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Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Paket 3 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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      Reni hatte den alten Justus, der früher Gutsverwalter auf Sophienlust gewesen war und jetzt seinen Lebensabend damit verbrachte, sich den Kindern als eine Art Großpapa zu widmen, beim Kuchenschmaus schon kennen gelernt.

      »Magst du Pferde gern?«

      »Hm, aber am liebsten mag ich die kleinen Küken. Soll ich sie dir zeigen? Wir haben viele.«

      Zutraulich schob sich Manuelas Hand in die von Reni. Einträchtig gingen die beiden zum Geflügelhof, wo Manuela die Küken aufhob und zärtlich streichelte.

      Das hübsche Kind zwischen den goldgelben Tierchen bot ein reizendes Bild.

      Reni wusste nicht, dass sie lächelte. In der Nähe dieses Kindes fühlte sie sich wie von einem schweren Druck befreit.

      »Jetzt müssen wir zurück zu den anderen, Tante Reni. Es gibt nämlich noch etwas zu gewinnen. Das darf ich nicht versäumen«, erklärte Manuela schließlich.

      Die junge Frau kehrte mit Manuela wieder in den fröhlichen Kreis der spielenden Kinder zurück.

      Carola Rennert, die am Glücksrad der Tombola stand und es mit viel Geschick so dirigierte, dass es für jedes Kind auf der geplanten Nummer stehen blieb, bat Reni, ihr beim Verteilen der Päckchen behilflich zu sein. Reni nickte und legte mit ernstem Gesicht bunt verpackte Überraschungen in die begehrlich ausgestreckten kleinen Hände.

      Erst nach dem gemeinsamen Abendbrot ritt sie mit Henrik zurück nach Schoeneich.

      »Schön war’s, nicht wahr, Tante Reni?«, seufzte Henrik müde und zufrieden.

      »Sehr schön«, stimmte Reni ihm zu. »Es ist nett von dir, dass du mich mitgenommen hast.«

      »Es war ja genug Torte da«, meinte Henrik großzügig, denn das war für ihn von entscheidender Wichtigkeit.

      *

      Asta Berner, die Jugendfreundin und ehemalige Verlobte Bodo Hellendorfs, wunderte sich, als Dr. Volkert sie am Telefon zu sprechen wünschte. Zwar wusste sie, dass er Reni behandelte, doch sie sah keinen Grund für ihn, sich mit ihr in Verbindung zu setzen.

      »Darf ich einmal bei Ihnen vorbeikommen, Frau Berner?«, bat Dr. Volkert höflich. »Ich glaube, dass Sie uns helfen könnten.«

      »Ich helfe selbstverständlich gern, Dr. Volkert. Renis augenblicklicher Zustand macht mir Sorge. Ihr Mann leidet darunter. Gerade jetzt fehlt ihm die seelische Gemeinschaft mit seiner Frau.«

      Da Asta Zeit hatte und Dr. Volkert sich für eine Stunde freimachen konnte, kam die Verabredung rasch zustande. Ulrich Volkert betrat schon kurz nach seinem Anruf das große schöne Patrizierhaus, in dem Asta mit ihrem Vater lebte. Ein Diener führte ihn in den mit kostbaren Stilmöbeln ausgestatteten Empfangsraum.

      Asta ließ ihn kaum eine Minute warten, und Dr. Volkert war von ihrer Erscheinung überrascht. Hatte er schon die weiche, klangvolle Stimme am Telefon sympathisch und angenehm empfunden, so musste er sich jetzt eingestehen, dass er eine völlig falsche Vorstellung von dieser Frau gehabt hatte. Ihre Kleidung war betont schlicht, jedoch von großer Eleganz. Das aschblonde Haar rahmte ihr schönes Gesicht in natürlichen Wellen ein. Klare blaugraue Augen richteten sich freundlich und forschend auf ihn.

      Diese Frau ist durch und durch vornehm und ohne Falsch, ging es ihm durch den Kopf. Meine Befürchtung, dass sie es darauf abgesehen haben könnte, ihren früheren Verlobten jetzt doch noch für sich zu gewinnen, ist unbegründet. Das steht fest.

      Asta bat ihn, Platz zu nehmen und fragte, ob sie ihm eine Erfrischung anbieten dürfe. Er dankte höflich und lehnte ab. Danach brachte sie von sich aus die Sprache auf Reni von Hellendorf.

      »Glauben Sie, dass Reni irgendwann einsehen wird, wie sehr sie ihrem Mann unrecht tut mit diesem furchtbaren Vorwurf?«, fragte sie leise. »Ich begreife, dass man sie mit logischen Argumenten jetzt nicht überzeugen kann. Trotzdem muss man auch an ihren Mann denken. Er trägt eine doppelte Last, denn er liebt seine Frau und sehnt sich nach ihr.«

      »Sie kennen beide Partner gut. Die Ehe war glücklich?«

      »Selbstverständlich. Ich bin viel in Hellendorf. Zwischen Reni und Bodo gab es niemals Spannungen oder gar Streit. Die schrecklichen Anklagen, die die arme Reni jetzt ausspricht, sind ein deutliches Anzeichen dafür, dass ihre Seele allzu tief verwundet wurde. Können Sie solche Wunden heilen, Dr. Volkert?«

      »Ich hoffe es, Frau Berner. Entscheidend wird sein, ob Herr von Hellendorf genügend Kraft und Geduld aufbringt. Man kann nicht voraussagen, wie lange eine solche Störung anhalten wird. Manchmal dauert es Wochen, manchmal Monate oder gar Jahre.«

      »Bodo ist unendlich tapfer. Dennoch trifft es ihn immer wieder hart, dass Reni ihn nicht einmal sehen will. Ich habe sie gestern zum ersten Mal besucht. Sie wirkt vollkommen fremd und verändert. Es ist schwer zu schildern. Früher war sie lebhaft und sprühte von Temperament. Ihre Mutter war ja Spanierin. Das spürte man sofort. Doch jetzt scheint sie nur noch eine aufgezogene Puppe ohne Seele zu sein.«

      »Ja, so ist es. Sie beschreiben den Zustand der Patientin sehr treffend. Fragte sie nach ihrem Mann?«

      »Nein. Sie sagte nur, dass sie sich von ihm scheiden lassen wolle. Niemand dürfe von ihr verlangen, dass sie je wieder mit ihm zusammenlebe.« Asta stockte, fuhr aber dann entschlossen fort: »Sie will, dass ich Bodos Frau werde. Ich war vor vielen Jahren mit ihm verlobt.«

      Dr. Volkert sah Asta ein wenig überrascht an. Mit einem solchen Maß an Aufrichtigkeit hatte er nicht gerechnet. »Warum erzählen Sie mir das?«, fragte er leise. »Dazu sind Sie wirklich nicht verpflichtet.«

      Asta hob die Schultern. »Ich weiß, dass ein Psychiater sich aus vielen kleinen Mosaiksteinchen ein Bild zusammensetzen muss. Möglicherweise ist gerade diese Äußerung wichtig.«

      »Darf ich eine Frage stellen?«

      »Natürlich. Ich habe versprochen, dass ich versuchen will, Ihnen zu helfen.«

      »Würden Sie Herrn von Hellendorf heute noch heiraten? Bitte, entschuldigen Sie diese Indiskretion. Sie brauchen mir nicht zu antworten.«

      Asta lächelte. Ihre großen Augen blickten klar. »Nein, Doktor, ich würde es unter keinen Umständen tun. Wenn eine Verlobung auseinandergeht, so muss es Gründe dafür geben. Dieses Kapitel ist abgeschlossen.«

      »Ich bin ganz offen. Frau von Hellendorf hat auch mir gegenüber derartige Äußerungen getan. Sie teilte mir mit, dass Ihre Verlobung durch Ihren Vater aufgelöst worden sei.«

      »Das ist richtig. Dennoch weiß ich heute, dass es meine Schuld war. Ich war einfach zu schwach. Aber was nun auch geschehen mag, die Ehe meiner besten Freunde darf nicht zerbrechen.«

      »Sie sehen Herrn von Hellendorf häufig?«

      »Ja, manchmal kommt er hierher. Meist aber fahre ich hinaus nach Hellendorf. Er braucht jetzt einen Menschen, der ihm zuhört, wenn er reden will. Ich selbst meine, dass das der Sinn einer echten Freundschaft ist. Halten Sie das für einen Fehler?«

      »Im Gegenteil. Es ist in dieser schweren Zeit ein Segen, dass Sie da sind. Sie erweisen Herrn von Hellendorf und damit indirekt auch seiner Frau einen großen Dienst.«

      »Ich kann wenig genug tun, Dr. Volkert. Übrigens war ich Reni gegenüber äußerst vorsichtig in meinen Äußerungen. Ich sagte nur, dass Bodo sicherlich keine Scheidung wolle.«

      »Das war wohl gut«, meinte Ulrich Volkert nachdenklich. »Frau von Hellendorf ist augenblicklich einer meiner schwierigsten Fälle. Ich bin Ihnen für dieses Gespräch unendlich dankbar, Frau Berner.«

      »Wir haben beide das Gleiche im Sinn, Doktor«, gab Asta schlicht zurück. »Wir wollen nichts unversucht lassen, um Reni von Hellendorf zu ihrem Mann zurückzuführen.«

      Der Arzt erhob sich. Er beugte sich tief über Astas Hand und zog sie an seine Lippen. Die Begegnung mit Asta hatte ihn stark beeindruckt. Er ahnte, dass sie Bodo auch jetzt noch liebte. Doch es war eine Liebe, die nichts forderte. Längst hatte Asta Berner sich in die Rolle der


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