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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel


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steht, gar nichts von dem Absteigequartier weiß, ebenso wenig natürlich von den Einbrüchen und dem Mord. Ich habe mich schon einige Male mit den merkwürdigen Wirkungen der Hypnose beschäftigen müssen. Die Wissenschaft ist längst einig darüber, daß der Befehl des Hypnotiseurs, der unter seinem Einfluß Stehende solle gewisse Handlungen oder Tatsachen vergessen, bis zur äußersten Konsequenz von dem Hypnotisierten befolgt wird, das heißt, es wird ein teilweises Versagen des Gedächtnisses durch diese Art von Willensübertragung erreicht. – Dies liegt ohne Zweifel auch bei dem Grauen, dem Werkzeug der Schwester, vor. Diese, doch offenbar ein geistig hochstehendes Geschöpf, wird schon dafür gesorgt haben, daß jener Mann, wenn wir ihn entdecken sollten, aus bester Überzeugung vielleicht beschwören wird, jene Frau gar nicht zu kennen. Und natürlich wird ebenso sein Erinnerungsvermögen an alles, was mit dem Absteigequartier, den Diebstählen und dem Mord zusammenhängt, künstlich durch Suggestion ausgelöscht worden sein. In dieses Mannes Wohnung also etwa mangels eines anderen passenden Verstecks den Koffer abgesetzt zu haben, dazu ist die Schwester viel zu vorsichtig gewesen. Dritte Personen hätten ihn dort bemerken können, hätten fragen können: »Woher – wem gehört er?« Und der Mann hätte dazu nur schweigen oder aber ein Märchen erzählen müssen, daß ihm für diesen Fall vorzubringen befohlen war. Unter allen Umständen wäre dies gefährlich gewesen. Wir wissen ja nun aus Erfahrung, daß die Hauptgepäckaufbewahrungsstellen gern als Versteck für unredliches Gut benutzt werden.«

      Heller räusperte sich.

      »Ich habe bereits Befehl gegeben, den Koffer suchen zu lassen,« meinte er. – Also auch er war auf denselben Gedanken wie Gunolt gekommen.

      Sein Vorgesetzter nickte Heller anerkennen zu.

      »Wie denken Sie über die Diebstähle?« fragte er ihn dann.

      »Probeverbrechen,« erwiderte der stutzerhafte Wachtmeister kurz.

      Ich verstand nicht sofort. Gunolt wurde deutlicher. –

      »Ganz recht – Probeverbrechen! Die Schwester hat ihrem Werkzeug die Ausführung dieser Einbrüche befohlen, um zu prüfen, wie weit jener Graue in der Hypnose blindlings gehorchte und ob er sich auch für noch ernstere Befehle eignete. – Die Diebstähle sind nicht aus Eigennutz verübt. Die Beute ist nicht zu Geld gemacht worden. Jetzt werden einzelne Stücke davon sogar den Besitzern zurückgegeben. Die Schwester muß sich sehr sicher fühlen. Sie braucht die Kleinodien nicht. Der Zweck ist ja erreicht. Sie sind ihr lästig. Also – schickt sie sie anonym zurück. Aber gerade dies beweist, daß wir es war mit einer schlauen, aber auch einer recht unerfahrenen Personen zu tun haben. Die Rücksendung der Beute muß doch Verdacht erregen, muß den Eifer der Polizei aufs neue anspannen, in diese dunkle Angelegenheit Licht zu bringen.«

      Ich konnte ein qualvolles Aufstöhnen nicht unterdrückten. – Was hatte Beatrix nicht alles getan in ihrer wahnwitzigen Eifersucht, wozu hatte die Liebe sie verführt …?! – Wie ein furchtbarer Traum erschien mir das, was sie mit so viel kaltblütigem Raffinement eingeleitet hatte …! Und am niederdrückendsten für mich: Um meinetwillen all das, – aus Liebe zu mir …!! –

      Ich kam mir wie ihr Mitschuldiger vor. Ich glaubte Stimmen zu hören, die mir zuraunten: »Heliante starb deinetwegen …!!« Und da entschlüpfte mir das dumpfe Stöhnen, da mag mein Gesicht all die Seelenqual deutlich wiedergespiegelt haben …

      Gunolt legten mir herzlich die Hand auf den Arm.

      »Doktor, – seien Sie ein Mann!« sagte er warm. »Sie müssen stets daran denken, wie die Tote damals im Pavillon vor Ihnen lag, herausgerissen aus jungfrohem Leben, ein Bild der Gesundheit, ein Bild der Glücksverheißung für Sie, den sie liebte … – Das wird Sie stark machen. Die andere ist – eine berechnende Mörderin, nichts weiter …!«

      Ich starrte an ihm vorbei über den leuchtenden Spiegel des kleinen Sees … Ich sah dort Heliante über dem Wasser schweben, – Heliante – mit Rosen in der Hand – mit gebrochenem Blick – lächelnd – selig lächelnd …

      Ich erinnerte mich an die weiße Bank im Park.

      Heliante hält mir die Augen zu, küßt mich – küßt mich …

      Es war wieder Heliante, deren Lippen ich auf den meinen zu fühlen wähnte, – – nicht die andere …

      »Was sehen Sie?« fragte Gunolt plötzlich eindringlich.

      »Heliante!« erwiderte ich ohne Zögern und in einem Ton der Freude. Als ich den Namen ausgesprochen hatte, kam mir erst zum Bewußt-sein, daß Gunolt wohl geahnt haben müßte, was ich sah – zu sehen glaubte. Ich schaute ihn überrascht an. Er konnte also noch mehr als nur Gedanken erraten, die im Laufe einer Unterredung unausgesprochen blieben.

      »Der Tod Ihrer Braut wird gerächt werden,« sagte er hart. »Aber – erst müssen wir ihn haben, ihn, den Grauen.«

      Da erhob sich in mir wieder jene Stimme, die schon einmal so wild nach Rache geschrien hatte.

      Gunolt hatte ihn erwähnt, ihn hervorgehoben. Und er war für mich noch immer weit mehr der Gegenstand heißen Rachegelüstes als … die Schwester, mochte diese auch den Arm gelenkt haben, der den Stoß ausführte. Für mich blieb er mein wahrer Todfeind …

      Seltsame Gedanken schossen mir plötzlich durch den Kopf … Die Rosen – das Lächeln –!! – Gunolt schien beides vergessen zu haben, auch, daß er erklärt hatte: »Das Opfer muß den Täter gekannt haben …!« – Hier war ein Punkt, von dem ich ausgehen wollte bei der Jagd nach ihm!! Für die Gesetze war er nicht zu fassen, – nein! Er hatte ja den Paragraphen 51 zur Seite …! – Aber ich würde ihn fassen, würde ihn fragen: »Wie standest du zu Heliante, daß sie den Todesstoß von deiner Hand lächelnd hinnahm, – was warst du ihr, bevor sie mich küßte, – küßte und mir die Augen zuhielt, als ob … als ob sie an einen anderen dabei denken wollte …« –

      Nie gedachte Gedanken flogen mir zu wie giftige Pfeile …

      Vieles fand ich plötzlich heraus, was in dem Verhalten Heliantes mir gegenüber merkwürdig gewesen … Da waren winzige Kleinigkeiten, von mir bisher nie beachtet, nie kritisch geprüft … Nun ballten sie sich mit einem Mal zusammen, wuchsen zur Lawine an, preßten mein Herz, das alles daraus entschwand, daß nur die Zweifel blieben … Hatte Heliante mich wirklich geliebt …?! – – Mein Gott, – – wo geriet ich hin …, wo – wo – –?!

      Ich schüttelte Gunolts teilnehmende Hand ab, sprang auf …

      »Ich muß allein sein, meine Herren, – entschuldigen Sie mich …!«

      Ich rannte davon – – ich lief! Aber die Gedanken blieben um mich wie ein Mückenschwarm bei Gewitterluft …

      13. Kapitel

       Bei mir daheim …

       Inhaltsverzeichnis

      »Wenn du die Wahrheit erfährst, die volle Wahrheit, Allan, wirst du entweder dein Leben im Irrenhaus beschließen oder dir eine Kugel in den Kopf jagen,« sagte Beatrix leise, während ihre Stimme dabei so weich und tränenschwerer war, wie ich sie nie gehört habe.

      Ein stummes Flehen klang durch ihre Worte, deren unglaublicher Inhalt mich geradezu erstarren ließ in bangem Entsetzen.

      Sie erhob sich, reichte mir die Hand.

      »Leb wohl, Allan!« sprach sie ebenso leise, ebenso weich. »Ich habe einen schweren Weg vor mir. Ich weiß das. Aber ich will ihn gern gehen. – Leb wohl!«

      Meine Finger umschlossen ohne Druck die ihren.

      Augen schauten mich an, in denen eine ganze Welt von schmerzlicher Hingabe lag …

      Ich wollte die Augen nicht sehen …

      »Mörderin – arme Mörderin!« dachte ich. »Ich bedaure dich …«

      Eine Tür fiel ins Schloß. Ich war allein. –

      Das war das Ende dieser


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