Mein Gott, Adam!. Klaus MullerЧитать онлайн книгу.
gerne eine Toilette aufgesucht, blieb aber mutig.
»Du hast sie gemacht, du musst dich um sie kümmern!«
Im nächsten Augenblick gingen so ungefähr drei bis vier Büsche in der näheren Gegend in Flammen auf.
Weil ER aber ein einsichtiger Schöpfer war, gab ER letztlich nach und sagte:
»Dann wollen wir es hinter uns bringen!«
Man kann jetzt nicht einfach sagen, dass sie gemeinsam zurück zur Hütte und zu Eva gegangen wären. Denn ER war ja allgegenwärtig, also mit anderen Worten eigentlich schon da, bevor sie überhaupt losgingen.
Adam hingegen musste den ganzen beschwerlichen Fußweg zurücklaufen. Das gab ihm aber auch genügend Zeit, um nachzudenken.
Wie er es aber in seinen Gedanken auch drehte und wendete, am Ende war er in den Planspielen immer der Verlierer.
Entsprechend schlecht gelaunt kam er zu Hause an.
Eva war gerade damit beschäftigt, irgendwelche Blumen zusammenzustecken, mit denen sie die Hütte etwas wohnlicher gestalten wollte.
Sie sah ihn hereinkommen und lief ihm freudig entgegen.
»Hast du es, hast du es?«, rief sie aufgeregt.
Adam setzte sich auf einen Hocker, der in der Nähe des Fensters stand. Ein Fluchtweg, so dachte er, war nie verkehrt.
»Lass sehen, lass sehen!«, rief sie voller Vorfreude.
Adam ergriff Evas Arm und zog sie zu einem weiteren Hocker neben sich.
»Eva, bitte setz dich«, versuchte er sie zu erreichen.
Eva setzte sich mit einem Gesichtsausdruck, der zeigte, dass das Ganze nicht zu ihrer Zufriedenheit ausgehen würde.
»Eva, bevor wir anfangen, muss ich dir sagen, dass wir nicht allein sind.«
Sie schaute sich heftig um.
»Hast du jemanden mitgebracht?«
Sie strahlte ihn an.
Das waren Augenblicke, die ihn bisweilen verzweifeln ließen. Wo bitte schön sollte dieser jemand denn herkommen?
»Nein, mein Schatz, aber ER ist da«, versuchte Adam ruhig zu bleiben.
Eva schaute nach oben, als erwarte sie von dort irgendein Signal, das Adams Behauptung unterstützte.
»Wo??«
»Na ja, eben da.«
Ein Räuspern war durch die Decke der Hütte zu hören.
»Guten Tag Eva, wie geht es dir?«
Eva schaute erst nach oben und dann wieder zu Adam. Dieser Blick verhieß nichts Gutes. Ihre Augenlider kniffen sich zusammen und ließen den Ablauf des folgenden Gesprächs erahnen.
Sie war kampfbereit.
»Guten Tag, HERR. Es freut mich, dich mal wieder zu hören. Was führt dich zu uns? – Nicht dass ich Sie nicht gerne dann und wann hier begrüßen möchte … aber warum genau jetzt und heute? – Und so überraschend!«
Der kurze Blick, den sie Adam zuwarf, war deutlich und sagte ohne jeden Zweifel: Du wirst für hundert Jahre auf dem Sofa schlafen!
»Eva, du weißt, ich bin der HERR, dein Gott«, begann er etwas feierlicher als nötig. »Und ich habe heute morgen deinen Mann gestellt, als er der reinen Eitelkeit wegen ein Tier töten wollte.«
Betont sachlich und kompromissbereit fügte er »Das geht natürlich gar nicht« an.
Als Adam daraufhin Evas »Ach, das geht gar nicht?« hörte, schlich er sich leise, solange die beiden noch abgelenkt waren, nach draußen.
»Und da habt ihr beiden natürlich kurzerhand wieder mal beschlossen, der Zicke zeigen wir es!?«
Ein Schlucken in den Wolken war deutlich hörbar.
Die zweite Zunge, die heute trocken wurde.
»Nein, so darfst du das natürlich nicht sehen. Ich habe mir nur die Freiheit genommen und auf meine Schöpfung aufmerksam gemacht ...«
»Auf deine Schöpfung?«
»Na ja, natürlich nicht auf die gesamte Schöpfung, aber auf gewisse Teile ...«
Eva stemmte die Fäuste in die Seite und streckte kampfbewusst die Brüste gen Himmel.
»Mich hast du doch auch erschaffen, oder habe ich da etwas falsch verstanden?«
»Aber gewiss, mein Kind.«
»Und?«
»Äh, und was?«
»Meinst du, damit ist schon alles erledigt? – Das kannst du vielleicht dem Schlappschwanz vor der Tür erzählen«, die letzten Worte sprach sie so laut in Adams Richtung, dass sie sicher war, dass er sie auch hörte, »aber nicht mir!«
»Also, es lag mir fern ...«
»Dann bedeutet das also: erschaffen und dann adieu?«
»Natürlich nicht, ich ...«
»Rein, raus, aus die Maus?«
»Aber nicht doch ...«
Eva stand fast auf den Zehenspitzen. – Es würden zweihundert Jahre auf dem Sofa werden.
»Bist du etwa einer von den Schöpfern …«
»Verzeihung …«
»Was?«
»Es gibt nur einen!«
»Bist du also ein Schöpfer, der glaubt, dass eine Frau, so wie du sie geschaffen hast, keine Bedürfnisse hat?«
»Doch sicher, aber ...«
»Nichts aber! Wir Frauen haben ein Recht auf unsere Bedürfnisse!«
»Nun, genau genommen bist es ja im Augenblick nur du.«
Es war ein deutlicher Schweißausbruch zu riechen, der über den Wolken stattfand. Und es war Adam vor der Tür, der sich eine gewisse Schadenfreude nicht verkneifen konnte.
»Das tut doch wohl nichts zur Sache! – Ich kämpfe für alle, die noch kommen!«, rief sie. »Ist es denn so schwer zu verstehen, dass ich ein paar schöne Sachen haben möchte? Das eine oder andere bescheidene Teil zum Anziehen? Unterschiedliche Kleidung für unterschiedliche Anlässe? – Vielleicht«, und bei den letzten Worten huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, »auch etwas, mit dem ich Adam ein wenig wilder machen könnte.«
Sie zwinkerte frech in den Himmel.
»Na ja, wenn das so ist ...«
»Das würde doch auch sicher deiner Schöpfung entgegenkommen, HERR. – Wenn du verstehst, was ich meine.«
Wieder dieses freche, aber zielführende Zwinkern.
»Na ja, bei Licht betrachtet – das könnte schon sein. Was schwebt dir denn da so vor?«
Eva entspannte sich deutlich, setzte ein nachdenkliches Gesicht auf und sagte:
»Vielleicht müsste man als Frau von Welt zwölfmal im Jahr die Möglichkeit haben, die Garderobe zu wechseln.«
»Das erscheint mir doch nun wirklich etwas sehr viel ...«
»Na gut, sagen wir sechsmal.«
»Wie wäre es mit vier?«
Eva legte nachdenklich ihren Zeigefinger auf die Lippen.
»Abgemacht, viermal. Und dazu müsstest du HERR, wenn es nicht zu viel Umstände macht, vier verschiedene, sagen wir mal, Jahreszeiten einführen. – Ich stelle es mir so mit unterschiedlichen Temperaturen vor. Damit ich für die Kollektionen auch die verschiedenen Pelze benutzen kann.«
Evas Wangen glühten vor Tatendrang.
»So