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Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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und sie waren auch in das grüne Gewölbe hinuntergestiegen, in dem man sich leicht verstecken konnte.

      Sie huschte durch die Tür und schlich die Treppe hinunter. Dann kauerte sie sich in eine Nische. Ihr Herz schlug bis zum Hals, als die Stimmen deutlicher wurden und näher kamen.

      Aber dann hörte sie Magnus von Roth sagen: »Unten ist noch nicht viel zu sehen. Es wird noch einige Zeit dauern, bis alles hergerichtet ist, und es kostet natürlich auch viel Geld.«

      Dann entfernten sich die Stimmen wieder, und Sabine hörte, wie die Tür ins Schloss fiel.

      *

      »Wo nur das Kind so lange bleibt«, bemerkte Norma. »Es hat doch keinen Sinn, dass wir uns streiten. Es muss alles in Ruhe überlegt werden, das werden Sie doch einsehen, Herr Behrend.«

      »Ich will nicht, dass das Kind in Unruhe versetzt wird«, sagte Otto Behrend, »aber Sie werden doch so einsichtig sein, dass niemand Sabines Zukunft besser sichern kann als ich.«

      »Es geht doch nicht um Geld!«, erklärte Anschi erregt. »Es geht um die Seele des Kindes! Sie können sich doch nicht hineinversetzen.«

      »Wer sagt Ihnen das? Ich betrachte dieses Kind als spätes Vermächtnis meines einzigen Sohnes und möchte noch einmal betonen, dass es nicht so sein müsste wie jetzt, hätte ich von der Existenz des Kindes gewusst. Herrgott, warum ist diese Frau nicht auf den Gedanken verfallen, Sabine zu mir zu schicken?«

      »Vielleicht wusste sie, dass es zwei Stefan Behrend gab, und hat sich vorsichtshalber den lebenden ausgesucht«, bemerkte Herbert Kerst deprimiert.

      »Ich schaue jetzt jedenfalls, wo Sabine bleibt«, ließ Norma sich vernehmen.

      Doch kaum war sie draußen, kam sie schon wieder hereingestürzt.

      »Die Tasche mit dem Kuchen ist da, aber Sabine ist fort!«, sagte sie bebend.

      Sie sahen sich schweigend an. Schrecken malte sich auf allen Gesichtern.

      »Sie muss etwas gehört haben und ist weggelaufen«, flüsterte Anschi. »Oh, Stefan!« Und dann sank sie ihrem Mann weinend in die Arme.

      »Da haben wir etwas Schönes angerichtet«, meinte Herbert Kerst zu Otto Behrend. »Jetzt lassen wir den Streit beiseite und suchen das Kind.«

      *

      Sabine war in den Rittersaal gegangen und hatte sich in einen der schweren Eichensessel gesetzt. Ganz eng hatte sie ihre Arme an sich gepresst, denn es war sehr kühl in dem riesigen Raum.

      Anschi darf sich nicht aufregen, dachte sie immer wieder. Sie muss fühlen, dass ich ihr keinen Kummer bereiten will.

      Vielleicht teilten sich ihre Gedanken Anschi mit, denn sie war bei weitem nicht so aufgeregt, wie Stefan gefürchtet hatte.

      »Sie ist nicht vor uns weggelaufen«, sagte sie leise zu ihrem Mann. »Sie versteckt sich sicher, bis Herr Behrend wieder weg ist.«

      »Er wird nicht gehen, Anschi.«

      »Glaubt er etwa, dass ich ihn als Gast in unserem Haus aufnehme?«

      Das tat Otto Behrend nicht. Schließlich gab es den Gasthof Seeblick. Doch vorerst hatte er keinen anderen Gedanken, als Sabine zu finden.

      Wieder war er ganz einsam, dazu noch in einer Gegend, die er nicht kannte. Sein ganzes freudloses, einsames Leben stand vor seinen Augen, als er am See entlangging, während Herbert und Norma den Wald absuchten und Stefan sich anschickte, Auerbachs aufzusuchen. Vielleicht hatte Sabine sich zu ihnen geflüchtet.

      Es war zwar recht peinlich, andere Menschen hineinzuziehen, aber Sabine war wichtiger als solche Erwägungen.

      *

      Bambi hatte heute gar nichts zu erzählen gewusst, als sie heimkam, und darüber wunderte sich Inge Auerbach sehr.

      »Fühlst du dich nicht wohl, Bambi?«, fragte sie, als die Kleine so gedankenvoll vor sich hin blickte.

      »Ich schon, Mami, aber Frau Behrend fehlt etwas. Sie hat geweint, als sie ihren Mann abgeholt hat.«

      Da wird es doch nicht etwa Differenzen mit den Eltern geben, dachte Inge, die selbst solche Konflikte zwar nicht kannte, aber bei anderen schon miterlebt hatte.

      Nicht immer ging es zwischen den Alten und den Jungen so harmonisch zu wie in ihrer Familie. Allerdings mischten sich ihre Eltern auch niemals ein. Sie waren außerordentlich diplomatisch und auch sehr kluge Großeltern.

      »Warum mag sie wohl geweint haben?«, überlegte Bambi. »Sabine macht ihr bestimmt keinen Ärger. Aber sie haben noch mal Besuch gekriegt, und das wird ihr vielleicht ein bisschen viel.«

      Den Grund für Anschis Tränen erfuhren sie zwar nicht, als Stefan Behrend kam, aber es versetzte auch sie in Aufregung, dass Sabine unauffindbar war.

      Bambi schaute ängstlich drein.

      »Wir haben sie noch getroffen, als sie zum Bäcker ging und Kuchen holte. Sie hat gesagt, dass sie jetzt schnell machen muss, weil der Bus kam. Ob sie vielleicht das Geld verloren hat? Darum laufen manche Kinder auch weg.«

      Nein, das war es gewiss nicht, Stefan konnte die Einzelheiten doch nicht preisgeben.

      Bambi meinte, dass sie vielleicht bei den Höllerings sein könnte oder bei den Riedels. Sie machte sich gleich auf den Weg, um nachzuforschen, und nahm ihren Jonny mit.

      Inge Auerbach hielt Stefan noch zurück.

      »Ich will mich gewiss nicht einmischen, Herr Behrend, aber hatte Sabine vielleicht doch einen triftigen Grund wegzulaufen? Ich habe sie beobachtet. Manchmal ist sie mit ihren Gedanken ganz weit entfernt.«

      »Doch, es gibt einen Grund«, erwiderte er. »Sie werden es sicher später einmal erfahren, wenn wir Sabine gefunden haben. Sie hat keine Eltern mehr. Wir wollen sie gern bei uns behalten, doch nun – warum sollen Sie es nicht wissen ist ihr Großvater aufgetaucht. Es ist eine scheußliche Situation, vor allem für meine Frau, die sehr an Sabine hängt.«

      Mehr sagte er nicht darüber, doch es genügte Inge Auerbach, sich in die seelische Verfassung des Kindes zu versetzen.

      Bambi trabte indessen von Haus zu Haus, doch ohne Ergebnis. Nur Jonny zerrte und wollte anscheinend zum Wald.

      »Zur Felsenburg gehen wir heute nicht«, sagte Bambi. »Wir müssen Sabine suchen, hörst du! Such, Jonny!«

      *

      Otto Behrends Schritte wurden immer müder. Er fühlte sich unsagbar elend.

      Warum hatte Stefan ausgerechnet nach Göttingen gehen müssen? Warum war er eigentlich gegangen, wo er doch zu Hause alles gehabt hatte.

      Um sich selbst zu bestätigen? Um seinem Vater zu beweisen, dass er auf eigenen Füßen stehen konnte? Solche Beweise hatte er doch gar nicht verlangt. Er wäre doch froh gewesen, wenn sein einziger Sohn in seinem Geschäft geblieben wäre.

      Vielleicht war es nicht gut gewesen, dass er von seiner Mutter so verhätschelt worden und buchstäblich in einem Glaskasten aufgewachsen war.

      Nie hatte er auf der Straße spielen dürfen. Immer wurde er mit Ermahnungen, sich ja warm anzuziehen, nicht herumzutollen, in die Schule geschickt.

      Kein Freund, den er mitbrachte, fand Gnade vor den Augen seiner Mutter. Niemals brachte er später, als er erwachsen wurde, ein Mädchen mit.

      Otto Behrend wünschte sich sehr, zu wissen, wie Sabines Mutter gewesen war, wie sie zu seinem Sohn gestanden und was Stefan wirklich für sie gefühlt hatte.

      Hatte er Angst gehabt, seinen Eltern von ihr zu erzählen? Dann haben wir restlos versagt, sagte sich der einsame Mann. Auch ich.

      Stefan war an den Folgen einer schweren Lungenentzündung gestorben, die er sich bei einem Urlaub in den Dolomiten, den sie gemeinsam verbracht hatten, geholt hatte.

      Er war bei einer Bergwanderung in ein Gewitter geraten und hatte sich verirrt. Er war allein gewesen, und ungern erinnerte sich


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