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Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman - Viola Maybach


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Haus gebaut?«, fragte sie ungläubig.

      Er lächelte. »Ja, habe ich. Ich habe mir alles, was ich dafür wissen musste, selbst angeeignet. Natürlich habe ich es ständig von Fachleuten überprüfen lassen, damit auch alles seine Ordnung hatte, und manchmal habe ich mir Hilfe geholt, aber das meiste habe ich allein gemacht. Ich hatte ja viel Zeit. Ich brauchte zunächst nur ein Zimmer und ein Bad, den Rest habe ich nach und nach fertiggestellt. Ist schön geworden – jedenfalls passend für meine Bedürfnisse.«

      »Es ist schön!«, bekräftigte Lucius.

      »Für meine Familie ist es allerdings nicht mehr als eine Hütte«, berichtete Ulrich amüsiert. »Aber die haben für meine Art zu leben ohnehin kein Verständnis.« Er stand auf. »Wir sollten uns an die Arbeit machen«, sagte er. »Hilfst du mir, Lucius?«

      Der junge Graf nickte und sprang auf. »Wo?«, fragte er. »Haben Sie irgendwo einen großen Tisch?«

      »Wir könnten die alte Tischtennisplatte nehmen«, schlug Elsbeth vor. »Die steht auf der Terrasse, kein Mensch braucht sie.«

      »Gute Idee«, bemerkte Ulrich beifällig.

      »Aber mehr als das halbe Tier brauchen wir nicht«, stellte Franziska fest. »Außerdem haben Sie es erlegt.«

      »Gut, dann teilen wir.« Ulrich lächelte erfreut. »Ich esse für mein Leben gern Wildgulasch«, gestand er.

      Voller Bewunderung sahen die beiden Frauen zu, wie geschickt er mit Lucius’ Hilfe zu Werke ging, um die Wildsau zu zerlegen. Das ge­schah so schnell, dass sie nur staunen konnten. Was sie mitnehmen wollten, wurde in Plastik gewickelt in Ulrichs Auto geladen, das in der Nähe geparkt war.

      »So«, sagte er, nachdem er sich in der alten Gutsküche gesäubert hatte, »nun kommen wir zurück zum Haus. Soll ich ein paar Sachen machen hier?«

      Franziska warf Elsbeth und danach dem jungen Grafen ratlose Blicke zu. »Ich weiß nicht«, erwiderte sie zögernd. »Das kann ich doch nicht annehmen, Herr von Rethmann …«

      »Natürlich sollen Sie hier einiges machen«, widersprach Elsbeth. »Wieso zierst du dich, Franzi? Wir brauchen Hilfe, und Herr von Rethmann bietet sie dir an. Wo ist denn das Problem?«

      »Bravo!«, rief Ulrich erfreut. »Genauso sehe ich das auch, Frau Lüders.«

      »Wir kennen uns nicht, und ich kann doch nicht einfach ein solches Angebot annehmen – noch dazu, wenn Sie nicht einmal bezahlt werden wollen«, sagte Franziska ratlos. Außerdem …« Sie brach ab. Natürlich brauchten sie Hilfe, aber so sympathisch sie die beiden Männer fand – sie blieben dennoch Fremde.

      »Ich will nicht bezahlt werden – aber die Männer, die mir helfen, brauchen schon eine Bezahlung«, erklärte Ulrich. »Die muss nicht so hoch sein wie sonst üblich, aber das sind gute Leute, die ohne eigene Schuld ihre Arbeit verloren haben. Können Sie die bezahlen?«

      »Das kommt darauf an«, erklärte Franziska. »Ich habe noch etwas Geld, aber die Frage ist, wie weit das reicht …«

      »Was würdest du denn hier machen wollen, Onkel Uli?«, erkundigte sich Lucius, um dem Gespräch eine klare Richtung zu geben.

      »Zunächst mal einen Rundgang«, brummte Ulrich. »Dann eine Mängelliste – und dann eine Liste dessen, was am dringendsten gemacht werden muss. Und eine Lis­te der Kosten, die unvermeidbar sind.« Er wandte sich an Franziska. »Wäre Ihnen damit gedient?«

      »Auf jeden Fall!«, erklärte sie lebhaft. »Ich muss ja wissen, was auf mich zukommt.«

      Ulrich nickte. »Du könntest mir ab und zu helfen, Lucius. Du müsstest auch nicht bezahlt werden.« Er zwinkerte den beiden Frauen zu, Elsbeth fing an zu lachen.

      »Ich habe noch einen Beruf, wie du weißt«, lächelte der junge Graf. Sein Blick ruhte dabei auf Franziska, die prompt errötete. »Aber an den Wochenenden …«

      »Also, dann machen wir jetzt einen Rundgang!«, erklärte Elsbeth resolut, um das ständige Hin und Her zu beenden. Sie war eine Frau der Tat, allzu langes Diskutieren machte sie nervös.

      Franziska gab ihren Widerstand auf. Wenn Elsbeth etwas beschlossen hatte, gab es sowieso kein Zurück mehr. Und letzten Endes hatte sie ja Recht – sie hatten alle Recht …

      *

      »Hast du Stress, Robert?«, fragte Dr. Walter Hornung seinen Patienten Robert von Hoyningen, der zugleich sein Freund war. Er hatte Robert gründlich untersucht und war hörbar beunruhigt aufgrund der Ergebnisse.

      »Ja«, gab Robert widerwillig zu. Er war noch bleicher als sonst und schwitzte noch mehr, obwohl es zwar warm und sonnig war, aber keinesfalls heiß.

      »Dann sage ich dir als Arzt und Freund, dass du umgehend weniger arbeiten musst. Wenn du nämlich so weitermachst, hast du sonst bald deinen ersten Herzinfarkt. Hör mal, du hast doch in den vergangenen Jahren so viel Geld verdient, dass du jetzt ohne Weiteres kürzer treten kannst.«

      »Es ist nicht die Menge der Arbeit, Walter.«

      »Sondern?«

      Robert wich dem Blick seines Freundes aus. »Es ist anderer Stress.«

      »Mit einer deiner Frauen? Herrje, dann hör endlich auf, dich von ihnen ausnehmen zu lassen! Irgendwo gibt es sicher eine, die nett und hübsch ist und der es um dich geht und nicht um dein vieles Geld. Aber du suchst dir ja immer solche aus, die …«

      Robert unterbrach ihn. »Es hat auch nichts mit einer Frau zu tun.«

      Walter ließ sich auf einen Stuhl sinken. »Dann sag mir, was los ist. Ich bin dein Freund, Robert, ich will dir helfen.«

      »Ich kann es dir nicht sagen.«

      »Dann kann ich dir nicht helfen. Willst du mit noch nicht ein­-

      mal vierzig Jahren sterben? Du hast Herzrhythmusstörungen, dein Blut­druck ist viel zu hoch, dein ganzer Körper spielt verrückt – ich muss dich ja nur ansehen, um das zu wissen. Du schwitzt, dir ist garantiert schwindelig, du hast Kopfschmerzen, dir ist morgens übel, du bist kurzatmig – was habe ich vergessen?«

      »Und ich habe Angst«, sagte Robert leise. »Am liebsten würde ich hier alles stehen- und liegenlassen und irgendwohin reisen, wo mich niemand finden kann.«

      Walter stieß hörbar die Luft aus. »Du hast dich auf krumme Sachen eingelassen, und die wachsen dir jetzt über den Kopf.«

      Robert nickte stumm.

      »Dann hör damit auf, Robert! Geh zur Polizei, mach dem ein Ende.«

      »Dann kann ich nie mehr als Notar arbeiten, Walter. Ich bin erledigt, verstehst du? Wenn du wüsstest, wie oft ich mir schon gewünscht habe, ich hätte mich auf diese Geschichte nicht eingelassen – aber jetzt ist es zu spät. Er hat mich in der Hand, und er erpresst mich. Ich hatte kurzfristig die Illusion, es ginge ihm nur um diese eine Sache, aber er will mehr, immer mehr. Und jetzt hat er sich etwas Neues ausgedacht …«

      »Wer?«, fragte Walter Hornung. »Wer ist der Mann, der dich so unter Druck setzt? Bitte, sag mir das.«

      »Ich kann nicht, Walter.« Robert erhob sich schwerfällig. Seine Stirn war nass, auch auf seiner Oberlippe hatten sich Schweißperlen gesammelt.

      »Ich lasse dich nicht gehen«, erklärte der Arzt energisch. »Wenn du keinen Ausweg siehst, ich schon: Du legst dich eine Weile in meine Klinik – wer krank ist, kann nicht arbeiten.«

      »Er würde mich finden, Walter. Und er würde wissen, dass ich nur versuche, mich zu verstecken.«

      »Und wenn schon! Du könntest ihn doch auch ruinieren – oder etwa nicht? Er mag etwas über dich wissen, aber du weißt auch etwas über ihn. Du bist nicht so wehrlos, wie du denkst!«

      »Ich … ich gehe jetzt, Walter. Danke, dass du mir helfen willst, aber ich glaube, das kannst du nicht.«

      »Doch, das kann ich. Du musst nur wollen. Überleg dir das mit meiner Klinik. Wenn ich dich da isoliere,


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