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Tod in Amsterdam. Ben KossekЧитать онлайн книгу.

Tod in Amsterdam - Ben Kossek


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Beamter des Verteidigungsministeriums im Zusammenhang mit diesem Fall auf äußerst zweifelhafte Weise zu Tode gekommen war, weckte auch bei Elsa Groninger ein plötzliches Interesse. Brandstetter zeigte ihr die Fotos, die unzähligen Zeitungsartikel und die Schriftstücke, die er im Koffer gefunden hatte und erklärte ihr die verschiedenen Zusammenhänge, die er bereits erkannt zu haben glaubte. Und dass er mittendrin war, sich langsam ein klareres Bild davon zu machen, welche Dimensionen dieser Fall eigentlich hatte. Elsa unterbrach ihn mehrmals mit Fragen und Einwänden und betrachtete die Fotos, hörte aber sonst sehr konzentriert zu.

      Zwei Stunden und unzählige Tassen Kaffee später schien Elsa Groninger genauso von der Sache vereinnahmt, wie es Heino Brandstetter am Abend des Treffens mit dem Informanten gewesen war. Nach einer Pause fragte sie ein wenig verwirrt:

      „Und was machen wir jetzt?“

      „Wir stellen den Fall mit der Ruhr-Pharma zunächst mal zurück. Ich hätte gerne, dass wir uns ganz auf den neuen Auftrag konzentrieren. Aber ich brauche dazu deine Hilfe, Elsa. Du bist nun so gut im Bilde wie ich, was die Fakten angeht. Ich habe mir überlegt, dass wir mit den Zeugen beginnen.“

      „Gut. Aber damit eines klar ist: Ich habe ein Abendessen bei dir gut, bei unserem Lieblingsitaliener, mit Wein und Nachtisch! Okay, dann lass‘ uns gleich morgen mit diesem Roman Brosinski beginnen. Vielleicht haben wir Glück und treffen ihn zuhause an. Wir sollten uns eine Strategie überlegen, wie wir ihn am besten für unsere Sache gewinnen können.“ An Elsas Gesichtsausdruck konnte Brandstetter erkennen, dass sie eine solche bereits im Kopf hatte.

      Am nächsten Morgen fuhren sie mit Elsas Wagen auf die Autobahn Richtung Neuss. Nun würde es sich zeigen, ob sie Brosinski zum Reden bringen konnten oder nicht, denn ihnen war bewusst geworden, dass er möglicherweise ein wichtiges Puzzleteil im Gesamtbild ihrer Recherchen und Ermittlungen war. Er hatte direkten Kontakt mit Van de Heijden. In Neuss angekommen, suchten sie sich zuerst ein kleines Hotel, denn sie würden mindestens zwei Tage hier in der Gegend bleiben. Als sie dann gegen Mittag an der Haustür des etwas abseits gelegenen Hauses klingelten, in dem Brosinski wohnen sollte, waren sie überrascht, dass sofort geöffnet wurde. Ein kräftiger Mann mit Vollbart und langen dunklen Haaren, etwa Mitte fünfzig, erschien in der Tür.

      „Was wollen Sie?“ war die kurze Frage, die mit einer gewollt abschreckenden Unfreundlichkeit gestellt wurde.

      „Sind Sie Herr Roman Brosinski?“ fragte Elsa freundlich.

      „Und wer möchte das wissen?“ antwortete der Mann, dessen Gesicht offenes Misstrauen zeigte. Elsa Groninger und Heino Brandstetter verstanden sofort, dass sie hier nicht gerade mit offenen Armen empfangen wurden. Nun, das konnte ja heiter werden! Aber einen Versuch war es wert.

      „Mein Name ist Elsa Groninger, das ist Heino Brandstetter. Wir wollten Sie fragen, ob Sie bereit wären, uns einige Fragen zu einem ihrer Pächter zu beantworten. Es geht um Daan van de Heijden. Aber keine Angst – wir sind weder von der Polizei noch von einer Behörde.“

      „Dann brauche ich Ihnen wohl auch keine Antworten geben. Wer sind Sie denn überhaupt? Jetzt sagen sie nur nicht, dass Sie von der Presse sind! Die haben mir damals fast noch mehr Ärger gemacht als die Polizei. Die standen ständig vor der Tür. Danke, mein Interesse an Interviews hält sich in Grenzen!“

      „Bitte, Herr Brosinski, warten Sie!“ rief Elsa, bevor ihnen der Mann die Tür vor der Nase zuschlagen konnte. „Wir wollen Ihnen nichts Böses, wir wollen Sie weder öffentlich bloßstellen noch Ihnen in irgendeiner Form Unannehmlichkeiten bereiten. Hier geht es um etwas anderes. Aber wir brauchen, um ganz ehrlich zu sein, Ihre Hilfe, bitte!“

      Es war nicht ganz klar, was den Mann nun veranlasste, nach kurzem Zögern und einem Seufzer der Resignation doch noch zur Seite zu treten und beide herein zu bitten. War es vielleicht Elsas unwiderstehlich hilfloser Blick, der den Beschützerinstinkt Brosinskis geweckt hatte oder waren es die unscheinbaren Worte „bitte“ und „Hilfe“, die sein Interesse plötzlich hervorgezaubert hatten. Er schaute noch mal kurz in beide Richtungen die Straße hinunter, nachdem Elsa Groninger und Heino Brandstetter den Flur betreten hatten, und schloss dann die Haustür.

      „Kommen Sie mit!“ forderte Roman Brosinski die beiden auf. Ein leises, aber doch unüberhörbar bedrohliches Knurren empfing sie im Wohnzimmer, das eindeutig von einer riesigen Dogge ausging, die in der hinteren Ecke des Raumes auf einer Decke lag und sich bereits mit gespannten Muskeln halb aufgerichtet hatte, um klarzustellen, wer hier der Herr im Hause war.

      „Keine Angst, Devil ist harmlos, solange Sie nicht versuchen, sich hektisch zu bewegen oder mich angreifen. Dann allerdings garantiere ich für nichts mehr“. Brosinski ließ ein trockenes Lachen hören und ging in die Ecke, um Devil mit beruhigenden Worten zu streicheln. Den Namen des Hundes hätte man wohl nicht treffender auswählen können, wenn man ihm in die tiefschwarz funkelnden Augen blickte. „Also bitte, dann nehmen Sie mal Platz.“ Elsa und Heino setzten sich vorsichtig und ohne „sich hektisch zu bewegen“ an den runden Tisch vorm Fenster des Wohnzimmers. Nachdem auch Brosinski neben den Journalisten Platz genommen hatte, wollte er sogleich Klarheit schaffen.

      „Ich weiß nicht, was Sie von mir hören wollen, aber eines weiß ich sehr genau: Wenn irgendjemand davon erfährt, dass Sie hier waren und mit mir über diese Geschichten von damals gesprochen haben, bin ich ein toter Mann. Aus diesem Grund sind Sie doch hier, oder etwa nicht? Sie können sicher verstehen, dass ich dazu keine große Lust verspüre.“

      „Welche Geschichten meinen Sie?“

      „Sie sind doch wegen den Niederländern hier, stimmt‘s? Diese Speditionsheinis.“ Brosinski klang nicht gerade begeistert.

      „Ja, sicher. Aber niemand wird etwas von unserem heutigen Besuch erfahren, darauf haben Sie unser Wort“, bestätigte Elsa Groninger. „Uns geht es um folgendes: Sie haben damals eine wichtige Zeugenaussage bezüglich der Firmen Van de Heijden und Steelmans Transporten gemacht. Kurz darauf haben sie ihre Aussage wieder zurückgenommen. Ist das richtig?“

      Brosinski rutschte etwas unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Er fühlte sich offensichtlich nicht wohl bei diesem Thema.

      „Ja, denn meine Aussage hat nicht dazu geführt, dass diese Gangster verurteilt wurden. Sie führte aber dazu, dass wenige Tage danach ein zwielichtiger Anwalt vor meiner Tür stand und mir mit deutlichen Worten drohte. Und er sah weniger nach einem Anwalt aus als nach jemand, der seine Drohungen auch gleich in die Tat umsetzen könnte. Ich wäre froh gewesen, wenn ich den da damals schon gehabt hätte.“ Er deutete mit dem Daumen über die Schulter in Richtung Devil.

      „Nun, man konnte diese Leute nie verurteilen, weil alle Aussagen immer wieder zurückgezogen wurden, so wie die Ihre“, erläuterte Elsa.

      „Er hat Ihnen Schweigegeld angeboten?“ mischte sich nun erstmals Heino Brandstetter ein.

      „Dazu möchte ich nichts sagen. Ich denke, das geht Sie auch nichts an, oder?“

      „Herr, Brosinski, es ist uns völlig gleich, ob sie Geld genommen haben oder nicht. Es interessiert uns auch nicht. Wir verstehen ihre Situation sehr gut. Aber wir wollen nachvollziehen, wie diese Verbrecher Zeugen wie Sie unter Druck setzen konnten, mehr nicht. Also bitte, helfen Sie uns.“

      „Hören Sie, er gab mir mit klaren Worten zu verstehen, das Geld nehmen und den Mund halten, und sollte das nicht funktionieren, könnte ich nicht mehr gefahrlos über die Straße gehen. Was hätte ich denn tun sollen? Der sah nicht gerade so aus, als könne er den ganzen Tag Spaß verstehen!“

      „Niemand macht Ihnen daraus einen Vorwurf, darum geht es uns hier wirklich nicht. Wir sind keine Presseleute im gewohnten Sinne, die nur darauf aus sind, ihre täglichen Artikel zu bekommen. Wir recherchieren investigativ, dass bedeutet, unser ganzes Bestreben ist es, die Leute endlich zur Strecke zu bringen, gegen die wir recherchieren, indem wir glasklare Beweise finden. Das ist oft eine monatelange Puzzle-Arbeit. Und Ihre Aussage ist ein ganz wichtiger Teil davon, verstehen Sie?“

      „Die finden immer einen Ausweg. Und wenn es bedeutet, Zeugen einfach aus dem Weg zu räumen! Und wie man ja gesehen hat: Die kommen immer durch damit!“

      „Wir


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