Butler Parker Staffel 9 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
erwiderte der Butler gemessen. »Die Elefanten haben vorerst einmal alles Getier in die Flucht geschlagen.«
»Also gut«, entschied Rander, »beeilen wir uns aber.«
»Darf ich zunächst einige Handfeuerwaffen ausgeben?« fragte der Butler und öffnete eine der beiden schwarzen Reisetaschen. Er drückte Rander eine schwere 45er in die Hand und reichte Sue Weston einen 38er.
»Wie haben Sie denn das durch den Zoll bekommen?« wunderte sich der Anwalt.
»Ordnungsgemäß deklariert, Sir«, erwiderte Parker würdevoll. »Sie, Miß Weston und meine bescheidene Wenigkeit treten als Jagdgesellschaft auf. In diesem Fall ist das Mitführen von Waffen durchaus erlaubt.«
»Hauptsache, ich habe einen 45er in der Hand«, freute sich Rander, »plötzlich komme ich mir wesentlich sicherer vor. Gehen wir!«
Parker machte den Schlußmann.
Er ließ seinen jungen Herrn und Sue Weston ein gutes Stück vorausgehen, um Zeit und Gelegenheit zu haben, gewisse Vorbereitungen zu treffen, die für etwaige Verfolger gedacht waren. Parker ging es darum, einen gewissen Vorsprung herauszuschinden. Er konnte den Anblick der Wurfspeere verständlicherweise nicht vergessen. In der Hand von Könnern waren das tödliche Waffen. Und die Eingeborenen hatten seiner bescheidenen Ansicht nach durchaus wie erstklassige Profis ausgesehen.
*
Die vier Eingeborenen kamen sehr schnell zurück zum Autowrack und suchten hier intensiv nach Spuren. Sie fanden nach wenigen Minuten den schmalen Tunnel, den der Butler in die grüne Mauer geschlagen hatte. Und sie registrierten auf dem Boden die deutlichen Schuhabdrücke von drei Personen.
Damit war für sie alles klar.
Sie beratschlagten leise miteinander und nahmen dann die Verfolgung auf. Der Vorsprung der drei Weißen konnte nicht besonders groß sein.
Sie liefen in einem leichten, federnden Trab los und hielten ab sofort den Mund. Wie unheimliche Todesschatten zogen sie über den Wildwechsel, lautlos und zielstrebig. Dabei kamen ihnen die nackten Füße zugute. Die Eingeborenen waren kaum zu hören.
Bis einer von ihnen plötzlich einen erstickten Schrei ausstieß und auf einem Bein herumzutanzen begann. Mit seinen Händen griff er nach dem in der Luft schwebenden Fuß und bemühte sich, die langen, harten Dornen aus der Fußsohle herauszuziehen.
Da sein Stop etwas jäh ausfiel, prallten die anderen drei Verfolger mit ihm zusammen und gingen in einem unentwirrbaren Knäuel zu Boden. Dabei wurden erneute Schmerzensrufe laut, die mit weiteren Dornen zusammenhingen, in die sie mit diversen Körperteilen hineingeraten war.
Sie konnten zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht wissen, daß ein gewisser Josuah Parker diese Dornen von den entsprechenden Zweigen gelöst und auf den Wildwechsel geworfen und verstreut hatte. Parker hatte sich wieder mal der Mittel bedient, die von der Natur ihm so freigiebig dargeboten wurden.
Es handelte sich um Hartdornen, die im Durchschnitt etwa drei bis vier Zentimeter lang waren. Sie waren ungemein spitz und hielten jeden Vergleich mit Nadeln und Heftzwecken aus. Einmal in der Haut, konnten sie nur sehr vorsichtig herausgezogen werden, da diese Dornen über feine Widerhaken verfügten, die sich gegen das Abpflücken sträubten.
Die vier Eingeborenen leckten ihre Wunden und befreiten sich von den spitzen Eindringlingen. Dann berieten sie erneut und nahmen die Verfolgung wieder auf. Diesmal allerdings im Zeitlupentempo. Sie rechneten mit weiteren Überraschungen und waren ungemein vorsichtig.
*
Josuah Parker war noch weiter zurückgeblieben.
Er beschäftigte sich mit einem dünnen, aber sehr zähen Baum, der etwa vier bis fünf Meter hoch war. Parker zog diesen Stamm mit dem Bambusgriff seines Universal-Regenschirms herunter und dann zur Seite. Er griff mit seinen schwarzbehandschuhten Händen nach der Spitze des Stammes und zwang ihn so weit zu sich herab, bis er unter großer Spannung stand.
Dann wartete der Butler geduldig.
Schon nach knapp drei Minuten hörte er das vorsichtige Aufsetzen von nackten Füßen. Wenig später entdeckte er eine Lichtquelle. Es handelte sich um eine gut abgeschirmte Lampe, deren Schein den Boden nach weiteren Dornen und Fallen absuchte.
Parker ließ sich keineswegs nervös machen. Er war sich seiner Sache vollkommen sicher. Er hatte sich vorher alles sehr genau ausgerechnet.
Und wie seine Rechnung wenig später stimmte!
Er ließ die Spitze des Baumstammes los und schloß unwillkürlich die Augen. Er wußte sehr genau, was jetzt passierte. Und zwar blitzschnell wie das Zuschlägen einer Peitsche.
Der dünne, biegsame Baumstamm fühlte sich von allen Hemmungen befreit und schnellte gleichzeitig nach vorn und nach oben, um seine alte Lage wieder einzunehmen.
Hinderlich dabei waren nur vier Eingeborene, die sich störend in den Weg gestellt hatten.
Sie wurden voll erwischt.
Der erste Eingeborene wurde an den Oberschenkeln getroffen und nach oben in die Luft katapultiert. Während seiner an sich nicht langen Luftreise stieß er immerhin noch einen langgezogenen Schrei aus.
Der zweite Eingeborene wurde bereits unterhalb der Brust in Mitleidenschaft gezogen.
Er schlug einen doppelten Salto, wobei er die restlichen beiden Mitläufer zu Boden riß.
Während der Baum endlich zurück in seine altgewohnte Lage schwenkte, blieben die vier Eingeborenen groggy auf dem Wildpfad liegen und spielten vorerst nicht mehr mit.
Parker war mit der Wirkung der Baumpeitsche durchaus zufrieden. Er spielte einen Moment lang mit dem Gedanken, sich einen der Eingeborenen zu greifen, nahm dann aber davon Abstand. Von einer Unterhaltung war nicht viel zu erwarten.
Parker schritt zurück zu Mike Rander und Sue Weston, die er am Ende des Pfades an traf. Vor ihnen lag eine savannenartige Steppe, die vom milden Licht des Mondes beschienen wurde. Gegen den nächtlichen Himmel hoben sich vereinzelte Schirmakazien und Brotfruchtbäume ab.
»Alles in Ordnung?« erkundigte sich Rander.
»Durchaus, Sir«, sagte Parker, »ich war so frei, ein wenig unsere Spuren zu verwischen.«
»Und die vier Eingeborenen?«
»Meiner privaten Schätzung nach, Sir, werden sie von einer weiteren Verfolgung vorerst Abstand nehmen«, gab Parker würdevoll zurück. »Aus diesem Grund würde ich zu einem improvisierten Lager raten.«
»Vielleicht noch mit Lagerfeuer und Romantik, was?« Randers Worte klangen spöttisch.
»Durchaus, Sir. Gerade auf ein Lagerfeuer würde ich den größten Wert legen«, sagte Parker höflich. »Feuer zieht neugierige Menschen mit einiger Sicherheit an.«
»Ach so … Sie wollen bluffen?«
»Davon verspreche ich mir in der Tat einen gewissen Effekt«, gab der Butler zurück, »darf ich aus diesem Grund dort die Schirmakazie Vorschlägen? Sie bietet sich meinen Vorstellungen geradezu an.«
*
Die vier Eingeborenen waren längst nicht mehr so spannkräftig und elastisch wie zu Beginn ihrer privaten Safari. Sie humpelten und hinkten durch den Rest des Wildpfads und stützten sich dabei auf ihre Wurfspeere.
Als sie den Pfad hinter sich gelassen hatten, entdeckten sie auf Anhieb das kleine Feuer unter der Schirmakazie.
Sie gingen steifbeinig in die Knie und berieten leise miteinander. Sie hätten die Jagd auf die drei Weißen am liebsten sofort abgebrochen, doch sie hatten Angst vor noch größerem Ärger. Und den würden sie mit Sicherheit bekommen, falls sie jetzt aufsteckten. Ihr Auftraggeber ließ nicht mit sich spaßen.
Sie einigten sich darauf, in zwei Gruppen anzugreifen.
Sie wollten die Schirmakazie in die Zange nehmen und die drei Weißen dann mit ihren Wurfspeeren aus sicherer Entfernung aufspießen. Aber sie wollten sich Zeit