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Die Eissphinx. Jules VerneЧитать онлайн книгу.

Die Eissphinx - Jules Verne


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scharf ins Auge sehend, daß Ihr Romandichter Edgar Poe seinen Helden Arthur Gordon Pym von dort herstammen läßt.

      – Richtig, antwortete ich, dessen erinnere ich mich, der Anfang dieses Romans spielt auf der Insel Nantucket.

      – Sie sagen, dieses Romans?... Bedienten Sie sich wirklich des Wortes »Romans«?

      – Ohne Zweifel, Herr Kapitän!

      – Ja, ja... Sie reden eben wie alle Welt. Doch entschuldigen Sie, mein Herr, ich kann nicht länger verweilen... Ich bedauere... aufrichtig... Glauben Sie, wenn es mir möglich gewesen wäre... doch glauben Sie nicht, daß eine weitere Erwägung meine Entscheidung über Ihren Vorschlag zu ändern vermöchte. Uebrigens werden Sie nur wenige Tage zu warten brauchen. Jetzt beginnt hier die Saison, wo Handelsschiffe und Walfänger in Christmas-Harbour erscheinen, und Sie haben dann die Wahl, sich auf dem einen oder dem anderen einzuschiffen, gleichzeitig mit der Gewißheit, dahin befördert zu werden, wohin Sie es wünschen. Ich bedauere lebhaft... und empfehle mich Ihnen!«

      Mit diesen Worten zog sich der Kapitän Len Guy zurück und das Gespräch endete also ganz anders als ich gefürchtet hatte – in ziemlich höflicher, wenn auch förmlicher Weise.

      Da es zu nichts dient, sich gegen das Unmögliche aufzulehnen, gab ich die Hoffnung, mit der »Halbrane« zu fahren, auf, bewahrte aber meinen Groll gegen deren so wenig zuvorkommenden Kapitän. Ich will nur ehrlich zugestehen, daß meine Neugierde erwacht war. Ich witterte ein Geheimniß im Grunde dieser Seemannsseele und wäre gar zu gern dahinter gekommen. Die unerwartete Wendung bei unserem Gespräch, die so plötzliche Erwähnung des Namens Arthur Pym, die Fragen über die Insel Nantucket, die Wirkung meiner Mittheilung, daß zur Zeit unter der Führung Wilkes' eine Forschungsreise nach dem südlichen Eismeere im Gange sei, seine Versicherung, daß kein amerikanischer Seemann weiter vordringen werde, als... Ja, von wem wollte der Kapitän Len Guy denn sprechen?... Alles das war doch geeignet, in mir ganz seltsame Gedanken zu erwecken.

      Am nämlichen Tage erkundigte sich Meister Atkins noch, ob sich der Kapitän Len Guy etwas weniger abweisend gezeigt und mir vielleicht schon zugestanden habe, eine Cabine der Goëlette einzunehmen. Ich mußte dem Gastwirth erklären, daß ich mit meinen Verhandlungen nicht glücklicher als er gewesen sei, was ihn ziemlich stark überraschte. Er begriff die Halsstarrigkeit und Weigerung des Kapitäns nicht... wollte ihn gar nicht wiedererkennen. Woher mochte diese Veränderung kommen? Noch mehr persönlich berührte es ihn, daß der »Grüne Cormoran«, ganz entgegen der sonstigen Gepflogenheit während des Aufenthalts der »Halbrane«, weder von der Besatzung, noch von den Officieren besucht wurde. Es schien, als gehorchte die Mannschaft einem ausdrücklichen Befehle. Nur zwei- oder dreimal erschien der Hochbootsmann im Gastzimmer des Wirthshauses – das war alles. Meister Atkins fühlte sich darum natürlich höchst enttäuscht.

      Was Hurliguerly betraf, erkannte ich, daß er nach seinen ersten, etwas voreiligen Versprechungen weitere unnütze Beziehungen zu mir nicht mehr zu unterhalten sachte. Ob er seinen Vorgesetzten zu meinen Gunsten zu beeinflussen gesucht hatte, konnte ich freilich nicht sagen.

      Im Laufe der drei folgenden Tage, am 10., 11. und 12. August, wurde an Bord der Goëlette an deren Verproviantierung und einigen Ausbesserungen gearbeitet. Man sah die Mannschaft auf dem Decke hin und her gehen, die Matrosen die Masten erklettern, das laufende Gut untersuchen, die Strickleitern und Stagtaue nachspannen, die während der letzten Fahrt etwas erschlafft waren, ferner die obere Wand und die Schanzkleidung, die vom Anprall der Wogen entfärbt waren, neu anstreichen, sah sie frische Segel an den Raaen befestigen oder alte soweit ausbessern, daß sie bei gutem Wetter noch benutzt werden konnten, und da und dort die Nähte am Rumpf und am Verdeck mit kräftigen Hammerschlägen frisch kalfatern.

      Diese Arbeiten gingen in großer Ordnung vor sich, ohne das Schreien, Rufen und Streiten, das man bei Matrosen, die still vor Anker liegen, gewöhnlich beobachtet. Die »Halbrane« mußte ebenso gut befehligt, wie ihre Mannschaft discipliniert und schweigsam sein. Nur der Hochbootsmann mochte sich von seinen Kameraden unterscheiden, denn mir schien es, als ob er stets zu lachen, zu scherzen und zu schwatzen bereit wäre – wenn er nicht etwa nur auf dem Lande seiner Zunge so freien Lauf ließ.

      Schließlich verlautete, daß die Abfahrt der Goëlette auf den 15. August festgesetzt sei, und am Abend vorher hatte ich noch keine Ursache zu glauben, daß der Kapitän Len Guy von seiner so bestimmten Absage zurückgetreten wäre.

      Ich dachte auch kaum noch an die Sache und hatte mich in das Unvermeidliche gefügt, ebenso wie mir jede Luft, mich zu beklagen, vergangen war. Wenn wir, der Kapitän Len Guy und ich, uns auf dem Quai begegneten, sah es aus, als hätten wir uns nie gekannt und fast noch niemals gesehen. Er ging an der einen Seite, ich an der anderen vorüber. Ich muß jedoch einfügen, daß mir seine Haltung ein- oder zweimal etwas zögernd erschien, so als wollte er mich anreden, als würde er durch eine geheime Macht dazu getrieben. Gethan hat er es nicht und ich war nicht der Mann dazu, eine neue Auseinandersetzung an den Haaren herbeizuziehen. Ueberdies – ich erfuhr das am nämlichen Tage – hatte sich Fenimore Atkins, gegen mein bestimmtes Verbot, noch einmal, und wiederum erfolglos, in meiner Angelegenheit an den Kapitän Len Guy gewendet. Nein, diese Sache war »abgethan«, wie man zu sagen pflegt, wenn das auch mit der Ansicht des Hochbootsmanns nicht übereinstimmte.

      Vom Wirth des »Grünen Cormoran« darum befragt, bestritt Hurliguerly, daß die Partie gänzlich verloren sei.

      »Möglicherweise, wiederholte er, hat der Kapitän sein letztes Wort doch noch nicht gesprochen!«

      Auf die Redereien dieses Schwätzers zu vertrauen, wäre indeß dasselbe gewesen, wie die Einfügung eines falschen Gliedes in eine Gleichung, und ich versichere hier, daß mich die bevorstehende Abfahrt des Schooners bereits ganz kalt ließ. Ich dachte nur noch daran, das Erscheinen eines anderen Schiffes vor den Kerguelen abzuwarten.

      »Noch eine oder höchstens zwei Wochen, versicherte mir der Gastwirth, und Sie werden glücklicher sein, Herr Jeorling, als bei dem Kapitän Len Guy Gewiß findet sich mehr als einer, der mit Vergnügen bereit...

      – Das glaub' ich, Atkins, vergessen Sie aber nicht, daß die meisten zum Fang an den Kerguelen bestimmten Schiffe hier fünf bis sechs Monate liegen bleiben, und so lange darf ich mit der Abreise nicht warten.

      – Die meisten, doch nicht alle, Herr Jeorling, nicht alle Schiffe! Manche berühren Christmas-Harbour nur ganz flüchtig. Es wird sich schon eine gute Gelegenheit bieten und Sie nicht bereuen lassen, auf der »Halbrane« keine Aufnahme gefunden zu haben.«

      Ich weiß nun nicht, ob ich etwas zu bereuen gehabt hätte oder nicht; gewiß ist aber, daß es in den Sternen geschrieben stand, daß ich die Kerguelen als Fahrgast der Goëlette verlassen und daß sie mich den außerordentlichsten Abenteuern, die die Seeannalen bis dahin zu verzeichnen hatten, entgegenführen sollte.

      Gegen halb acht Uhr am Abend des 14. August, als die Nacht die Insel schon einhüllte, schlenderte ich nach dem Essen auf dem Quai im Norden der Bucht umher. Das Wetter war trocken, der Himmel mit Sternen besäet, die Luft lebhaft bewegt und es herrschte eine fast schneidende Kälte. Unter diesen Umständen konnte dieser Spaziergang nicht weit ausgedehnt werden.

      Eine halbe Stunde später machte ich mich deshalb schon wieder nach dem »Grünen Cormoran« auf den Weg – da kreuzte meine Schritte eine Männergestalt, zauderte erst ein wenig, kehrte dann um und blieb vor mir stehen.

      Es war zu dunkel, als daß ich die Persönlichkeit gleich hätte erkennen können. Nach der so charakteristisch flüsternden Stimme zu urtheilen, konnte ich mich kaum täuschen, daß ich den Kapitän Len Guy vor mir hatte.

      »Herr Jeorling, begann er, morgen soll die Goëlette wieder unter Segel gehen... morgen früh... mit Eintritt der Ebbe...

      – Wozu nützt es, mir das mitzutheilen, da Sie sich ja doch weigern...

      – Ich habe mir die Sache überlegt, und wenn Sie nicht anderen Sinnes geworden sind, so stellen Sie sich morgen früh um sieben an Bord ein.

      – Wahrlich, Herr Kapitän, ich glaubte kaum, daß Sie auf diese Angelegenheit noch einmal zurückkommen würden.

      –


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