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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Bruder. Ich will Beate gegenübertreten. Ich muß das tun. Ich muß mich prüfen. Das muß ich nicht nur für mich tun, sondern auch für dich. Wenn ich zurückkomme, kannst du sicher sein, daß das Kapitel Beate in meinem Leben abgeschlossen ist. Verstehst du mich, Franzi? Um zu dir zu kommen, muß ich dich verlassen. Ich habe Beate ein Versprechen gegeben. Sie muß mich daraus entlassen.«

      Franzi war blaß wie eine frisch gekalkte Wand. Sie stand auf und zog die Decke enger um ihren Körper. Dann versagten ihr die Beine. Sie fiel in Ohnmacht. Das war alles zuviel für sie gewesen. Jens fing sie auf. Er trug sie auf seinen starken Armen in ihre Kammer. Liebevoll legte er sie auf ihrem Bett ab und deckte sie zu.

      Franzi kam zu sich. Mit geschlossenen Augen hauchte sie: »Raus! Sofort! Verschwinde!«

      Jens hauchte ihr einen Kuß auf ihr Haar. Sie drehte sich zur Wand. Jens ging hinaus. Mit schwerem Herzen schrieb er ihr einige Zeilen. Diese legte er mit der Blume aus dem »Paradiesgarten« auf den Tisch. Dann verließ er die Dollinger Almhütte.

      Das Gras auf der Wiese war feucht. Er ging querfeldein, bis zum Milchweg. Diesem folgte er hinunter bis ins Dorf. Die ersten Hähne krähten und meldeten den Morgen. Mit eiligen Schritten folgte er der Hauptstraße, bis er zum Haus des Doktors kam. Auf dem Schild stand:

      Dr. Martin Engler

      Prakt. Arzt und Sportarzt

      Sprechstunden täglich

      Montag bis Freitag 10 bis 12 Uhr

      und nach Vereinbarung

      (Privater Hauseingang durch den

      Garten)

      »Aha!« redete Jens vor sich hin. »Privater Hauseingang, den nehme ich.«

      Er ging um das Haus herum und drückte auf die Klingel.

      »Langsam, ich komme!«

      Dann öffnete Martin. Zerzaust und unrasiert stand er vor ihm.

      »Jörg? Du?«

      »Guten Morgen, Martin! Nicht Jörg! Jens Angermann!«

      »Komm rein. Kaffee? Setz dich! Erzähl! Mich mußt entschuldigen, bin gerade aus den Federn gekrochen.«

      Martin gähnte.

      »Dann geh mal ins Bad und mach dich fertig. Ich werde mich in deiner Junggesellenküche schon zurechtfinden.«

      Doktor Martin Engler kratzte sich am Kopf.

      »Jens?«

      »Ja, Jens! Jörg ist mein Zwillingsbruder.«

      »Aha! Dann weißt du...«

      »Ja, mir ist alles wieder eingefallen, auch daß ich verlobt bin mit Beate.«

      »O Gott! Bei allen Heiligen! Da hast dir aber etwas eingebrockt mit der Franzi! Weiß der Geier, wie du wieder rauskommst.«

      »Du mußt mir helfen, Martin!«

      »Langsam, das ist ein bissel viel so auf nüchternen Magen. So früh am Morgen!«

      Martin schlurfte in seinen Filzpantoffeln ins Bad.

      Ein wenig später saßen die beiden Männer beim Frühstück in der Küche.

      »Ja, da weiß ich auch net, wie du da wieder rauskommen sollst, so schnell. Die Franzi hast ja wohl arg getroffen. Deine Beichte hat das arme Madl umgehauen. Das kann ich verstehen.«

      »Ich liebe sie aber! Die Franzi ist mein Madl.«

      »Wenn sie dich denn dann noch will.«

      Jens wurde blaß.

      »Jens, es gibt nur einen Weg. Zwei Frauen kannst net haben. Wenn du die Franzi haben willst, dann mußt die Sache mit der Beate so schnell wie möglich ins Reine bringen. Dann kommst wieder und bittest Franzi um die Hand. So, wie ich die Franzi einschätze, wird sie dich etwas zappeln lassen. Es liegt dann bei dir, wie hartnäckig du bist.«

      »Ich hab’ ihr doch ganz klar gesagt, daß ich sie liebe und nur sie liebe. Eigentlich hatte ich erwartet, daß sie mir um den Hals fällt. Immerhin war ich ehrlich zu ihr. Ich ärgere mich jetzt, daß ich ihr alles erzählt habe. Ich hätte die Sache mit Beate beenden können, ohne daß die Franzi etwas erfährt. Was hab’ ich jetzt von meiner Ehrlichkeit? Was? Statt daß sie mir um den Hals gefallen ist, ist sie in Ohnmacht gefallen. Dann hat sie mich rausgeworfen. Ich hab’ ihr zwar noch ein paar Zeilen geschrieben, doch ich frage mich, ob es nützen tut.«

      »Eine schwierige Geschichte! Du liebst die Franzi – und die Franzi liebt dich! Also mußt du um sie kämpfen! Hättest sollen dich net abspeisen lassen von ihr. Es wäre besser gewesen, wenn du bei ihr geblieben wärst, droben auf der Dollinger Alm.«

      »Was denkst du, was die Franzi jetzt macht?«

      Martin warf einen Blick zur Uhr.

      »Mmm! Sie wird aufgestanden sein. Jetzt ist sie sicher beim Melken. Weißt, egal, was passiert, ob jemand geboren wird oder stirbt, ob Sommer oder Winter, Sonne, Schnee oder Hagel, es ist gleich ob es Werktag oder Sonntag ist, das Vieh muß immer versorgt werden. Da gibt es keine Ausnahme. Also wird die Franzi erst mal ihrer Arbeit nachgehen. Sie wird melken. Dann wird sie die anderen Verrichtungen machen. Dabei wird sie nachdenken – viel Zeit hat sie ja dabei, wenn sie das Lab mit der Milch verrührt für den Käse.«

      »Meinst, ich soll wieder hinaufgehen auf die Dollinger Alm?«

      »Darauf kann ich dir keine Antwort geben, Jens. Du mußt dir mal klarwerden, was die Franzi dir gesagt hat. Ihre Familie hat dich aufgenommen, obwohl du ein Fremder, ein Zugereister bist. Einfach so – ohne wenn und aber – haben sie dich aufgenommen. Das haben sie nur getan, weil sie überzeugt sind, daß Franzi dich liebt. Sie hat ihnen klargemacht, daß du sie auch liebst. Sie ließ keinen Zweifel zu, ganz gleich, was vor deiner Amnesie war, daß sie dich will und nur dich. Jens, das ist etwas ganz Besonderes. Das ist ein Glücksfall. So einfach geht das hier in den Bergen normalerweise nicht, wenn ein Fremder sich in ein Madl von hier verguckt.«

      Martin trank einen Schluck Kaffee.

      »Also, ich kann ja verstehen, daß du heim willst. Ich an deiner Stelle würde erst fahren, wenn die Sache mit der Franzi geklärt ist. Jetzt bleibst mal schön hier bei mir. Kannst dich ja ein bißchen hinlegen, wenn du magst. Ich muß jetzt mit der Mira raus. Die Hündin braucht ihren Auslauf. In einer Stunde bin ich wieder da.«

      *

      Die Angermanns hatten nach dem Anruf von Jens zusammen gesessen. Sie freuten sich sehr, daß es ihm gutging, nachdem sie gehört hatten, was geschehen war.

      »Soso! Da hat mein Zwillingsbruder nicht nur ein gefährliches Abenteuer in den Bergen überstanden, sondern auch noch die große Liebe gefunden.«

      »Wenn er das so sagt, dann wird es wohl so sein. Da kann man nichts machen. Er ist erwachsen. Er lebt. Er hat schweres durchlebt. Entschieden hat er sich für seine neue Liebe, diese Franzi. Ich denke, daß er dann auch zu ihr in die Berge ziehen wird. Er war schon immer ein Kind der Berge, im Gegensatz zu dir, Jörg.«

      »Ich weiß, Vater! Von dieser Seite gesehen haben die beiden auch nicht zusammengepaßt. Beate hätte niemals seine Leidenschaft für die Berge geteilt. Mit der Franzi scheint er alles zu bekommen, was er sich wünscht und was ihm wichtig ist. Ich habe meinen Bruder noch nie so sprechen gehört. Die Firma, die Arbeit, das war ihm alles egal. Er sprach nur von Franzi. Ich bin wirklich gespannt auf sie. Sie muß ein ganz besonderer Mensch sein.«

      »Vielleicht bringt er sie mit, wenn er jetzt bald kommt. Kommen muß er ja. Er muß seine Papiere neu beantragen. Es ging ja alles verloren, mit dem Rucksack, soweit ich das richtig verstanden habe.«

      Norbert Angermann stimmte seiner Frau zu.

      »Ich habe ihm versprochen, mich darum zu kümmern. Gleich morgen, werde ich mich erkundigen. Wir kennen so viele Leute. Vielleicht gibt es da Möglichkeiten, Freundschaftsdienste, daß die Sache schnell und glatt gehandhabt wird. So weit ich unseren Sohn verstanden habe, will er so schnell


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