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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel


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Heinrich es ab.

      So trollte er denn gegen zwei Uhr nachmittags von dannen. Fröhlich pfeifend schritt er die Straße entlang; anscheinend wollte er also einen kleinen Bummel nach der Stadt machen. Aber auch das schien nur so. Vorsichtig gelangte er auf Umwegen bald in den Stadtwald. Hier schien er alle Lustigkeit abgestreift zu haben. Möglichst lautlos durcheilte er die Wege, bog dann schließlich sogar mitten in eine Tannenschonung ein und verschwand bald hinter den schlanken Stämmen.

      Heinrich Seiler wollte heute zum dritten Mal versuchen, den Gebrüdern Albrecht hinter ihre Schliche zu kommen. Als er heute vormittag den älteren der Brüder zufällig auf dem gemeinsamen Hof getroffen hatte, da war plötzlich zwischen ihnen wieder der alte freundschaftliche Ton aufgekommen. Hans Albrecht erzählte ihm alle möglichen Geschichten, schenkte ihm auch einige Zigaretten, mit einem Wort, er war freundlich wie selten. Erst schien Heinrich Seiler die plötzliche Umwandlung ganz natürlich. Er, der Vereinsamte, freute sich, daß er wieder jemand zum Plaudern hatte.

      Aber bald, – sie saßen gerade auf der alten Brunnenröhre und rauchten – schien es Heinrich doch, als ob Hans Albrecht irgendeinen Zweck mit seiner Freundlichkeit verbände. Jener fing ziemlich plump an, den Freund über die Ereignisse des vorigen Abends auszufragen. Zunächst fiel Heinrich das nicht auf. Als jedoch der andere mit Beharrlichkeit von ihm Einzelheiten verlangte, so besonders von der Polizeiwache, als er dann sogar fünf Groschen aus der Hosentasche zog und diese großmütig spenden wollte, wenn er Näheres, womöglich das erfahren könnte, was die beiden Herren in dem kleinen Zimmer gesprochen hatten, da begann es Heinrich langsam zu dämmern.

      Doch er ließ sich nichts merken, er erzählte, was er wußte, und nahm nachher auch ruhig die fünf Groschen an. Dann plauderten sie noch über den Einbruchsdiebstahl bei Müller. Hans Albrecht zuckte nur die Achseln, als Heinrich ihm eingestand, daß er den oder die Diebe eigentlich bewundere. Ja, er zuckte die Achseln und lächelte dabei so spitzbübisch, so, als ob er damit ausdrücken wollte: ›Wenn ich reden würde …!‹

      Nach einer Weile meinte er dann wegwerfend: »Das ist nichts Besonderes! Hier in diesem Nest einzubrechen, ist doch ein Kinderspiel … Aber in Berlin, da, wo Alarmklingeln und dicke Panzerwände sind … Ja, da …«

      Wie Sehnsucht klang’s durch die letzten Worte.

      Heinrich Seiler hörte andächtig zu. Das imponierte ihm! Was doch der Hans nicht alles wußte! … Alarmklingeln, Panzerwände … Ja, der war ja auch schon sechzehn Jahre alt und nun schon lange bei einem Mechaniker in der Lehre. Ja, dieser Hans Albrecht …!

      »Hm,« meinte dann wieder Heinrich nach einer Weile, »aber wenn sie die kriegen, die da bei Müllers gestohlen haben …?!«

      »Kriegen?!« Hans Albrecht lachte laut auf. »Du, die Spitzbuben sind schlauer, als du denkst … Manchmal greift die Polizei auch den Falschen!« Und da lachte er wieder und schlug Heinrich vor Lustigkeit mit der Hand auf den Rücken.

      »Ja, den Falschen …« wiederholte er nochmals.

      Da war’s Heinrich Seiler plötzlich, als ob ihm ein Licht über die Vorfälle des gestrigen Abends aufginge. – Er wurde schweigsam immer weiter aber redete der andere. Jetzt verhöhnte er die Polizei, und dann – dann lachte er wieder und flüsterte seinem Nachbar zu: »Der Müller kann auf seine Uhren pfeifen, – die bekommt er sicher nie wieder …« Etwas wie triumphierende Freude klang aus diesen Worten heraus.

      Heinrich Seilers Jugendverstand begriff das alles noch nicht. Wenn er auch über sein Alter hinaus geistig vorgeschritten war, so fehlte ihm doch noch die Fähigkeit, schnell das Richtige aus diesem Gebaren des anderen herauszufühlen. Er ahnte nur, daß hier etwas nicht in Ordnung war, daß Hans Albrecht in irgend einer Beziehung zu der Geschichte des gestrigen Abends stehe …

      Als sie auseinander gingen, versprach der Hans ihm noch, daß er ihn nächstens mit ins Theater nehmen wolle, in das Varieteetheater, zu dem er von einem Freund jetzt immer Billetts geschenkt bekäme. Dann saß Heinrich wieder in der engen Stube, und paßte auf den Kranken auf, während die Mutter in der Küche das Mittagessen bereitete. Und da lichtete sich langsam das Dunkel in seinem Gehirn. Mit einem Male sah er klar … Die Freundlichkeit des älteren Albrecht war Absicht gewesen; er hatte ihn aushorchen wollen. Und weiter überlegte er sich jeder einzelne Wendung ihres Gespräches. Mit einem eigenartigen Instinkt fand er das Richtige, fand die Erklärung für manche Äußerung des sogenannten Freundes, fand auch den Übergang des Gesprächs zu dem Einbruch in dem Müllerschen Laden auffallend. –

      Lange saß er still auf seinem Stuhl, er hatte die Hände auf die Tischplatte gelegt und den Kopf darein gestützt. So grübelte er, baute Pläne. Ein seltener Tatendrang war über ihn gekommen; der Übereifer des Straßenjungen war in Bahnen gelenkt, in denen die natürliche Verstandesschärfe allein wirken sollte. Und der Erfolg von Heinrich Seilers langem Nachdenken war der Ausflug nach der Ginsterheide. –

      Es mochte gegen vier Uhr nachmittags sein. Über einem dichten Brombeergesträuch, das am Rande der Ginsterschlucht wucherte, spielten zwei Zitronenfalter, die der warme Frühlingssonnenschein ans Tageslicht gelockt hatte. Sie schwebten tändelnd auf die sprossenden Blätterknospen des Strauches nieder, um sich dann wieder graziös zu erheben …

      Heinrich Seiler, der im Schutz des dichten Rankengewirrs lag, hatte den Schmetterlingen nun schon eine ganze Weile zugeschaut. Dann aber dachte er wieder an sein Vorhaben. Und beinahe erschreckt über sein Versäumnis schaute er jetzt desto angestrengter im Kreisel her, indem er sich leicht auf den Händen aufrichtete. Wie lange er diesen Beobachtungsposten schon innehatte, wußte er nicht. Die Zeit war ihm wie im Fluge vergangen. Es gab da so allerlei zu sehen, was dem Jungen neu erschien, obwohl er Wald und Feld als großen Spielplatz sehr gut kannte. Ein paar Feldmäuse huschten ungestört durch die Gräser vor ihm, bald wieder verfolgte er einen Maulwurf mit den Blicken, der eine Röhre dicht unter der Erdoberfläche aushob, so daß der Boden sich unter seinem vorwärtswühlenden Körper wölbte. Die Stullen, die ihm die Mutter mitgegeben, waren längst verzehrt. Und die Sonne rückte höher und höher, aber der Erfolg dieses Tages schien auszubleiben. Kein menschliches Wesen war zu sehen; nichts störte die Ruhe in der Natur.

      Heinrich Seiler hatte sich seinen Platz der Stelle gegenüber ausgesucht, wo damals in jener Sonnabendnacht die Gestalten der Brüder Albrecht ihm so plötzlich entschwunden waren. Er lag genau gegenüber dem anderen Rand der Ginsterschlucht, sogar ganz genau gegenüber. Denn er entsann sich sehr wohl, daß die Brüder Albrecht damals gerade auf die dicke verkrüppelte Kiefer zugegangen waren, die als einziger größerer Baum halb über dem Abhang hing. Unter der Kiefer wucherten die Brombeer- und Ginstersträucher ganz besonders dicht. Aber zu den Früchten dieser Brombeerstauden war nicht zu gelangen. Dazu fiel die Schlucht zu steil ab. Und Heinrich wunderte sich, wie die Sträucher in dem lehmartigen Erdreich überhaupt hatten Wurzel fassen können.

      Wieder verging eine geraume Zeit. Hier in der Ginsterheide herrschte eine tiefe Ruhe. Nur die Mäuse raschelten durch die Gräser und jetzt … jetzt tönte von Ferne Glockengeläute herüber. Heinrich Seiler wurde ganz feierlich zumute. Seine Gedanken irrten plötzlich zu dem gestrigen Abend, da ihn jetzt wieder dieses unbehagliche, unzufriedene Gefühl überkam. Er dachte an mancherlei; daß er keinen Freund hatte, daß er hier …

      Da schnellte er empor. Er hörte einen eigentümlichen Pfiff, ähnlich dem, wie er zwischen ihm und den Brüdern Albrecht als Signal verabredet war. Der Pfiff ertönte gerade in seinem Rücken und jetzt vernahm er auch seitwärts leise Schritte. Vorsichtig bog er den Kopf dorthin. Zuerst war sein Spähen vergeblich. Aber dann schob sich ein geschmeidiger Körper vielleicht fünf Schritt von ihm dem Rande der Schlucht zu; jetzt konnte er die ganze Gestalt sehen, das Gesicht erkennen …

      Fast stockte ihm der Atem. Denn neben ihm lag der jüngere Albrecht – er beobachtete ihn genau – und schaute angestrengt in das grüne Wirrsal von Sträuchern hinüber, die unter der verkrüppelten Kiefer wucherten. Und dann … dann sah Heinrich Seiler, wie drüben plötzlich geschickt wie eine Katze ein Mensch den Abhang emporkletterte, den Stamm der Kiefer umfaßte, sich auf den Rand der Schlucht schwang, und sofort einige Meter weiter rollte, wo er, verborgen hinter einigen Ginsterstauden, ruhig liegen blieb. Das alles hatte sich so blitz-schnell abgespielt, die Bewegungen


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