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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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räusperte sich Tillmann. »Frau Engler hat mir in der Küche einen Kaffee gegeben. Es kam eine junge Frau dazu, eine Katrin Küchler. Ist das…«

      »Des ist des Madl, die Katrin«, unterbrach ihn der Geistliche. »Dann hast sie ja schon kennengelernt. Des Madl ist ganz unglücklich, dass ihr Vater zusammengebrochen ist. Mei, ist das schön, dann muss ich euch net einander vorstellen. Des fügt sich gut zusammen, besser könnte es nicht sein.«

      »Katrin war sehr abweisend. Deshalb habe ich bei Ihrem Auto gewartet.«

      »Abweisend, sagst? Mei, so kenne ich die Katrin nicht. Aber das kommt sicherlich von den Sorgen, die sie sich um den Vater macht. Doch des gibt sich. Außerdem wird jede helfende Hand gebraucht. Du gehst nicht wegen der Katrin auf den Hof, sondern wegen der Arbeit.«

      Pfarrer Zandler bemerkte, wie verlegen Till wurde.

      »Ich werde sehen, Herr Pfarrer! Ich kann es ja mal probieren.«

      »Des ist die richtige Einstellung! Dann lass uns gehen!«

      *

      Till holte seine Tasche und seinen Rucksack aus dem Pfarrhaus. Dann ging er mit Pfarrer Zandler zum Küchler Hof.

      »Grüß Gott!«, rief Pfarrer Zandler laut. »Schaut aus, als hättet ihr den Wagen schon abgeladen.«

      Katrin und ihre Mutter Luise Küchler kehrten den Hof.

      »Grüß Gott, Herr Pfarrer! Ja, wir sind vor zehn Minuten fertig geworden. Als wir heimkamen, hatten junge Burschen aus der Nachbarschaft schon zugepackt und damit begonnen.«

      Pfarrer Zandler strahlte.

      »Des ist mein Waldkogel! Da sieht jeder, wo es beim anderen fehlt und packt zu. Dann habt ihr des schon mal geschafft.«

      Pfarrer Zandler drehte sich zu Till um.

      »Der junge Bursche hier ist die Hilfe, die ich euch versprochen habe. Er ist auf der Durchreise und ist bereit, eine Weile zu helfen.«

      »Das ist schön! Ich bin die Bäuerin, Luise Küchler!«

      »Till!«

      Sie gaben sich die Hand.

      »Till und wie noch?«

      Pfarrer Zandler räusperte sich.

      »Der Bursche ist der Till und sonst nix! Frage net so viel, Bäuerin. ›Wer viel fragt, der geht viel irr‹, sagt der Volksmund. Ich denke, der Bursche ist in Ordnung. Er arbeitet für Kost und ein einfaches Zimmer. Viel Erfahrung hat er nicht in der Landwirtschaft. Also hab’ ein bisserl Geduld mit ihm.«

      »Wenn Sie des so sagen, Herr Pfarrer, dann probieren wir es!«

      Die Bäuerin drehte sich nach ihrer Tochter um.

      »Katrin, komm! Zeig dem Till mal eine der Kammern oben unterm Dach.«

      »Naa, Mutter! Er kommt mir net ins Haus. Des Altenteil ist leer. Da kann er gut unterkommen!«

      Katrin warf ihrer Mutter frostige Blicke zu. Hocherhobenen Hauptes ging sie an ihr vorbei über den Hof. Sie machte die Tür zum Altenteil auf.

      »Hier können Sie ihre Sachen hinein tun. Schauen Sie sich kurz um. Dann kommen Sie und fegen Sie den Hof zu Ende.«

      Tillmann ließ Katrin nicht aus den Augen. Er nickte, ging hinein und stellte seine Sachen ab. Sofort kam er heraus, griff nach dem Besen und fegte weiter den Hof.

      »Was bist so garstig, Katrin?«, fragte ihre Mutter.

      »Ich bin net garstig! Ich bin nur vorsichtig. Was soll ich von jemanden halten, von dem man nur den Vornamen kennt?«

      Katrin warf einen Blick zu Pfarrer Zandler.

      »Danke für die Hilfe, aber wir wären auch so mit der Arbeit fertig geworden.«

      »Was bist so bös’, Katrin? Der Herr Pfarrer meint es doch nur gut. Dem Vater geht es schlecht. Ich bin froh für jede helfende Hand. Wie kannst du nur so ablehnend sein?«

      »Ich lehne niemanden ab! Er ist ein Fremder! Basta!«

      Katrin ging ins Haus. Die Bäuerin zuckte mit den Schultern.

      »Ich verstehe des Madl net. Seit wir beim Doktor waren, ist sie so sonderbar. Sicher ist sie besorgt um den Vater. Aber beim Martin ist Konrad in guten Händen. Ich verstehe die Katrin nicht. Dabei habe ich jetzt genug Sorgen, da mein Konrad schwer krank ist. Was muss mir des Madl jetzt auch noch Kummer machen?«

      »Das gibt sich wieder, Küchlerbäuerin. Jeder Mensch verarbeitet einen Schock auf seine Art und Weise. Und dass die Katrin über den Zusammenbruch des Vaters erschrocken ist, des steht ja wohl fest. Ich denke, dass die Härte, die sie im Augenblick zeigt, eine Art Selbstschutz ist. Sie verkriecht sich dahinter.«

      »So wird es sein, Herr Pfarrer. Ja, das kann zur Katrin passen. Bei dem Madl wusste man nie, woran man ist. Sie zeigt nie viel Gefühl. Da kommt sie ganz nach ihrem Vater. Der Konrad ist auch so einer, der sein Herz versteckt. Er freut sich nie richtig und geht nie aus sich heraus.«

      »Mei, er hat auch ein schweres Schicksal zu tragen, Bäuerin!«

      »Ja, das hat er. Ich glaube, er leidet sehr darunter, dass sein Bruder damals einfach abgehauen ist und nie mehr etwas von sich hat hören lassen. Er hat sich einfach vor der Verantwortung gedrückt. So hat mein Konrad die ganze Last auf sich genommen. Schon oft hatte ich gedacht, dass er darunter zusammenbrechen tut. Und heute ist es geschehen. Aber er hat sich nie etwas sagen lassen. Herr Pfarrer, er klagte auch nie. Er arbeitete und arbeitete. Er hetzte sich ab. Himmel, des ist doch net notwendig. Unser Madl ist groß. Sie arbeitet in Kirchwalden in der Verwaltung eines Hotels. Ich hätte in dem Hotel auch eine Stelle bekommen können, in der Küche oder in der Wäscherei. Aber der Konrad wollte nicht. Des kommt net in Frage, dass du schaffen gehst, hat er gebrüllt. Ich werde meine Frau doch net für die Schulden von meiner Familie arbeiten lassen. Des ist seine Einstellung. So kümmere ich mich um das Vieh und mache den Garten. Aber wohler wäre mir, wir würden weniger Landwirtschaft machen und ich könnte in Kirchwalden etwas dazuverdienen. Aber er will davon nix wissen. Himmel, sie glauben net, wie stur mein Konrad sein kann, Herr Pfarrer!«

      »Oh doch, Bäuerin! Ich kenne ihn gut! Aber jetzt hat er beim Martin einige Tage Zeit zum Nachdenken. Er ist einfach erschöpft. Er kennt auch nur den einen Weg, sich alles aufzubürden. Er schämt sich für seinen älteren Bruder. Dabei kann er nix dafür. Dein Mann ist nicht für die Taten seines Bruders verantwortlich.«

      »Das sage ich ihm auch immer und immer wieder! Er hört net auf mich.«

      »Sei mal etwas zuversichtlicher, Bäuerin! Ich verspreche dir, ihn ins Gebet zu nehmen, wie man sagt. Der Martin wird ihn auch net ungeschoren davonkommen lassen, so wie er Schindluder mit seiner Gesundheit getrieben hat.«

      Pfarrer Zandler lächelte sie an.

      »Weißt, Bäuerin, alles was im Leben geschieht, hat seinen Sinn, auch wenn wir Menschen den Sinn nicht gleich erkennen. Oft werden auch nur die Wegweiser in eine anderer Richtung gestellt. Jetzt machst du dir nicht zu viele Gedanken. Du gibst mir jetzt die Sachen für deinen Mann. Ich bringe sie ihm, rede mit ihm und Martin und rufe dich später an.«

      »Danke, Herr Pfarrer!«

      Luise gab dem Pfarrer die Tasche. Sie hatte schnell das Notwendigste eingepackt, Waschzeug, Rasierzeug, Wäsche, eine frische Hose, ein Hemd und einige Männernachthemden, wie sie der Bauer trug.

      Pfarrer Zandler verabschiedete sich. Er winkte Till zu.

      »Ich komme bald mal vorbei!«

      »Tun Sie das, Herr Pfarrer, und grüßen Sie Frau Träutlein von mir!«, rief Till ihm zu.

      Luise ging mit dem Geistlichen über den Hof bis zur Straße.

      »Wer ist er? Woher kennen Sie ihn und warum will er seinen Familiennamen nicht nennen?«, fragte sie mit gedämpfter Stimme.

      »Der Himmel hat ihn mir heute geschickt, Bäuerin. Er ist ehrlich und anständig.


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