam trotzig und, wie er selbst fand, mutig zugleich.

      Genauso trotzig kam es allerdings zurück.

      »Ach, es ist immer dasselbe! Du baust irgendeinen Mist, und ich muss die ganze Sache dann wieder ausbügeln.«

      Adam verschränkte die Arme.

      »Ich hatte nicht um sie gebeten!«

      »Nun


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