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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel


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es nur durch die Straßen ging, bot dem Kriminalbeamten diese Jagd keine Schwierigkeiten. Als dann aber der Schatten des Waldes beide aufnahm, da mußte Fischer seine ganze Umsicht gebrauchen, um die Spur nicht zu verlieren. So kamen sie denn schließlich in die Heide – ein Gebiet, das dem Beamten ganz unbekannt war. Hier, wo das Mondlicht die Gegend beinahe in Tageshelle tauchte, verlor Fischer den Jungen, der auf Händen und Füßen vorwärtskroch, zwischen den Sträuchern bald aus den Augen. Trotzdem gab er die Sache nicht auf. Er hatte sich doch die Richtung gemerkt, in den Heinrich sich bewegte, und verfolgte diese nun, indem er ebenfalls auf allen Vieren über den Boden glitt.

      Fischer, der durch seinen Beruf an Anstrengungen aller Art gewöhnt war, merkte doch bald, wie sehr dieser Art der Fortbewegung ihn ermüdete. Öfters machte er Halt, um sich zu verschnaufen. Jetzt hörte er links von sich ein Käuzchen schreien. Argwöhnisch richtete er sich auf, weil er an irgendein Signal dachte, und schaute um sich. Aber nichts regte sich. Die Heide schien verlassen. Und von Heinrich Seiler konnte er trotz eifrigsten Spähens auch jetzt nichts erblicken.

      Ziemlich mißgestimmt setzte der Beamte seinen anstrengenden Marsch wieder fort. Eine Viertelstunde mochte vergangen sein, als er abermals, jetzt aber bedeutend näher, den Ruf des Käuzchens vernahm. Fischer lauschte. Nichts – nichts. Gerade wollte er sich aufrichten, um besser Umschau zu halten, da – schlug ein dumpfer Knall an sein Ohr, ein Knall, den er sich nicht recht erklären konnte.

      Ein Schuß? –

      Dafür war die Detonation zu dumpf gewesen. – Aber was konnte es sonst gewesen sein? –

      Vergeblich grübelte er darüber nach. Nicht lange, denn der Knall war von vorn gekommen – also vorwärts! Alle Müdigkeit war vergessen; die Erwartung spornte ihn an, daß er noch in dieser Nacht den Erfolg seiner wochenlangen Bemühungen vor sich sehen würde. Wie dieser Erfolg sein, worin er bestehen würde, darüber dachte Jakob Fischer nicht lange nach. Schon stürmte er, jetzt aufgerichtet und daher deutlich sichtbar, mit weiten Sätzen dahin, übersprang niedriges Gestrüpp, umging größere Gesträuchgruppen und machte nicht eher Halt, als bis er keuchend am Rande einer tiefen Schlucht stand. Nur mit Mühe hatte er so plötzlich seinem Dahinstürmen Einhalt tun können, und Minuten vergingen beinahe, bevor seine jagenden Pulse sich soweit beruhigt hatten, daß er Umschau halten konnte.

      Vor ihm fiel steil wie eine Wand die eine Seite der Schlucht ab, tief im Schatten liegend, während die andere von dem Mondlicht klar übergossen wurde. Fischers scharfe Augen glitten prüfend über die nächste Umgebung hin, blieben dann auf der nahen, einsamen Kiefer haften, die kaum zwei Meter rechts von ihm halb über der Schlucht hing und deren wunderliche Astformen er jetzt erstaunt musterte.

      Plötzlich schien’s, als ob Fischer wie eine leblose Masse zusammenbrach. Er lag jetzt lang ausgestreckt und bewegungslos da, nur sein Kopf ragte aus den Gräsern hervor und drehte sich langsam hin und her.

      So verstrich eine lange Zeit. Den Kriminalbeamten fröstelte. Der scharfe Lauf vorhin hatte ihn warm gemacht und der Erdboden strömte in dieser Frühjahrszeit noch eine ziemliche Kälte aus. Dabei nahm seine schlechte Stimmung wieder zu. Denn allem Anschein nach war auch diese nächtliche Jagd wieder vergeblich gewesen. Wo war der Junge hingekommen, wer hatte den Schuß – wenn’s überhaupt einer gewesen, abgefeuert? Zwei Fragen, auf die Fischer nichts zu antworten wußte, nichts! – Zwar hatte es ihm, als er sich so plötzlich zu Boden warf, geschienen, als ob sich da unten in der Schlucht etwas bewege, als ob Zweige rauschten und brachen. Aber er mußte sich doch wohl getäuscht haben. Denn jetzt rührte und regte sich nichts mehr; nirgends etwas Auffälliges. Das Einzige, – da um die Aste der einsamen Kiefer schwebte lautlos eine Eule, strich höher und niedriger. Jetzt war auch sie verschwunden.

      Jakob Fischer machte sich endlich auf den Rückweg. Und während er durch den schweigenden Wald dahinschritt, überlegte er nochmals in aller Ruhe die Ereignisse dieser Nacht. Da kam er zu dem betrübenden Resultat, daß er – sich hatte nasführen lassen. Man hatte ihn nur von Hause weglocken wollen, um dann ungestört neue Unternehmungen vorbereiten zu können. Wer wußte, ob es sich nicht morgen herausstellte, daß irgendwo ein neuer Einbruch verübt worden war – verübt in dieser Nacht, in der Jakob Fischer sich nur einen tüchtigen Schnupfen geholt hatte. Als er jetzt mehrere Male heftig niesen mußte, brummte er vor sich hin: »Geschieht mir ganz recht, mir Anfänger!«

      Dabei hatte der Beamte nie so falsch kombiniert, wie gerade heute.

      11. Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Es war am Morgen nach dem nächtlichen Streifzug Fischers in die Ginsterheide. Die Uhr der nahen Franziskanerkirche hatte gerade zehn geschlagen, als vor dem Portal des Polizeipräsidiums ein Taxameter hielt, dem sehr eilig zwei Herren entstiegen. Es waren dies der Kriminalkommissar Kern und ›seine rechte Hand‹, Jakob Fischer. Beide verschwanden in dem Gebäude und stiegen eilig die Treppe zum ersten Stockwerk empor. Hier klopfte Kern an die Tür, an der ein großes Schild mit der Aufschrift ›Polizeirat Scheller‹ hing. Die Beamten traten ein, und während der Kommissar auf den am Fenster an seinem Schreibtisch Sitzenden zuging, blieb Fischer bescheiden an der Tür stehen.

      Scheller hatte sich halb umgedreht und musterte den ebenso atemlosen wie aufgeregt Herren mit einem nicht gerade sehr wohlwollenden Blick. Der Kommissar, den Hut in der Hand hin und her schwenkend, stotterte hastig hervor: »Verzeihen Sie mein ungestümes Eindringen, Herr Rat, aber – wir sind in der Untersuchung der letzten Einbrüche einen bedeutenden Schritt vorwärts gekommen.« –

      Diese Worte haspelte er in seiner nervösen Art ab, ohne Betonung, während in seinem gelblichen Gesicht die Augen in geradezu fiebrigem Glanz funkelten.

      Scheller zog unwillkürlich interessiert die Augenbrauen hoch. »Was gibt’s denn, Kern? – Nun man los!« – Da erst sah er den noch an der Tür stehenden Beamten. Er nickte ihm wohlwollend zu und meinte dann scherzend: »Da ist wohl Fischer wieder der Macher, wie?«

      »Jawohl, Herr Rat,« beeilte sich Kern zu erklären, »Fischer hat in dieser Nacht so wichtige Entdeckungen gemacht, daß ich vorschlagen möchte –«

      »Halt, halt,« wehrte Scheller ab. »Nur nicht zu hastig. Zunächst möchte auch ich einmal wissen, was denn eigentlich passiert ist. Daher – kommen Sie näher, Fischer, und erzählen Sie, – aber, bitte, hübsch lang-sam und eins nach dem andern. – Wollen Sie Platz nehmen, Kern, – so, bitte!« Er zog für den Kommissar einen Stuhl herbei und langte dann nach seiner Zigarrentasche, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag. – Scheller war in gewissen Momenten ein sehr gemütlicher Vorgesetzter, wenn auch zugegeben werden muß, daß diese Gemütlichkeit oft nichts als feine Diplomatie war. Er liebte es, tüchtige Beamte weniger durch die Aussicht auf äußere Erfolge, als vielmehr durch die Erwartung eines liebenswürdigen, anerkennenden Wortes von seiner Seite anzuspornen. So bot er auch jetzt dem Kriminalbeamten mit ebenso verbindlichem »bitte, lieber Fischer« eine Zigarre an, wie er dies beim Kommissar tat. Fischer kannte seinen Vorgesetzten und zögerte daher nicht, sich die Zigarre auch sofort in Brand zu setzen.

      »So,« meinte der Rat dann mit beinahe behaglichem Schmunzeln, und drehte seinen Schreibsessel herum, »nun also ans Geschäft, meine Herren!«

      Fischer begann ohne langer Ausschweifungen die Ereignisse der letzten Nacht zu erzählen, wie er den Jungen durch das Fenster steigen sah, bis zu dem Augenblick, als er entmutigt heimkehrte und sich müde und unlustig in seinen Kleidern auf das Bett warf, um sich nochmals – zum wievielten Male wohl? – die Vorgänge ins Gedächtnis zurückzurufen, nachzusinnen, ob er denn wirklich nur genasführt worden war, ob er nicht doch aus dieser seltsamen Verfolgungsjagd irgendwie einen Vorteil ziehen könnte.

      »Und wie ich mir das alles so überlegte,« fuhr er fort, »da kam mir plötzlich die Idee, ob es nicht ganz gut wäre, dem Jungen einfach vor dem Fenster der Küche aufzulauern, ihn am Kragen zu nehmen und dann ihm zu sagen: ›Das und das habe ich gesehen – nun beichte, wo du gewesen bist!‹ –

      Als Fischer soweit gekommen war, ließ Scheller eine mißbilligendes »Hm, hm« hören.


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