Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
weißt doch, dass die Patienten am Wochenende immer äußerst fidel sind, Kleines.«
»Am Wochenende kann man aber nichts erledigen.«
»Dann hängst du den Montagvormittag halt noch dran. Aber sag Daniel vorher Bescheid, sonst treibt ihn die Sehnsucht hierher und ihr verfehlt euch.«
Johannes Cornelius war glücklich, dass Daniel und Felicitas sich zusammengerauft hatten, und das hatten sie buchstäblich; denn lange Zeit waren sie wie Hund und Katze gewesen, und beide aus dem gleichen Motiv, das Liebe hieß.
Daniel hatte geglaubt, dass Fee gegen ihn eingestellt sei, und sie hatte gemeint, dass es zu viel andere Frauen in seinem Leben gäbe und er von ihr gar keine Notiz nähme. So schwer konnten sich Liebende das Leben machen, doch nun schienen alle Zweifel besiegt.
Vor allem war da Isabel Guntram, die attraktive und clevere Journalistin, gewesen, mit der Daniel schon recht lange befreundet war. Aber es war tatächlich nur eine Freundschaft.
Davon war Dr. Cornelius ganz überzeugt, nachdem Isabel drei Wochen auf der »Insel der Hoffnung« zugebracht hatte.
Fee dagegen rätselte darüber nach, ob es bei Isabel doch eine tiefere Neigung sei. Sie war viel mit Dr. Schoeller beisammen gewesen, aber er machte sich über Isabel wohl auch seine Gedanken.
Tatsächlich aber war es so, dass Dr. Jürgen Schoeller seine heimliche Liebe für Fee noch nicht überwunden hatte und sie gar nicht wusste, wie tief diese saß.
Der ungemein sympathische und überaus sensible junge Arzt, der es meisterhaft verstand, sich in die Stimmungen der Patienten hineinzudenken, konnte seine Gefühle sehr gut verbergen.
Er hatte gleich gewusst, dass er neben Daniel Norden keine Chance hatte, als der auf der Bildfläche erschien.
Und Jürgen Schoeller wusste mittlerweile, dass es Isabel mit Daniel ähnlich ergangen war. Sie waren beide nicht die Menschen, die mit dem Schicksal haderten. Sie fanden sich mit den unumstößlichen Tatsachen ab.
Nun war es gewiss nicht so, dass Dr. Schoeller keine Chancen bei Frauen gehabt hätte. Es gab auch hier auf der »Insel der Hoffnung« manch eine Patientin, die einem Flirt nicht abgeneigt war, wie zum Beispiel Lissy Reuter, die sich von einem Autounfall erholen wollte.
Eine Woche war sie schon hier, und sie hatte sich bemüht, Dr. Schoellers Aufmerksamkeit ausschließlich auf sich zu lenken.
Aber bis gestern war ja noch Isabel Guntram dagewesen, die sie nun als stärkste Konkurrenz ausgeschaltet wähnte.
Lissy, von Beruf Tanzlehrerin, wusste ihre weiblichen Vorzüge ins günstigste Licht zu rücken, aber man musste ihr lassen, dass sie dabei nicht herausfordernd wirkte.
Sie freute sich sehr, Jürgen Schoeller einmal allein und nicht in Eile zu erwischen, und er war viel zu arglos, um hintergründige Gedanken zu hegen.
Lissy hatte sich während ihres Aufenthaltes auf der »Insel der Hoffnung« schon blendend erholt, aber als Dr. Schoeller sich nach ihrem Befinden erkundigte, klagte sie doch über Gleichgewichtsstörungen.
»Sie dürfen nicht zu sehr auf die schlanke Linie achten«, erklärte er liebenswürdig. »Die Mahlzeiten sind so abgestimmt, dass Sie nicht fürchten müssen, zuzunehmen. Aber abnehmen sollen Sie auch nicht.«
»Finden Sie, dass ich abgenommen habe?«, fragte sie, kokett an ihrem leichten Sommerkleid zupfend.
»Wir können es auf der Waage kontrollieren«, sagte er lächelnd. »Ich kann mir nicht erklären, woher die Kreislaufstörungen kommen sollen. Der Puls ist regelmäßig, der Blutdruck normal, und Sie sehen blendend aus. Wie wäre es, wenn Sie unseren Patienten mal Tanzunterricht geben würden?«
»Ihnen auch?«, fragte sie mit einem Augenzwinkern.
»Das könnte nicht schaden. Nur wenn es Ihnen Spaß macht, Frau Reuter.«
»Und damit ich in der Übung bleibe. Keine schlechte Idee. Wann fangen wir an? Gleich heute Abend?«
»Heute Abend ist das Fußballspiel, das wollen unsere Herren sehen. Morgen vielleicht? Natürlich soll es keine Anstrengung für Sie sein.«
Und wenn sie jetzt nun sagte, dass sie mit diesem Beruf ihr Geld verdiene und Tanzunterricht nicht ohne Honorar geben würde?
Nein, das sagte Lissy nicht. Dazu war sie viel zu großzügig und auf ihr Image bedacht. Und sie hoffte doch insgeheim auch, sich damit ein Plätzchen in Dr. Schoellers Herzen zu sichern. Aber man konnte ihr wahrhaftig nicht nachsagen, dass sie dieses Ziel auf unfeine Art verfolgte.
Lissy war immer ein guter Kumpel gewesen. Sie hatte in ihrem fast dreißigjährigen Leben auch manche trübe Erfahrung mit Männer gesammelt. Ihr gesunder Optimismus hatte jedoch immer gesiegt. Sie fühlte sich wohl auf der »Insel der Hoffnung« und wollte einfach nur ein bisschen mehr Abwechslung haben. Die sollte sie nun haben!
Sie war jetzt nicht mehr kokett, sie war einfach heiter gestimmt, und diese Heiterkeit stand ihr gut zu Gesicht.
Das gewahrte ein anderer Mann viel bewusster als Dr. Schoeller.
Er hieß Maximilian Moeller und war erst vor zwei Tagen angekommen. Lissy hatte ihn noch nicht getroffen, denn er war nach einer sehr weiten Reise in einen vierundzwanzigstündigen Dauerschlaf versetzt worden.
Dr. Schoeller stellte ihn vor. Lissy lachte. »Schoeller-Moeller«, scherzte sie, »ist das lustig.«
Wohlgefällig ruhte ihr Blick auf dem zwar etwas blassen, aber recht annehmbaren und noch jugendlichen Mann, der sich höflich vor ihr verneigte.
Nun gab es plötzlich noch einen, der ihr recht gut gefiel, und weil er sich dafür interessierte, entschloss sich Lissy, zum ersten Mal in ihrem Leben, sich ein Fußballspiel im Fernsehen anzuschauen.
*
Dr. Daniel Norden hatte mit Professor Wiese telefoniert und Martin Kraft anschließend benachrichtigt, dass er am Freitag gegen zehn Uhr in der Klinik erscheinen möchte. Er konnte jetzt nur hoffen, dass sein Patient nicht wieder andern Sinnes wurde.
Ein weiteres Telefongespräch führte er nach der Nachmittagssprechstunde mit seinem Kollegen Behnisch, der ihm die beruhigende Nachricht geben konnte, dass es Herrn Grothe schon bedeutend besser ginge und Uli nun zu ihm ins Zimmer gebracht worden sei.
Er machte noch vier Besuche und kam heim, als die erste Halbzeit des Fußballspieles fast zu Ende war. Es stand noch unentschieden null zu null. Er hatte nichts versäumt.
Lenchen hatte ihm das Abendessen auf den Tisch gestellt und sich bereits in ihre Gefilde zurückgezogen.
Mit ihren nun fast siebzig Jahren wollte sie abends ihre Ruhe haben.
Ruhe herrschte in diesem Haus, in dem sich überwiegend Büroräume, eine Rechtsanwaltskanzlei, Daniels Praxis und neuerdings noch eine Zahnarztpraxis befanden. Vom Straßenlärm hörte man kaum etwas. Die Hauptverkehrsstraße lag weiter entfernt.
Daniel hatte es sich bequem gemacht. Das Spiel wurde jetzt schneller und versprach einen interessanten Verlauf, doch da wurde er plötzlich emporgeschreckt.
Bremsen quietschten, und ein dumpfer Aufprall folgte.
Diese Geräusche waren hier nun ganz ungewöhnlich, und während er schon wieder in seine Schuhe schlüpfte – es war eine ganz automatische Reaktion –, läutete es bei ihm.
Lenchen war schwerhörig. Sie vernahm weder das eine noch das andere. Wahrscheinlich schlief sie schon.
»Was ist?«, rief Daniel in die Sprechanlage.
»Helfen Sie bitte rasch!«, ertönte eine Männerstimme.
Daniel beeilte sich. Er fuhr mit dem Lift abwärts.
Das Erste, was er im Lichtkreis der Straßenlampe gewahrte, waren ein zerbeultes Auto an der Hauswand und ein Mann, der sich über eine am Boden liegende Gestalt beugte. Mit ein paar Schritten war Daniel dort.
»Sie ist nicht tot, sie