Butler Parker Staffel 9 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
waren Krokodile und Flußpferde, und auch das Suhlen der schweren Kaffernbüffel im Schlamm fiel auf.
Sue hätte allerdings nicht viel registriert. Gleich nach ihrer Anlieferung durch einen weißen Piloten war sie von Hagerty und Brooks in Empfang genommen worden. Man hatte sie hinauf in eine der bequemen Baumhütten gebracht und auf dem Bett festgebunden.
Aus hingeworfenen Bemerkungen hatte Sue Weston weiterhin in Erfahrung bringen können, daß in National-Lodge auch der Hotekönig Paul Maudling festgehalten wurde. Er sollte zusammen mit ihr, Rander und Parker später bei einem Bootsunfall auf dem See umkommen. So wenigstens schienen Hagerty und Brooks das geplant zu haben. Die letzte Entscheidung hatte allerdings eine Gestalt, die von Brooks und Hagerty als Chef genannt wurde. Wer dieser geheimnisvolle Chef war, wußte Sue nicht.
Sie schrak hoch, als unten am Fuß der Treppenleiter plötzlich laute Rufe zu hören waren.
Hagerty und Brooks fuhren hoch und liefen dann schnell durch die Tür hinaus auf die äußere Plattform. Sie riefen in einheimischem Dialekt Fragen nach unten und kletterten dann sehr schnell nach.
Zum ersten Mal seit Ihrer Entführung war Sue Weston allein. Sie wußte nicht, wieviel Zeit ihr zur Verfügung stand, aber sie wollte diese Chance nutzen. Schließlich hatte sie ja von einem gewissen Butler Parker sehr viel gelernt.
*
»Warum ist dieses Rindvieh nicht in Kisumu runtergegangen?« schimpfte Hagerty und hielt sich die Hand schützend vor Augen, um die sengende Hitze abzuhalten, die das noch brennende Flugzeug ausstrahlte.
Hagerty war zusammen mit Brooks losgefahren und sah auf das Flugzeugwrack, dessen Reste in sich zusammenfielen.
»Posters kann’s uns bestimmt nicht mehr sagen«, gab Brooks achselzuckend zurück, »sollte er unterwegs nicht aussteigen?«
»Falls es geklappt hätte«, erwiderte Hagerty, »falls nicht, sollte er bis Kisumu durchfliegen. Irgendwas muß da schiefgelaufen sein!«
»Hauptsache, Rander und dieser komische Butler sind hin«, meinte Brooks zufrieden.
»Stimmt!« pflichtete Hagerty ihm bei, »aber ich hätte trotzdem gern gewußt, was da gelaufen ist.«
»Komm, sagen wir dem Chef Bescheid«, forderte Brooks seinen Partner auf, »jetzt können wir Maudling und dieses Mädchen schwimmen lassen. Ich bin froh, wenn wir’s endlich hinter uns haben!«
Sie stiegen zurück in den Jeep. Hagerty, der am Steuer saß, preschte los und fuhr zurück zum Baum-Hotel. Irgendwie fühlte er sich plötzlich sicherer. Und das hing mit einem gewissen Butler Parker zusammen, den es nun endlich erwischt hatte. Hagerty hatte Parker zwar noch nie gesehen, wenigstens nicht aus der Nähe, wenn man vom Flugplatz in Nairobi mal absah, wo er ihn aus der Entfernung hatte taxieren können. Dennoch hatte Hagerty sofort gewußt, daß dieser Mann gefährlich war.
Nun, das war vorüber. In ein paar Stunden konnte er auch Paul Maudling und diese Sue Weston ausschalten. Damit war dann endlich der Weg frei, um wieder schnell an das große Geld zu kommen.
*
Sue Weston hatte gerade ihre Hände frei und war dabei, die Fußfesseln zu lösen, als sie den Jeep hörte. Sie biß sich wütend auf die Lippen und arbeitete noch schneller. In fliegender Hast knüpfte sie die Stricke los, die ihre Beine zusammenhielten. Sie schaffte es, als unterhalb der Leiter die Stimmen von Hagerty und Brooks zu hören waren.
Sue schob sich leise aus dem Bett und sah sich nach einer geeigneten Waffe um. Sie wollte und mußte die beiden Tarzan-Brothers daran hindern, herauf in den Baum-Bungalow zu kommen. Und wenn es eben klappte, mußte sie erreichen, daß Hagerty und Brooks für eine gewisse Zeit ausgeschaltet wurden.
Sie fand an der Wand eine schwere Schöpfkelle, wie die Eingeborenen sie verwandten. Diese Schöpfkelle, ein Meisterwerk einheimischer Schnitzkunst, hing als Zierat an der Wand und ließ sich leicht lösen.
Sue baute sich vor der nur angelehnten Tür auf und wartete, bis sie mit dem Gerät zulangen konnte.
Sie brauchte ihre Geduld nicht lange zu strapazieren.
Am Beben und Zittern spürte sie, daß die Leiter benutzt wurde. Wenig später zeigte sich der Kopf von Brooks, der über der Plattform sichtbar wurde.
Das war für Sue das Zeichen zum Angriff.
Blitzschnell drückte sie die Tür des Baum-Bungalows auf, lief auf die Plattform und schlug mit der Kelle über Brooks Kopf.
Brooks gab einen erstaunt-erschreckten Kickser von sich und tauchte mit seinem Kopf weg. Dann herrschte für eine Sekunde Stille, die von einem wütenden Aufschrei unterbrochen wurde. Dieser Aufschrei wurde von dem Rütteln und Schütteln der Leiter begleitet.
Brooks hatte Glück.
Er war auf den breiten Treppenabsatz gefallen, der die beiden Leitern miteinander verband. Er rieb sich verdutzt den Schädel und faßte dann stöhnend nach seinem linken Bein.
»Verrückt geworden?« brauste Hagerty auf, der von dem herabsegelnden Brooks beinahe mitgerissen wurde.
»Dieses verdammte Biest«, schimpfte Brooks kläglich. »Sie hat mich geschlagen.«
»Hör auf mit der Whiskysauferei!« schrie Hagerty, der immer noch nicht ganz begriffen hatte.
»Sie ist frei«, schimpfte Brooks, »sie hat mich niedergeschlagen, begreif doch endlich!«
Hagerty griff sofort nach seinem 38er und entsicherte ihn. Dann stieg er katzenhaft geschmeidig nach oben. Knapp vor der oberen Plattform blieb er auf einer breiten Stufe stehen.
»Ich knall Sie ab«, warnte er gereizt, »los, Hände über die Plattform schieben. Und keine Dummheiten!«
Nichts geschah.
»Hände über die Plattform schieben«, wiederholte er seinen barschen Befehl, »ich warte nur noch ’ne Sekunde, dann drücke ich ab!«
»Hilfe! Hilfe!« hörte er sofort darauf eine erstickte Stimme, die nur dieser Frau gehören konnte. Der Hilferuf kam mit letzter Sicherheit aus dem Baum-Bungalow. Also mußte die Frau noch auf dem Bett liegen. Brooks mußte sich da etwas eingebildet haben.
Hagerty stieg schnell weiter und … handelte sich wenig später ebenfalls einen harten Schlag mit der Schöpfkelle ein. Er war auf Sue Westons Trick hereingefallen, die ihm nur etwas vorgetäuscht hatte!
Hagerty ging in die Knie und wäre um ein Haar ebenfalls nach unten gerutscht. Er konnte sich aber im letzten Moment noch festhalten, stieg ein paar Stufen abwärts und visierte dann mit seiner 38er den Rand der Plattform an.
Den Krokodilen konnte es nachher völlig gleichgültig sein, ob sie eine Tote zum Fraß vorgesetzt bekamen oder nicht.
*
Hagerty kickste überrascht auf, als er schießen wollte. Ein Blasrohrpfeil steckte plötzlich in seinem Handrücken. Der Schmerz war derart heftig, daß er die Schußwaffe sofort aus der Hand fallen ließ.
Er blieb auf der Leiter stehen und sah ungläubig auf den Blasrohrpfeil. Als Kenner des Landes wußte er, daß solche Pfeile hier in den Breitengraden nicht verwendet wurden. Sie gehörten seiner Ansicht nach an den Amazonas.
Unter sich auf der Zwischenplattform hörte er Brooks aufschreien.
Was seinen echten Grund hatte.
Brooks faßte gerade nach seiner rechten Hinterbacke und zog ebenfalls einen kleinen Blasrohrpfeil hervor, den er angewidert musterte und dann auf den Boden warf.
»Will… Will!« rief er dann nach oben, »komm runter! Hier stimmt was nicht.«
Hagerty befand sich in Zwiespalt. Sollte er aufstecken? Schön, diese Frau hatte ihm einen Pfeil in den Handrücken geschossen, aber welche Chancen hatte sie noch gegen ihn?
Hagerty preßte die Lippen zusammen und kletterte wieder nach oben. Das heißt, er begann damit, denn weit kam er nicht. Er brüllte plötzlich auf wie ein Urtier und faßte