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Tage und Nächte in Urwald und Sierra. Kurt FaberЧитать онлайн книгу.

Tage und Nächte in Urwald und Sierra - Kurt Faber


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vorüber mit feindseliger Gleichgültigkeit und die weite Plaza lag vor mir in der flimmernden Hitze so kalt und tot und so öde wie ein leerer Geldbeutel. Da setzte ich mich zunächst einmal auf eine der Kaimauern und fing an mächtig nachzudenken über mich und meine Lage und sonst noch allerlei Dinge, über die ich längst schon hätte nachdenken sollen, wenn ich klug und weise und vorausschauend gewesen wäre.

      Das war der wenig erfreuliche Anfang der peruanisch-bolivianisch-brasilianischen Geschichten, von denen ich hier berichte. Die letzte von diesen war eine deutsche, und ich will sie gleich hier an den Anfang setzen. Das war am Tage der Rückkehr, in der ersten Stunde in Hamburg. – Wie wohl es tat, wieder auf deutschem Boden zu gehen! Zufrieden mit mir selbst und der ganzen Welt ging ich die Mönckebergstraße entlang und freute mich, daß eigentlich noch alles am alten Platze stand, trotz der Schauergeschichten, die ich gehört hatte im Ausland. An den Ecken standen noch immer die alten Weiber und verkauften die neuen Zeitungen und ringsum die Läden quollen nur so über von Würsten, Schinken, Schokolade und sonstigen Herrlichkeiten aller Weltteile. Vor einer Bude blieb ich stehen und kaufte Kirschen aus den Vierlanden, denn nach so etwas hatte ich längst schon Appetit bekommen über dem verzuckerten Zeug von Ananas und faden Bananen.

      Was sie kosteten?

      »Fünfhundert Mark.«

      »Mark–?«

      »Jo, Mark.«

      »Das Pfund?«

      »Det halwe Pund!«

      – –?

      »Ihnen heben sie wohl eben erst in Amerika losgelassen.«

      »Ja.«

      »Und dann sind Sie nicht dort geblieben?«

      »Warum sollte ich denn?«

      »Wo es dort doch Dol–lars gibt!«

      Eben von den Dollars will ich in diesem Buche erzählen– –

      Einen hatte ich mitgebracht. Ich hütete ihn wie meinen Augapfel. Ich wechselte ihn ein zum besten Kurse. Ich reiste damit im Schnellzug durch halb Deutschland, und als ich endlich müde und krank wieder bei Muttern ankam, da waren mir noch tausend Mark davon übriggeblieben. So hatte die lange Reise von Meer zu Meer sich dennoch einigermaßen bezahlt gemacht.

      »It's all in a name,« sagen sie drüben.

      Der Anfang in Peru

      An Nord bei »Murla«. – Ein schwerer Abschied. – Ich bekomme den Blaukoller. – Das Valutageschäft. – Erste Belehrungen. – Nur nicht arbeiten! – Kriegsrat in der Schiffsküche. – Grausige Wanderung über das Schlachtfeld. – August findet Arbeit. – Ein nasser Beruf.– François zeigt sich gefällig. – Die Nation vom leeren Geldbeutel. – Ich finde eine Unterkunft als Mußfranzose. – Die »Kleine Menagerie«, der Superboche und noch mehr Mußfranzosen.– Schon wieder arbeitslos.

      Das war im Sommer des Jahres 1921. Es liegt also noch nicht allzu weit zurück in der Weltgeschichte. In gewisser Hinsicht war es ein historischer Tag, denn an ihm zeigte sich seit sieben langen, lustlosen Jahren zum erstenmal wieder die deutsche Flagge am Heck eines deutschen Schiffes im peruanischen Hafen von Callao.

      Es war die gute alte »Murla« der Bremer Kosmos-Linie, der diese Ehre zuteil wurde. – Je nun, sie war nicht gerade ein »Imperator« in ihren Ausmaßen, aber in all ihrer hausbackenen Bescheidenheit war sie mir doch eine Heimat gewesen in den letzten zehn Tagen von Valparaiso bis Callao. Nach einem abenteuerlichen Ritt quer durch Patagonien nach der Westküste und dem zerreibenden Daseinskampf, der in Chile vielleicht noch schlimmer war als anderswo, hatte ich endlich wieder gewußt, wo ich hingehörte. – Ja, und wie man eben so langsam angefangen hatte, sich daran zu gewöhnen, war es schon wieder vorbei mit den Fleischtöpfen. Wieder, wie schon so oft zuvor, stand ich mit meinen sieben Sachen an Deck und wartete auf das Boot, das mich hinüberführen sollte in ein fremdes Land, das ich kaum vom Hörensagen kannte.

      Eben kam Jan, der Bootsmann, und reichte mir treuherzig die Hand zum Abschied.

      »Na, adjüs denn! Holl fast, min Jung, und sieh zu, daß du nicht über Bord fällst, 's ist ein bannig böses Pflaster da drüben. Ich möchte nicht begraben sein in dem Affenland.«

      Der Kapitän war anscheinend ungefähr derselben Ansicht, denn auch er machte ein bedenkliches Gesicht.

      »Was wollen Sie eigentlich dort drüben? Sie können gerne mitkommen nach Hamburg.«

      Einen Augenblick schaute ich ihn zweifelnd an. Wenn je ein Mensch in Versuchung gekommen war, so war ich es damals.

      Nach Hamburg! Nach Deutschland–! Das war ein Wort, das sich anhörte wie Ruhe nach all der Unruhe. Es klang mir in den Ohren und zauberte tausend Bilder, die ich gerade jetzt am wenigsten sehen mochte. Ich schaute auf das weite Meer unter dem dunkelblauen Himmel, ich starrte hinüber nach der fremden Stadt, die hart und feindselig herüberschaute, wie ein glühender Backofen unter der brütenden Tropensonne. –

      Es kostete mich ein Wort.

      Aber ich fand es nicht. Und also begann diese Geschichte der Irrfahrten und Abenteuer im Lande Peru und in noch verschiedenen anderen Ländern.

      #####

      Von meinen sieben Sachen habe ich gesprochen. Ich weiß nicht, ob es genau so viele waren. Jedenfalls waren sie samt und sonders nicht der Rede wert und hatten bequem Platz in meinem Seesack. Mit kräftigen Ruderschlägen schoß das Boot schnell durch das stille Wasser, das glatt wie Glas unter dem blauen Himmel lag. Schon konnte man deutlich die einzelnen Gestalten auf der Landungsbrücke ausmachen, und ich wurde ein wenig nervös, als ich darunter einige Uniformknöpfe in der Sonne blitzen sah.

      Denn ich muß es gestehen: von jeher habe ich ein wenig gelitten unter jenem eigenartigen Gemütszustand, den man in der Sprache der Polizei als »Blaukoller« bezeichnet, jener dem Vagabunden angeborenen Angst vor der Staatsautorität und ihren Organen. Sie war in diesem besonderen Falle nicht ganz unbegründet, denn– wie gewöhnlich – so hatte ich auch diesmal keinen Paß und auch sonst sah es nicht eben erfreulich aus um meine Legitimationspapiere. Und ohne diese – so hatte man mir versichert – ginge eher ein Kamel durch ein Nadelöhr, als daß ein Fremder peruanischen Boden beträte, zumal wenn er von Chile kommt. Mit klopfendem Herzen, aber mit herausfordernder Miene, schritt ich über den Pier, auf dem die Schutzleute und Zollbeamten dicht wie die Heuschrecken saßen. Niemand kümmerte sich um mich, nur hart am Ausgang der Straße wurde ich angeredet von einem Polizei- oder Zolloffizier, einem ungewöhnlich schönen Mann mit blendend weißer Uniform und leuchtenden Knöpfen. Er warf nur einen flüchtigen Blick auf mich und meinen Seesack.

      »Marinero?« fragte er zwischen zwei Zügen aus seiner goldgeränderten Zigarette.

      »Marinero,« antwortete ich.

      »Pase.«

      Dann verschwand er wieder in den Schatten seines Schilderhäuschens, und ich ging mit großen Schritten hinaus in die Freiheit des peruanischen Landes. –

      Der erste Anblick war keineswegs überwältigend. Das alte Bild, das sich immer wiederholt in allen Hafenstädten längs der südamerikanischen Westküste: Holz und Wellblech, flache, niedrige Häuser unter flimmernder Sonne, Kehrichthaufen mit alten Lumpen und leeren Konservenbüchsen, Hinterhöfe, in denen sich die leeren Flaschen zu Bergen türmen, schreiende Esel auf sandigen Straßen und da und dort irgendeiner mit einer Last auf dem Kopf, der mit singender Stimme irgend etwas zum Verkaufe anpreist.

      Gleich das erste Haus war ein Wirtshaus. »Cambio« stand über der Tür zu lesen. Ich besann mich auf


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