Schwerter gegen Bestien: Fantasy Sammelband 1026 Seiten Sword & Sorcery. Robert E. HowardЧитать онлайн книгу.
sollen ihr Versprechen einlösen!“ rief er zornig.
„Dann sieh, o König!“ rief Atla mit durchdringendem Spott in der Stimme.
In den sich windenden Schatten entstand eine Störung, eine Unruhe, und aus der Dunkelheit kroch wie ein vierbeiniges Tier eine menschliche Gestalt, die zu Brans Füßen auf den Bauch fiel, sich wand und stöhnte, den totenähnlichen Schädel hob und wie ein sterbender Hund heulte. In dem geisterhaften Licht sah Bran entsetzt die starrenden, glasigen Augen, die blutleeren Gesichtszüge, die schlaffen, schaumbedeckten Lippen des nackten Wahnsinns. Bei den Göttern, war dies Titus Sulla, der stolze Herr über Leben und Tod in Eboracum?
Bran zog sein Schwert.
„Ich gedachte diesen Streich aus Rache zu führen“, sagte er düster. „Ich führe ihn aus Erbarmen. Vale Cäsar!“
Die Klinge blitzte in dem gespenstischen Licht, und Sullas Kopf rollte zum Sockel des glühenden Altars, wo er, gen Himmel starrend, liegenblieb.
„Sie haben ihm nichts getan!“ Atlas verhaßtes Gelächter durchdrang die Stille. „Das, was er sah und erfuhr, zerbrach seinen Geist! Wie auch alle anderen seiner Rasse wußte er nichts von den Geheimnissen des uralten Landes. In dieser Nacht ist er durch die tiefsten Abgründe der Hölle geschleppt worden, wo selbst du erbleicht wärest!“
„Es ist gut für die Römer, nicht die Geheimnisse dieses verfluchten Landes zu kennen!“ brüllte Bran wütend. „Mit seinen Ungeheuern in den Seen, seinen verruchten Hexen und seinen Höhlen und unterirdischen Gängen, wo die Finsternis Gestalten aus der Hölle gebiert!“
„Sind Sie widerwärtiger als ein Sterblicher, der ihre Hilfe sucht?“ fragte Atla mit Hohngelächter. „Gib ihnen ihren Schwarzen Stein!“
Ein unvorstellbarer Ekel füllte Brans Seele mit roter Wut.
„Ave, nehmt euren verfluchten Stein!“ brüllte er, riß ihn vom Altar und warf ihn mit solcher Gewalt unter die Schatten, daß unter seinem Aufprall Knochen splitterten. Ein brausendes Zischen erhob sich, und die Schatten wogten in Aufruhr. Eine Teilgestalt löste sich einen Augenblick lang aus der Masse, und Bran schrie auf vor Abscheu, obwohl er das Ding nur flüchtig hatte sehen können, nur kurz einen breiten, seltsam platten Kopf, schlaff hängende Lippen mit spitzen, gebogenen Fängen darunter, einen schrecklich mißgestalten, fleckigen Körper und über allem reglose Reptilaugen erkannt hatte. Ihr Götter! Die Mythen hatten ihn auf Horror in Menschengestalt mit tierhaften Gesichtern und mißgebildeten Körpern vorbereitet, aber das hier war ein Horror des Alptraums und der Nacht.
„Kehrt in die Hölle zurück und nehmt euer Idol mit euch“, schrie er und schüttelte seine geballten Fäuste gegen den Himmel, als, sich die massiven Schatten zurückzogen und wie faule Wasser bei Ebbe wichen. „Eure Vorfahren waren Menschen, wenn auch fremdartig und ungestalt. Aber bei den Göttern, ihr seid in der Tat das geworden, was euch mein Volk im Hohn nannte!
Würmer der Erde, zurück in eure Löcher und Gänge! Ihr verpestet die Luft und beschmiert die reine Erde mit dem Schleim der Schlangen, die ihr geworden seid! Gonar hatte recht: Es gibt Geschöpfe, die sind zu widerlich, um selbst gegen Rom verwendet zu werden!“
Er rannte aus dem Ring, so wie ein Mann vor der Berührung einer sich ringelnden Schlange flieht, und riß den Hengst los. Neben ihm kreischte Atla in fürchterlichem Gelächter. Alles Menschliche schien wie ein Mantel von ihr abgefallen zu sein.
„König des Piktenlandes!“ rief sie. „König von Narren! Erbleichst du vor so einer Kleinigkeit? Bleib stehen, und ich zeige dir echte Früchte aus den Schlünden der Hölle! Ha-ha-ha! Renn, du Narr! Renn! Aber der Makel haftet an dir. Du hast sie gerufen, und sie werden es nicht vergessen! Und das nächste Mal kommen sie aus eigenem Antrieb zu dir!“
Er fluchte wild und versetzte ihr einen harten Schlag auf den Mund. Sie taumelte, und Blut rann von ihren Lippen, aber ihr dämonisches Gelächter wurde nur lauter.
Bran sprang in den Sattel, verrückt nach der reinen Heide und den kalten, blauen Hügeln des Nordens, wo er ehrlich sein Schwert schwingen, seine befleckte Seele mit roter Kampfeslust füllen und die Schrecken vergessen konnte, die unter den Sümpfen des Westens lauerten. Er gab dem zitternden Tier die Sporen und jagte wie besessen durch die Nacht davon, bis das höllische Gelächter der heulenden Wer-Frau in der Finsternis verklang.
ENDE
Schritte in der Gruft
Die Abenteuer des Solomon Kane
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ROBERT E. HOWARD, AUTOR der weltbekannten CONAN-Serie, hatte schon in frühester Jugend ein besonderes Interesse für Mythen, barbarische Völker, versunkene Kulturen und dunkle Geheimnisse entwickelt. Diesem Interesse verdanken wir auch die Figur des Solomon Kane, Howards ersten Fantasy-Helden.
Solomon Kane, ein Puritaner der elisabethanischen Zeit, ist ein glühender Verfechter der Gerechtigkeit. Auf Suche nach Abenteuern zieht er durch die Welt. Mit seinem Degen, den er meisterhaft zu führen versteht, rächt er begangenes Unrecht und bekämpft das Böse, wo immer er es findet.
Dieser Band enthält sechs Solomon Kane Abenteuer, die Europa und Afrika zum Schauplatz haben. Es sind die Stories:
AUF DEM PFAD DER RACHE
DAS SKELETT DES MAGIERS
DER MOORGEIST
SCHATTEN DES TODES
DER RUF DES DSCHUNGELS
SCHRITTE IN DER GRUFT
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Copyright
EIN CASSIOPEIAPRESS Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author / Titelbild Elena Schweitzer 123/RF, 2018
© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
INHALT
Auf dem Pfad der Rache
Das Skelett des Magiers
Der Moorgeist
Schatten des Todes
Der Ruf des Dschungels
Schritte in der Gruft
Aus dem Amerikanischen