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Der Gärtner war der Mörder. Wolfgang SchneiderЧитать онлайн книгу.

Der Gärtner war der Mörder - Wolfgang Schneider


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Ernstl!“ Dann kippte er ihn in einem Zug weg und wandte sich wieder an Sedlmeyer:

      „Des da hinten, des is der Ernstl, also quasi der DJ.“ Sedlmeyer nickte.

      „Den Ernstl kenn ich noch von früher her, weißt schon, in den achtzigern war des, da ham mir mal zusammen in einer Band gespielt, der Ernstl und ich!“ Er sah Sedlmeyer bedeutungsvoll an. Dann fuhr er fort: „Und ich sag's dir gleich, wie's is: des war'n noch andere Zeiten damals!“ Dieser Satz leuchtete Sedlmeyer sofort ein: Fokuhila-Frisuren, neongelbe Frottee-Schweißbänder, Stretch-Jeans, Björn Borg und Nena, die achtziger, wie sie manche am liebsten aus den Geschichtsbüchern streichen würden. Der Rotnasige nahm einen tiefen Schluck aus seiner Bierflasche und sagte:

      „Des war a super Zeit, war des! Weißt, ich damals an den Drums, in unserer Band, und der Ernstl am Bass. Normalerweise bist ja als Bassist immer eher im Hintergrund, aber beim Ernstl war des was ganz was anderes. Der war so voll im flow drin, weiß schon, und fast die gesamten Songs hat er geschrieben damals, der war sozusagen das brain in unserer Band!“ Dabei lachte er amüsiert. „Und auf der Bühne, mei ich sag's dir! Da war er der Star, der Ernstl, obwohl er nur Bassist war! Prost!“ Sie stießen erneut an. Dann sagte Sedlmeyer:

      „Es gibt schon einige Bassisten, die innerhalb der Band eine tragende Rolle spielen, so ungewöhnlich ist das nicht.“

      „Ah geh!“

      „Ja, Billy Sheehan zum Beispiel.“

      „Kenn ich ned.“

      „Der hat schon mit vielen von den ganz großen zusammen gespielt: Tony McAlpine, Steve Vai, David Lee Roth...“

      „Ah so, ja, den Steve Vai, den hab ich schon mal g'hört. Des is irgendwas mit Hardrock oder so.“

      „Ich würde es eher Heavy-Metal nennen“, präzisierte Sedlmeyer. Das brachte den Rotnasigen auf eine Idee und er war wieder in seinem Element:

      „Du, weißt was! Ich hab einen Spezi, der war mal Roadie bei den Scorpions! Ohne Scheiß, der hat die komplette Tour damals mit gemacht von denen, mit allem drum und dran, der war voll im Geschäft mit denen! Und weißt was! Ich verrat dir jetzt was...“ Dabei neigte er sich verschwörerisch zu Sedlmeyer hinüber und sagte mit gesenkter Stimme:

      „Mein Spezi, also der, wo mal Roadie war bei den Scorpions... Der hat eine original Flying-V von denen! Vom Rudolf Schenker persönlich!!!“ Die sogenannte Flying-V war eine legendäre E-Gitarre von Gibson, deutlich erkennbar an ihrem pfeilförmigen Korpus und besonders beliebt bei Rock-Bands der härteren Gangart – und unter anderem Markenzeichen der Scorpions.

      „Der mit der Flying-V war aber eher der Michael Schenker“ korrigierte Sedlmeyer.

      „Ja, da kannst recht haben“, sagte der Rotnasige, „aber die Gitarre ist jedenfalls von denen. Da sagst nix mehr, oder?“ Sedlmeyers Bewunderung hielt sich in Grenzen.

      „Ich weiß nicht recht... Die Scorpions sind nicht so meine Baustelle, was die machen, ist mir zu gewollt.“

      „Ja ich hab 'dacht, du bist a alter Rocker!“ Dabei grinste er kumpelhaft, „was findst'n du nachad guad?“

      „Pantera zum Beispiel, oder Steeler,...“ So, als ob er die Antwort gar nicht gehört hätte, fuhr der Rotnasige fort:

      „Ich steh ja total auf die Seventies, weißt schon. So mit erdigem Gitarren-Sound und so. Weißt, bei mir muss des a ehrliche Musik sein, ned so verkünstelt. Ich bin quasi ein ehrlicher Mensch, da brauch ich auch a ehrliche Musik, weißt schon.“ Er lachte herzhaft, offenkundig sehr zufrieden mit sich selbst. Dann fuhr er fort:

      „Du, weißt was! Jetzt verzähl ich dir a mal a G'schicht! Seiner Zeit, damals mit unserer Band, also der Ernstl und ich, mir hätt'n fast a mal in England g'spielt! Weißt warum? Ich kenn einen, a Spezi von mir, dem sei Schwägerin, also die kannte damals die Königin von England! Ich verzähl dir keinen Scheiß!“ Sedlmeyer blickte ihn stirnrunzelnd an. Dann sagte er:

      „Ja steht denn die Königin von England auch auf erdigen Rock?“

      „Weißt, des wär' jetzt nicht direkt bei der Königin selber g'wesen. Aber ohne Scheiß, mir hätten damals fast a Konzert in England g'habt. Mir ham ja auch schon immer englische Texte gesungen, weißt schon, heute zutage singen's ja alle auf deutsch, des passt doch überhaupt ned zamm!“ Dann wandte er sich wieder der Bedienung zu:

      „Du Kathi, bringst mir noch a Halbe bitte? Des wär lieb von dir. Und sag bitte dem Ernstl, er soll a mal was von Pink Floyd auflegen!“ Pink Floyd. Die hatten zwar böse Ausrutscher in die Untiefen des indiskutablen Weichspül-Rock auf dem Kerbholz, wie Sedlmeyer fand, aber er konnte sich ihrer suggestiven musikalischen Genialität dennoch nicht entziehen. Besonders die frühen Alben hatte er schon immer faszinierend gefunden; es widersprach zwar seinem Credo, außer Heavy-Metal nicht viel auf dieser Welt vorzufinden, was musikalisch bemerkenswert war, aber hier machte er eine Ausnahme:

      „Pink Floyd find ich tatsächlich auch nicht schlecht, obwohl sie mir eigentlich viel zu soft sind.“ Der Rotnasige war begeistert, einerseits von der Tatsache, dass er mittlerweile wieder ein neues Bier vor der Nase stehen hatte und andererseits von Sedlmeyer's musikalischem Zugeständnis:

      „Ja siehst! Ich hab ja gleich g'wusst dass mir uns einig sind! Prost!“ Er grinste selig. Dann sagte er: „Was machst'n du eigentlich so?“ Sedlmeyer antwortete:

      „Ich hab' früher mal Sozialpädagogik studiert.“ Das stimmte tatsächlich. Nach dem Abitur war es ihm nicht anders ergangen, als zahllosen Schulabgängern zu allen Zeiten: er hatte keine Ahnung gehabt, wie es jetzt weiter gehen sollte. Glücklicherweise war ihm die Bundeswehr erspart geblieben; irgend ein Fehler in der Wehrpflichtigen-Datei, irgend ein seltsamer Vorgang im Musterungsprozess seines Jahrgangs hatte dazu geführt, dass er schlichtweg übersehen worden war. Also war er ratlos dagestanden, direkt nach dem Abitur, und hatte beschlossen, ein Sozialpädagogik-Studium zu beginnen und damit einen Beruf anzustreben, der ihm eine gesellschaftliche Verantwortung übertragen und ihm eine sinnvolle Tätigkeit versprechen würde. Dies hatte er ein paar Semester lang durch-, es dann irgendwann aber nicht mehr ausgehalten. Sedlmeyer war ein ziemlich intelligenter und auch gebildeter Zeitgenosse, aber die Art und Weise, wie in diesem Studiengang mit Wissen umgegangen wurde, die Methodik des Lernens, die Themen, auf die fokussiert wurde, das war nicht seine Welt gewesen. Da wurde geschwafelt, ohne auf den Punkt zu kommen, wie er fand, da wurde eine Rede- und Diskussions-Kultur gepflegt, die in seinen Augen zu nichts führte und ihm mehr und mehr zuwider wurde. Also hatte er nach ein paar Semestern hingeschmissen und war wieder vor der Frage gestanden, wo es mit ihm hingehen sollte. Diverse Umwege und Zufälle hatten ihn dann schließlich zur Kriminalpolizei geführt. Und letztlich, wenn man es mal mit ein wenig Phantasie betrachtete, hatte sein Beruf als Kriminalbeamter durchaus Ähnlichkeiten mit dem Job eines Sozialarbeiters: die meisten seiner Klienten waren am Ende des Tages nicht viel mehr als arme Teufel, die erst auf dumme Gedanken und dann vom sogenannten rechten Weg abgekommen waren, denen man Erziehungsmaßnahmen seitens des Staates nicht ersparen konnte, die aber mit einem ernsten und wohlmeinenden Gespräch durchaus zu erreichen waren. Die Minderheit der wirklich üblen und teilweise schweren Verbrecher gab es allerdings leider auch; die wären ihm als Sozialpädagoge dann wahrscheinlich erspart geblieben.

      Der Rotnasige grinste ihn an und sagte:

      „Soso, ein Sozialer bist du also. Weißt, ich hab da einen Spezi, ein guter Freund von mir, der hat mal für so ein Kinderhilfswerk gearbeitet, Kinderhilfsdorf soundso. Und der Ernstl, also quasi der DJ des heutigen Abends, der ist mittlerweile auch im sozialen Bereich ansässig! Da sagt's nix mehr, gell!“ Dabei wandte er sich nach rechts zum DJ und rief lautstark zu ihm hinüber: „Du Ernstl, komm a mal her, des hier is ein Heavy-Metal-Sozialpädagoge, den musst unbedingt kennen lernen!“ Sedlmeyer fand nicht unbedingt, dass das sein müsse und sagte:

      „Ich bin kein Sozialpädagoge.“ Sein Nachbar war irritiert:

      „Ja was! Wie des jetzt?“

      „Ich hab nie fertig studiert.“

      „Ja sakrafix!


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