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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel


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den Detektiv zu beachten, fragte er seinen Vater jetzt mit seiner hohen Fistelstimme:

      »Mäxchen sucht die Katzen … Wo die Katzen hin? Alle fort … Alle …«

      Truschinski blickte ihn verzweifelt an.

      »Zunächst sage dem Herrn hier erst guten Tag, wie es sich gehört, verstanden!« befahl er streng.

      Der Schwachsinnige machte daraufhin einen linkischen Diener.

      »Lassen Sie ihn nur, Herr Hausmeister,« meinte Schaper freundlich. »Wir haben uns heute schon begrüßt, nicht wahr, Max?«

      Der geistig Kranke grinste ganz glücklich und reichte dem Detektiv plötzlich die Hand hin, die Schaper auch kräftig drückte.

      »Sie guter Mensch sein, Herr Müller, sehr gut,« erklärte er freudestrahlend. »Sie mir heute Geld geben … Mäxchen sich kaufen Schokolade …«

      Der angebliche Architekt lachte.

      »Sie sehen, Herr Truschinski, Ihr Sohn und ich haben schnell Freundschaft geschlossen.«

      Da begann der Kranke abermals, jetzt ganz weinerlichen Tones:

      »Vater, wo die Katzen hin? Mäxchen sucht immerzu … weg … weg …«

      »Die wirst du nicht wieder zu sehen kriegen,« antwortete der Alte kurz. »Fräulein Anni hat befohlen, daß sie abgeschafft werden. Ich habe die vier, die noch da waren, verschenkt.«

      »Aber Moritz – schwarzer Moritz auch weg?« fragte der junge Mensch hartnäckig.

      »Wo der geblieben ist, weiß ich nicht,« sagte der Hausmeister gleichgültig. Und zu Schaper gewendet:

      »Moritz war ein prächtiger schwarzer Kater, aber ein schlimmer Rumtreiber, der überall in der Nachbarschaft Liebschaften hatte. Vielleicht findet er sich wieder ein. Er war schon häufig tagelang verschwunden. Ihn möchte ich auch der Mäuse wegen behalten. Allerdings – ein Federbett und all die Leckerbissen wie zu Herrn Marschalls Zeiten – das gibt es nicht mehr. Die Wirtschaft hat aufgehört. Man hat ja wirklich Mühe, den Gestank nach den Tieren aus dem Hause rauszubekommen.«

      Der Schwachsinnige schlich betrübt davon. Waren doch die fünf Katzen seine einzigen Spielgefährten gewesen.

      Bald darauf begab sich auch Schaper wieder in seine neue Wohnung hinauf.

      Oben in dem Arbeitszimmer setzte der Detektiv sich an den altmodischen, vor dem Fenster stehenden Schreibtisch und versuchte – jetzt schon zum dritten Mal – die Geheimschrift zu enträtseln, die Rechtsanwalt Heiling in der Aktentasche des Hektor Brieux gefunden hatte. Er probierte wiederum alle Methoden durch, die er nur kannte. Aber auch heute blieb der Erfolg aus. Unmutig legte Schaper schließlich Papier und Bleistift beiseite, schaute nach der Uhr und machte sich dann zum Ausgehen fertig. Die elektrische Taschenlampe, die die Polizei nicht weiter beachtet hatte, steckte er in die Brusttasche seines Paletots und verließ nun das Haus, nachdem er das Blatt mit der Geheimschrift sorgfältig in seinen Koffer verschlossen hatte.

      Am nächsten Cafee stärkte er sich zunächst durch eine Schale ›Schwarzen‹ und fuhr dann mit der Straßenbahn die Charlottenburger Chaussee entlang bis zur Siegesallee. Hier verließ er den Wagen und begab sich zu Fuß nach der Bellevuestraße. Es war genau einhalb fünf Uhr nachmittags, als er an der Flurtür der Pension Stülpner läutete.

      In kurzer Zeit war dort sein Geschäft erledigt. Das Stubenmädchen, dem er die Taschenlaterne zeigte, wollte ganz bestimmt wissen, daß die, die der fremde Herr jetzt in der Hand hielt, dem Herrn Regierungsreferendar gehörte.

      »Ich irre mich gewiß nicht,« hatte die redegewandte, blitzsaubere Zofe wiederholt versichert. »Ich habe die elektrische Lampe nämlich mal beim Staubwischen heruntergeworfen, und dabei bekam der untere Aluminiumrand diese Beule.«

      Schaper drückte dem Mädchen einen Taler in die Hand, dankte für freundliche Auskunft und stieg sehr nachdenklich wieder die Treppe hinab.

      6. Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Eine Viertelstunde später saß der Detektiv Rechtsanwalt Heiling in dessen Sprechzimmer gegenüber.

      »Nun, bringen Sie etwas Neues?« fragte dieser interessiert.

      »Freilich. Deswegen erlaube ich mir auch nur, Ihnen einige Minuten Ihrer kostbaren Zeit zu rauben.«

      »Na – kostbare Zeit! – Das stimmt jetzt nicht ganz. Augenblicklich gehen die Geschäfte recht flau.«

      »Mein herzliches Beileid! – Streikt die Gaunerzunft etwa, um von den Herren Rechtsanwälten billigere Honorarsätze zu erpressen?« lächelte Schaper. »Das täte mir leid. Denn dann würde ja auch ich so ziemlich brotlos werden. – Doch nun genug der Worte ohne Zweck und Ziel,« fügte er ernst hinzu. »Hier – bitte, führen Sie mal diese Taschenlampe an Ihre Nase, Herr Doktor.«

      Heiling war zunächst über diese merkwürdige Aufforderung etwas überrascht, erfüllte dann aber dem Detektiv unverständlich lächelnd diesen bescheidenen Wunsch.

      Kaum hatte er die elektrische Taschenlampe aber einen Moment wie ein eine Fährte aufnehmender Schweißhund beschnüffelt, als er ganz begeistert ausrief:

      »Halloh! Jetzt begreife ich… Das Parfüm, das dieser Taschenlampe nicht gerade sehr intensiv, aber doch immer noch bemerkbar anhaftet, ist dasselbe, welches mein Riechorgan so schwer beleidigte, als damals im Stadtbahnzug Hektor Brieux neben mir saß. Und diese Laterne dürfte, wenn ich nicht ganz vorbeiahne, die sein, von der Sie mir erzählten, daß Sie sie glühend am Tatort im Katzen-Palais aufgefunden haben.«

      »Sie haben nicht vorbei, sondern richtig geahnt,« nickte Schaper.

      »So, dann nehme ich weiterhin an, daß Sie wegen dieser Taschenlampe zu mir gekommen sind.«

      »Auch das ist richtig. Ich will nämlich Ihren Rat einholen, Herr Rechtsanwalt, weil ich mich jetzt in einer unangenehmen Zwickmühle befinde. –

      Hören Sie also. –

      Diese Laterne stand brennend – ich betone dies! – auf einem kleinen Tischchen im Arbeitszimmer Marschalls, als ich dort dessen Leiche entdeckte. Ich hätte ihr nun sicherlich nie die geringste Beachtung geschenkt, wenn sie nicht eben geglüht haben würde und mir dadurch aufgefallen wäre. Fraglos war sie also noch kurz vor dem Morde, oder auch nach der Tat, benutzt worden. Damals nahm ich an, daß sie Marschalls Eigentum sei. Denn wozu sollte der Täter sich wohl am hellen Tage mit einer Taschenlampe herumgeschleppt haben – nicht wahr?«

      »Allerdings. Auch ich hätte so kombiniert,« meinte Heiling eifrig.

      »Jetzt weiß ich aber, daß die Taschenlaterne nicht dem Rentier gehört hat,« fuhr der Detektiv fort. »Und nicht nur dies – sondern auch, daß sie fraglos am Morgen des betreffenden Tages sich noch nicht in dem Zimmer befand. Marschall ließ nämlich die von ihm benutzten Räume des Katzen-Palais regelmäßig von dem Hausverwalter Truschinski in Ordnung bringen, wie mir dieser gestern beim Einzug in mein neues, interimistisches Heim erzählte. Somit hätte der Alte, der stets sehr sorgfältig Staub wischen mußte, die kleine Lampe unbedingt bemerken müssen – wenn sie eben schon irgendwo herumgestanden hätte. Heute, als ich der Sache auf den Grund gehen wollte, versicherte er mir wiederholt, er habe die Taschenlaterne noch nie gesehen. Einer der Polizisten werde sie wohl vergessen haben. –

      Diese seine Behauptung stimmte mich recht nachdenklich. Und da ich nun auch den kleinen, dem Lämpchen noch anhaftenden Parfümgeruch bereits vorher gespürt hatte, mich auch daran erinnerte, was Sie mir von dem stark duftenden Herrn ›Ingenieur Schmidt‹ erzählt hatten, wollte ich mich überzeugen, ob die niedliche Laterne vielleicht dem Regierungsreferendar gehöre.«

      Schaper machte eine kleine Kunstpause.

      »Nun – und?« fragte Heiling gespannt.

      »Sie ist Hektor


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