Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
»Wer will das denn? Du bist eine emanzipierte Frau. Du bist doch mit deinem Beruf verheiratet.«
»So ist es nun auch wieder nicht«, entgegnete Isabel leise. »Kommst du Donnerstag ins Konzert?«
»Das lässt sich heute noch nicht sagen. Man muss immer auf Überraschungen gefasst sein. Weiß ich denn, was mir diese Woche blüht?«
So trennten sich wieder. Jeder ging seiner Arbeit nach. Eigentlich war es nie anders zwischen ihnen gewesen, nur hatte Isabel es sich manchmal anders gewünscht gehabt. Doch darüber war sie hinweg. Verwundert stellte sie es fest, als sie zu ihrer Redaktion fuhr.
Jetzt hatte sie wirklich Abstand gewonnen. Sie dachte nicht mehr daran, dass Dr. Daniel Norden einmal ihr sonst so kühles Herz in Flammen versetzt hatte.
Freundschaft ist der Anfang oder das Ende einer Liebe, hieß es. Für sie war es das Ende. Daniel hatte die Frau gefunden, die ihn glücklich machte. Wie ausgeglichen er war, wie reif geworden in diesen letzten Monaten.
Sie konnte nur gute Gedanken für ihn hegen, und sie wünschte ihm und Fee die Erfüllung ihrer Liebe.
*
Am nächsten Tag traf Daniel am Lift Dr. Arndt. Er kam von Krankenbesuchen, der Anwalt vom Gericht.
Dr. Arndt hatte sich schnell erholt. Seine Miene war zuversichtlich.
»Sie werden schon gelesen haben, dass Jürgen Sperber frei ist«, sagte er.
»Gelesen nicht, aber gehört.«
»Sie scheinen gute Verbindungen zur Presse zu haben«, bemerkte Dr. Arndt lächelnd. »Ich hatte gestern noch ein Gespräch mit Frau Guntram. Eine charmante Frau. Sie müssen schon einverstanden sein, dass Ihre Verdienste bei der Auflärung dieses Falles nicht unerwähnt bleiben.«
»Muss ich das?«, fragte Daniel seufzend.
»Ohne Sie wäre er nicht so schnell aufgeklärt worden. Sie haben mir einen großen Dienst erwiesen, Herr Norden. Falls Sie mal einen Anwalt brauchen, stehe ich jederzeit zu Ihrer Verfügung.«
»Hoffentlich brauche ich keinen«, scherzte Daniel.
»Wie soll ich dann mein Schuldenkonto bei Ihnen ausgleichen?«
»Vielleicht habe ich mal einen armen Patienten, der juristischen Rat braucht.«
»Sie können jeden zu mir schicken.«
»Und falls Sie mal einen Arzt brauchen …«
»Dann fahre ich eine Treppe höher. Aber vorerst wollte ich mal anfragen, ob Petra sich nicht in Ihrem Sanatorium erholen kann.«
»Das wird sich einrichten lassen.«
»Und wenn ich etwas für den kleinen Italiener tun kann, bin ich gern bereit dazu. Brauchen Sie nach dieser turbulenten Woche nicht auch Erholung?«
»Ich bin ganz munter«, erwiderte Daniel lachend. »Geht es den beiden jungen Damen gut?«
»Wir haben den Schrecken überwunden. Petra lässt sich von Thommy die Zeit vertreiben. Für sie war es ein heilsamer Schock. Sie hat den Wert des Lebens begriffen. Sie wird künftig wählerischer in ihrem Umgang sein. Und der junge Sperber wird seinem Vater wohl auch keine Sorgen mehr bereiten. Die ganze Bande sitzt jetzt hinter Schloss und Riegel.«
»Und wann findet der Prozess statt?«
»Der Termin steht noch nicht fest, aber es wird wohl unvermeidbar sein, dass wir uns auch im Gerichtssaal wiedertreffen, Herr Norden.«
»Solange ich nicht als Angeklagter dort stehen muss, werde ich es in Kauf nehmen. Dann weiterhin erfolgreiche Arbeit, Herr Arndt.«
»Desgleichen.«
Sie verabschiedeten sich mit einem festen Händedruck.
Nun profitiert Isabel wenigstens davon, dachte Daniel. Hoffentlich schreibt sie nicht gleich einen ganzen Roman über mich.
Molly sagte ihm, dass Dr. Behnisch und auch Professor Wiese angerufen hätten. Bei dem Letzteren ging es wohl um Martin Kraft.
Daniel rief gleich zurück und erfuhr, dass der Patient mit Erfolg operiert worden sei. Ein Stein fiel ihm vom Herzen.
Mit gutem Zureden konnte man nicht alle Krankheiten heilen. Manchmal behielt doch der Chirurg das letzte Wort, und es war gut, wenn man sich dann nicht den Vorwurf machen musste, etwas versäumt zu haben.
Was mochte Dieter von ihm wollen? Er vergaß dann doch, ihn anzurufen, weil er ein paar dringende Besuche machen musste, aber Dieter brachte sich in Erinnerung.
Er fragte, ob er am Abend nicht ein Stündchen Zeit für ihn hätte.
»Komm zu mir, dann machen wir es uns gemütlich, wenn du weg kannst«, schlug Daniel vor.
»Ab und zu brauche ich auch mal eine Verschnaufpause«, erwiderte Dr. Behnisch.
Er kam ziemlich pünktlich, aber abgehetzt und hungrig. Nun, Lenchen hatte dafür gesorgt, dass sie nicht darben mussten. Gegen Männerbesuch hatte sie nichts einzuwenden.
»Ich muss einen neuen Assistenzarzt einstellen«, sagte Dieter. »Wir schaffen es nicht mehr zu dritt. Weißt du einen?«
»Aus dem Handgelenk kann ich keinen schütteln, aber ich werde mich umhören.«
»Und eine neue Krankenschwester brauche ich auch. Wenn du mir mal wieder Patienten schickst, Dan, dann bitte nur welche, die mir nicht das Personal reduzieren.«
»Wieso das?«, fragte Daniel betroffen.
»Schwester Annelie hat gekündigt. Sie wird als Betreuerin zu dem kleinen Grothe gehen.«
»Du liebe Güte! Das wird kaum von langer Dauer sein.«
»Wie meinst du das?«
»Mit der Frau unter einem Dach? Das hält niemand lange aus.«
»Grothe lässt sich scheiden. Seine Frau hat das Haus schon verlassen.«
»Wie hat er denn das fertiggebracht?«
»Es wird ihr kaum etwas anderes übriggeblieben sein. Die Treueste war sie wohl nicht.«
»Wem sagst du das, aber dass er endlich die Konsequenzen gezogen hat, wundert mich doch.«
»Er hängt sehr an seinem Kind, und wenn mich nicht alles täuscht, wird Annelie auch nicht allzu lange nur Betreuerin seines Sohnes bleiben. Ich würde es ihr gönnen. Sie hat genug mitgemacht in ihrem Leben.«
»Also trägst du es mir nicht nach, wenn du dir eine neue Schwester suchen musst? «
»In diesem Fall nicht. Jeder Mensch braucht was fürs Gemüt. Man könnte neidisch werden.«
»Dann schau dich doch mal unter den Schönen des Landes um«, meinte Daniel neckend.
»Lieber unter den Guten, aber die sind dünn gesät. Außerdem habe ich keine Zeit.«
Daniel sah ihn forschend an.
»Da fällt mir etwas ein«, sagte er. »Einen Arzt weiß ich im Augenblick nicht, aber eine Ärztin, die ich dir empfehlen könnte.«
»Eine Ärztin in einer chirurgischen Klinik?«
»Ja, es gibt auch Frauen, die diesen Berufszweig wählen, aber es wird ihnen verdammt schwergemacht, in einer Klinik unterzukommen. Unsere lieben Kollegen sind da recht heikel. Du auch?«
»Skeptisch, das gebe ich zu. Aber wenn sie tüchtig ist, könnte man es mal versuchen. Wie heißt sie denn?«
»Jenny Lenz.«
»Hurra, der Lenz ist da!«, spottete Dieter Behnisch.
»So taufrisch ist sie nicht mehr.«
»Ich kann auch keine brauchen, die den Patienten den Kopf verdreht. Wie ist sie zu erreichen?«
»Ich werde sie mal zu dir