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Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band - Walther Kabel


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      »Merkel? Professor Merkel?! – Das ist ja eine Heilanstalt für Nervenkranke! Was soll ich denn da …?!« rief ich. »Ich habe hier Besseres vor. Ich stelle dem Grauen nach, Beatrix, – dem Grauen – ihn – ihn …!!«

      Ihre Gestalt sank in sich zusammen. Ein Bild der Verzweiflung sah ich vor mir. – Natürlich – natürlich, sie wollte mich fortjagen von hier, – sie … fürchtete mich! Fürchtete auch, daß der Kampf, den sie um ihre Freiheit mit Gunolt ausfocht, der ja ihr schlimmster Gegner war, ihr durch meine Gegenwart erschwert werden könnte …!! – In ein Sanatorium …!! – – Wieder besann ich mich zur rechten Zeit auf das, was meine Pflicht war: »Vorsicht Beatrix gegenüber …!!«

      Und ich stützte mich auf die Lehne des Schreibtischstuhles und sagte freundlicher:

      »Ich kann jetzt hier nicht fort – wirklich nicht. Du machst ja um mein Wohlergehen besorgt sein, aber – – so schlimm steht es denn doch nicht mit mir!«

      Ihrer Erwiderung war abermals seltsam genug.

      »Weißt du, daß deine Mutter an Heliante geschrieben hat, noch bevor ihr euch verlobtet?«

      Ich starrte sie unsicher an.

      »Ja, ich weiß es,« sagte ich. –

      Ich – wußte es nicht …!! Und ich fuhr fort:

      »Ich muß diesen Mord aufklären, Beatrix, muß! Eher finde ich keine Ruhe …! Ich – – will Gewißheit haben!«

      Sie schwieg eine lange Weile, bis er gellende Pfiff einer vorüberfahren Lokomotive sie zusammenzucken ließ.

      Und dann stand sie auf … dann –:

      »Wenn du die Wahrheit erfährst, die volle Wahrheit, Allan, wirst du entweder dein Leben im Irrenhaus beschließen oder dir eine Kugel in den Kopf jagen …!! – –«

      Und nun bin ich wieder allein …

      Beatrix ist gegangen, hatte mir einen Chor von Gespenstern zurückgelassen …

      14. Kapitel

       Verhaftet

       Inhaltsverzeichnis

      Ich bin allein …

      Der Klubsessel am Fenster nimmt mich auf. Das dunkelrote Leder ist noch warm vom Körper des jungen Weibes.

      Der Klubsessel spielt eine große Rolle in diesem Drama. Wenn die Möbel des Zimmers sich nachts um die Geisterstunde unterhalten, wird er das große Wort führen, sich sogar über den Schreibtisch erhaben dünken …

      Ein Gespenst umkreist mich dauernd, raunt mir zu:

      »Ich bin das Geheimnis eines alten schottischen Geschlechts, Allan Dogmoore! Schau mich an …!! Ich habe zwei Gesichter, zwei Herzen –! – Denke an den Brief, Allan Dogmoore, den deine Mutter an die schrieb, die du ihr gegenüber deine beste Freundin nanntest. Die Mutter hat diesen Brief verschwiegen, auch die Freundin, die spätere Braut –!!«

      Klopfen an meiner Tür verscheuchte das Gespenst.

      Gunolt trat ein und setzte sich dann in den Schreibtischstuhl. Er sah ernst aus, sogar etwas feierlich.

      »Was bringen Sie, Gunolt?« fragte ich scheu. Ich ahnte Böses …

      »Wir haben den Koffer, Doktor.«

      »Ah! – Und …?!«

      »Und er enthält das, was ich vermutete. Alles, was »die Schwester« mitnahm aus dem Absteigequartier und … den Rest der Beute des geheimnisvollen Diebes. Außerdem noch etwas …«

      »Und das wäre?«

      »Eine Art Tagebuch des Diebes, des Grauen – ein paar Blätter, bekritzelt mit einer Schrift zumeist, die ich nicht kenne – eine alte Schrift, eine sehr alte wohl. Nur einzelnes habe ich daher lesen können. Es genügte. – Das Tagebuch war in einem Geheimfach des Koffers verborgen. Die Schwester hat es dort nicht gefunden. Sonst hätte sie es wohl vernichtet.«

      Kann ich diese Aufzeichnungen einmal sehen, Gunolt? Ich verstehe etwas von alten Schriftzeichen.«

      »Es ist bereits einem Fachmann zugeschickt worden, Doktor. Aber Sie sollen es gleichfalls prüfen.«

      Eine Pause.

      Dann ich: »Sie machen ein so ernstes Gesicht, Gunolt. Bringen Sie noch mehr Neuigkeiten?«

      »Ja. – Der Koffer ist von der Schwester, die die anderen Sachen während der Fahrt in der Droschke zum Stettiner Bahnhof – dort war der Koffer zur Aufbewahrung abgegeben – noch hineintun und einen Teil der Diebesbeute herausnehmen wollte, nicht mit den Schlüsseln der beiden Patentschlösser geöffnet worden. Sie hat ihn vielmehr aufgebrochen – mit Hilfe eines Stemmeisens, das sie sich von dem Taxameterkutscher lieh, der sie nach dem Bahnhof fuhr. Wir haben diesen ebenfalls entdeckt. Er hat noch andere wertvolle Angaben über die Person der Schwester gemacht.«

      Ich winkte dem Kommissar zu, und der schwieg.

      »Einen Augenblick, Gunolt … – Sie hat also die Schlüssel zu dem Koffer nicht in ihrem Besitz gehabt, sonst hätte sie doch …«

      »Sehr richtig,« unterbrach er mich. »Sonst hätte sie den Koffer nicht erbrochen und sich nicht auf dem Stettiner Bahnhof von dem Kellner des Wartesaales zweiter Klasse eine dünne Kette und ein Vorlegeschloß gekauft, um den Koffer damit wieder sicher zu verschließen.«

      »Und – was hat der Taxameterkutscher über die Schwester ausgesagt?«

      »Er hat etwas gerochen an ihr – ein Parfüm – und deshalb habe ich auch ihn vorhin zu Barks mitgenommen – auch ihn, außer der Kremk.«

      Ich krampfte meine Finger in das Leder der Seitenlehnen.

      »– Zu – zu Barks …?!«

      Er nickte. »Ich durfte keine Rücksicht weiter nehmen,« meinte er. »Ich habe die beiden Personen Beatrix gegenübergestellt. Sie waren sich ihrer Sache nicht sicher. Nur der Kutscher behauptete, Beatrix’ Parfüm sei dasselbe wie das jener verschleierten Dame. – Da mußte sie Lodenmantel, Lackhut und Schleier anlegen, mußte einige Sätze sprechen. – Ich habe sie verhaftet, und Heller bringt sie gerade nach dem Polizeipräsidium.«

      Ich knickte zusammen. Alles drehte sich um mich.

      Beatrix – verhaftet – verhaftet …!!

      Und wie aus endloser Ferne kamen nun Gunolts Worte an mein Ohr:

      »Ersparen Sie mir, Ihnen zu schildern, was für Szenen sich bei Barks abgespielt haben. Ihr Schwager hat sich eines ganzen Haufens von Beamtenbeleidigungen schuldig gemacht. Ihre Schwiegermutter fiel in Weinkrämpfe. Und der Geheimrat ist unterwegs zum Justizministerium. Sie alle wollen an Beatrix’ Schuld nicht glauben trotz der so schwer belastenden Beweise. Der Justizminister wird auch nichts ändern können. Ich bin meiner Sache ganz sicher.«

      »Und Beatrix selbst?« stieß ich heiser hervor.

      »Leugnete hartnäckig, lachte mich aus, entwickelte eine Ruhe, die mir so recht zeigte, wie verderbt dieses junge Weib sein muß. In dem Hexensabbat bei Barks war sie wohl die gelassenste, tröstete die ihrigen, trug mir auch auf, Ihnen, Doktor, zu bestellen, sie möchten Professor Merkel nicht vergessen …! – Mehr sagte sie nicht. – Was meinte sie damit?«

      Ich hatte keinen Grund, Gunolt zu verschweigen, was Beatrix mir vorgeschlagen hatte – zu meinem Besten.

      Er schüttelte den Kopf, schaute grübelnd vor sich hin und sagte dann:

      »Dieses Weib ist mir ein vollkommenes Rätsel. Sie will Sie zu Merkel schicken?! Mithin hat sie an Ihnen ihre hypnotischen Künste tatsächlich nicht versucht, Ihnen nicht Liebe suggeriert. Merkel wäre ja bald dahintergekommen. Er ist Spezialist für Seelenkunde.«

      Wieder schüttelte


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