Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
fragte Lissy aufmunternd. »Angst um die schlanke Linie?«
Ihn bewegten andere Gedanken, wenn er in ihr hübsches Gesicht blickte.
»Wollen wir nachher noch einen Spaziergang machen?«, fragte er mit belegter Stimme.
»Aber gern.« Sie war jetzt keine Spur kokett, sondern nur kameradschaftlich.
Dass ihn irgendetwas bedrückte, konnte ihr nicht entgehen. Auch in ihrem Beruf eignete man sich eine gewisse Menschenkenntnis an.
Es war ein schönes windstiller Abend.
»Hier könnte man alles vergessen«, begann Maximilian gedankenverloren.
»Tun Sie das, wenn etwas Sie bedrückt. Man soll nicht allzu viel Gefühlsballast mit sich herumschleppen.«
»Es ist ein anderer Ballast«, sagte er.
Das Temperamentsbündel konnte auch eine verständnisvolle Frau sein. Lissy legte ihre Hand auf seinen Arm.
»Sie wollen etwas loswerden, Maxi, also tun Sie sich keinen Zwang an. Wir verstehen uns doch mittlerweile schon ganz prächtig.«
»Ob es auch so bleibt, wenn ich Ihnen meine Geschichte erzählt habe?«, fragte er skeptisch.
»Warum nicht? Halten Sie mich für so oberflächlich? Ich habe auch meine Sorgen. Ich habe gelernt, sie niemandem zu zeigen. Man ist gern gesehen, wenn man lacht und sorglos erscheint, aber wer will schon mit den Sorgen anderer konfrontiert werden. «
»Das sind meine Gedanken, bevor ich von mir spreche, Lissy.«
»Das sollten sie gewesen sein«, sagte sie. »Sie brauchen sich solche Gedanken nicht zu machen.«
»Es ist eine Geschichte, die wohl recht oft passiert. Eine reizvolle Frau und ein verblendeter Mann. Jahre hat er gebraucht, um etwas zu schaffen, um ein gestecktes Ziel zu erreichen. Dann begegnete ihm eine Frau, die ihm völlig den Kopf verdrehte. Es machte ihn glücklich, ihr jeden Wunsch erfüllen zu können, und sie hatte viele Wünsche.
Er verschwendete allerdings auch zu viel Zeit an sie, nicht nur Geld, und merkte nicht, dass er von seinem Prokuristen, dem er ganz vertraute, hintergangen wurde. Und so war er eines Tages am Ende. Mit allem am Ende, denn einen armen Mann wollte die Frau nicht haben. Die Hochzeit war bereits festgesetzt, aber sie gab ihm den Laufpass. Er wollte nicht aufgeben, so verbohrt war er. Er fuhr zu ihrer Wohnung, die er ihr eingerichtet hatte, aber dort fand er bereits einen andern vor, und er ließ sich sogar zu einer heftigen Auseinandersetzung hinreißen. Dabei, ich sagte es Ihnen schon, rutschte er aus und hätte sich fast das Genick gebrochen. Acht Wochen lag er in der Klinik und hatte Zeit zum Nachdenken.«
Er machte eine Pause, und Lissy sagte eine Weile auch nichts. Dann sah sie ihn nachdenklich an. »Und wie kam er dann auf die ›Insel der Hoffnung‹?«, fragte sie.
»Durch einen Mann, der bereit war, dem Dummkopf eine Chance zu geben.«
»Was Sie davon überzeugen sollte, dass das Gute über Böses siegt«, sagte Lissy.
»Glauben Sie daran?«
»Gewiss!«
»Und was halten Sie von dem Dummkopf?«
»Dass er ein ehrlicher Mensch mit einem kindlichen Gemüt ist, wie eine gewisse Lissy. Wir können uns die Hände reichen. Es gibt auch törichte Frauen. Gleich zu gleich gesellt sich gern, sagt man doch. Wir scheinen dafür einen Riecher zu haben.«
Sie hakte sich fester bei ihm ein, und er legte scheu seine Hand auf ihre.
»Ich erzähle Ihnen auch eine Geschichte. Es war einmal ein sehr törichtes Mädchen, bis über beide Ohren in einen Mann verliebt, der große Pläne hatte. Pläne, die eine Menge Geld kosteten. Sie schuftete und schuftete, damit er seine Pläne verwirklichen konnte. Und was tat er? Er amüsierte sich mit ihrem sauer verdienten Geld mit anderen. Lustig, was?«
»Gar nicht lustig«, erwiderte er heiser.
»Sie träumte von einem erfolgreichen Mann, einem schönen Heim und Kindern, und er verschwand auf Nimmerwiedersehen. Aber sie war immer noch so optimistisch, zu glauben, dass man nicht alle Männer in einen Topf werfen solle. Sie steckte nicht auf und lebte ihr Leben nun auf ihre Weise. Immer mal ein kleiner Flirt, aber mehr nicht.«
»Und wie’s drinnen aussieht, geht niemand was an«, murmelte er.
»Ich resigniere nicht, Maxi«, sagte sie lächelnd. »Das Leben soll wert sein, gelebt zu werden. Fallen ist keine Schande, nur das Liegenbleiben. Man hat Ihnen eine Chance gegeben. Nehmen Sie sie wahr.«
»Wollen wir morgen einen Ausflug machen?«, fragte er plötzlich.
»Warum nicht? Ich schaue mir gern die Gegend an.«
»Ich möchte Sie mit dem Mann bekannt machen, der mir die Chance gibt. Er lebt auf der Riefler-Alm.«
»Wollen Sie Einsiedler werden?«, fragte Lissy neckend.
»Ganz im Gegenteil. Er heißt William Docker und ist ein sehr reicher Mann. Er musste auch erst einiges durchmachen, um zur Selbsterkenntnis zu gelangen. Er wollte nicht wahrhaben, dass seinem einzigen Sohn eine Frau wichtiger sein könnte als aller materieller Besitz. Davon musste er sich überzeugen lassen. Und nun braucht er einen Mann, der seine Geschäfte weiterführt, damit er viel Zeit für seine Enkel hat.«
»Da ist Ihnen doch eine große Aufgabe zugedacht worden. Wollen Sie noch mit der Vergangenheit hadern, Maxi?«, fragte Lissy.
»Es gäbe jetzt noch etwas«, sagte er zögernd. »Würde es Ihnen sehr schwer fallen, Ihre Tanzschule aufzugeben, Lissy?«
»Das kann ich mir gar nicht leisten«, erwiderte sie.
»Ich will damit sagen, ob Sie sich entschließen könnten, mit mir nach Amerika zu gehen.«
Lissy hielt den Atem an.
»Sind Sie sicher, dass Sie nicht wieder einen Fehler machen?«, fragte sie herzklopfend.
»Ganz sicher.«
»Lernen Sie mich lieber erst ein bisschen besser kennen, lieber Maximilian«, erklärte Lissy ernst. »Wir haben ja noch ein bisschen Zeit dazu.«
Aber es war doch ein schönes Gefühl, als er den Arm um sie legte, während sie zurückgingen. Sie ließen sich Zeit dafür. Sie konnte ihren Kopf an seine Schulter lehnen und schon ein bisschen davon träumen, dass es auch für sie noch ein echtes Glück geben würde.
»Insel der Hoffnung«, sagte sie träumerisch.
Er ergriff ihre Hände und küsste sanft ihre frischen Lippen.
»Und der Erfüllung«, fügte er dann hinzu.
*
Monika von Schönauer lag auf einer Notliege, den Kopf in die Hand gestützt, und blickte zu ihrer Schwester hinüber.
Nur das matte Licht der Nachtlampe erhellte das Zimmer.
»Gestern bin ich also aus Paris zurückgekommen«, sagte Petra schleppend.
Monika konnte es selbst fast nicht glauben, dass sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden so viel zutragen konnte.
»Ja, und dann haben wir die Schaufenster dekoriert. Du hast mir geholfen, obgleich du zu Uschis Geburtstagsparty eingeladen warst.«
»Wer ist Uschi?«
»Deine Freundin.«
Noch immer kam Petra keine Erinnerung.
»Ich weiß nicht, der Schlag auf den Kopf muss sehr heftig gewesen sein«, bemerkte sie.
»Du bist aus einem fahrenden Auto gestoßen worden und auf die Straße gestürzt.«
»Ich habe einen Schlag auf den Kopf bekommen«, sagte Petra, »ja, einen sehr heftigen Schlag.«
Monika sprang auf und setzte sich an Petras Bett.
»Du erinnerst dich?«, fragte