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Der Mörder. Georges SimenonЧитать онлайн книгу.

Der Mörder - Georges  Simenon


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er musste annehmen, dass seine Frau zu Hause in ihrem Bett war!

      »Frau Doktor ist nicht da«, hatte das Dienstmädchen geantwortet.

      »Was heißt das, ist nicht da?«

      »Ich glaube, sie hat ein Telegramm aus Leeuwarden bekommen … Ihre Tante ist sehr krank …«

      »Wann kommt sie zurück?«

      »Frau Doktor hat gesagt, morgen sei sie wieder zurück …«

      Und er wusste, dass sie nicht zurückkäme! Und Neel ahnte vielleicht bloß bei seinem Anblick, was nun auf sie zukommen würde! Der Beweis war, dass sie leise sagte:

      »Darf ich wieder nach oben gehen?«

      »Bring mir erst noch eine Tasse Tee in mein Zimmer …«

      Wenn man bedenkt, dass sie schon drei Jahre da war und dass er jedes Mal, wenn er allein mit ihr war, Anfälle von Begierde erlebte, und dass er es niemals gewagt hatte, sie anzufassen! Er war überzeugt, dass sie prüde, ja, unerfahren war!

      »Geh nicht gleich wieder weg …«, flüsterte er, als sie den Tee auf den Nachttisch stellte. »Komm her … Du brauchst keine Angst zu haben …«

      »Oh! Ich habe keine Angst …«

      O nein! Sie erlebte das nicht zum ersten Mal. Er aber war nervös, nicht nur ihretwegen, sondern wegen allem. Er hatte Grund zur Nervosität. Sie äußerte sich in einer Art Liebesfieber, und Neel hatte etwas Unerwartetes, Unglaubliches gesagt:

      »Wie leidenschaftlich Sie sein können!«

      Die Tür ging endlich auf. Neel stellte das Tablett mit dem Frühstück auf dem Nachttisch ab, zog die Vorhänge zurück und gab dabei den Blick auf schwarze Äste vor einem Schneehimmel frei. Sie hatte Zeit gefunden, sich ordentlich anzuziehen, ihre Haare waren gekämmt, sie trug eine saubere Schürze, und ihre rosigen Arme dufteten nach Seife.

      Doktor Kuperus hätte nicht zu sagen vermocht, ob sie ein hübsches Mädchen war. Sie hatte die breiten Backenknochen einer Bäuerin, und ihre Züge waren unregelmäßig. Ihr Körper besaß gewiss keine akademischen Proportionen, ihr Fleisch aber war so üppig und fest, dass er sie auch jetzt noch lüstern betrachtete.

      »Neel, wie viel Uhr ist es?«

      »Acht Uhr, Herr Doktor.«

      Sie hatte das im gleichen Ton wie an anderen Tagen gesagt, und das beruhigte ihn.

      »Hat es Frost gegeben?«

      »Nein, aber wir werden Schnee bekommen. Welchen Anzug wird Herr Doktor anziehen?«

      »Den schwarzen … Sagen Sie mal, Neel …«

      Manchmal duzte er sie, manchmal siezte er sie.

      »Herr Doktor?«

      »Finden Sie es nicht etwas komisch, in meinem Bett zu schlafen?«

      »Weshalb, Herr Doktor?«

      »Haben Sie vor mir schon viele Liebhaber gehabt? Hören Sie, Neel … Ich möchte gerne wissen, wann Sie damit angefangen haben, in welchem Alter …«

      »Mit fünfzehn, als ich Kindermädchen in Amsterdam war …«

      »Und seitdem?«

      »Seitdem …«

      Sie sagte das mit einem Ausdruck, der bedeutete, dass das alles so unwichtig war!

      Er rasierte sich und zog sich an, und in seinen Gedanken mischte sich Neel unter seine Sorgen. Er betrachtete sich aufmerksamer als sonst im Spiegel und fand sich ein wenig aufgedunsen. Es war nicht das erste Mal. An manchen Tagen war sein Fleisch weicher, und das machte ihm jedes Mal Angst.

      Was würde jetzt auf ihn zukommen? Er sah den Kanal unter seinem Fenster und die kahlen Bäume. Die Glocke ertönte, und er schloss aus verschiedenen Geräuschen, dass man die ersten Patienten ins Wartezimmer einließ.

      Vor allem musste er sich weiterhin über die Abwesenheit seiner Frau wundern und bei der Polizei in ein oder zwei Tagen eine Vermisstenanzeige aufgeben! Das war leicht, er hatte es gerade bei Neel erlebt. Er, der früher nie lügen konnte, fühlte sich in seiner Rolle sehr wohl.

      Was konnte ihn schon verraten? Niemand hatte ihn gesehen. Wie sollte man darauf kommen, dass er aus dem fahrenden Zug ausgestiegen war?

      Er verließ sein Zimmer und betrat den Salon. Er musste beinahe lächeln, denn dieser Salon hatte seine Geschichte. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte Alice erklärt, der Salon sei nicht mehr modern genug. Sie hatte sich aus Amsterdam und Den Haag Kataloge kommen lassen. Ihr Mann wollte lange nicht anbeißen, denn es war eine unnötige Ausgabe, und ihr alter Salon konnte sich durchaus noch sehen lassen.

      Dann hatte er sich entschieden.

      »Du bekommst deinen Salon …«

      Drei Tage danach hatte er den anonymen Brief erhalten! In dem Augenblick, als seine Frau ganze Tage damit verbrachte, Stöße von Mustern für die Tapeten, die Tischdecke und den Spannteppich durchzublättern …

      Er betrat seine Praxis und öffnete die Tür zum Wartezimmer, wo schon fünf Personen saßen. Bald würden es zwanzig sein, denn er machte Behandlungen für einen Gulden. Er hatte seinen weißen Kittel übergezogen. Er war auf dem Posten, beherrscht und würdig wie immer. Er sah sich buchstäblich selbst. Er war mit sich zufrieden.

      Eine Frau brachte einen Jungen mit Schorf im Gesicht herein, und er nahm einen Rezeptblock, um eine Salbe zu verschreiben. In diesem Augenblick erbleichte er und fühlte von neuem die Beklemmung in seiner Brust.

      Jemand wusste Bescheid! Er hatte an alles gedacht, nur an dies nicht! Jemand wusste Bescheid oder könnte jedenfalls Bescheid wissen! Wie hatte er diesen Punkt nur übersehen können?

      Das Schlimmste war, dass er überhaupt nicht wusste, wer dieser Mann (oder diese Frau) war. Es handelte sich um die Person, die den anonymen Brief geschrieben hatte!

      Diese würde alles begreifen, sobald sie von dem doppelten Verbrechen erfuhr.

      Wer war es nur? Einer seiner Freunde des Onder de Linden? Warum nicht Neel, die über alles auf dem Laufenden war?

      Wo hatte er bloß seinen Kopf gehabt? Er erschrak. Neel war natürlich über alles auf dem Laufenden, da sie Alice Kuperus jedes Mal weggehen sah, wenn der Doktor nach Amsterdam fuhr! Sie hatte nie etwas gesagt!

      Alice musste ihr Schweigen erkauft haben …

      Die Formel für die Salbe fiel ihm nicht mehr ein. Einen Augenblick lang fragte er sich, was das Kind mit dem Schorf bei ihm überhaupt zu suchen habe. Schließlich seufzte er, schrieb, öffnete die Tür für den Nächsten, einen alten Mann, der an Zwischenrippenneuralgien litt.

      Hatte Neel den anonymen Brief geschrieben? …

      Er hatte sich nicht geirrt: Am Vormittag waren zweiundzwanzig Patienten da, und um elf Uhr unterbrach er wie immer die Sprechstunde, um eine Tasse Tee zu trinken und ein Butterbrot zu essen.

      Beides wurde ihm ins Esszimmer gebracht, das nach Bohnerwachs roch, denn es war der Tag, an dem das Parkett gebohnert wurde. Etwas trieb ihn, in der Küche herumzustreichen und sich bei dem Dienstmädchen herumzudrücken.

      »Möchten Sie etwas?«, fragte sie.

      Das Merkwürdigste war, dass er sie immer noch begehrte. Er fragte nur:

      »Frau Doktor ist noch nicht zurückgekommen?«

      »Nein … das wundert mich …«

      So musste er bis fünf Uhr durchhalten, denn dann konnte er ins Café gehen, wo er seine Freunde treffen und wo man sicher über Schutter sprechen würde.

      Er aß allein zu Mittag. Im Spiegel beobachtete er Neel.

      »Hat es dir Spaß gemacht heute Nacht?«

      »Warum fragen Sie?«

      »Möchtest du wieder?«

      »Sie


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