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Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Universal-Regenschirm mit dem ausgefahrenen Stockdegen. Die linke Hand ruhte wie absichtslos vor der Brust des Butlers.

      Doch so ganz absichtslos war diese Stellung der Hand nicht. Parker hatte nämlich trotz seiner kugelsicheren Nylonweste keine Lust, Haddon als Zielscheibe zu dienen.

      Durch einen kaum wahrzunehmenden, leichten Druck auf einen Gummiball unter dem Mantel löste der Butler eine recht reizvolle Kettenreaktion aus.

      Durch eine feine Düse zischte ein unglaublich schnell wirkendes Reizgas in Richtung Haddon. Er mußte die Masse dieser Ladung voll nehmen und schlucken. Unvermittelt hustete er, schnappte nach Luft und merkte überhaupt nicht, daß er noch einen 38er in der Hand hielt. Er krümmte sich, badete sein gebräuntes Gesicht in heißen Tränen und taumelte gegen den Schreibtisch.

      Josuah Parker zog den Universal-Regenschirm zurück, ließ den Stockdegen zurückspringen und klopfte dem Gangster Vrain recht unsanft auf den Kopf. Dazu benutzte er den bleigefütterten Griff des Schirms. Das Taumeln des Gangsters geschickt ausgenützt, schob er ihn nach draußen auf den Korridor.

      Jetzt endlich konnte Parker sich um den Gangsterboß Haddon kümmern, der kraftlos über der Schreibtischplatte hing und immer noch hustete.

      »Dieser kleine Schockhusten wird gleich vergehen. Vielleicht versuchen Sie es mit einem Schluck frischer Luft!«

      Parker öffnete eines der Fenster und sorgte dafür, daß das Reizgas sich verdünnte. Ihm selbst machte das alles nichts aus. Das hing wohl mit den Giftschwaden seiner spezialgefertigten Zigarren zusammen, die ihn im Laufe der Zeit immun gemacht hatten. Parker ließ sich in einem Sessel nieder und wartete darauf, daß sein Gastgeber wieder verhandlungsfähig wurde. Dabei beobachtete er den Gangster Vrain, der aus seiner Ohnmacht erwachte und sich an einem Sessel hochzog. Als er Parker entdeckte, schnaubte er vor Zorn.

      »Hinaus …!« rief Parker ihm leise zu. Der Ton genügte. Vrain verstand die Welt nicht mehr. Er zog den Kopf ein und verschwand dann im Eiltempo hinter der Tür. Nun waren Parker und Haddon nur noch allein im Zimmer.

      Haddon hatte sich etwas erholt. Die Wirkung des Reizgases hielt nicht lange an. Er rieb sich die tränenden Augen und wischte sich durch das Gesicht. Seine Beine wackelten allerdings noch immer, als er sich in einen Sessel fallen ließ.

      »Kommen wir also zur Sache«, begann Parker höflich und sanft. »Warum, erpressen Sie Mr. Arthur Gilpan? Warum halten Sie es für richtig, mich von Gangstern herumstoßen zu lassen? Bedenken Sie bitte, daß Sie es mit einem alten, schwachen Mann zu tun haben.«

      »Alt und schwach?« staunte Haddon laut zurück.

      »Warum also all diese Ungesetzlichkeiten, Mr. Haddon? Handeln Sie in fremdem Auftrag? Falls ja, dann bitte ich um den Namen Ihres Auftrag- und Geldgebers.«

      »Sind Sie verrückt, Parker …!«

      »Woher kennen Sie meinen Namen?«

      »Vrain und Haynes sprachen von Ihnen.«

      »In welchem Zusammenhang, wenn ich fragen darf?«

      »Sie haben es sich doch in den Kopf gesetzt, mich hinter Schloß und Riegel zu bringen.«

      »Und warum sollte ich daran interessiert sein?«

      »Weil Larry Dover Sie gekauft hat, oder etwa nicht?«

      »Mr. Larry Dover und ich kennen uns nicht, Mr. Haddon. Sie dürften falsch informiert worden sein, oder aber Sie belügen mich.«

      »Nun, Dover hat Sie doch engagiert!«

      »Und was ist mit Arthur Gilpan?«

      »Nichts, was soll mit ihm sein?«

      »Sie kennen die Herren Irving und Forest nicht?«

      »Unsinn, davon habe ich nur in den Zeitungen gelesen.«

      »Mit anderen Worten, das Schicksal Mr. Arthur Gilpans ist Ihnen also vollkommen gleichgültig?«

      »Natürlich, glauben Sie etwa, ich hätte ihn umlegen wollen? Weshalb sollte ich …? Aber warten Sie mal, Maureen, seine erste Frau, arbeitet doch für Dover. Ob das damit zusammenhängt?«

      »Ich werde mir die Freiheit nehmen, diesen Dingen auf den Grund zu gehen, Mr. Haddon. Um mir aber Klarheit zu verschaffen, möchte ich mit Vrain und Haynes sprechen.«

      Haddon verstand und drückte auf seinen Klingelknopf, der sich auf der Schreibtischplatte befand. Parker, der sein Gegenüber genau studierte, kam zu dem Schluß, daß Haddon tatsächlich nicht sehr genau und umfassend informiert worden war.

      Haddon und Parker warteten auf die beiden Gangster, doch statt ihrer erschien der Oberkellner in der Tür. Er warf Parker einen mehr als scheuen Blick zu.

      »Wo stecken Haynes und Vrain?« fragte Haddon nervös.

      »Sie haben das Haus verlassen, Sir. Vor wenigen Minuten erst.«

      »Ausgeschlossen, doch nicht ohne meine Erlaubnis …! Sehen Sie noch mal nach.«

      »Sir, ich habe mich nicht getäuscht. Sie scheinen es sogar sehr eilig gehabt zu haben.«

      »Wohin können sie sich gewandt haben?« erkundigte sich Parker in seiner vornehmen und manchmal sehr umständlichen Ausdrucksweise. »Ich möchte fast unterstellen, daß dieser schnelle Weggang einer Flucht nicht ganz unähnlich ist.«

      »Die sind abgehauen, weil sie Dreck am Stecken haben«, wütete Haddon los. »Und ich reime mir schon ’ne Menge zusammen. Die haben sich hinter meinem Rücken für ’nen Job kaufen lassen.«

      »Wie Irving und Forest …!« sagte Parker, sich an den Oberkellner wendend. »Kennen Sie einen Mr. Norman Irving?«

      »Natürlich kenn’ ich den, Sir«, beeilte sich der Oberkellner zu sagen. »Er verkehrte unten in der Bar.«

      »Mit wem unterhielt er sich besonders häufig?«

      »Mit … mit …« Der Oberkellner unterbrach sich und warf seinem Boß Haddon einen hilfeflehenden Blick zu.

      »Los, rücken Sie schon mit der Sprache ’raus«, knurrte Haddon.

      »Mit Miss Della Sheridan, Sir …!« gestand nun der Oberkellner.

      »Mit Della …? Sind Sie sicher?«

      »Vollkommen sicher, Sir.«

      »Schwirren Sie ab, holen Sie sie …!«

      Der Oberkellner ließ erneut die Frackschöße fliegen und trabte aus dem Zimmer. Parker ertappte sich im letzten Augenblick dabei, daß er sich eine seiner gefürchteten, spezialangefertigten Zigarren anzünden wollte. Um die Gesundheit des Gangsterchefs nicht weiter zu gefährden, mußte er sich aus humanitären Gründen diesen Wunsch versagen.

      »Hier geht was hinter meinem Rücken vor«, meinte Haddon nachdenklich. »Hier soll mir was in die Schuhe geschoben werden. Mit diesem Gilpan habe ich überhaupt nichts zu schaffen. An seinem Tod würde ich keinen einzigen Cent verdienen, also wäre er uninteressant für mich.«

      »Miss Della ist Ihre Angestellte?«

      »Sie schmeißt den Laden da unten.«

      »Seit wann kennen Sie die Frau?«

      »Ich gabelte sie vor ungefähr einem Jahr auf. Sie war Fotomodell und trieb sich mit einer Malerclique ’rum.«

      »Mehr wissen Sie nicht von ihr?«

      »Verdammt, habe ich es nötig, mich von Ihnen ausfragen zu lassen?« brüllte Haddon unbeherrscht los. Doch dann ließ er wieder den Kopf sinken und hustete sich die letzten Spuren des Reizgases aus der Lunge.

      »Sie wollten meine Frage noch beantworten«, ermahnte Parker ihn sanft.

      »Ich weiß nur, daß sie mal verheiratet war oder vielleicht noch ist …! Zuletzt war sie mit einem verrückten Burschen zusammen, der diese Malerclique leitete.«

      »Der Name dieses Mannes interessiert mich ungemein.«


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