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Sophienlust 313 – Familienroman. Anne AlexanderЧитать онлайн книгу.

Sophienlust 313 – Familienroman - Anne Alexander


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sagte Erika. »Aber das weißt du natürlich alles. Du bist ja nicht zum ersten Mal einen Abend allein im Hotel.«

      »Du kannst ruhig weggehen, Mutti!«

      »Lieb von dir!« Erika zog sich ein Jäckchen über. Sie überprüfte schnell noch den Inhalt ihrer Handtasche und küßte sie zärtlich. »Schlaf gut, Jessi!«

      »Viel Spaß, Mutti!« Jessica brachte ihre Mutter zur Tür. »Du brauchst keine Angst haben. Ich habe auch keine«, sagte sie.

      »Schön, wenn man schon so eine große Tochter hat!« Erika drückte Jessica noch einmal kurz an sich, dann verließ sie das Zimmer.

      Jessica hörte noch einige Sekunden lang das Klappern der mütterlichen Absätze im Gang. Sie steckte ihr Geld wieder in die Geldbörse zurück, rannte ins Badezimmer, kämmte sich die Haare und wusch sich die Hände. Dann ergriff sie die Geldbörse. Sie wollte schon aus dem Zimmer gehen, als sie sich sagte, daß es wohl besser sei, noch ein Weilchen zu warten.

      Vielleicht war ihre Mutter in der Halle aufgehalten worden, und ihr wollte sie auf keinen Fall begegnen. Ihre Mutter durfte nicht wissen, daß sie Herrn Steiner Blumen bringen wollte.

      Ungeduldig blickte Jessica auf den Wecker. Sie fand, selten war der Zeiger so langsam um das Zifferblatt gewandert. Acht Minuten, neun Minuten… So, jetzt konnte sie es wagen!

      Vorsichtig lehnte Jessica die Zimmertür an, als sie auf den Gang hinaustrat. Sie besaß keinen Zimmerschlüssel. Den hatte ihre Mutter mitgenommen.

      Etwas ängstlich schaute sie zurück. Hoffentlich fiel die Tür nicht zu, während sie die Blumen kaufte und zu Herrn Steiner brachte. Aber es gab ja Zimmermädchen! Sollte die Tür tatsächlich zufallen, brauchte sie nur zum Zimmermädchen zu gehen und es bitten, ihr die Tür wieder aufzuschließen.

      Reinhold Steiner telefonierte gerade mit seiner geschiedenen Frau, als es klopfte. »Einen Moment bitte, Barbara«, bat er. »Ich bin gleich wieder da.«

      »Ich habe es eilig, Reinhold«, sagte Barbara Steiner unwillig. »David wird jeden Moment kommen, und ich bin noch nicht einmal fertig angezogen.«

      »Dein David wird wohl etwas warten können«, meinte Reinhold ärgerlich und legte den Hörer neben das Telefon. Eilig ging er zur Tür und riß sie auf. »Jessica!« stieß er verblüfft hervor. »Sag mal, Jessica, was machst du denn hier?«

      »Ich möchte Ihnen die Blumen bringen!« Jessica streckte ihm den Strauß Nelken, den sie gekauft hatte, herausfordernd entgegen.

      »Blumen?« fragte Reinhold verwirrt. »Komm herein, Jessi, aber laß die Tür auf. Weit auf!« Er ging zum Telefon zurück und ergriff den Hörer. »Barbara, bist du noch da?«

      »Ja, ich bin noch da«, erwiderte Barbara Steiner. »Wie ich dir schon sagte, Marc und Eric sind bei Bekannten. Ich habe keinen Babysitter für sie gefunden, aber glücklicherweise waren Wolfgang und Susi bereit, sich um sie zu kümmern, obwohl sie heute eine kleine Feier haben.«

      »Auf den Gedanken, an diesem Abend zu Hause zu bleiben, bist du wohl nicht gekommen?« fragte Reinhold. Er blickte sich nach Jessica um und deutete mit der Hand auf einen Sessel. »Setz dich, Jessi!«

      »Bitte?« fragte Barbara.

      »Entschuldige, ich habe Besuch bekommen«, sagte Reinhold.

      »Jessi, das klingt nach einem weiblichen Besuch«, stellte Barbara ironisch fest.

      Reinhold wollte die Situation schon erklären, als ihm bewußt wurde, daß er selbst kaum wußte, warum Jessica bei ihm war. »Ich finde es nicht richtig, wenn du unsere Söhne in der Weltgeschichte herumschickst«, sagte er. »Mark und Eric sind dazu noch viel zu klein. Außerdem ist dieser David Horgan in meinen Augen ein Heiratsschwindler.«

      »Ein Urteil darüber steht dir wohl kaum zu.«

      »O doch, schließlich willst du ihn zum Stiefvater meiner Söhne machen.«

      »Reinhold, bitte, darüber haben wir uns schon endlos gestritten. Und ich habe jetzt keine Zeit. Wenn du morgen anrufst, sind Marc und Eric wieder bei mir. Du kannst dann mit ihnen sprechen. Gute Nacht!« Barbara Steiner legte auf.

      »Barbara!« rief Reinhold in den Hörer. »Barbara!« Er seufzte auf. Es war immer dasselbe. Seine geschiedene Frau wollte einfach nicht einsehen, daß sie auf die unmöglichsten Männer hereinfiel. Er hatte diesen David Horgan ein einziges Mal gesehen, aber dieses eine Mal hatte ihm genügt, um sich ein Urteil über ihn zu bilden. David Horgan war auf keinen Fall ein Mann, der zu Barbara paßte!

      »Sind Sie böse?« fragte Jessica. Sie saß im Sessel, die Blumen auf den Knien, und ließ die Beine baumeln. »Sie machen so ein wütendes Gesicht.«

      »Das sieht nur so aus«, meinte Reinhold. Er ließ sich Jessica gegen­über in einen Sessel fallen. »So, und nun sagst du mir erst einmal, weshalb du gekommen bist.«

      »Um Ihnen die Blumen zu bringen«, Jessica rutschte aus dem Sessel und legte ihm die Blumen in den Schoß.

      »Aber warum denn?«

      »Weil Sie heute nachmittag so lieb waren«, erklärte Jessica. »Ich mag Sie sehr gern«, fügte sie hinzu.

      »Hat dich deine Mutti geschickt?« Reinhold runzelte die Stirn.

      Jessica wollte nickten, doch dann schüttelte die den Kopf. »Nein, meine Mutti ist ins Kino gegangen«, sagte sie. »Allein. Sie geht immer allein.«

      »Um diese Zeit kann sie dich auch nicht mehr ins Kino mitnehmen«, erwiderte Reinhold. Er nahm jetzt an, daß Jessica zu ihm gekommen war, weil sie sich einsam fühlte.

      »Aber wenn ich einen Vati hätte, dann brauchte sie nicht allein ins Kino zu gehen, dann könnte sie meinen Vati mitnehmen«, erklärte Jessica. »Gefallen Ihnen die Blumen?«

      »Sie sind sehr hübsch!« Reinhold wußte, daß er die Blumen annehmen mußte, wenn er die Kleine nicht kränken wollte. Behutsam brach er eine weiße Blüte ab und befestigte sie in Jessicas Haaren. »Damit du auch etwas von den Blumen hast«, sagte er.

      »Soll ich sie ins Wasser stellen?« fragte Jessica eifrig. »Ihr Zimmer ist genauso wie unseres. Ich finde das Badezimmer, ohne daß Sie mir sagen müssen, wo es ist.«

      »Gut, stelle die Blumen ins Wasser, und dann bringe ich dich zurück in dein Zimmer.« Reinhold stand auf und ergriff eine Vase, in der Kunstblumen steckten. Die Kunstblumen legte er auf den Tisch und gab Jessica die Vase.

      »Morgen fahren wir zur Burg Hoheneck«, erzählte Jessica. »Meine Mutti sagt, daß es dort schön ist. Sie war schon einmal dort. Kennen Sie die Burg Hoheneck?«

      »Nein, ich kenne sie nicht«, erwiderte Reinhold.

      »Sie könnten mitkommen. Meine Mutti hätte bestimmt nichts dagegen«, schlug Jessica vor. »Sie würde sich bestimmt freuen.«

      »Dessen bin ich aber nicht so sicher«, meinte Reinhold. Er dachte daran, wie schnell Erika Reimann am Nachmittag ihre Tochter fortgezogen hatte. Doch eigentlich war Jessicas Idee nicht schlecht! Er fand Erika Reimann sympathisch. Ein Ausflug mit ihr und der Kleinen würde bestimmt ein nettes Erlebnis werden. Und was sollte er allein hier? Er war nach Maibach gekommen, um sich zu erholen, aber bis jetzt hatte er sich meistens gelangweilt. Er konnte ja am nächsten Tag ganz zwanglos mit Jessica und deren Mutter im Frühstücksraum zusammentreffen. Vielleicht würde sich dann ergeben, daß er eine Einladung bekam, sie zu begleiten.

      »Fahren Sie mit, Herr Steiner?« fragte Jessica eifrig.

      »Das weiß ich noch nicht, Jessi«, erwiderte Reinhold. »Du wolltest doch die Blumen ins Wasser stellen«, erinnerte er sie. »Und dann bringe ich dich erst einmal zu deinem Zimmer zurück.«

      »Fein!« Jessica lief mit der Vase ins Badezimmer.

      Reinhold Steiner verließ zusammen mit Jessica im ersten Stock den Aufzug. Jessica hatte ihre Hand in seine Hand geschoben. Munter plauderte sie auf den jungen Mann ein. Scheu kannte sie nicht. Sie erzählte ihm, daß ihre Mutter in Stuttgart eine Boutique


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