Эротические рассказы

Gesammelte Werke von Joseph Conrad. Джозеф КонрадЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke von Joseph Conrad - Джозеф Конрад


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waren gegeben – der beengte Raum, die Abgeschlossenheit und Einsamkeit. Er konnte sich wie im Gefängnis fühlen, abgesehen davon, daß er von dem Zwang verschont war, sich Bewegung zu machen, der zu der tyrannischen Zeiteinteilung seiner früheren Anstalt gehört hatte. Er konnte nicht sehen, ob die Sonne noch auf die Erde schien oder nicht. Der Schweiß geistiger Arbeit tropfte ihm von der Stirne. Eine köstliche Begeisterung trieb ihn voran. Es war die Befreiung seines Innersten, er ließ seine Seele in die weite Welt hinaus. Und sein von argloser Eitelkeit genährter Eifer (erstmals durch das Verlagsangebot von fünfhundert Pfund geweckt) wirkte vorherbestimmt und heilig.

      »Es wäre natürlich höchst wünschenswert, genaue Nachricht darüber zu haben«, beharrte der Kommissar hinterhältig.

      Hauptinspektor Heat empfand angesichts dieser Gründlichkeit neuen Ärger und sagte, daß der Landpolizei Michaelis’ Ankunft sofort angezeigt worden, und daß eine genaue Meldung in wenig Stunden zu haben sei. Ein Telegramm an den Postenkommandanten –

      Das sagte er langsam und schien in Gedanken schon die Folgen zu erwägen. Ein leichtes Zusammenziehen der Brauen deutete darauf hin. Doch wurde er durch eine Frage unterbrochen.

      »Sie haben dieses Telegramm schon abgeschickt?«

      »Nein, Herr«, antwortete er, wie überrascht.

      Der Kommissar stellte plötzlich beide Füße auf den Boden. Die Bewegung war unvermittelt und stand im Widerspruch mit der leichten Art, in der er die Frage hinwarf:

      »Glauben Sie zum Beispiel, daß Michaelis mit der Herstellung der Bombe irgend etwas zu tun hatte?«

      Der Inspektor machte ein nachdenkliches Gesicht.

      »Das möchte ich nicht sagen. Es ist auch nicht nötig, jetzt irgend etwas zu sagen. Er ist der Genosse von Leuten, die als gefährlich gelten. Er wurde zum Abgeordneten des Roten Komitees gewählt, kaum ein Jahr, nachdem er auf Bewährungsfrist entlassen war. Eine Art Anerkennung, vermute ich.« Und dann lachte der Inspektor ein wenig ärgerlich, ein wenig geringschätzig. Einem solchen Mann gegenüber waren Bedenken übel angebracht und sogar ungesetzlich. Die Berühmtheit, zu der gelegentlich seiner Entlassung vor zwei Jahren einige gefühlsduselige Journalisten Michaelis verholfen hatten, in der Hoffnung, damit größere Auflagen zu erzielen, wurmte den Inspektor immer noch. Es war vollkommen gesetzmäßig, den Mann auf den Schatten eines Verdachtes hin zu verhaften. Es war gesetzlich und überdies handgreiflich vorteilhaft. Das hätten seine zwei früheren Vorgesetzten ohne weiteres eingesehen; während dieser hier, ohne Ja oder Nein zu sagen, wie traumverloren dasaß. Überdies mußte auch die Verhaftung von Michaelis, abgesehen davon, daß sie gesetzlich und vorteilhaft war, eine kleine persönliche Schwierigkeit beseitigen, die den Inspektor ein wenig bedrückte. Diese Schwierigkeit störte seinen Ruf, sein Behagen und sogar die wirksame Erfüllung seiner Berufspflichten. Denn wenn auch Michaelis zweifellos etwas von dem Anschlag wußte, so war der Inspektor doch ganz sicher, daß er nicht zuviel wußte, und das war gerade recht. Er wußte weit weniger –, darin konnte sich der Inspektor nicht irren – als gewisse andere Leute, an die er denken mußte, deren Verhaftung aber untunlich und mit Rücksicht auf die Spielregeln vielleicht auch schwieriger war. Diese Spielregeln schützten Michaelis, der ein entlassener Sträfling war, weit weniger. Es war töricht, gesetzliche Vorteile nicht wahrzunehmen, und die Journalisten, die ihn gefühlsduselig bis in den Himmel gehoben hatten, würden sich gewiß bereit finden lassen, ihn gleich gefühlsduselig wieder herunterzureißen. –

      Dieser hoffnungsfrohe Ausblick gab dem Inspektor das Gefühl persönlichen Triumphes; und zutiefst in seinem untadeligen Busen eines verheirateten Bürgers, fast unbewußt und doch nachdrücklich, sprach die Abneigung dagegen mit, die Ereignisse könnten ihn etwa zwingen, mit dem verzweifelten, blutdürstigen Professor anzubinden. Diese Abneigung hatte sich beim zufälligen Zusammentreffen in dem Durchlaß verstärkt. Die Begegnung hatte in dem Inspektor durchaus nicht das erfreuliche Gefühl von Überlegenheit hinterlassen, das die Mitglieder der Polizeimacht von nichtamtlichen, doch engen Berührungen mit der Verbrecherkaste mitzunehmen pflegen und wodurch ihr Machtgefühl gekitzelt und der Gedanke, über Mitgeschöpfe zu herrschen, in gebührendem Maße bekräftigt wird.

      Der vollkommene Anarchist wurde von Hauptinspektor Heat nicht als Mitgeschöpf anerkannt. Er war einfach unmöglich – ein toller Hund, den man sich selbst überlassen mußte. Nicht, daß der Hauptinspektor ihn gefürchtet hätte; im Gegenteil, er gedachte ihn eines Tages festzukriegen. Aber noch nicht jetzt; er wollte ihn zur rechten Zeit packen, sauber und richtig, ganz nach den Spielregeln. Dies war nicht der rechte Augenblick, um ein Ende zu machen, und zwar aus vielen Gründen, öffentlicher und allgemeiner Art. Aus diesem beherrschenden Gefühl heraus schien es für Inspektor Heat richtig und angebracht, die Angelegenheit, deren noch unbekannte Spuren weiß Gott wohin führen mochten, auf ein ruhiges (und einwandfreies) Seitengeleise zu schieben mit Namen Michaelis; und er wiederholte, als dächte er über die Anregung seines Vorgesetzten emsig nach:

      »Die Bombe. – Nein, das möchte ich nicht sagen. Das werden wir wohl nie herausbringen. Doch ist es klar, daß er damit irgendwie in einem Zusammenhange steht, den wir mühelos aufdecken werden.«

      Sein Gesicht zeigte den ernsten, überwältigenden Gleichmut, der einst unter den besseren Dieben so bekannt und gefürchtet war. Hauptinspektor Heat, wenn auch sozusagen ein Mann, gab sich doch nicht in bloßem Lächeln aus. Innerlich aber konnte er seine Genugtuung über die scheinbare Bereitwilligkeit nicht unterdrücken, mit der der Kommissar seine Meinung aufnahm:

      »Sie glauben also wirklich, daß die Untersuchung nach dieser Richtung hin geführt werden müßte?«

      »Jawohl, Herr.«

      »Ganz überzeugt?«

      »Jawohl, Herr, daran müssen wir uns halten.«

      Der Kommissar entzog seinem geneigten Kopf die Stütze seiner Hand mit einer Plötzlichkeit, die angesichts der lässigen Haltung den ganzen Mann mit Zusammenbruch zu bedrohen schien. Wider Erwarten aber richtete er sich mit größter Beweglichkeit auf und ließ die Hände auf den großen Schreibtisch niederfallen, daß es wie ein scharfer Schlag klang.

      »Was ich wissen möchte, ist, warum Ihnen das jetzt erst in den Kopf kommt?«

      »In den Kopf kommt«, wiederholte der Hauptinspektor sehr langsam.

      »Jawohl, erst als Sie hier hereingerufen wurden – das wissen Sie selbst.«

      Der Inspektor hatte die Empfindung, als würde die Luft zwischen seinem Anzug und seiner Haut unangenehm erhitzt, eine Empfindung, die allen Reiz unglaublicher Neuheit hatte.

      »Natürlich«, sagte er und betonte die Behutsamkeit seiner Worte bis zur Grenze des Möglichen. »Wenn es einen Grund gibt – den ich nicht kenne –, den Sträfling Michaelis in Ruhe zu lassen, so wäre es vielleicht besser, ich ließe die Landpolizei nicht auf ihn los.«

      Dieser Ausspruch brauchte so lange Zeit, daß die Ausdauer, mit der der Kommissar ihn anhörte, aller Bewunderung wert schien. Seine Erwiderung kam ohne Zögern.

      »Durchaus keinen Grund, der mir bekannt wäre. Kommen Sie, Herr Heat, diese Spitzfindigkeit mir gegenüber ist nicht nett von Ihnen – gar nicht nett. Und auch nicht anständig, müssen Sie wissen. Sie sollten mich die Sache nicht so mühsam alleine auseinanderklauben lassen. Ich bin wirklich überrascht.«

      Er schwieg eine Weile und fügte dann sanft hinzu: »Ich brauche wohl kaum zu sagen, daß diese Unterhaltung ganz außerdienstlich ist.«

      Diese Worte waren für den Inspektor alles eher als beruhigend. Immer noch befand er sich im Zustand eines verratenen Seiltänzers. Es kränkte seinen Stolz als eifriger Diener, daß also das Seil nicht geschüttelt worden war, damit er sich den Hals breche, sondern vielmehr aus blanker Unverschämtheit. Als ob irgend jemand sich fürchtete! Kommissare kommen und gehen, aber ein tüchtiger Hauptinspektor ist keine Eintagsfliege in einer Abteilung. Er fürchtete nicht, sich den Hals zu brechen. Daß man ihm sein Auftreten verpatzt hatte, war Grund genug zu ehrlicher Entrüstung. Und da die Gedanken keine Ehrerbietung gegen Personen kennen, so nahmen die Gedanken des Hauptinspektors drohend prophetische Formen an. »Du, mein Junge,« sagte er zu sich selbst und


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