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Von Bagdad nach Stambul. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Von Bagdad nach Stambul - Karl May


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ausgebreitet. Wir setzten uns nieder, und ich gab Mohammed die nöthige Auskunft über den Köhler, der unser Führer sein wolle. Wir beschlossen, denselben scharf zu beobachten.

      Dieser schleppte jetzt aus der Hütte einen Sack groben Mehles und brachte dann ein Tongefäß voll Salz. Hierauf folgte ein Topf, welcher Jahre hindurch mysteriösen Zwecken gedient zu haben schien. Sodann öffnete er eine kleine Grube hinter dem Hause. Sie war mit Steinen ausgekleidet und enthielt seinen Fleischvorrath, welcher in zwei Hasen und einem bereits ›angespeisten‹ Rehe bestand. Nun konnten wir wählen. Wir entschieden uns für das Reh. Es wurde an dem Wasser gehörig ab- und ausgespült; dann machten wir ein Feuer nebst Bratspießvorrichtung, und während Halef die Pferde tränkte und der Kurde mit seinem langen Messer Futter für sie schnitt, gab ich mich der so viel Aufmerksamkeit erheischenden, aber auch lohnenden Beschäftigung des Bratspießdrehens hin.

      »Schmutziger Kerl!« brummte der Engländer; »aber auch fleißig. Schade!«

      »Warum Schade?«

      »Miserabler Topf! Yes! Wäre so schön gewesen, wenn Topf reinlicher wäre. Könnte so schön darin braten!«

      »Aber was denn, zum Kuckuck?«

      »Pudding.«

      »Pudding? Ah! Wie kommt Ihr auf einmal auf Pudding, Sir?«

      »Hm! Bin ich nicht Englishman?«

      »Allerdings. Aber sagt mir doch um aller Welt willen, was für einen Pudding Ihr hier backen wolltet?«

      »Irgend einen. Yes!«

      »Ich kenne über zwanzig Puddingarten, aber keine einzige, welche wir hier bereiten könnten.«

      »Ah! Oh! Warum?«

      »Weil Alles fehlt.«

      »Alles? O, no! Haben Reh, Mehl, Salz – Alles!«

      »Reh, Mehl, Salz – Alles! Schön, Sir, ich werde mir dieses köstliche Recept merken! Was man sonst zum Fleischpudding zu brauchen pflegt: Speck, Eier, Zwiebel, Pfeffer, Zitrone, Petersilie, Senf-Sauce, verdirbt nur das Gericht.«

      »So ist es! Well!«

      Er erhielt statt seines Pudding ein tüchtiges Stück Rehkeule, von dem er auch nichts übrig ließ. Als ich den Braten zu zerlegen begann, stand der Kurde an der Ecke seines Häuschens und leckte sehnsüchtig den Ruß von seinen Fingern.

      »Komm her, Allo, und iß mit!« lud ich ihn ein.

      Im Nu hatte ich ihn an meiner Seite, und ich sah es ihm an, daß wir von diesem Augenblick an dicke Freunde seien.

      »Was kostet Dein Reh?« frug ich ihn.

      »Herr, ich schenke es Euch. Ich fange mir ein anderes.«

      »Ich werde es Dir dennoch bezahlen. Hier, nimm!«

      Ich langte in das verborgene Fach meines Gürtels und holte zwei Piaster hervor, die ich ihm gab.

      »O, Herr, Deine Seele ist voller Barmherzigkeit! Willst Du nicht auch die Hasen braten?«

      »Wir nehmen sie morgen mit.«

      In der Nähe des Häuschens lag ein großer Haufen Laub. Dieses schleppte der Kurde nun herbei, um uns ein fünffaches Lager zu bereiten. Mit Hülfe unserer Decken brachte er es wirklich ganz prachtvoll zu Stande, so daß wir uns am andern Morgen gestanden, lange nicht so gut geschlafen zu haben.

      Vor dem Aufbruche aß ein Jeder von uns ein Stück von dem übrig gebliebenen Rehbraten.

      »Habt es bezahlt, Master,« sagte Lindsay; »werde es Euch wiedergeben.«

      »Kleinigkeit!«

      »Wird dieser Gorilla uns führen, und wieviel erhält er?«

      »Zwei Piaster pro Tag.«

      »Werd ich ihm geben. Verstanden?«

      »Gut, Sir!«

      Da auch die Haddedihn einverstanden waren, den Kurden als Führer mitzunehmen, so nahm ich diesen in's Examen.

      »Hast Du einmal vom Kiupri-See gehört?«

      »Ich war dort.«

      »Wie weit ist es bis dorthin?«

      »Wollt Ihr viele Dörfer sehen oder wenige?«

      »Wir wollen wenig Menschen treffen.«

      »So werdet Ihr sechs Tage brauchen.«

      »Welches ist der Weg?«

      »Man geht von hier bis an den Berozieh und am Wasser empor bis nach Amehdabad; dann geht ein Paß nach rechts ab, welcher nach Kizzelzieh führt, und dort sieht man das Wasser, welches in den Kiupri-See läuft.«

      Das war zu meiner Verwunderung und Genugthuung ganz genau derselbe Weg, den ich vorgezeichnet hatte. Der Bulbassi-Kurde, welcher mir diese Gegenden beschrieben hatte, war also doch ein guter Berichterstatter gewesen.

      »Willst Du uns führen?« frug ich neuerdings.

      »Herr, ich kann Euch führen, bis man nach Bagdad zu die Ebene erreicht!« antwortete er.

      »Wie hast Du diese Pfade kennen gelernt?«

      »Ich habe die Händler geführt, die beladen in die Berge kommen und dann leer wieder gehen. Damals war ich noch nicht Kümürdar.«

      Dieser Mann war trotz seines Schmutzes eine wahre Perle für uns. Er schien ein wenig beschränkt zu sein, aber ein ehrliches, anhängliches Gemüth zu haben. Darum beeilte ich mich, ihn zu dingen.

      »Du sollst uns bis zur Ebene führen und alle Tage Deine zwei Piaster erhalten. Wenn Du uns treu dienst, so darfst Du Dir auch ein Pferd kaufen, welches wir Dir dann schenken. Bist Du zufrieden?«

      Ein Pferd! Das war ein unendlicher Reichthum für ihn. Er ergriff meine Hand und drückte sie mit großer Inbrunst an diejenige Stelle seines Bartes, unter welcher man aus anatomischen Gründen seinen Mund vermuthen mußte.

      »O Herr! Deine Freundlichkeit ist größer als diese Berge! Darf ich auch meinen Hund mitnehmen, und werdet Ihr ihm Futter geben?«

      »Ja. Wir können Wild genug für ihn schießen.«

      »Ich danke Dir; ich habe keine Flinte und muß das Wild in der Schlinge fangen. Wann wirst Du mir das Pferd kaufen?«

      »So bald wie möglich.«

      Er hatte Salz, und ich trug ihm auf, einen Vorrath davon mitzunehmen.

      Welch ein kostbarer Artikel das Salz ist, lernt man erst dann erkennen, wenn man es Monate lang entbehren muß. Die meisten Beduinen und auch viele Kurden sind nicht an den Genuß desselben gewöhnt.

      Allo war schnell mit seinen Vorbereitungen zu Ende. Er versteckte sein Mehl und Salz in das erwähnte Loch, ergriff sein Messer nebst dem fürchterlichen Spieß und that seinen Hund an die Leine, die er sich um die Hüften schlang. Eine Kopfbedeckung gab es bei ihm nicht.

      Wir begannen diesen Tagmarsch mit erneutem Vertrauen auf unser gutes Geschick. Unser Führer leitete uns scharf nach Süd, bis wir am Mittag den Berozieh erreichten. Hier machten wir Rast und badeten in den Wellen des Flusses. Glücklicher Weise ließ Allo sich von mir bereden, ein Gleiches zu thun. Er gebrauchte den reichlich vorhandenen feinen Sand als Seife und verließ als ein anderer Mensch die wohlthätigen Wellen.

      Wir schlugen jetzt eine östliche Richtung ein, mußten aber manche Umwege machen, da am Flusse viele Ansiedlungen und Nomadenlager waren, die wir zu umgehen für nothwendig hielten. Am Abend übernachteten wir am Ufer eines Baches, welcher rechts vom Gebirge herab dem Berozieh entgegeneilte.

      Wir hatten am nächsten Morgen kaum eine Stunde zurückgelegt, als der Kurde stehen blieb und mich an mein Versprechen erinnerte, ihm ein Pferd zu kaufen. In der Nähe habe er einen Bekannten, dessen Pferd feil sei.

      »Wohnt er in einem großen Dorfe?« frug ich.

      »Es sind nur vier Häuser


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