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Diamantentropfen. Manfred QuiringЧитать онлайн книгу.

Diamantentropfen - Manfred Quiring


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Schuriks ohnehin schlechte Laune schlagartig weiter. Die Pillenforschung, wie er sein Arbeitsgebiet verächtlich nannte, würde sein weiteres Leben bestimmen. Wenn ihm nicht eine Lösung einfiel. „Für heute ist Schluss“, teilte er sich selbst in einem Anfall von Überdruss mit. Sollten die nächsten Versuchsreihen doch bis morgen, besser noch bis Montag warten. Er trug die Tagesergebnisse in die Kladde ein und räumte die Versuchsanordnung zur Seite. An einem Freitagabend hatte auch er das Recht auf Entspannung.

      Aber bevor er sich ins Nachtleben stürzte, wollte er noch einen Blick auf sein privates Forschungsprojekt werfen. Der Institutschef ahnte nicht einmal, dass sich sein Untergebener ganz nebenbei abseits der von ihm und dem Ministerium abgesegneten Bahnen bewegte. Wie sollte er auch, kam er doch so gut wie nie in die Niederungen der Alltagsarbeit.

      „Na, wie geht’s meinen Babys“, flüsterte Schurik, als er nach den sich teilenden Eizellen schaute. Dass er diese Experimente überhaupt machte, war natürlich nicht ganz legal. Er beruhigte sich damit, dass es nie zu den großen wissenschaftlichen Durchbrüchen gekommen wäre, hätten sich die Forscher immer an die Vorschriften gehalten.

      Er schob den Gedanken beiseite, denn was er jetzt sah, ließ eine wahnwitzige Hoffnung keimen. Das sah nach einem möglichen Durchbruch aus. Genaueres würde sich in den kommenden Tagen ergeben. Aber er war optimistisch. Am Ende des Tunnels glomm ein Lichtlein auf!

      Beschwingt tänzelte er durch die leeren Gänge des Instituts. Die Sicherheitskräfte warfen sich verständnisinnige Blicke zu.

      „Durchgeknallt, dieser Typ. Hat wohl zu viel an seinen Reagenzgläsern geschnüffelt.“

      Schurik merkte nichts davon, er überlegte euphorisch, wo und mit wem er den heutigen Abend gestalten würde.

      Kapitel 4 - Ein Mafiaboss verlässt die abchasischen Berge

      Stille. Absolute Stille. Er liebte diese morgendliche Stunde zwischen Nacht und Tag. Menschen und Tiere schliefen, nichts störte die Ruhe der Natur. Selbst die Schakale, die nach Einbruch der Dunkelheit regelmäßig ihre heulenden Gesänge anstimmten, lagen nun schweigend in ihrem Versteck und schliefen dem Tagesanbruch entgegen. Langsam trat er auf die Terrasse, fest in einen flauschigen Bademantel gehüllt. Der See zwischen den Bergen war nur zu erahnen, in der abnehmenden Dämmerung zogen Nebelschwaden über seine Wasserfläche. Auch seine Leibwächter, an strategisch wichtigen Punkten seines weitläufigen Grundstücks postiert, waren unsichtbar. Aber sie waren da, und sie waren verlässlich.

      Er hatte sie selbst ausgesucht, sie durch Zuwendungen und Privilegien an sich gebunden. Es waren ausgezeichnet ausgebildete Leute, teilweise noch in sowjetischen, andere in russischen oder georgischen Speznas-Einheiten trainiert. Die amerikanischen Ausbilder der Georgier ahnten wohl kaum, dass einige ihrer besten Kader jenseits der Grenze den höchst ehrenwerten Onkel Aladin, so durften ihn nur seine Vertrauten nennen, beschützten. Sie waren ihm dankbar für das komfortable Leben, dass er ihnen bot. Sie wussten aber auch, dass er ihre Familien nicht nur gut ernährte, sondern zugleich als Geiseln betrachtete. Das festigte die Loyalität.

      Der Alte selbst hatte keine Familie. Das passte nicht zu seinem Verständnis der ungeschriebenen Gesetze, nach denen er lebte. Familienbande behinderten, schufen Abhängigkeiten und machten angreifbar. Daran hatte er sich immer gehalten. Die wechselnden Frauen in seinem Haushalt hatten das zu akzeptieren. Dafür genossen sie auch dann noch einen angenehmen Lebensstandard, wenn ihre Zeit gekommen war und sie das Haus wieder verlassen mussten.

      Der Alte zog es vor, die Dinge gütlich zu regeln und war bisher immer gut damit gefahren. Ein beleidigtes und rachsüchtiges Weib, das war seine Überzeugung, konnte zum Zusammenbruch ganzer Imperien führen. Fürchte eine böse Frau mehr als einen bösen Mann, sagten die Kaukasier. Und sie hatten Recht.

      Er stand in letzter Zeit oft zu dieser Stunde draußen. Im Schlafzimmer lag eines dieser blasshäutigen Mädchen, die er in jüngster Zeit bevorzugte und die er aus dem Baltikum einfliegen ließ. „Sie lispeln so erotisch“, hatte er seinem alten Freund Niko anvertraut. Sich auf das Geländer stützend, genoss er die Stunde, da die Sonne sich über den Berggipfeln mit einem rötlichen Schimmer ankündigte, die Schatten langsam aus dem Tal wichen und der Riza-See sich aus nebliger Umhüllung schälte.

      Mit Rührung erinnerte er sich seiner Großmutter. Sie kannte nicht nur unzählige Spruchweisheiten für alle Lebenslagen. Sie war auch ein schier unendlicher Quell für die Märchen und Sagen des Kaukasus. Bis heute gefiel ihm die Geschichte darüber, wie die Abchasen zu ihrem Land kamen, am besten. Mit ihrer tiefen, murmelnden Stimme hatte sie sie ihm vor dem Einschlafen unzählige Male erzählt.

      „So erfahre nun, du, mein Enkelchen, wie es sich zugetragen hat in grauer Vorzeit“, begann sie mit stets gleichen Worten: „Als Gott den Völkern ihren Platz unter der Sonne zuteilte, so erzählen die Alten, vergaß Er aus irgendeinem Grunde die Abchasen, die ja ein kleines Volk waren. Irgendwie war Ihm sein Fehler peinlich und so wies Er ihnen schließlich einen Platz am Schwarzen Meer zu. Dort hatte Er eigentlich selbst leben wollen, so schön war die Gegend. Nicht von ungefähr wurde dieser Ort auch die paradiesische Laubhütte genannt.“

      An dieser Stelle, das gehörte zum abendlichen Ritus, fiel der kleine Aslan seiner Großmutter ins Wort: „Aber wo ist denn Gott geblieben, ganz ohne Land?“

      „Habe Geduld, du sollst es erfahren“, wies die Alte ihn zurecht. „Gott begab sich, statt auf der Erde zu leben, in den Himmel, um dort zu wohnen. Zurück ließ er seinen Tross von Göttern und Meerjungfrauen, während sich die Abchasen in seiner irdischen Residenz ansiedelten. Und deshalb sind sie das glücklichste Volk der Welt.“

      Dem Alten gefielen derlei Geschichten, auch wenn diese gleichermaßen von den verfeindeten Georgiern beansprucht wurden. Sie befriedigten den Teil seiner kaukasischen Seele, in den er selbst seinen Hausgeistlichen nicht blicken ließ.

      Ihm reichten vier, fünf Stunden Schlaf. So gewann er dem Tag etwas mehr Zeit ab. Er konnte danach eh kein Auge mehr zu tun. Die Beine, der Rücken, überall plagten ihn Schmerzen. Nun ja, in seinem Alter – er hatte die 80 überschritten - eigentlich kein Wunder. Wenn du in deinem Alter am Morgen aufwachst und hast keine Schmerzen, dann bist du tot.

      Sein faltiges, von ein paar stümperhaft zusammengenähten Narben gezeichnetes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. So weit war es noch lange nicht, auch wenn er das Geflüster hinter seinem Rücken körperlich zu spüren glaubte. Er habe die Dinge nicht im Griff, er werde nachlässig, weich gar, er weise die Konkurrenz nicht mehr in gebührender Weise in die Schranken, er verstehe die Zeichen der Zeit nicht, tuschelte es.

      Undankbare Bande, brummte er vor sich hin. Hatte er nicht immer gut für seine Leute gesorgt? Sie an den fetten Gewinnen teilhaben lassen? Und wer schließlich hatte mit totsicherem Riecher erkannt, welch ein Potenzial die olympischen Winterspiele in Sotschi boten? Er war seine Idee gewesen, sich schon in einer ganz frühen Planungsphase in die Geschäfte mit den Olympiabauten hineingedrängt zu haben.

      Gezahlt hatten sie fast alle, die Straßenbaufirmen, die Betonwerke, die Bauunternehmen, die Hotels, Sportanlagen und das olympische Dorf aus dem Boden stampften.

      Seine Organisation bot ihnen ein Kryscha, ein Dach, unter dem sie ungefährdet agieren und Investitionsgelder abfließen lassen konnten. Seine Organisation war auch schon mal behilflich, wenn die Gefahr bestand, dass der falsche Bürgermeister gewählt wurde oder wenn Leute in den Behörden allzu akkurat oder allzu gierig wurden. Was freilich selten der Fall war, man kannte die Spielregeln. Das alles hatte natürlich seinen Preis. Entweder in Form von Bargeld, oder in Form von Beteiligungen. Onkel Aladin, den sie in Sotschi und Umgebung auch „die Zecke“ nannten, bevorzugte Bares.

      Der Alte hatte sich eigens wegen des Prestigeereignisses dieses Anwesen zugelegt, um die Dinge aus der Nähe kontrollieren können. Er lächelte still in sich hinein. Selbst der russische Inlandsgeheimdienst, hyperaktiv vor und während der Spiele, hatte seine Kreise nicht zu stören vermocht. Er hatte zwar 130 Objekte in Sotschi und 17 Olympiabauten unter Sonderbewachung gestellt. Vor allem auf dem Biathlon- und Skilanglaufstadion, dem alpinen Skisportzentrum, der Bob- und Rodelbahn, den Schanzen, dem olympischen Dorf, dem Pressezentrum


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