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Der exzellente Butler Parker 5 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Der exzellente Butler Parker 5 – Kriminalroman - Günter Dönges


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etwas ältere Frau«, berichtete McWarden. »Der Bankdirektor, mit dem ich gestern abend noch sprechen konnte, schätzte sie auf etwa sechzig Jahre. Sie trug ein dunkelgraues Kostüm mit hellgrauem Pelzbesatz und einen zur Farbe des Kostüms passenden Hut.«

      »Eine Personenbeschreibung, die auf tausend Zeitgenossen zutreffen dürfte, falls man sich diese Bemerkung erlauben darf«, warf Parker ein.

      »Stimmt«, gab McWarden ihm Recht. »Viel werden wir damit nicht erreichen. Ansonsten wissen wir nur, daß die Frau etwa einssechzig groß war und graues Haar hatte, soweit man das unter dem Hut erkennen konnte.«

      »Darf man davon ausgehen, daß die Dame bewaffnet war?« erkundigte sich Parker.

      »Sie hatte eine Pistole dabei«, gab der Chief-Superintendent Auskunft. »Die zog sie allerdings erst aus der Tasche, als sie mit dem Direktor allein war.«

      »Mit dem Direktor allein?« fragte Agatha Simpson.

      »Ja«, bestätigte McWarden. »Die Dame ließ sich ins Büro des Direktors führen, weil sie angeblich mit ihm über ein größeres Anlagegeschäft reden wollte. Niemand schöpfte Verdacht, weil am Tag vorher eine junge Frau in die Bank kam und einen Gesprächstermin ausmachte – angeblich für ihre Mutter.«

      »Und diese Mutter entpuppte sich als Bankräuberin«, schloß Lady Agatha messerscharf.

      »So ist es«, fuhr der Yard-Gewaltige fort. »Sobald die ältere Frau dem Direktor gegenübersaß, zog sie ihre Waffe. Mister Daniels blieb nichts anderes übrig, als ihren Befehlen zu folgen. Er rief in der Hauptkasse an und ließ sich hunderttausend Pfund in bar ins Büro bringen.«

      »Und dann verschwand die Frau auf Nimmerwiedersehen«, kombinierte Agatha Simpson.

      »Nachdem sie den Kassierer beim Eintreten mit dem Griff ihrer Pistole niedergeschlagen hatte«, ergänzte der Chief-Superintendent. »Die Masche ist zwar nicht ganz neu, aber sie führt zum Erfolg. Zum drittenmal!«

      »Zum drittenmal?« wiederholte die Hausherrin ungläubig. »Und immer dieselbe Frau?«

      »Eben nicht«, erklärte McWarden mit bedrückter Miene. »Beim ersten Überfall war es eine elegant gekleidete junge Dame von schlanker Statur. Beim zweitenmal eine behäbige Frau mittleren Alters, und jetzt diese Rentnerin ... Es ist zum Verzweifeln! Hat die Polizei denn noch nicht genug zu tun, daß sich jetzt auch noch Frauen zu Banden zusammenschließen müssen?«

      »Ihnen dürfte entgangen sein, daß Mann und Frau in Großbritannien gleichberechtigt sind, Mister McWarden«, kritisierte Lady Agatha.

      »Das heißt aber noch lange nicht, daß Frauen sich als Gangster betätigen müssen, um ihre Gleichwertigkeit zu beweisen«, gab der Yard-Gewaltige unwirsch zurück.

      »Darf man Ihre Darstellung dahingehend verstehen, Mister McWarden, daß in allen drei Fällen nach derselben Methode gearbeitet wurde?« unterbrach Parker das kleine Wortgeplänkel, und der Chief-Superintendent nickte.

      »Deshalb wollte ich Sie bitten, Mister Parker, über ihren Vertrauten Horace Pickett unauffällig Erkundigungen einzuziehen«, fuhr McWarden fort. »So etwas muß sich doch in der Unterwelt herumsprechen.«

      »Davon dürfte auszugehen sein, Mister McWarden«, pflichtete der Butler ihm bei. »Meine Wenigkeit wird selbstverständlich bemüht sein, die gewünschten Informationen zu beschaffen.«

      »Ich habe zwar nichts dagegen einzuwenden, wenn mein Butler Ihnen behilflich ist«, gestattete Agatha Simpson großzügig. »Aber mein untrüglicher Spürsinn sagt mir, daß Sie mit Ihren Nachforschungen in der Unterwelt in diesem Fall nicht weiterkommen werden, mein lieber McWarden.«

      Und ausnahmsweise sollte sie Recht behalten ...

      *

      Horace Pickett wirkte ausgesprochen seriös und warum die Sechzig. Seine schlanke, aber stattliche Figur steckte meist in einem Trenchcoat. Mit seinem Traveller-Hut und dem sorgfältig gestutzten Schnurrbart erinnerte er an einen pensionierten Offizier.

      Dabei war Pickett mal der König der Londoner Taschendiebe gewesen – bis Parker ihm in einer unverschuldeten Notlage das Leben rettete und ihn damit auf die Seite des Gesetzes brachte.

      Picketts Tätigkeit als Eigentumsumverteiler lag schon längere Zeit zurück, aber seine Verbindungen zur Londoner Halb- und Unterwelt waren noch immer von unschätzbarem Wert. In diesem Fall wußte er jedoch keinen Rat.

      »Gesprochen wird darüber schon«, gab er Auskunft, als Parker ihn nachmittags anrief. »Einschlägige Kreise zerbrechen sich den Kopf, wer hinter diesen mysteriösen Überfällen stecken könnte, aber außer wilden Gerüchten hört man nichts, Mister Parker. In der Londoner Szene ist keine Damen-Bande bekannt.«

      »Ähnliches hat meine bescheidene Wenigkeit bereits vermutet«, sagte der Butler. »Allerdings scheint noch keineswegs sicher, daß es sich tatsächlich um eine Bande handelt, wie Mister McWarden annimmt.«

      »Das hört sich an, als hätten Sie sich schon eine eigene Theorie gebildet, Mister Parker«, sagte Pickett am anderen Ende der Leitung. Doch seine Neugier blieb unbefriedigt.

      »Eine Theorie, die nicht durch Tatsachen gestützt wird, besitzt in der Regel nur geringen Wert«, erklärte Parker ausweichend, bevor er das Gespräch beendete.

      Lady Agatha hatte sich gleich nach dem Mittagessen zu einer Ruhepause in ihr Studio zurückgezogen. Seitdem dröhnte ihr friedliches Schnarchen durchs Haus, und Parker entschloß sich zu einem kleinen Ausflug in die Stadt.

      *

      »Schauspielerinnen ohne Engagement suchen Sie?« Der Mann hinter dem Schreibtisch ließ die Brille auf die Nasenspitze rutschen und musterte Parker mißtrauisch über die Gläser hinweg. Dann legte er das Telefonbuch beiseite, in dem er eben geblättert hatte.

      »Ganz recht«, bestätigte der Butler. »Das war exakt der Auftrag, den Mylady meiner bescheidenen Wenigkeit erteilte.«

      »Und ihre Chefin schreibt ein Drehbuch für einen Kriminalfilm?«

      »Auch diese Aussage entspricht uneingeschränkt den Tatsachen, falls man sich diese Bemerkung erlauben darf«, antwortete der Butler.

      »Hm.« Die Sache schien dem Mann nicht ganz geheuer. Als Leiter einer renommierten Schauspieleragentur glaubte er, auch alle wichtigen Drehbuchautoren der Insel zu kennen. Von einer Agatha Simpson hatte er aber noch nie etwas gehört.

      »Und wer wird den Film produzieren?« wollte der Vermittler wissen.

      »Die Diskretion, die allen Geldgebern zugesichert wurde, verbietet es im Moment noch, Namen zu nennen«, schwindelte der Butler. »Sie können aber versichert sein, daß Seriosität Myladys oberstes Prinzip ist.«

      Noch mal wurde Parker eingehend gemustert. In seinem schwarzen Covercoat, den altväterlich gebundenen Regenschirm am Arm und den Bowler auf dem Kopf, wirkte er wie ein hochherrschaftlicher Butler aus längst vergangenen Zeiten.

      »Dann will ich Ihnen mal glauben«, sagte der Mann und holte einen Karteikasten aus dem Schrank. »Sie sehen ja wirklich nicht so aus, als hätten sie schmutzige Geschäfte mit arbeitslosen Mädchen vor.«

      Eine halbe Stunde gingen sie gemeinsam die Kartei durch, und Parker machte sich Notizen. Doch was er suchte, schien nicht dabei zu sein.

      »Darf man davon ausgehen, daß dies alle Adressen sind, über die Sie im Moment verfügen?« erkundigte er sich, nachdem der Vermittler auch die letzte Karte aus dem Kasten gezogen Ratte.

      »Leider ja«, bekannte der Mann. »Ich bedaure außerordentlich, Ihnen nicht helfen zu können. Ihre Chefin scheint spezielle Wünsche zu haben.«

      »Ein solcher Eindruck könnte durchaus entstehen«, räumte der Butler ein. Doch als er sich gerade bedankt hatte und gehen wollte, rief ihn der Mann noch mal zurück.

      »Hier ist noch eine Karte, die ich eben übersehen habe«, sagte er. »Es handelt sich um eine hochtalentierte Schauspielerin, der man vor Jahren eine steile Karriere voraussagte. Kennen Sie Betty


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