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Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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mir«, bat Dr. Norden, als er Seite an Seite mit ihr durch das Vorzimmer ging und hinaus auf den Flur trat. »Ihr habt euch euren Urlaub redlich verdient!« Er zwinkerte Jenny Behnisch zu, ehe sich ihre Wege trennten, nichtahnend, dass der Kollege Lammers in diesem Moment am liebsten vor Zorn geplatzt wäre.

      *

      Der Frühling hatte mit aller Macht Einzug gehalten und ein Duft nach Lindenblüten erfüllte die Luft. Eine fröhliche Gesellschaft nutzte das herrliche Wetter, um im Hof des Cafés ›Schöne Aussichten‹ an einer langen Tafel das Leben zu feiern.

      »Hey, du Vielfraß, lässt du mir gefälligst noch was von dem Streuselkuchen übrig!«, rief Danny Norden und beobachtete mit Panik im Blick, wie sich sein Bruder Janni Stück für Stück der Köstlichkeit auf den Teller häufte.

      »Du solltest mir dankbar sein, dass ich dich vor der Versuchung bewahre. Dein Körperumfang lässt keine weitere Kalorienzufuhr mehr zu.«

      »Was zum Teufel …«, entfuhr es Danny, als er eine Hand am Bauch fühlte. Sie gehörte seiner Freundin Tatjana.

      »Janni hat recht. Du hast zugenommen. Oder was meinst du, Felix? Du hast ihn am längsten nicht gesehen und den besten Überblick.«

      »Wie? Überblick?« Danny schnappte nach Luft. »Der hat um ein Haar einen Flieger in einen Heuschober gesetzt. Und du sprichst von Überblick?«

      Fee, die sich Sahne aus einer Schüssel auf ihren Apfelkuchen löffelte, hielt schlagartig inne. Ihr entsetzter Blick ruhte auf ihrem zweitältesten Sohn.

      »WAS hast du getan?«

      »Halb so wild. Das war bei meinem ersten Flug. Ist ja noch mal gut gegangen«, winkte Felix ungerührt ab. »Bis jetzt hab ich mich brav an Jannis Rat gehalten und genauso viele Starts wie Landungen hingelegt.«

      »Das ist ja schon mal ein vielversprechender Anfang«, spottete Danny.

      Dieses Stichwort erinnerte Dési an den Brief, der an diesem Morgen im Briefkasten gelandet war. »Apropos Anfang. Ich hab heute einen Brief von April bekommen.«

      Als er diesen Namen hörte, begann Felix‘ Herz, schneller zu schlagen. Obwohl sie ihm ziemlich auf die Nerven gegangen war, hatte er das verrückte Mädchen nicht vergessen können, das so unvermittelt in sein Leben gesprungen und ebenso schnell wieder verschwunden war.

      »Wie geht es ihr?« Er versuchte, so unbeteiligt wie möglich zu klingen.

      Aber seine Schwester kannte ihn gut genug, um in seinen Augen zu lesen. Trotzdem verriet sie ihn nicht.

      »Ich soll schöne Grüße an alle sagen. Im Hotel ihrer Cousine sind momentan Gäste aus München. Stellte euch vor: Die Frau wurde vor ein paar Monaten in der Behnisch-Klinik operiert. Sie feiert gerade einen neuen Anfang.«

      Fee schickte Daniel einen vielsagenden Blick. Doch schon fuhr Dési mit ihrem Bericht fort.

      »Die Arbeit im Hotel ist offenbar ganz in Ordnung. Trotzdem überlegt April, ob sie nicht weiterreisen soll, wenn sie genug Geld gespart hat.«

      »So ein rastloser Geist.« Felix schüttelte den Kopf. »Schreibt sie auch, was sie vorhat?« Die offensichtliche Hoffnung in seiner Frage verriet ihn.

      Tröstend legte Tatjana die Hand auf seinen Arm.

      »Man sieht sich immer zwei Mal im Leben. Und außerdem bist du maßlos. Du solltest dich darüber freuen, dass wir heute alle Zeit haben für dich. Sogar dein Dad ist hier …«

      Sie hatte noch nicht ausgesprochen, als laut und deutlich ein Telefon klingelte.

      Verlegen zog Daniel den Apparat aus der Tasche und warf einen Blick auf das Display.

      »Heribert Voss von der Behnisch-Klinik«, murmelte er halblaut und steckte das Handy wieder weg. Er wusste, dass dieser Anruf rein persönlicher Natur war. »Nicht so wichtig«, winkte er deshalb ab.

      Felix sah ihn entgeistert an.

      »Aber Dad, du bist doch Arzt!«, platzte er heraus. »Du musst deinen Patienten helfen.«

      In aller Seelenruhe lehnte sich Daniel zurück und faltete die Hände über dem Bauch.

      »Jenny ist in der Klinik und für das Schicksal ihrer Patienten und Mitarbeiter verantwortlich«, korrigierte er seinen Sohn lächelnd. »Und hin und wieder bin ich nicht nur Arzt,, sondern auch Ehemann und Vater. So wie heute. Und wisst ihr was: Das ist ein tolles Gefühl!«

Weil ich doch gehen muss ...

      »Primärprävention bedeutet die Vermeidung der Entstehung einer Krankheit durch Beseitigung ihrer Ursachen. Sekundärprävention zielt dagegen darauf ab, eine Erkrankung im asymptomatischen Frühstadium zu erkennen«, murmelte Janine Merck vor sich hin, während sie in ihrer Wohnung hin und her eilte. Sie befüllte die Waschmaschine und schaltete sie ein, legte im Wohnzimmer eine Decke zusammen, räumte die Spülmaschine aus und schenkte sich bei dieser Gelegenheit einen Kaffee ein. »Logischerweise kommt danach die Tertiärprävention.« Während sie nachdachte, löffelte sie Zucker in die Tasse und öffnete den Kühlschrank, um Milch herauszuholen. »Tertiäre Prävention … Mist, sauer.« Ärgerlich betrachtete sie die Flocken, die im Kaffee schwammen. »Unter tertiärer Prävention versteht man das …, versteht man die … Mensch, Kopf, was ist los mit dir? So schwer ist das doch nicht.« Unwillig ging Janine hinüber zum Tisch, wo ein ganzer Stapel Bücher über-, auf- und nebeneinander lag. Es dauerte eine Weile, bis sie das richtige gefunden hatte. »Hier steht’s ja! Tertiärprävention bedeutet das Aufhalten der weiteren Verschlechterung oder Verminderung von Komplikationen einer bestehenden Krankheit. Das ist doch nicht so schwer«, schalt sie sich selbst. »Warum kannst du dir das nicht merken?«

      In ihren Monolog hinein klingelte es an der Tür. Augenblicklich dachte sie an Peter Kern, den sie doch mit Hilfe ihrer Fortbildung ein für alle Mal aus ihrem Kopf verbannen wollte.

      Ein paar Monate lang hatte sie sich mit dem Witwer getroffen. Gemeinsam hatten sie neue Hobbys entdeckt, viel unternommen, geredet und gelacht. Nie hatte Peter Anstalten gemacht, ihr zu nahe zu kommen. Janine war das ganz recht gewesen. Nach einigen unerfreulichen Männerepisoden wollte sie es langsam angehen lassen. Wendys Warnung, auf diese Weise würde sie über kurz oder lang auf der Freundesliste landen, hatte Janine in den Wind geschlagen.

      Bis eines Tages eine Frau die Tür seines Apartments geöffnet hatte.

      »Du kennst doch Hettie?« Verliebt lächelnd hatte Peter den Arm um die andere gelegt. »Wir haben uns beim Klettern kennen gelernt, damals, als du überraschend absagen musstest wegen eines Notfall sin der Praxis.«

      Dieser Satz hallte immer noch in Janines Kopf nach. Das Bild von Peter und seiner neuen Freundin war in ihren Kopf eingebrannt. Wendy hatte recht behalten. Doch Janine wollte sich nicht unterkriegen lassen. Nach ein paar Trauertagen beschloss sie, die neugewonnene Zeit gewinnbringend in eine Fortbildung zu investieren. In zwei Tagen stand die Prüfung an. Aber auch wenn sie dachte, Peter überwunden zu haben, blitzte die Erinnerung an ihn immer wieder unerwartet auf. So wie an diesem Mittag. Mit weichen Knien ging sie zur Tür.

      »Mein Name ist Lauer von der Telefongesellschaft.« Der Mann vor der Tür lächelte sie an. »Sie haben eine Störung gemeldet.«

      »Richtig! Sie hatte ich völlig vergessen.« Janine atmete tief ein und aus, ehe sie zur Seite trat und ihn einließ.

      »Wirklich?« Er lachte. »Warum sind Sie dann um diese Uhrzeit zu Hause?«

      »Eins zu null für Sie!« Janine schnitt eine Grimasse. »Diese Prüfung bringt mich völlig durcheinander. Hier lang! Da drüben ist mein Telefonanschluss.« Sie winkte ihn mit sich.

      »Sie haben eine Prüfung vor sich?« Thomas Lauer machte vor dem Anschluss im Flur Halt und stellte seine Tasche ab.

      »Ich weiß auch nicht, welcher Teufel mich geritten hat, als ich mich für die Fortbildung angemeldet hab«, erzählte Janine,


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