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SpaltenReise | Erotischer Roman. Noelle JordanЧитать онлайн книгу.

SpaltenReise | Erotischer Roman - Noelle Jordan


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Alles was du willst, nur nicht zu Hause bleiben.«

      »Schmollt der Honk immer noch?«

      »Yep.«

      »Ich will ja nicht schon wieder auf dem Thema herumreiten und nerven, aber wieso tust du dir das nur an? Seit fünfzehn Jahren eine treue Freundin ohne Fehltritte, und wofür?«

      »Selbstgeißelung?«

      Sie schauten sich an und lachten los.

      ***

      Helens Finger flogen über die Tastatur des Laptops. Konzentriert arbeitete sie an einer Präsentation für ein neues Produkt. Nicht leicht, neue Dinge auf den Markt zu bringen, wenn dieser bereits gesättigt war. Sie hielt inne und trank einen Schluck Yogi-Tee. Der Ingwer brannte in der Kehle. Nachdenklich starrte sie aus dem Panoramafenster und beobachtete eine Krähe im Kampf mit der Thermik.

      »Wie überzeugt man Leute davon, etwas zu kaufen, was es schon in fünfundzwanzig anderen Varianten gibt?« Eigentlich hatte sie sich diese Frage selber gestellt. Umso verblüffter war sie, eine Antwort zu bekommen.

      »Indem man es billiger verkauft als die Konkurrenz?«

      Helens Kopf schnellte nach rechts. Im Türrahmen stand der Adonis aus der Lobby. Mit offenem Mund starrte sie ihn an, bevor sie nach gefühlten peinlichen zwanzig Minuten endlich ihre Sprache wiederfand.

      »So trivial ist es leider nicht. Und du bist ...?«

      »... sorry, wo hab ich nur meine Manieren. Ethan. Ich bin Ethan.« Er kam ein paar Schritt näher und reichte ihr die Hand.

      Sie drückte kräftig zu. »Helen.«

      »Freut mich sehr, Helen. Fester Händedruck. Gefällt mir.« Ethan strahlte schon wieder über das ganze Gesicht und sah ihr tief in die Augen.

      Ihre Hand lag noch immer in seiner. Es fühlte sich unverschämt gut an.

      »Was verschlägt dich in unsere Agentur ... Ethan?«, fragte sie und entzog sich langsam, wenn auch nur mit Widerwillen, seinen Fingern.

      »Studentenjob. Ich verteile für die nächsten Wochen die Post im Haus.«

      »Verstehe. Darf ich fragen, wie alt du ... ich meine, was du studierst?« Sie wäre am liebsten im Erdboden versunken. Gott war das peinlich.

      »Zahnmedizin sechsundzwanzig«, antwortete er prompt.

      »Sechsundzwanzig ... was?«

      »Mein Alter. Ich bin sechsundzwanzig.«

      »Oooh, klar ... sorry. Wo?«, hakte sie nach.

      »Wo was?«, fragte Ethan sichtlich verwirrt.

      »An welcher Uni studierst du?«

      »Ach so ... an der NYU.«

      »Kenne ich, die hat einen guten Ruf. Dann sehen wir uns von jetzt an öfter, nehme ich an?« Sie biss sich auf die vorlaute Zunge. Was redete sie da bloß?

      »Das will ich doch hoffen.« Wieder dieses Lachen, schlichtweg Hammer! »Aber bevor ich gehe ...«

      »Ja?« Ihr Herzschlag beschleunigte sich.

      Er reichte ihr ein paar Umschläge. Helen starrte ihn fragend an.

      »Post. Deshalb bin ich doch hier. Bis dann, Helen.«

      Sie nahm die Briefe entgegen und kam sich wie eine dumme Gans vor. Was hatte sie denn gedacht? Rendezvous bei Kerzenschein?

      Ethan verließ das Zimmer und schob sein Postwägelchen weiter über den Gang.

      ***

      Keine dreißig Minuten später klingelte Helens Telefon. Sarahs Nummer blinkte auf dem Display.

      »Was hat dich so lange aufgehalten?«, fragte Helen.

      »Weißt du, wer gerade ...?«

      »Ethan«, unterbrach Helen sie.

      »Woher ...?«

      »Er war vor einer halben Stunde hier. Er verteilt für eine Woche die Post in der Agentur und studiert Zahnmedizin an der NYU.«

      »Sieh mal einer an. Da haben sich die zwei Hübschen ja recht nett unterhalten, wie es scheint. Warum hast du ihn nicht gleich noch gefragt, wie alt ...«

      »Sechsundzwanzig«, wurde sie erneut von Helen unterbrochen.

      »Meine Güte, Helen! Du hast dir doch nicht etwa endlich den Stock aus dem Hintern gezogen?«

      »Bitch«, lachte sie Sarah ins Ohr, »nein, wir haben uns nur kurz unterhalten.«

      »Kurz unterhalten? Du weißt, was und wo er studiert und wie alt er ist ... Bei mir hat es nur zu einem flüchtigen ›Hallo, ich bin Ethan‹ gereicht.«

      »Vielleicht steht er auf ältere Frauen«, kicherte Helen ins Telefon.

      »Hmmm ... könnte sein. Das werden wir dann Morgen­abend sehen.«

      »Wie meinst du das?« Helen dämmerte Schlimmes.

      »Na ja, ich habe ihm gesagt, dass ich Morgen ins ›Marquee‹ gehe. Erst ist er nicht drauf angesprungen, aber als er hörte, dass du dabei bist, war er gleich Feuer und Flamme.«

      »Der Mann ist erst seit ein paar Stunden im Haus und du sagst ihm, wo wir hingehen? Warum?«, stöhnte Helen auf.

      »Warum? Bist du blind? Genau darum! Entspann dich und atme zur Abwechslung mal locker durch die Hose, Helen. Wird sicher ein lustiger Abend.« Sarah legte auf und hinterließ eine völlig perplexe Helen, die magentechnisch schon wieder in der Achterbahn saß.

      ***

      Das »Olive Garden« war voll bis auf den letzten Platz. Sarah und Helen studierten hingebungsvoll die Speisekarte. Eine blonde Kellnerin kam zu ihnen hinüber, um die Bestellung aufzunehmen. Sie wählten eine Flasche »Brunello di Montalcino« und eine Flasche stilles Wasser. Außerdem eine klassische Lasagne für Sarah und grünen Spargel mit Parmesan und Risottobällchen für Helen. Auf Helens Smartphone summte es. Sie schaute drauf und ihr Blick verdunkelte sich augenblicklich.

      »Andrew?«, fragte Sarah, während sie an einer Grissini-Stange knabberte und die Antwort eigentlich schon kannte. Helen nickte und las die Nachricht.

      »Was will der Schmock?«, fragte Sarah.

      »Frische Socken.«

      »Er will was?«, Sarah starrte sie ungläubig an.

      »Ihm sind offensichtlich die Socken ausgegangen, am Samstagabend so gegen zwanzig Uhr. Und wie immer liegt es an mir, weil ich die Putz-, Wasch-, Bügel-, Näh- und Kochfee bin.«

      »Du kannst Nähen? Krass!« Sarah kicherte.

      »Ich kann sogar Stricken und Häkeln, faszinierend, oder? Unfassbar, dass er nicht mal weiß ...« Weiter kam sie nicht, denn das Handy klingelte.

      »Andrew?«

      »Ich brauche Socken«, schnarrte es durch die Leitung.

      »Mag sein, aber da kann ich gerade nichts für dich tun, ich sitze im ›Olive Garden‹ und esse. Zieh doch die an, die du schon den ganzen Tag trägst, wie jeder andere Mensch auch.«

      »Die riechen nicht mehr frisch«, jammerte er durchs Telefon.

      »Das ist so bei Schweißfüßen«, antwortete sie.

      Sarah verschluckte sich vor Lachen an ihrer Grissini-Stange und hustete.

      »Seit einer Woche liegt meine dreckige Wäsche jetzt schon rum und nix ist passiert.«

      »Andrew, ich geb dir jetzt einen guten Tipp, also hör genau hin, denn ich werde mich nicht wiederholen: Schmeiß die Wäsche in die Maschine, schließ die Tür, füll oben Waschmittel rein, stell den Zeiger links auf Vier und den Zeiger rechts auf dreißig Grad und drück den Startknopf. Dann hast du in fünfundvierzig Minuten frische Socken, zwar nass, aber frisch.


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