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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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ist gut, sehr gut sogar. Ist ja auch kein Wunder, hast ja auch tagelang nichts gegessen!«

      »Franzi, was ist heute für ein Wochentag?«

      »Mittwoch ist es! Der Wettersturz ist am Samstag gewesen. Am Freitag bist angekommen. Gestern am Dienstag haben dich der Toni, der Leo und der Martin oben im Geröllfeld gefunden, dort, wo der ›Sündenpfad‹ über den Kamm führt. Da bist gelegen. Erinnerst du dich?«

      »Ja, da war etwas. Die Männer gestern. Daran erinnere ich mich. Auch kann ich mich dunkel an die Tage davor erinnern, aber nur dunkel.«

      »Erinnerst du dich daran, wie du aufgestiegen bist?«

      Mit ängstlichen Augen sah er sie an.

      »Da sind Gedankenfetzen. Es ist wie bei einem zerrissenen Photo. Ich kann die Stücke nicht zusammensetzen. Es fehlen einige. Einige Fetzen sind ganz deutlich zu erkennen. Dein Bild hatte ich immer vor Augen. Doch da sind viele andere Bruchstücke, die nicht zusammenpassen.«

      »Martin hat mir erklärt, das käme davon, daß dir ein Stein auf den Kopf gefallen ist. Du hast eine Gehirnerschütterung. Da kann es vorkommen, daß es dauert, bis du dich wieder an alles erinnern kannst. Einen Namen für die Krankheit gibt es auch. Is was Lateinisches. Hab’s vergessen! Der Martin kommt regelmäßig und schaut nach dir. Der Martin ist der Doktor. Du sollst Ruhe halten, hat er gesagt, gut essen und trinken! Heute morgen hat er nach dir geschaut, bevor er unten nach Waldkogel gefahren ist, mit dem Toni. Der Toni ist rauf zu seiner Berghütte.«

      Franzi holte ihm einen Krug Wasser und etwas zu essen, Brot, Speck, Käse und Butter. Sie machte ihm einen guten Kaffee.

      Sie belegte ihm die Brote und reichte sie ihm.

      »Nun, greif mal ordentlich zu. Mit dem warmen Essen, da dauert’s noch was.«

      Sie schaute ihm zu, wie er langsam kaute und schluckte. Er genoß jeden Bissen. Franzi gefiel, wie er aß. Er würdigte die Nahrung und stopfte sie nicht gedankenlos in sich hinein. Das hatte sie in der Stadt oft beobachtet.

      »Jörg, ich freu’ mich, wenn’s dir schmeckt.«

      Er lächelte sie hilfesuchend an.

      »Franzi, ich bin nicht sicher, daß ich Jörg heiße. Jörg, das ist der Name, der mir einfiel. Aber ich sehe immer ein Bild von einem Jungen. Vielleicht ist das Jörg. Franzi, ich weiß es nicht. An meinen Familiennamen kann ich mich auch nicht erinnern. Alles ist wie ausgelöscht. Ich weiß, daß ich eine Vergangenheit habe, aber ich kann sie nicht fassen.«

      Franzi streichelte ihm zärtlich die Wange.

      »Grüble nicht darüber nach. Alles wird sich finden. Du brauchst Ruhe. Schau die Berge rings umher, sie sind wunderschön. Spüre die Ruhe und Gelassenheit, die von ihnen ausgehen. Nimm sie auf in dein Herz. Sie senken Frieden in deine wunde Seele. Alles wird gut werden. Da bin ich mir ganz sicher. Versuche nicht, die Fetzen zusammenzusetzen. Irgendwann wird sich alles von ganz allein zusammenfügen. Es wird sich alles finden.«

      Zärtlich nahm er ihre Hand. Er schaute sie an, und seine Augen bekamen einen feuchten Schimmer.

      »Franzi, Franzi!« Er kämpfte mit seiner Stimme. »Franzi, ich weiß auch nichts mehr über uns. Ich konnte mich nur an dein Gesicht erinnern. All die einsamen und schmerzhaften Stunden da oben in der Kälte und Einsamkeit, geplagt von Schmerzen, stand mir immer nur dein Bild vor Augen. Das gab mir Kraft. Ich weiß nicht, wer du bist. Ich hab’ alles über uns vergessen. Ich weiß nur, daß wir zusammengehören. Mein Herz sagt mir, daß ich dich liebe. Verlaß mich nicht, Franzi, bitte! Verlaß mich nie! Du bist das Einzige, was mir geblieben ist.«

      Franzi nahm seinen Kopf zwischen ihre zarten Hände und rieb ihre Nasenspitze an der seinen, so wie es die Eskimos tun.

      »Sei unbesorgt! Ich liebe dich! Ich werde immer bei dir sein! Wir kennen uns noch nicht lange. Aber das spielt keine Rolle. Wir wußten vom ersten Augenblick an, daß wir beide zusammengehören. Die Liebe in deinem Herzen zu mir, die hat mir die Botschaft deiner Sehnsucht übermittelt. Ich fühlte, daß du an mich gedacht hast. Ich hätte alles getan, um dich zu finden. Und wenn ich hätte die Berge Stein für Stein abräumen müssen. Ich hätte nicht eher gerastet und geruht, bis ich bei dir gewesen wäre. Alle Gedanken sind unnötig. Wichtig ist doch nur, daß wir zusammen sind.«

      »Du mußt mir alles erzählen, was du weißt, Franzi!«

      Sie legte ihre Finger auf seine Lippen.

      »Pst! Jetzt ist nicht die Zeit zum Reden. Wir haben viel Zeit. Die Berge sind ewig. Wir müssen nichts überstürzen. Wir werden reden, irgendwann. Nur eines mußt du wissen! Ich liebe Dich!«

      »O Franzi! Ich liebe dich auch!«

      Dann fanden sich ihre Lippen zu einem innig festen Kuß, der mehr sagte als alle Worte.

      Franzi streichelte ihm über sein schwarzes Haar und schaute in seine blauen Augen. Was war in deiner Vergangenheit? Es spielt keine Rolle! So dachte Franzi und zu ihm sagte sie:

      »Für dich und mich hat ein neuer Abschnitt des Lebens begonnen. Nur das zählt!«

      »Ja, Franzi, ja! Nur das zählt. Wirst viel Geduld haben müssen mit mir.«

      »Ich werde Geduld haben und dir helfen, wo ich kann und wie ich kann. So wie das eben ist und sein soll, bei einer Frau und einem Mann, die sich lieben.«

      »Ich werde versuchen, nur an die Zukunft zu denken, an eine Zukunft mit dir.«

      Franzis Herz klopfte. Sie errötete. Eigentlich war das ein Heiratsantrag.

      »Ja! Auch ich will nur an eine gemeinsame Zukunft denken. Dafür lebe ich. Das ist mein einziger Wunsch.«

      »Er wird in Erfüllung gehen. Es hat schon begonnen.«

      Sie küßten sich wieder.

      »Ich muß jetzt etwas für unsere Zukunft tun und die Gegenwart. I muß ein bissel arbeiten.«

      »Kann ich dir nicht irgendwie helfen?«

      »Doch das kannst du! Du bleibst schön hier liegen und betrachtest die Berge. Sie geben dir Kraft und Stärke. Wirst es bald spüren. Damit hilfst du mir am allermeisten!«

      Franzi zog die Decke hoch und drückte sie fest an.

      »Ich bin immer in deiner Nähe. Ich bin drinnen in der Küche oder den Kammern, im Stall oder in der Wirtschaftsstube. Ruhe dich aus. Wenn du etwas brauchst, dann ruf nach mir.«

      Sie gab ihm einen Kuß auf die Stirn.

      Er sah ihr nach, wie sie zum Brunnen ging, um Wasser heraufzupumpen. Sie ist wunderschön und anmutig. Ihr einfaches dunkelblaues Arbeitsdirndl umschmiegte eng ihren Körper. Ihre langen braunen Haare hatte sie zu Zöpfen geflochten. Sie trug diese wie eine Krone um ihren Kopf gewickelt.

      Während sie ihre Arbeit verrichtete, schaute sie immer wieder lächelnd zu ihm hin. In dem Blick lag so viel Liebe und Zuneigung. Aber ebenso las er darin eine jungmädchenhafte Unschuld und Scheu. Gleichzeitig las er in ihren Augen die große Sehnsucht. Es verlangte sie nach liebender Zweisamkeit, die auch er deutlich spürte.

      Viele Fragen drängten sich ihm auf. Aber er wußte, daß er warten mußte, bis sie all seine Fragen beantworten würde.

      So verging die nächste Woche. Franzi ging ganz in ihrer Rolle auf, ihren Liebsten zu pflegen und zu verwöhnen. Martin hatte mehrmals nach seinem Patienten geschaut. Er war sehr zufrieden. Körperlich hatte er sich schnell erholt. Allein sein Erinnerungsvermögen war bis auf die bruchstückhaften Bilder nicht wieder gekommen. Zeitweise war er sehr verunsichert und verzweifelt. Dann war es Franzis Liebe, die ihn wieder aufbaute.

      In der zweiten Woche durfte er sich etwas belasten. Er folgte Franzi über­allhin. Zuerst schaute er ihr bei den Arbeiten zu. Schnell lernte er kleine Handreichungen zu machen, dann konnte er selbst kräftig zupacken. Er fühlte sich sehr wohl inmitten dieses einfachen, wenn auch sehr arbeitsreichen Lebens auf der Alm in den Bergen.

      *

      Die


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