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Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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werde Binchen schnell zum Bäcker schicken«, bemerkte sie atemlos. »Bitte, Paps, sag jetzt nichts.«

      *

      Sabine dachte sich nichts dabei. Mit einem wehen Gefühl blickte Anschi ihr nach. Ihr Herz klopfte wie ein Hammer, als sie sich dem alten Herrn zuwandte.

      »Ich habe gehört, dass Sie die Tochter meines Sohnes sehr liebevoll aufgenommen haben, gnädige Frau«, sagte Otto Behrend stockend.

      Anschi schossen die Tränen in die Augen.

      »Wie konntest du das tun, Paps!«, schluchzte sie auf.

      »Kindchen, nun weine doch nicht!«, bat er. »Klarheit mussten wir doch schaffen. So habe ich es mir ja auch nicht vorgestellt, und außerdem ist bis jetzt noch nichts erwiesen.«

      »Doch«, behauptete Otto Behrend, »das ist meine Enkelin! Ich bin ganz sicher. Mein Sohn ist tot. Er ist schon so lange tot, wie Sabine auf der Welt ist. Er hat bestimmt nie etwas von der Geburt des Kindes erfahren, sonst hätte sie nicht so zu leben brauchen. Gewiss nicht.«

      »Sie können doch nicht einfach kommen und sie uns wegnehmen!«, begehrte Anschi auf. »Nein, Sie täuschen sich. Ich bin überzeugt, dass Sabine die Tochter meines Mannes ist. Ja, ich glaube es ganz bestimmt.«

      Herbert Kerst war fassungslos.

      »Anschi«, sagte er flehend, »sei doch vernünftig.«

      Sie legte den Kopf in den Nacken. Mit flammenden Augen sah sie ihren Vater an.

      »Stefan wollte nur mit Rücksicht auf euch nichts sagen«, sprudelte es über ihre Lippen. »Ich habe immer gewusst, dass Sabine sein Kind ist. Sie gehört zu uns! Niemand darf sie uns wegnehmen!«

      »Reg dich nicht auf, Liebes«, flüsterte Norma Kerst. »Komm, beruhige dich!« Und sie führte Anschi hinaus.

      »Meine Tochter erwartet ein Baby«, erklärte Herbert Kerst mit müder Stimme. »Jede Aufregung schadet ihr.«

      »Aber wenn sie selbst ein Kind haben wird, warum will sie dann Sabine auch behalten?«, fragte Otto Behrend hilflos.

      »Wie kann man es erklären? Ich weiß es auch nicht. Ich möchte das Kind ja auch behalten.«

      *

      »Das hat Paps nur getan, weil du ihn beeinflusst hast!«, warf Anschi ihrer Mutter vor. »Du warst gegen Sabine!«

      Norma war sehr blass. »Es tut mir entsetzlich leid, Kind, aber das habe ich wirklich nicht gewollt. Wie hätte ich auch auf den Gedanken kommen sollen, dass Herbert in der Weltgeschichte herumreist, um Sabines Vater zu finden.«

      »Stefan ist ihr Vater!«, erklärte Anschi trotzig.

      »Meinetwegen könnt ihr sagen, was ihr wollt. Das Kind muss jedenfalls herausgehalten werden. Es ist ein starkes Stück, dass Herbert den Mann gleich mitbringt. Denkst du, mir gefällt das?«

      »Mutti, bitte hilf mir doch!«, flehte Anschi. »Halt zu mir! Sprich du mit Herrn Behrend. Was soll Binchen denn bei diesem alten Mann?«

      Ja, wem sollte man es recht machen? Norma machte sich Vorwürfe, fühlte sich schuldig, diese Situation heraufbeschworen zu haben.

      »Ich werde Stefan entgegengehen. Er kommt mit dem Bus«, flüsterte Anschi. »Sag, dass ich mich ein bisschen hingelegt habe, Mutti, und sieh zu, dass dieser Behrend wieder verschwindet.«

      Anschi war bereit, Otto Behrend als ihren größten Feind zu betrachten. Sie dachte gar nicht daran, ihm auch nur das geringste Verständnis entgegenzubringen.

      *

      Sabine hatte unterwegs Bambi und ein paar andere Kinder aus dem Sonnenwinkel getroffen, die sie aufhalten wollten.

      »Ich muss schnell zum Bäcker und wieder heim«, erklärte sie. »Wir haben Besuch bekommen.«

      »Ihr habt jetzt aber viel Besuch«, stellte Bambi fest. »Da können wir morgen wohl gar nicht spielen?«

      »Vielleicht doch«, antwortete Sabine. »Vielleicht ist der Freund von Onkel Herbert morgen auch schon wieder weg.«

      »Morgen könntest du nämlich mit uns zur Sternseeklinik gehen«, meinte Bambi. »Meine Mami hat es schon gesagt.«

      »Da kommt schon der Bus«, rief Sabine. »Stefan wird kommen. Ich muss mich beeilen.«

      Sie lief schnell zum Bäcker, und so sah sie nicht, dass Anschi ihren Mann in Empfang nahm.

      Aber Bambi, die mit ihren Spielgefährten zum See hinunterging, sah es, und sie sah auch, dass Anschi ihren Mann weinend umarmte. Es stimmte sie sehr nachdenklich. Das schien ja kein netter Besuch zu sein, der da gekommen war.

      »Anschi, was ist denn?«, fragte Stefan bestürzt. »Hat es Ärger mit Mutti gegeben?«

      »Nein, Paps hat Herrn Behrend mitgebracht«, flüsterte Anschi. »Er soll Sabines Großvater sein. Stefan, du musst sagen, dass du Sabines Vater bist! Bitte, bitte, sag es, damit er wieder geht! Er will uns das Kind wegnehmen!«

      Nun war Stefan erst mal verwirrt.

      »Immer mit der Ruhe. Ich begreife gar nichts.«

      »Es gibt nur die eine Möglichkeit, dass du sagst, du seiest Sabines Vater!«, stieß Anschi hervor. »Du musst es sagen, Stefan!«

      »Du bist vielleicht gut, Kleines. Das geht doch nicht.

      »Doch, es geht! Mutti steht auch auf meiner Seite!«

      »Jetzt haut es mich aber um«, murmelte er.

      *

      Sabine hatte die Haustür offen gefunden, als sie zurückkam. Da sie rücksichtsvoll war, machte sie sich nicht bemerkbar.

      Sie wollte leise in die Küche gehen, als aus dem Wohnzimmer erregte Stimmen an ihr Ohr drangen. Sie waren nicht zu überhören.

      »Aber, Herr Behrend, alles spricht doch dafür, dass Sabine meine Enkeltochter ist«, hörte sie. »Für mich ist es doch ein unsagbares Glück, jemanden zu haben, für den ich noch da sein, für den ich sorgen kann. Herr Kerst wird Ihnen bestätigen, dass ich Sabines Zukunft aufs beste sichern kann.«

      »Sie können uns das Kind nicht einfach wegnehmen«, entgegnete Stefan. »Es ist meine Tochter. Ja, es ist meine Tochter.«

      Trotz der Betonung klang es nicht überzeugend, aber das konnte Sabine nicht unterscheiden. Sie hatte nur vernommen, dass dieser alte Herr ihr Großvater sein sollte und sie mitnehmen wollte.

      Schnell stellte sie die Tasche mit dem Kuchen ab. Von einer quälenden Angst getrieben, schlich sie wieder aus dem Haus. In ihrem kleinen Kopf ging alles durcheinander.

      Nein, sie wollte nicht weg von Anschi, nicht weg von Erlenried, nicht weg aus dieser Welt, die so unsagbar schön für sie geworden war.

      Sie lief, so schnell sie konnte, hinein in den Wald und hatte nur den einen Gedanken, sich so lange zu verstecken, bis dieser fremde Mann wieder fort war.

      Er würde schon gehen, meinte sie. Er würde sicher kein Kind haben wollen, das ungezogen war. Alte Leute wollen nur brave Kinder.

      Onkel Herbert, den sie doch so gern hatte und der so lieb mit ihr gesprochen hatte, hatte den Mann hierhergebracht. Sabine war tief enttäuscht, und es tat ganz schrecklich weh, daran zu denken, dass er es getan hatte, um sie von Anschi zu trennen.

      Sie war blindlings gelaufen und nun, ohne es zu wollen, in die Nähe der Felsenburg gelangt. Sie vernahm Stimmen und erkannte die von Magnus von Roth. Er schien einigen Leuten die Felsenburg zeigen zu wollen.

      Blitzartig kam Sabine ein Gedanke. Wenn es ihr gelang, sich in die Burg zu schmuggeln, würde man sie nicht finden. Bestimmt würde niemand darauf kommen, sie dort zu suchen. Und da würde sie sich auch nicht so fürchten wie in dem Wald, wenn es dunkel wurde.

      Lautlos pirschte sie sich heran. Die schwere Eichentür stand offen. Die Leute waren im Rittersaal. Dumpf klangen die Stimmen nach draußen.


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