Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
wieder gesunken, wie es gestiegen war, aber Fee hatte die Erfahrungen mit der diesjährigen Grippe schon öfter gemacht, und sie hoffte auch, dass der Zustand des kleinen Christian Hanke nicht so bedenklich war, wie es ausgesehen hatte. Sie hoffte das auch in Daniels Interesse, denn wenn ärztliche Hilfe bei dem Jungen zu spät kam, war es nicht auszuschließen, dass der Vater doch noch durchdrehte und die Verantwortung Daniel zuschanzte.
Vorerst wurden sie von Isabel abgelenkt, die sich nicht dazu bereitfinden wollte, im Bett zu bleiben.
»Das schwächt nur«, erklärte sie. »Heiser bin ich auch nicht mehr. Das war nur so ein Anflug.« Es war nicht gegen sie anzukommen, und so wurde sie in eine warme Decke gehüllt in einen Lehnsessel gesetzt.
»Wenn es dir heute Abend aber wieder schlechter geht, mach uns bitte nicht dafür verantwortlich«, sagte Jürgen.
»Du wirst mich mit zur Insel nehmen, da kann ich mich besser erholen«, erklärte sie.
»Höre sich doch einer diese Frau an«, sagte Jürgen kopfschüttelnd. »Was soll man nur mit ihr machen?«
»Heiraten und ihr zeigen, wer der Herr im Hause ist«, scherzte Fee.
»Wenn ihr vielleicht meint, dass ich jetzt wie eine Sufragette auf die Barrikaden gehe, habt ihr euch getäuscht«, sagte Isabel. »Ich finde es blöd, wenn eine Frau in der Ehe die Hosen anhat.«
Es ging noch eine Weile so hin und her und wie sie dann plötzlich auf Kerstin Torstensen und Tonio Laurentis zu sprechen kamen, wusste eigentlich niemand zu sagen. Isabel hatte irgendwann das Stichwort gegeben, und dann hatten sie über den Unfall gesprochen.
»Komisch, dass überhaupt nichts in der Zeitung stand«, sagte Isabel.
»Sehr komisch, dass nicht mal du etwas davon weißt«, sagte Jürgen neckend.
»Ich hatte nur im Sinn, dich zu besuchen und war dabei meinen Schnupfen auszukurieren.«
»Die Grippe«, berichtigte er nachsichtig.
»Na schön, dann Grippe. Ich hatte keine Ahnung, dass es eine werden würde, aber mich wundert, dass Laurentis nicht wieder Reklame für sich daraus geschlagen hat.«
»Ist er so?«, fragte Fee interessiert.
»Meine Güte, er ist ein eitler Geck«, sagte Isabel wegwerfend. »Er hat sich immer sehr begabte Mitarbeiter gesucht und selbst abgesahnt. Und Kerstin Torstensen hat er bis aufs Blut ausgenutzt, das ist in einschlägigen Kreisen doch bekannt. Man hat ja gemunkelt, dass er etwas mit ihr hat, aber ich glaube es nicht. Ich habe sie zwar nur einmal gesehen, aber sie ist nicht der Typ, die etwas mit einem verheirateten Mann anfängt. Es ist nur schade, dass sie in seinem Schatten schuftet und er die Erfolge einheimst. Er tritt natürlich auf wie der King persönlich. Ich kann ihn nicht ausstehen.«
»Das möchte ich dir auch geraten haben«, warf Jürgen ein.
Indessen konnte Martin eine halbe Stunde mit Kerstin allein sein. Stefan hatte sich überreden lassen, mit Schwester Petra in deren Freizeit einen kleinen Spaziergang zu machen.
»Aber nur wenn ihr euch anfreundet«, hatte er kategorisch verlangt.
Nun musste Martin allerdings erst gegen die innere Befangenheit ankämpfen, die durch diese Bemerkung noch verstärkt worden war.
Kerstin lächelte schüchtern. »Ich hätte nichts dagegen, wenn wir Stefan diesen Gefallen täten«, sagte sie stockend. »Allerdings möchte ich Sie erst darum bitten zu vergessen, was ich gestern sagte.«
Er wusste augenblicklich, was sie meinte, denn er hatte ganz vergessen, dass er sich darüber Gedanken gemacht hatte, ob sie über ihre beruflichen und finanziellen Sorgen nicht doch mit einer ganz bestimmten Absicht gesprochen hatte. Heute wäre er auf solchen Gedanken gar nicht mehr gekommen. Ein einziger Blick hatte genügt, ein Blick, der die Tür zum Himmel zu öffnen schien.
Aber ihre Worte machten ihm Mut. »Stefans Zukunftspläne gehen noch viel weiter«, sagte er.
»Er ist ein Kind, und scheinbar hat er viel Fantasie.«
»Sie haben sein Herz im Sturm erobert, Kerstin. Und meines auch«, fügte er dann leise hinzu.
Dunkle Glut stieg in ihre Wangen. Sie sah wunderschön aus. Er hätte sie immerzu anblicken können, aber er vermied es, denn das Verlangen stieg in ihm empor, sie zu küssen und gar nicht sachlich über Dinge zu reden, die ihn so sehr bewegten, dass alles andere in den Hintergrund gedrängt worden war.
»Was fehlt Ihrer Schwägerin eigentlich?«, fragte Kerstin da jedoch.
Sein Gesicht verdüsterte sich. »Ja, darüber müsste ich wohl in erster Linie mit Ihnen sprechen, so schwer es mir auch fällt«, murmelte er.
Stockend begann er zu erzählen. Zuerst hatten sich Kerstins Augen staunend geweitet, dann lehnte sie sich zurück und blickte auf die Bettdecke, um nicht in sein zerrissenes Gesicht blicken zu müssen.
»Sie haben doch damit nichts zu tun«, sagte sie leise.
»Man hat immer eine gewisse Verantwortung für seine Mitmenschen. Ich fasse es jedenfalls so auf.«
»Verantwortung trägt jeder für sich allein«, sagte Kerstin bestimmt. »Man kann die Schuld, die man sich selbst zuschreiben muss, nicht auf andere abwälzen. Ich werde Ihnen erzählen, was zwischen Laurentis und mir vorgefallen ist, und vielleicht würden Sie von Ihrem Standpunkt aus sagen, dass ich daran nicht ganz schuldlos bin.«
So hatten sie sich dann in dieser Stunde offenbart, was quälend in ihnen bohrte, und dann war Schweigen zwischen ihnen. Auch ein Schweigen voller Angst!
Martins Hände griffen nach Kerstins, ihre Blicke versanken ineinander und eine glühende Zärtlichkeit erfasste ihn, als er die Hilflosigkeit in ihren Augen las.
»Du«, sagte er verhalten, und in seiner dunklen Stimme schwang Sehnsucht. Immer näher kam sein Mund dem ihren.
Ein zauberhaftes Lächeln blühte um ihre schönen Lippen auf. »Bringt dich das nicht mit deiner Stellung in Konflikt?«, fragte sie schelmisch.
»In diesem Fall lässt es sich wohl verantworten. Würdest du meine Frau werden, Kerstin?«
»Kennen wir uns nicht zu kurz, um schon jetzt einen so schwerwiegenden Entschluss zu fassen?«, fragte sie.
»Vielleicht kannst du es nicht verstehen, aber ich habe eine entsetzliche Angst, dich zu verlieren«, sagte er.
»An wen? Es gibt niemanden. Es gibt nur noch euch. Aber ich muss meine Angelegenheiten regeln, Martin. Es wäre mir schrecklich, dich damit zu belasten. Wenn ich die Wohnung schnell wieder verkaufen könnte, wäre ich aller Verpflichtungen ledig, und es würde auch noch etwas übrig bleiben. Wenn ich doch nur nicht ans Bett gefesselt wäre.«
»Kann ich etwas für dich tun?«, fragte er.
»Hast du nicht schon genug um die Ohren?«
»Im Hinblick darauf, dass bald ein wunderschönes neues Leben beginnen kann, wird mir nichts zu viel.«
Sollten sie aber nicht lieber erst abwarten, was nun mit Hella wurde? Kerstin wollte jetzt nicht davon anfangen. Sein Gesicht war so gelöst, wie sie es noch nie gesehen hatte. Ihre Lippen hoben sich seinen entgegen, und als er sie küsste, war für Sekunden beider Denken ausgelöscht.
*
Gesagt hatten sie Stefan noch nichts, aber er spürte es, dass etwas geschehen war.
»Du hast dich mit Kerstin richtig angefreundet, Papi«, sagte er glucksend.
»Ja, wir verstehen uns sehr gut. Du hast das auch sehr fein eingefädelt, Stefan«, meinte Martin schmunzelnd.
»Ich bin schon ein bisschen gescheit, gell? Getraut hätte sich Kerstin sicher nicht, weil du in der Klinik ja der Chef bist und der Oberschwester passt es sowieso nicht, dass wir uns so gut verstehen. Sie ist zickig.«
»Sie ist sehr tüchtig, Stefan«, sagte Martin.
»Mag