Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
schweigend, zuerst langsam, dann immer schneller. Es dauerte nur wenige Minuten, bis die Gäste die Kapelle geräumt hatten.
»Ich bin sicher, Mylady«, sagte Parker, sich an Lady Simpson wendend, »daß diese Herrschaften schon jetzt auf den nächsten Nervenkitzel warten.«
»Hoffentlich fallen diese Dummen dann gehörig herein«, wünschte die ältere Dame grimmig. »Sie haben es dann eben nicht besser verdient.«
»Vergessen Sie mich bitte nicht«, war Kathy zu vernehmen. Ihre Stimme klang unglücklich und erleichtert zugleich. Sie schluchzte, als Parker sie losschnitt und lächelte bereits wieder, als Agatha Simpson den Butler vorwurfsvoll ansah.
»Konnten Sie Kathy nicht wenigstens vorher zudecken?« fragte die Detektivin, »ich will doch nicht hof-fen, Mister Parker, daß Sie ein Lüstling sind.«
»Ich muß das völlig übersehen haben,« entschuldigte sich Butler Parker. »Ich nehme an, das Licht hat mich ein wenig geblendet. Fühlen Sie sich in Ordnung, Miß Kathy?«
»Ich könnte Sie küssen, Mister Parker.«
»Keine Orgien, wenn ich bitten darf«, sagte Agatha Simpson streng, »wir wollen doch sauber bleiben, Mister Parker.«
*
»Ich werde ihn in mein Institut nehmen«, versprach Doktor Herberts am anderen Tag und nickte Arthur Malpert beruhigend und lächelnd zu, »ich brauche Mitarbeiter seines Formats.«
»Ich kann weiter an meiner Erfindung arbeiten?« fragte Malpert, der sehr verwirrt wirkte.
»Woran Sie wollen, Herr Kollege«, gab Herberts zurück und nickte dem Krankenpfleger zu, der den Er-finder dann aus dem Raum führte.
»Er hat mit all den schrecklichen Dingen nichts zu tun«, sagte Lady Simpson, »darum haben wir ihn der Polizei unterschlagen.«
»Der Mann ist krank und muß erst wieder gesund werden«, gab Doktor Herberts zurück, »wie lange das aber dauern wird, weiß ich nicht. Er wird es hier in meinem Haus guthaben.«
»Darum haben wir ihn auch zu Ihnen gebracht, Doktor«, erwiderte die ältere Dame beruhigt, »damit ist der ganze Satansspuk vorüber.«
»Die Gangster sind festgenommen worden?«
»Ohne Ausnahme«, schaltete sich der Butler gemessen ein, »man darf mit dem Ergebnis zufrieden sein. Eine große Gefahr ist gebannt worden, bevor sie recht wirksam werden konnte.«
»Sie wird immer wieder neu entstehen«, meinte Dr. Herberts versonnen, »die Menschen sind sehr emp-fänglich für scheinbar übersinnliche Dinge.«
»Malen Sie nicht den Teufel an die Wand«, entsetzte sich Lady Simpson gespielt. »Gibt es überhaupt au-ßersinnliche Dinge, Doktor?«
»Vampire oder Geister?« erkundigte sich auch Parker.
»Wer weiß, wer weiß«, meinte Dr. Herberts und lächelte nachdenklich, »aber wie ich Sie kenne, wie ich Sie einschätze, werden Sie schon bald mit solchen Dingen zu tun bekommen.«
»Das hört sich gut an«, freute sich Lady Simpson. »Mister Parker, ich verlasse mich da ganz auf Sie! Ich brauche bald wieder einen neuen Stoff für meinen Kriminalroman.«
»Mylady können fest mit meiner bescheidenen Wenigkeit rechnen«, versprach Josuah Parker. »Ich werde mich nach besten Kräften bemühen!«
ENDE
Sie lag in dekorativer Schönheit auf dem breiten Bett und wußte nicht, daß sie innerhalb der nächsten Minuten sterben sollte. Sie war fünfundzwanzig, groß, schlank und hatte langes, blondes Haar, das ihr schmales Gesicht umrahmte.
Die leichte Bettdecke hatte sich verschoben und gab den Blick frei auf das spitzengesäumte Nachthemd, das mehr als nur die Ansätze ihrer festen Brüste zeigte.
Der Tod kam in Gestalt einer unheimlichen Erscheinung. Diese war hager und trug einen schwarzen Umhang, der aus einem anderen Jahrhundert stammte. Das Gesicht flößte Grauen ein. Es war bleich und bestand aus Haut und Knochen und einem Augenpaar, von dem ein mörderisches Glühen ausging.
Die Erscheinung hatte das Fenster des Schlafzimmers hochgeschoben und verharrte einen Augenblick, als die junge Frau im Bett sich bewegte. Dann schlug der Tod den Umhang zur Seite und zeigte seine unwirklich langen Finger, die an die Beine einer Riesenspinne erinnerten. Auf leisen Sohlen näherte sich die graueneinflößende Gestalt dem Bett und beugte sich über ihr Opfer.
Die junge Frau schien instinktiv zu spüren, in welcher Gefahr sie sich befand. Sie wurde unruhig, fuhr mit der Hand übers Gesicht und … schrie plötzlich gellend. Dann starrte sie die Gestalt neben ihrem Bett an, streckte abwehrend die Arme aus, zog die Bettdecke hoch bis zum Hals, drückte sich mit den Füßen ab und schob sich gegen das Kopfende des Bettes zurück.
Die unheimliche Erscheinung blieb völlig unbeeindruckt.
Sie schien das Schreien und das hastige, fast erstickte Keuchen der jungen Frau überhaupt nicht zu hören. Die Erscheinung öffnete die eben noch fest zusammengepreßten Lippen, doch sie lächelte nicht. Sie entblößte nur lange spitze Reißzähne, die Zähne eines Vampirs!
»Nein, nein«, wimmerte die junge Frau mit versagender Stimme, »nein!«
Der Vampir griff nach der Bettdecke und riß sie vom Körper der jungen Frau, beugte sich weiter vor und streckte seine schrecklichen Hände nach ihr aus. Dann packte er ihre Schultern brutal und gierig, fand keinen Widerstand mehr und schlug seine Zähne in ihren Hals.
Genau in diesem Moment vernahm man eine sehr sachliche Stimme, laut und auch ein wenig verärgert.
»Stopp, ihr Lieben, das ist doch ausgemachter Käse! Das geht doch gar nicht unter die Haut. Von mir aus kannst du so dein Bier trinken, Rob aber als Vampir mußt du schon ’ne Portion mehr Blutdurst zeigen. Und du, May, könntest ruhig mehr Brust und Beine einsetzen, du weißt doch wie die Leute darauf reagieren!«
»Recht amüsant«, sagte Agatha Simpson und wandte sich an ihrer Butler. »Ich hoffe, Sie sind meiner Meinung, Mister Parker.«
»Wenn Mylady gestatten, möchte ich mir die Kühnheit herausnehmen und ein wenig anderer Ansicht sein«, gab Josuah Parker in seiner gemessenen Art zurück und deutete eine knappe, höfliche Verbeugung an.
»Natürlich, Sie müssen ja mal wie der opponieren«, raunzte die stets streitbare Dame, »aber dennoch, ich glaube, ich werde mich mal mit einem Drehbuch für einen Horrorfilm befassen. Ich fühle, daß mir solche Themen liegen.«
Lady Agatha und ihr Butler befanden sich in einer Ecke des großen Ateliers und hatten bisher den Aufnahmen zugesehen. Inzwischen war es Zeit für den Tee, und die Aufnahmen wurden unterbrochen. Die Schauspieler und das gesamte technische Personal beeilten sich, zu den bereits gefüllten Tassen zu kommen, die auf einem überdimensional großen Teewagen hereingerollt worden waren.
Der Vampir und sein Opfer standen einträchtig nebeneinander und unterhielten sich gerade über die Vorzüge und Nachteile eines neuen Automodells. Sie schienen sich, zumindest nach außen hin, recht gut zu verstehen und alberten miteinander. Der Biß des Vampirs war am Hals des attraktiven Opfers noch deutlich zu sehen, was aber niemand störte und unsicher machte. Schein und Sein gingen hier im Atelier nahtlos ineinander über.
Butler Parker hatte schweigend zur Kenntnis genommen, daß Lady Agatha gewillt war, einem neuen Hobby zu frönen. Sie arbeitete schon seit Monaten an ihrem ersten Krimi, mit dem sie eine gewisse Agatha Christie ausstechen und vom Markt fegen wollte. Sie war fest davon überzeugt, einen internationalen Bestseller zu fabrizieren, obwohl sie bisher über die erste Manuskriptseite noch nicht hinaus war.
»Ich bin froh, daß Sie endlich hier sind«, sagte der Vampir, der wie zufällig vor Lady Simpson und Butler Parker erschien.
»Sind Sie wieder belästigt