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Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman. Leni BehrendtЧитать онлайн книгу.

Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman - Leni Behrendt


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ich ärgere mich darüber. Aber es heißt doch: Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.

      Nun, das ist doch wohl übertrieben, wenigstens soweit es mich betrifft.

      Und Liebe? Liebe ich meinen Mann? Wahrscheinlich. Denn ich möchte ihn nie missen, wäre unglücklich, wenn er von mir ginge. Könnte mich ohne ihn wohl kaum zurechtfinden.

      Ja, das muß wohl Liebe sein.

      Wenig später sollte die junge, unerfahrene Rosita bereits etwas von der Eifersucht zu spüren bekommen, und zwar als Detlef mit Marlene Grandt tanzte. Wie sie sich an ihn schmiegte, bestimmt mehr, als es ein offizieller Tanz erlaubte. Wie er sie anlächelte, mitten in ihre Augen hinein, die wie selbstvergessen an seinem stolzen Antlitz hingen. Wie eine eisige Hand griff es nach dem Herzen der kleinen Rosita.

      Sollte Detlef etwa Marlene lieben? Dieser Gedanke verstörte sie derart, daß sie bis in die Lippen erblaßte. Zum Glück bemerkte das niemand, weil Elke und der junge Kyrt zu den vergnügten Menschen traten, unter denen sie saß.

      »Ja, was habt ihr denn für glückstrahlende Augen?« fragte Papa Heinboldt, und schon legte seine Tochter den Finger auf den Mund.

      »Ssst, wir haben uns soeben verlobt, doch das soll hier noch nicht bekannt werden. Dieses traurige Haus scheint uns nicht der richtige Ort dafür. Es wäre wie ein böses Omen.«

      »Recht so, Marjellchen«, unterbrach der Vater sie gerührt. »Wir wissen schon Bescheid. Wißt ihr was, wir drücken uns heimlich, fahren zu uns und feiern dort so ein bißchen Verlobung. Daß Kyrts mitkommen, ist ja wohl selbstverständlich, doch wie ist es mit den Trutzgers?«

      In dem Moment trat Detlef heran und forderte die Gattin zum Tanz auf. Es wurde ein Tango gespielt, dessen Töne süß durch den Raum wehten – und da wußte die junge, bisher noch so kindliche Rosita plötzlich, was Liebe ist. Nicht die Liebe der Gewohnheit, die sie solange für den Mann empfand, der in ihrem Leben war, seitdem sie üherhaupt denken konnte, sondern die große, alles umschließende Liebe, von der man sagt, daß sie höchstes Glück und höchste Seligkeit birgt, aber auch tiefste Not und tiefstes Leid. Rosita erblaßte unter dem allmächtigen Gefühl, wie schutzsuchend krallte sie ihre Hand in den Frackärmel.

      »Kind, was hast du denn?« fragte der Mann leise. »Du bist ja plötzlich erschreckend blaß. Laß uns den Tanz beenden.«

      Dazu war sie gern bereit. Sie traten zu den anderen, wo nun auch Detlef in die Verlobung eingeweiht wurde und sich gleich den anderen bereit erklärte, mit zu der kleinen, improvisierten Verlobungsfeier zu fahren.

      »Wir dürfen aber nicht alle zugleich aufbrechen, das würde zu sehr auffallen«, gab Heinboldt zu bedenken. »So peu à peu müssen wir uns verkrümeln.«

      *

      »O Schreck, laß nach! Ausgerechnet jetzt kommt die Fregatte auf uns zugesegelt, hinterher stiefelt Tino, der geschniegelte Affe.«

      Da kamen sie schon heran und freuten sich über die lachenden Gesichter, mit denen man sie empfing. Sie waren eingebildet genug, anzunehmen, daß man sie überall gern sah. Wie konnten sie auch ahnen, daß die Bemerkung Papa Heinboldts die lachenden Mienen heraufbeschwor.

      »So frohe Gesichter sehe ich gern, meine Herrschaften«, lächelte Lidachen verführerisch, dabei jedoch nur Detlef ansehend. »Wollen Sie mit mir kommen, Graf Trutzger? Ich habe für meine Gäste eine Überraschung, bei deren Vorbereitung ich Sie gern zur Hilfe haben möchte.«

      »Das würde zwar eine schöne Überraschung werden«, legte er die Betonung auf das schmückende Beiwort, »aber ich kann mich dazu leider nicht zur Verfügung stellen, weil ich mir beim Tanz den Fuß vertrat«, log er mit einer Gelassenheit, die die andern vor unterdrücktem Lachen rot anlaufen ließ.

      »Oh, das tut mir aber leid. Da müssen wir wohl kühlende Umschläge machen, nicht wahr?«

      »Wie dürfte ich Frau Baronin das wohl zumuten.«

      »Ich täte es gern, wirklich. Man muß seinen Gästen gegenüber stets hilfsbereit sein.

      Ja was haben Sie denn, Frau Gräfin? Warum raffen Sie so ängstlich Ihr Kleid zusammen?«

      »Eine Maus!« zeigte Rosita auf die Erde. »Da, da läuft sie!«

      »Huuuch!« kreischte Lidachen auf und entfloh. Die andern im Saal wurden aufmerksam, umringten die entsetzte Gastgeberin, und Kyrt sen., der sich gleich den andern in der Gruppe vor unterdrücktem Lachen kaum noch zu helfen wußte, sagte:

      »Jetzt aber gekniffen, es ist die beste Gelegenheit dazu.«

      Eilends entschlüpfte man, und als man draußen außer Hörweite war, brandete ein Lachen auf, das kein Ende nehmen wollte.

      »I du verflixter kleiner Racker!« wischte Graf Rasmus sich die Lachtränen aus den Augen. »Wie kannst du den Damen nur so einen Schreck einjagen.«

      »Der Zweck heiligt die Mittel«, tat der arge Schelm großartig. »Wie hätten wir wohl sonst Lidachen loswerden sollen, die als erste Überraschung eine schöne Überraschung versprach, und als zweite sich als barmherzige Samariterin anbot. Das alles zusammen hätte gar eine Überraschung gegeben, wie sie überraschender hätte gar nicht sein können.«

      »Kleine Gräfin, was sind wir doch für ein großer Schalk«, griff Papa Heinboldt nach dem rosigen Öhrchen unter dem schimmernden Gelock, es zärtlich zupfend. »Aber nun hopp, damit die Fregatte uns nicht nachsegelt und den Grafen Detlef mit ihren grünlackierten Fängen umkrallt.«

      Lachend entschwand man flugs in den Autos und fuhr dem Heim der Heinboldts zu, wo es noch urgemütlich wurde. Und als das Brautpaar gar zum besten gab, auf welche Art Rosita es zusammengelistet hatte, da wurde das grazile Persönchen einfach zur Heldin des Tages.

      *

      Am nächsten Vormittag ritt Graf Detlef nach dem Lerchenhof, wo der Inspektor ihn am Tor bereits erwartete.

      »Gott sei Dank, daß der Herr Graf da sind. Es hat im Herrenhaus schon wieder einen Krach gegeben, daß die Wände wackelten. Die Kanaille hat ganz einfach den Teufel im Leibe!«

      »Dann wollen wir doch mal ein bißchen dazwischenfunken.« Der Graf saß ab und übergab dem Gutsbeamten das Pferd. »Halten Sie mir die Daumen, Sie Getreuer, damit es mir gelingt, hier Ordnung zu schaffen.«

      »Das walte Gott, Herr Graf.«

      Als dieser das Haus betrat, hörte er schon die keifende Stimme Lidas. Er ging ihr nach und fand die Megäre im Arbeitszimmer des Hausherrn.

      »Guten Tag«, grüßte er in die Schimpfkanonade hinein, worauf diese abbrach. Dann hatte die Furie sich rasch gefaßt und trat dem Gast liebenswürdig entgegen. Sie befand sich in einer Aufmachung, die Rosita mit ungewaschen und ungeplättet bezeichnet hätte. Unter dem geöffneten Morgenrock trug die verführerische Lida einen Schlafanzug, der in seinem hauchdünnen Stoff sehr viel preisgab, die Haare hingen strähnig um das verschminkte Gesicht.

      »Ah, Graf Trutzger«, lächelte sie ihn kokett an. »Nett von Ihnen, mich zu besuchen. Folgen Sie mir bitte in ein gemütliches Zimmer. Ich ziehe mich rasch an und stehe Ihnen dann vollkommen zur Verfügung.«

      »Danke für das gütige Anerbieten«, lächelte er sarkastisch. »Aber ich bin hergekommen, um meinen Freund zu besuchen.«

      »Dabei werden Sie mich wohl schlecht übergehen können«, fiel die Liebenswürdigkeit langsam von ihr ab. »Das hier ist nämlich mein Haus.«

      »Das ist mir aber neu«, tat er erstaunt. »Seit wann sind Sie denn die Besitzerin hier, wenn ich fragen darf?«

      »Seitdem ich mein Geld hineinsteckte. Von dem Augenblick an hat der da nichts mehr zu sagen. Ich werde ihn überhaupt unter Kuratel stellen lassen, weil er neuerdings auch noch säuft.«

      »Kein Wunder bei so einer Frau.« Der Graf musterte sie so verächtlich, daß es selbst dieser gewiß nicht prüden Person unbehaglich wurde. Unwillkürlich zog sie den Morgenrock zusammen, schnappte einige Male nach Luft und legte dann los:


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