Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
Jaguar verunglückt ist.“
„Und das sagen Sie mir erst jetzt?
Das muß ich unbedingt in der morgigen Ausgabe bringen. Erzählen Sie!“
„Wenden Sie sich an die Polizei“, bat der Butler, „und vergessen Sie tunlichst meinen Namen!“
„Sie sind hinter Lister her, nicht wahr?“
„Wenn Sie gestatten, Mr. Falsom, werde ich Sie stets rechtzeitig informieren“, schlug der Butler vor und erhob sich. „Bevor ich gehe, möchte ich gern noch erfahren, wo Mr. Lister in Bristol zu erreichen ist.“
Falsom kritzelte eine Adresse auf ein Stück Papier und reichte es dem Butler.
„Wo ist Lister verunglückt?“ fragte er dazu. Parker hatte keine Bedenken, ihm den entsprechenden Hinweis zu geben. Als er ging, griff Falsom bereits hastig nach dem Telefonhörer und ließ sich von der Hausvermittlung mit der Polizei verbinden.
Parker fuhr mit dem Lift hinunter in die große Empfangshalle und dachte an Lady Agatha Simpson. Seine Herrin schien, und das wunderte ihn, auf der richtigen Fahrig zu sein. Hier war tatsächlich Spionage im Spiel. Myladys erste Romankapitel waren so gut wie gesichert.
Agatha Simpson saß vor der neu angeschafften elektrischen Schreibmaschine und starrte konzentriert und tiefsinnig auf das fast leere Manuskriptblatt, das sie eingespannt hatte. In harter Gedankenarbeit hatte sie sich bereits den vorläufigen Titel ihres Spionagethrillers einfallen lassen: „Killer für zwei schlanke Beine“.
Ob dieser Titel gut war, wußte sie nicht mit letzter Sicherheit, doch sie fand, daß er bereits gewisse interessante Hinweise und Elemente enthielt. Killer, das deutete auf Mord und Aktion hin, schlanke Beine sprachen für ein gewisses Maß an Sex, der in einem Krimi nicht fehlen durfte.
Dieser vorläufige Titel war ganz auf ihre langbeinige Sekretärin abgestellt. Man hatte immerhin versucht, Kathy zu ermorden. Der Grund hierfür war der Lady vollkommen klar, denn ihre Gesellschafterin kannte schließlich die Gesichter der beiden Killer.
Nun rang Lady Agatha leicht verzweifelt mit dem ersten Satz ihres Romans.
Er mußte ihrer Ansicht nach wie eine Bombe einschlagen. Doch diesen Satz galt es erst mal zu finden. Sie ärgerte sich ein wenig, daß er sich nicht von allein anbot, stand auf, marschierte an den Reihen ihrer Bücher entlang und suchte nach Inspiration. War dieser erste Satz erst einmal gefunden, war der Krimi so gut wie geschrieben, dann brauchte sie ihrer Phantasie nur noch freien Lauf zu lassen.
Dankbar nahm sie allerdings zur Kenntnis, daß unten an der Haustür geklingelt wurde.
Das bedeutete Ablenkung und Anregung zugleich.
Lady Agatha hörte, wie Kathy zur Tür ging, dann allerdings nichts mehr. Sie wartete darauf, von ihrer Sekretärin gerufen oder verständigt zu werden, doch es blieb still im Erdgeschoß.
Die Hausherrin marschierte auf ihren stämmigen Beinen zur Zimmertür und lauschte nach unten.
Nichts!
Ihre Phantasie wurde sofort angeheizt. Es mußte sich um einen nächtlichen Überfall handeln. Die beiden Killer, mit denen Kathy es zu tun gehabt hatte, waren auf der Bildfläche erschienen, um ihre Tat nun doch noch auszuführen. Anders konnte es überhaupt nicht sein. Zudem paßte eine solche Situation in den Roman, den sie zu schreiben gedachte.
Agatha Simpson sah sich nach einer geeigneten Waffe um, merkte aber leider nicht, daß hinter ihrem Rücken die Tür leise geöffnet wurde. Plötzlich wurde die Besitzerin des Hauses in ihren eigenen vier Wänden angesprochen.
„Mach keine Dummheiten, altes Mädchen“, sagte eine fast fröhliche und amüsierte Stimme. „Dreh dich langsam um und heb die Patschhändchen hoch!“
„Sie Lümmel!“ Lady Agatha hatte sich umgedreht und sah sich einem breitschultrigen Mann gegenüber, der nur mit dem identisch sein konnte, von dem Kathy Porter berichtet hatte. Dieser etwas naiv aussehende Mann mit der niedrigen Stirn hielt einen Revolver in der linken Hand, nachlässig und nicht besonders wachsam.
„Langsam, nicht so frech, altes Mädchen.“ Der Breitschultrige grinste. „Reiß die Klappe nicht so auf!“
„Sie stehen einer Lady gegenüber!“ Agatha Simpson blitzte ihn an.
„Ach nee!“ Der Breitschultrige verzog seinen Mund. „Und was ändert das?“
„Hoffentlich Ihr unqualifiziertes Benehmen“, stellte Lady Simpson fest. „Wer sind Sie? Etwa dieser Jack?“
„Die Kleine hat also bereits alles ausgequasselt?“ Der Breitschultrige lächelte nicht mehr.
„Jedes Detail“, gab Agatha hoheitsvoll zurück. „Wie haben Sie uns gefunden?“
„Das wird Ihnen mein Partner Herbert sagen“, antwortete der Killer munter und grinste bereits wieder. „Los, kommen Sie schon, wir werden unten im Salon erwartet!“
„Was versprechen Sie sich von diesem schamlosen Überfall auf zwei wehrlose Frauen?“
„Sag das Herbert“, meinte Jack. „Kommen Sie schon, er wartet nicht gern, er wird dann immer so schnell nervös.“
Der Killer schätzte die Dame des Hauses völlig falsch ein, doch das wußte er noch nicht. Er hielt sie für eine alte Frau, die mit den Realitäten des Alltags nichts anzufangen wußte. Gefährlich konnte sie auf keinen Fall werden.
Majestätisch rauschte sie an dem breitschultrigen Killer vorbei, maß ihn mit einem gekonnt verächtlichen Blick und … trat ihm gegen das Schienbein.
Das versetzte den Mann in einiges Erstaunen, zumal dieser Tritt nicht von schlechten Eltern war. Jack heulte auf wie ein Steppenwolf bei Vollmond und wollte instinktiv den Revolver hochreißen, hielt ihn aber plötzlich nicht mehr in der Hand. Mylady hatte seine Hand gegen den Türrahmen geschlagen, worauf Jack die Waffe verlor. Anschließend fing er sich einige Ohrfeigen ein, die ihn an den Rand einer mittelschweren Gehirnerschütterung brachten. Er wich automatisch zurück, wollte sich neu aufbauen, wie es in der Fachsprache der Boxer heißt, und geriet ungewollt an den Rand der Freitreppe, die hinunter ins Erdgeschoß führte.
Die streitlustige Lady war eine gerissene Einzelkämpferin.
Sie stellte Jack raffiniert ein Bein, worauf der Killer prompt Sein Gleichgewicht verlor.
Er heulte erneut auf, warf die Arme hoch in die Luft und flog über die Stufen nach unten, ohne sich dabei seiner Beine zu bedienen. Er absolvierte etwa auf der Mitte der Treppe einen leider etwas verunglückten Salto und landete krachend auf dem Rücken, als er im unteren Teil des Hauses in der Vorhalle eintraf Hier blieb er regungslos liegen und stöhnte.
Mylady hatte inzwischen den Revolver an sich genommen und wollte weiter den Kriegspfad beschreiten, als Kathy Porter aus dem Salon kam.
Das junge, langbeinige Mädchen machte einen gehemmten Eindruck, was wohl mit der Revolvermündung zusammenhing, die man ihr gegen den Rücken preßte. Diese Waffe wurde von einem mittelgroßen, schlanken Mann gehalten, der knapp hinter Kathy stand.
„Ich knall’ die Kleine ab, Madam, wenn Sie die Waffe nicht sofort runterschmeißen“, rief der Mann nach oben. „Ich warte nur drei Sekunden. Und eine davon ist bereits weg.“
Lady Simpson wußte, daß es sich nicht um eine leere Drohung handelte. Sie reagierte augenblicklich, warf die Waffe nach unten und hob die Arme. Dann stieg sie langsam abwärts, Tragik um sich verbreitend.
„Sie sind ja das reinste Naturwunder“, sagte der Mittelgroße, dessen Augen interessiert und fasziniert funkelten. „Wissen Sie, wen Sie da gerade fertiggemacht haben?“
„Einen ausgemachten Flegel!“
„Einen erstklassigen Profi, aber bei Frauen scheint er in letzter Zeit Pech zu haben.“
Zusammen mit Kathy trat er respektvoll zur Seite, als Agatha Simpson die Treppe verließ. Er traute ihr nicht über den Weg und ließ sich