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Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      »Nicht so fest. Sonst erdrückst du mich am Ende noch. Dann musst du doch hierbleiben«, ächzte Wendy.

      Sofort lockerte Janine den Druck ihrer Arme.

      »Du bist halt doch die Beste!«, raunte sie ihrer Freundin ins Ohr. »Übermorgen ist die Prüfung vorbei. Dann werde ich alles wieder gut machen«, versprach sie, als sie hinüber zur Garderobe hetzte und dabei um ein Haar über den Schirmständer gestolpert wäre.

      »Dein Wort in Gottes Ohr«, seufzte Wendy und schlug drei Kreuze, als Janine die Praxis verlassen hatte.

      *

      »… empfehlen wir die Fortführung der oben genannten Medikation und bitten um Wiedervorstellung der Patientin in ca. einer Woche beim zuständigen Hausarzt. Wir danken für das Vertrauen und verbleiben mit kollegialem Gruß …« Obwohl sie die Tür nicht im Blick hatte, spürte Dr. Felicitas Norden, dass sie beobachtet wurde. Sie drückte auf den Knopf des Diktiergeräts und drehte sich um.

      »Ja bitte, was kann ich …« Mitten im Satz hielt sie inne. Es dauerte einen Moment, bis sich ihr Verstand einschaltete. »Ich glaub’s nicht… Frida! Was machst du denn hier?« Das Diktiergerät landete auf dem Schreibtisch und wenige Sekunden später lagen sich die beiden Frauen in den Armen.

      »Oh, Fee, ich freu mich ja so!«

      »Und ich mich erst.« Felicitas schob die Freundin von sich und betrachtete sie eingehend. »Wie lange ist es her, dass wir dich in Italien besucht haben?«

      »Ach, das ist schon gar nicht mehr wahr.« Frida winkte ab. »Seitdem ist so viel passiert. Nach der Trennung von meinem Mann hatte ich ein Verhältnis mit einem Gigolo, habe in seinem Restaurant am Meer gearbeitet und schließlich auf einem wunderschönen Fleckchen Erde meine eigene Pension eröffnet. Und jetzt bin ich hier, um mit dir die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen und das Leben zu feiern«, fasste sie die letzten zwanzig Jahre in einem Satz zusammen. »Hast du ein bisschen Zeit für mich?«

      »Warum hast du nicht vorher Bescheid gesagt, dass du kommst? Ich hätte mir Urlaub genommen …«, erwiderte Fee und sah auf die Uhr.

      »Man merkt, dass Danny und du verwandt seid.« Ein klitzekleines Bisschen Wehmut lag in Fridas Augen und verriet, dass ihr das Leben doch den einen oder anderen Wunsch nicht erfüllt hatte. »Er hat dasselbe gesagt.« Sie erzählte von dem Treffen in den »Schönen Aussichten«.

      »So ein Zufall, dass du ausgerechnet im Café seiner Freundin warst.« Felicitas konnte es nicht glauben. Sie war so aufgeregt angesichts dieses unvermuteten Wiedersehens, dass sie sogar vergaß, Frida einen Platz anzubieten.

      »Nicht direkt«, gab die nach kurzem Zögern zu. »Ich hab ein bisschen im Internet recherchiert und bin auf einen Artikel über Tatjana Bohdes Bäckerei gestoßen. Darin wurde auch Danny erwähnt. Ich wusste sofort: Das konnte nur dein ältester Sohn sein.«

      »Raffiniert!« Fee lachte. »Mit solchen Tricks arbeitest du also. Übrigens hast du Glück. In einer halben Stunde ist meine Schicht zu En …« Mitten im Satz hielt sie inne. Diesmal sah sie, dass jemand den Raum betrat. Sie setzte ein Lächeln auf und drehte sich um. »Frida, darf ich dir meinen Kollegen und Stellvertreter Dr. Volker Lammers vorstellen? Meine Freundin Frida Kraus«, stellte sie die beiden einander vor und hoffte, dass Lammers wenigstens dieses eine Mal Zurückhaltung walten ließ. Vergeblich.

      »Tut mir unendlich leid, Sie beim Kaffeeklatsch zu stören, hochgeschätzte Kollegin Norden«, säuselte er so liebenswürdig, dass sie innerlich die Fäuste ballte. »Aber das hier ist eine Klinik. Während Sie hier gemütlich plaudern, liegt nebenan ein Kind im Sterben.«

      Frida riss vor Schreck die Augen auf, während Fee fast platzte vor Zorn. Sie bedeutete ihm, ihr zu folgen und stürmte hinaus auf den Flur.

      »Was soll das?«, stellte sie Lammers vor der Tür zur Rede. »Zufällig weiß ich ganz genau, dass wir keinen Patienten in lebensbedrohlichem Zustand hier haben.«

      Volker Lammers grinste unbeeindruckt.

      »Ich wollte Ihrer Freundin mal ein bisschen Krankenkausflair bieten. Deshalb ist sie doch hier.«

      »Falsch geraten. Sie ist hier, weil sie mich wiedersehen will. Aber solche menschlichen Regungen kennen Sie ja nicht. Vor Ihnen nehmen die Leute ja Reißaus.«

      »Ein Glück! So lebt es sich wesentlich entspannter.«

      Wieder einmal wurde Felicitas Norden in aller Deutlichkeit klar, dass sie diesen Mann niemals ändern würde. So genial er auf dem Gebiet der Kinderchirurgie war, so sehr versagte er in allem, was einen Menschen ausmachte. Empathie, Emotionen, Einfühlungsvermögen … All das waren Fremdworte für Volker Lammers.

      »Das ist Ihre ganz persönliche Meinung. Aber deshalb haben Sie mich sicher nicht aufgesucht«, kam sie auf den Grund seines Besuchs in ihrem Büro zu sprechen.

      »Oh, ich wollte Sie nur an ihre Pflichten als Chefin dieser Station erinnern und daran, dass Sie nicht für Tratsch bezahlt werden.«

      »Vieln Dank für den Hinweis.« Fees Lächeln war kalt. »Deshalb werde ich jetzt auch nach Hause gehen. Meine Schicht ist ohnehin in einer Viertelstunde zu Ende, und ich war heute schon früher im Haus.« Sie winkte ihm und machte Anstalten, in ihr Büro zurückzukehren. An der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Im Übrigen habe ich Sie und die Kollegin May heute bei der OP-Nachbesprechung vermisst. Mir wurde zugetragen, dass Sie gemeinsam in der Cafeteria Kaffee getrunken haben. Werden Sie dafür bezahlt?« Einen Moment lang gönnte sie sich den Anblick seiner verdutzten Miene. Dann kehrte sie zu ihrer Freundin Frida zurück, die sie bereits sehnsüchtig erwartete, um Pläne für den Nachmittag zu schmieden.

      *

      »Bitte sehr. Ihr neuer Termin.« Wendy lächelte freundlich, als sie dem Patienten Andreas Pauly einen Zettel über den Tresen schob.

      »Vielen Dank.« Sorgfältig verstaute er das Papier in seiner Brieftasche. »Heute ist ja gar nichts los bei Ihnen. Das hab ich noch nie erlebt«, bemerkte er, während er hinüber zur Garderobe ging, um die Jacke anzuziehen.

      »Ehrlich gesagt bin ich ganz froh, wenn es mal nicht ganz so hektisch ist«, gestand Wendy. »Dann kann ich endlich mal die Sachen erledigen, zu denen ich sonst nicht komme.« Sie deutete auf den Stapel Ablage, der darauf wartete, in die entsprechenden Ordner sortiert zu werden.

      »Dann drücke ich Ihnen die Daumen, dass es zumindest heute so ruhig bleibt.« Herr Pauly hob die Hand zum Gruß. »Sie werden es mir bei meinem nächsten Besuch sicher berichten.«

      »Versprochen.« Wendy wartete, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Dann stand sie auf, um seine Patientenkarte sofort in den Schrank einzuordnen. Ein Luxus, den sie sich an hektischen Tagen nicht erlauben konnte. Zurück am Schreibtisch erledigte sie ein paar Telefonate und tippte Erinnerungsschreiben wegen vergessener Krankenkassenkarten. Sie war gerade dabei, eine Medikamentenlieferung in die entsprechenden Schränke im Labor einzusortieren, als es klingelte. Gleichzeitig summte der Türöffner. Wendy ging vor zum Tresen, um den Neuankömmling zu begrüßen. Als sie die Patientin Anna Sperling sah, die sich im Flur krümmte, war es schlagartig vorbei mit der heimeligen Ruhe.

      »Um Gottes willen, Frau Sperling, was ist passiert?« Sie eilte um den Tresen herum, legte den Arm um die hochschwangere Frau und brachte sie zu einem der Stühle, die im Flur standen. »Setzen Sie sich!«

      Schluchzend tat Anna, was die Assistentin von ihr verlangte.

      »Ich …, ich war beim Einkaufen …, mir war ein bisschen übel wie öfter in letzter Zeit. Aber sonst war alles gut. Und dann …, dann …« Dankbar nahm sie das Taschentuch, das Wendy ihr reichte. »Dann hat es auf einmal so wehgetan. Ganz plötzlich!« Anna wollte sich eben die Nase putzen, als ihr Leib von einer neuen Welle des Schmerzes geschüttelt wurde. Sie krümmte sich auf dem Stuhl zusammen.

      Routiniert übernahm die langjährige Assistentin die Führung.

      »Möglich, dass die Wehen eingesetzt haben. In welcher Woche sind Sie denn jetzt?«, erkundigte


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