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Das Erbe der Macht - Die komplette Schattenchronik. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.

Das Erbe der Macht - Die komplette Schattenchronik - Andreas Suchanek


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ja wirklich nicht hetzen.«

      »Ich könnte jetzt in aller Ruhe ewig schlafen«, grummelte Einstein. »Tot sein. Stattdessen stehe ich hier, auf einem halb verfallenen Glockenturm im Nirgendwo, und werde gehetzt. Wollt ihr es vielleicht selbst machen?«

      »Es ist fünf vor zwölf, Albert«, warnte Johanna.

      »Du und deine Metaphern.«

      »Nein, es ist wirklich fünf vor zwölf.«

      »Oh, schon.« Einsteins zerzauster Haarschopf tauchte aus dem Gewirr aus Drähten auf. »Tatsächlich. Da sollte ich mich wohl etwas sputen.«

      »Das ist eine ausgezeichnete Idee, die du da hast«, bescheinigte ihm Leonardo trocken.

      Johanna verpasste ihm einen Rippenstoß. Leise zischte sie: »Benimm dich.«

      »Mir käme nie etwas anderes in den Sinn. Wollen wir nach dem Ganzen hier was trinken gehen?« Leonardo lächelte Johanna zu. »Ich kenne da ein schönes Fleckchen in Deutschland. Ein Weingut.«

      »Du meinst, falls wir nicht als Steinstatuen enden?« Sie zwinkerte ihm zu. »Immerhin, diese Briketts hier werden uns nicht mehr gefährlich.«

      Die verwandelten Nimags fielen als verkohlte Reste zu Boden.

      Clara schluckte. Der Gedanke, dass das einmal unschuldige Menschen gewesen waren, die vom Grafen Saint Germain für seine Zwecke missbraucht worden waren, machte ihr erneut deutlich, dass dieser Mann keinerlei Gewissen besaß.

      Der Zeiger der Turmuhr rückte auf eine Minute vor zwölf vor.

      »Wir wären dann bei den letzten sechzig Sekunden angekommen, Albert«, rief Johanna. »Musst du es immer so spannend machen?«

      »Das ist der Literat in mir«, kam es dumpf zurück. »Alles über drei Sekunden ist langweilig.«

      »Ich mag ihn.« Chloe grinste verschmitzt. »Schade, dass wir das Ende schon kennen.«

      »Ja«, kommentierte Clara trocken, »total schade.«

      Zwischen den Schattenkriegern entstand ein dunkler Wirbel, als ein Sprungmagier auftauchte. Er griff nach seinen Kumpanen und verschwand.

      »Toll«, kommentierte Leonardo. »Vielleicht hätten wir auch einen rufen sollen.«

      »Eine gute Idee«, sagte Johanna. »Nur etwas spät.«

      »Ha!«, rief Einstein. »Das war’s.«

      Die Uhr blieb stehen.

      »Weißt du, Albert, das nächste Mal feuern wir einfach einen Kraftschlag ab und zerschmettern das Ding.« Leonardo deutete grimmig auf die Uhr.

      »Aber dann wäre sie kaputt gewesen.« Albert wirkte schockiert.

      Johanna seufzte. »Ende gut, alles gut. Holen wir das Artefakt aus dem Ding und verschwinden wir. Ich brauche eine Auszeit.«

      »Wie ich Saint Germain kenne, hast du maximal ein paar Tage.«

      »Du meinst: wir.« Sie zwinkerte ihm zu.

      »Ich wusste es«, sagte Chloe. »Es gab ja Gerüchte, aber niemand wusste etwas Genaues. Die beiden waren mal ein Paar. Ha! Was meinst du, warum haben sie sich getrennt?«

      »Das erfahren wir vermutlich in einem der anderen Mentigloben.«

      »Echt?«

      »Nein!«, rief Clara. »Und dafür sind wir auch nicht hier. Es geht um die Ratssitzung, verdammt noch mal. Die Abenteuer der Unsterblichen, ob magisch oder amourös, gehen uns nichts an!«

      »Ist ja gut«, wiegelte Chloe ab. »Himmel, hoffentlich bekomme ich nie dein Gewissen. Ist ja übel.«

      Wieder tauchten sie aus der Erinnerung auf.

      »Also gut. Jetzt muss es aber klappen«, war Chloe überzeugt.

      Sie stellten eine Verbindung zum nächsten Mentiglobus her. Das Büro verschwand, wurde ersetzt durch monochrome Farben.

      Doch auf das, was nun geschah, waren sie nicht vorbereitet. Entsetzt starrten sie auf die Szene, die sich ihnen bot.

      12. Aus zwei wird eins

      Jen kam in die Höhe. Schweiß bedeckte ihre Stirn, ihre Laune war auf dem Tiefpunkt angekommen. Sie wollte diese Sache nur noch erledigt wissen.

      Überall auf der Statue leuchteten Glyphen, Symbole und fein ausgearbeitete Verbindungen. Wer auch immer Nostradamus in den Steinkokon eingesperrt hatte, er verstand etwas von seinem Fach.

      Sie führte den vorbereiteten Zauber aus.

      Der Stein zerbröselte.

      »Ah, endlich.« Michel de Nostredame kratzte sich an den Armen, den Beinen, dem Rücken. »Dieses Weib! Wart ihr schon mal für Stunden zur Bewegungslosigkeit verdammt? Es wird ja behauptet, das leiste der Meditation Vorschub. Ha! Von wegen. Du warst schon einmal hier.« Er beäugte Jen von oben bis unten.

      »Heute bin ich nur Babysitter.«

      »Pfff«, kommentierte Alex.

      »Geistreich, Kent.«

      »Ich gebe dir gleich geistreich, Danvers.«

      »Du willst wohl zuschlagen.« Jen ballte die Fäuste. »Versuch es doch.«

      »Ruhe!«, rief Nostradamus.

      Sie verstummten.

      »Wart ihr beide im Erinnerungsraum?«

      »W…«, begann Alex.

      »Ruhe! Nicken oder Kopfschütteln reicht.«

      Sie nickten.

      »Gemeinsam?«

      Wieder ein Nicken.

      »Das hat sie sich ja fein ausgedacht. Mitkommen!«

      Nostradamus setzte sich so schnell in Bewegung, dass sie ihm kaum folgen konnten. Er eilte durch die Gänge, als müsse er einen Rekord aufstellen. Glücklicherweise nahm er einen anderen Weg als den, den sie gekommen waren. Jen konnte gut darauf verzichten, diese dämliche Kammer ein drittes Mal aufzusuchen.

      Einige hundert Gänge und Treppen später standen sie in einem Raum von der Größe eines Fußballfeldes. Regal reihte sich an Regal, doch in keinem stand ein Buch. Stattdessen lagen dort Holzschatullen.

      »Essenzstäbe«, flüsterte Alex.

      »Exakt«, bestätigte Nostradamus. »Wir müssen uns etwas sputen, damit ihr sie noch erwischt.«

      »Wen?«, wagte Jen zu fragen.

      »Die Schattenfrau.«

      »Sie war es also. Moment, sie ist noch hier?«

      Nostradamus nickte eifrig. »Aber ja. Sie will etwas ganz Bestimmtes haben, das sich in meinem Besitz befindet.« Er lachte vergnügt, wobei seine Augen lausbubenhaft funkelten. »Es ist natürlich gesichert. Dazu gleich mehr. Zuerst benötigst du, Neuerweckter, deinen Essenzstab.«

      »Alexander Kent«, stellte Alex sich vor.

      »Sage ich doch, Neuerweckter«, sprach Nostradamus gedankenverloren. »Mal sehen. Jeder Stab ist einzigartig, musst du wissen. Dabei geht es nicht nur um die Art von Holz, die bei der Schaffung verwendet wurden. Auch die Zeit, die Reifung und die eingewobene Sigilgrundessenz sind ausschlaggebend.«

      »Aha.«

      »Schlagfertig«, kommentierte Jen.

      »Falls du mal testen willst …«

      »Ruhe!«

      Beide schwiegen.

      »Wo war ich? Ach ja, der Stab und das Sigil tasten einander ab, suchen einander, bis die perfekte Kombination


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