Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
in der bewußten Seitenstraße ab, die er schon mal dafür benutzt hatte.
Vor der Garage stand der VW. Joy Farber schien also zu Hause zu sein.
Butler Parker näherte sich gemessen dem Haus, betrat das Grundstück und übersah die Eingangstür. Er ging ums Haus herum und sorgte dafür, daß seine Schritte nicht gehört wurden. Er wollte einen ungestörten Blick auf die junge Frau werfen.
Das Glück stand ihm zur Seite.
Die beiden Terrassentüren zum Garten waren weit geöffnet. Er hörte leise Tanzmusik und entdeckte dann Joy Farber, die nervös durch den Wohnraum schlenderte und innerhalb weniger Sekunden mehrmals auf ihre Armbanduhr schaute. Sie schien offensichtlich auf einen Anruf zu warten, vielleicht aber auch auf Besuch.
Parker wollte sich noch näher an die Terrasse heranschieben, doch in diesem Moment hörte er hinter sich ein schwaches, knirschendes Geräusch. Er fuhr herum und gleichzeitig zur Seite und wollte einem Schlag entgehen, mit dem er fest rechnete.
Diesmal stand das Glück nicht auf seiner Seite.
Er fiel direkt in den ihm zugedachten Schlag, spürte einen stechenden Schmerz im Nacken und verlor dann das Bewußtsein.
*
Agatha Simpson wurde ungeduldig.
Nach ihrer Uhr war schon eine Viertelstunde vergangen, seitdem ihr Butler sich von ihr verabschiedet hat-te. Sie fand es äußerst ungehörig, daß er noch nicht zurückgekehrt war und argwöhnte, daß er Ermittlungen auf eigene Faust betrieb. Doch damit war sie überhaupt nicht einverstanden. Das war schließlich ihr Fall und ihr Kriminalstoff!
Wenig später wurde sie leicht abgelenkt.
Eine junge Frau, die einen Trenchcoat trug, kam um die Ecke, humpelte, war unsicher auf den Beinen und rutschte dann nicht weit vom Wagen entfernt hilflos zu Boden. Sie griff nach ihrem Hals, als würde sie er-sticken und strampelte mit den Beinen.
Agatha Simpson fühlte sich angesprochen. Die Kreatur, gleich in welcher Form, erweckte in ihr prompt überströmende Hilfsbereitschaft, aber auch, wie eingeräumt werden muß, ein wenig Neugierde. Die Detekti-vin entriegelte also die Tür und begab sich nach draußen ins feindliche Leben. Auf strammen Beinen mar-schierte sie auf die junge Frau zu und beugte sich hilfsbereit über sie. Bevor die Lady allerdings eine Frage stellen konnte, landete eine ansehnliche Portion Pfeffer in ihren Augen.
Und damit hatte die kriegerische Dame überhaupt nicht gerechnet.
Sie prustete, richtete sich auf, ärgerte sich ungemein und spürte, wie ihr die Tränen kamen. Sekunden spä-ter fühlte sie einen äußerst harten Gegenstand, den man ihr gegen das Rückgrat drückte.
»Keine Dummheiten, Mädchen«, sagte eine drohende Stimme. »Kommt mir gar nicht drauf an, einfach abzudrücken!«
»Sie Flegel«, grollte Lady Simpson.
»Schnauze«, sagte die Stimme.
»Sie unflätiger Lümmel«, stellte Lady Simpson grimmig fest.
»Soll ich ihr eins verpassen?« fragte die Stimme, die Lady Simpson mit Sicherheit nicht meinte.
»Wollen Sie Ihren Butler umbringen?« schaltete sich eine zweite Stimme ein.
»Was ist mit Mister Parker?«
»Der ist hin, wenn Sie nicht spuren, altes Mädchen. Kommen Sie jetzt mit! In einer Stunde sind Sie wie-der frei.«
Der Gedanke an Parker schwächte ihren Widerstand. Hilflos, da sie nichts sehen konnte, mußte sie sich führen lassen und saß nach wenigen Sekunden bereits in einem Wagen, der wie eine Rakete abzischte.
Langsam vermochte die Detektivin wieder etwas zu erkennen. Durch einen Tränenschleier machte sie den Boxer aus und den jungen Mann, den sie von der Haustür der Missis Farber her kannte. Sie hatten sie in die Mitte genommen und ihr sicherheitshalber den Pompadour entführt. In Bernie Altons Mitarbeiterkreisen hatte sich wohl herumgesprochen, was dieser Handbeutel enthielt.
»Sie sollten sich schämen«, sagte Agatha Simpson zu dem menschlichen Gorilla. »Wie können Sie sich nur mit einer alten und hilflosen Frau anlegen.«
»Alt stimmt, aber das zweite nicht«, sagte der Boxer leichtsinnigerweise. Bruchteile von Sekunden stöhnte er auf und verdrehte die Augen. Lady Agatha hatte ihm ohne jede Vorwarnung ihren Ellbogen in die kurzen Rippen gerammt. Der Gorilla schnappte verzweifelt nach Luft.
»Finger weg«, brüllte der junge Mann, als der Massige zurückschlagen wollte. »Der Chef will sie heil se-hen, du Trottel!«
»Meinen Sie diesen Alton?« erkundigte sich Lady Simpson abfällig im Ton.
»Aus mir kriegen Sie überhaupt nichts raus«, sagte der junge Mann. »Warten Sie’s doch ab!«
»Und wo steckt Mister Parker?«
»In der nächsten Kutsche.« Der junge Mann deutete mit seinem Daumen über die Schulter. »So was wie euch muß man aus dem Verkehr ziehen, sonst gibt’s nur Ärger.«
»Ich verbitte mir diesen plump-vertraulichen Ton«, grollte die ältere Dame den jungen Mann an. »Reizen Sie mich nicht unnötig!«
*
Die Fahrt endete vor einem großen Holztor.
Kathy Porter stoppte ihren Mini und sah ihren Begleiter abwartend an. Der Mann nickte, stieg aus und öffnete das Tor, nachdem er es aufgeschlossen hatte. Anschließend winkte er Kathy in den weiten Hof, der zu einer kleinen Fabrik gehörte.
Es handelte sich Um, einen Bau, der in L-Form angelegt war und zweistöckig war. Die Mehrzahl der Fenster existierte nicht mehr, denn entweder fehlten die Scheiben, oder aber die Rahmen waren aus den Fensterhöhlen herausgerissen worden. Das alles sah sehr verwahrlost aus. Berge von Schutt und Unrat brei-teten sich vor dem Gebäude und auf dem Hof aus. Kathy wußte nicht, was sie von dieser Umgebung halten sollte. Damit hatte sie allerdings nicht gerechnet.
Das Versteck des Mannes war recht gut gewählt, wie sie einräumen mußte. Der Innenhof war überhaupt nicht einzusehen, dazu waren die Mauern zur Straße hin einfach zu hoch, zudem fehlten auf der anderen Seite die Häuser.
Auf ein Fingerzeichen hin steuerten sie den Mini nach links und begriff langsam.
Sie machte zwei Wohnungen aus, wie man sie beim Zirkus benutzt. Es handelte sich um alte Wagen, deren Farbe bereits abgeblättert war. Im Hintergrund rechts sah Kathy einen schweren Traktor, mit dem die beiden Wagen wohl gezogen worden waren.
Hatte sie es mit einem ehemaligen Artisten zu tun?
Er hieß sie aussteigen und deutete hinüber auf den ersten Wohnwagen, der eine Art überdachte Veranda aufwies. Eine breite Holztreppe führte dort hinauf.
Gewiß, Kathy wäre es sicher nicht schwergefallen, diesen kleinen, rundlichen Mann zu überwältigen. Obwohl sie rein äußerlich fast wie ein scheues Reh aussah, konnte sie in Bruchteilen von Sekunden zu einer gefährlich zuschlagenden Pantherkatze werden Kathy kannte sich in Judo, Karate und anderen Spezialitäten gut aus. Doch sie blieb in ihrer Rolle, denn sie wußte noch nicht genug über diesen eigenartigen Mann. Sie mußte dahinterkommen, wie er arbeitete und was er mit den Frauen anstellte, die er in seinen Besitz brachte. Sie wollte herausfinden, ob es sich wirklich nur um einen Einzelgänger handelte oder um einen Handlanger, der nur die Schmutzarbeit zu erledigen hatte.
Der Wohnwagen war spärlich eingerichtet und wirkte schmuddelig. Kathy blieb gleich hinter der Tür ste-hen und sah dem Mann zu, der sie immer mehr an den Zoohändler Bert Dolgan erinnerte. Die Ähnlichkeit war frappierend.
»Trinken wir erst einen Schluck«, sagte der Mann, der sich Henry nannte.
»Ich … Ich trinke nicht«, widersprach Kathy, um ein wenig Widerstand zu leisten. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob der Mann nur mit ihr spielte.
»Du wirst trinken, und es wird dir schmecken«, sagte er lächelnd. »Du hast zu gehorchen, nicht wahr?«
»Ich