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Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman - Günter Dönges


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fragte die streitbare Dame.

      »Der Vampir«, erwiderte der Vampir, was irgendwie komisch wirkte.

      »Darf ich davon ausgehen, daß Sie keiner Sinnestäuschung erlegen sind?« schaltete sich Butler Parker gemessen ein.

      »Ich habe doch Augen im Kopf«, sagte der Vampir, »ich habe den Vampir deutlich gesehen. Er stand neben meinem Bett. Und als ich hochfuhr, streckte er seine Krallen nach mir aus.«

      »Sie hätten ihm gegen das Schienbein treten sollen«, bemerkte die ältere Dame grimmig, »aber Sie werden es wahrscheinlich nicht getan haben.«

      »Ich war wie versteinert«, gestand der Vampir, »ich war nicht fähig, auch nur einen Finger zu rühren, obwohl ich es wirklich wollte. Ich war wie gelähmt.«

      »Und dennoch leben Sie erfreulicherweise«, warf Parker höflich ein.

      »Reiner Zufall«, behauptete der Vampir, »als er mein Blut saugen wollte, erschien meine Haushälterin. Sie war durch das Klirren der Fensterscheibe geweckt worden. Als sie gegen die verschlossene Schlafzimmertür klopfte, ließ das grauenvolle Wesen von mir ab und verschwand«.

      »Sie sind gebissen worden?« stellte der Butler die entscheidende Frage.

      »Am Hals«, erwiderte der Vampir, mit versagender Stimme, »die Bißstelle ist noch genau zu sehen. Ich weiß, daß der Vampir in der kommenden Nacht wieder erscheint. Ich fühle es.«

      »Ist es möglich und gestattet, sich die Bißstelle mal aus der Nähe anzusehen?« erkundigte sich Josuah Parker, ohne eine Miene zu verziehen. »Ich muß gestehen, daß ich eine solche Wunde nur aus einschlägigen Filmen kenne.«

      »Gleich in meiner Garderobe«, sagte der Vampir. »Werden Sie mich vor diesem Untier überhaupt schützen können?«

      »Wir werden dem Vampir schon die Zähne ziehen«, versprach Lady Agatha gutmütig. »Sie sind sich doch hoffentlich klar darüber, daß man Sie auf den Arm nehmen will, oder?«

      »Sie glauben nicht an Vampire?« staunte der Vampir sichtlich und sah Lady Simpson irritiert an.

      »Nicht die Bohne«, versicherte die passionierte Detektivin ihm offen. »Das ist doch dummer Schnickschnack, mein Bester! So etwas gibt es nur in Horrorromanen.«

      »Dann wissen Sie nicht, daß es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, von denen wir noch nicht mal etwas ahnen«, widersprach der Vampir. »Früher dachte ich kaum anders, doch seit einigen Tagen weiß ich genau, daß sie existieren!«

      Agatha Simpson hatte keine Lust mehr, weiterhin im großen Atelier zu bleiben. Es zog sie zurück in die bequeme Kantine des Filmstudios, um bei einer Tasse Tee und einem doppelten Kognak den Aufriß einer Filmidee niederzuschreiben. Sie hatte diesen Stoff genau im Kopf und konnte es kaum erwarten, ihn in die passenden Worte umzusetzen.

      Auf die Begleitung ihres Butlers hatte die exzentrische Dame verzichtet. Er solle im Atelier bleiben und sich die Leute unauffällig ansehen, die möglicherweise mit diesem Fall zu tun hatten. Zudem wollte Lady Simpson sich nicht ablenken lassen. Sie war sicher, daß sie die Idee diesmal packen konnte.

      Die Detektivin erregte Aufsehen, als sie die Kantine betrat.

      Obwohl in dem großen, düsteren Raum weibliche und männliche Filmkomparsen waren, die durchweg abenteuerlich gekleidet waren, obwohl diese Menschen kaum zu beeindrucken waren, schauten sie doch fast ohne Ausnahme und wie auf ein geheimes Kommando zur Tür.

      Agatha Simpson erinnerte an eine Walküre aus einer Wagneroper. Sie war eine majestätische Erscheinung und kein Durchschnittsmensch, trug eines ihrer leicht ausgebeulten Chanel-Kostüme und dazu derbe Straßenschuhe. An ihrem linken Handgelenk baumelte der unvermeidliche Pompadour, in dem sich Myladys Glücksbringer befand, ein echtes Hufeisen, das sie allerdings aus Gründen der Humanität mit dünnem Schaumstoff umgeben hatte.

      Auf großen Füßen und mit strammen Waden marschierte die kriegerische Dame zu einer Nische und schien sich jetzt eher einen Oberfeldwebel eines englischen Traditionsregiments zum Vorbild zu nehmen. Sie ließ sich am Tisch nieder, bestellte einen Tee und einen dreifachen Kognak. Nachdem sie ihren Kreislauf in Schwung gebracht hatte, zog sie ein ansehnliches Notizbuch aus der Tasche ihrer Kostümjacke und notierte sich den ersten Einfall. Das schwarze Buch enthielt ihre künstlerischen Einfälle, die sie stets niederschrieb, wenn ihr danach war, mochte es in ihrer näheren Umgebung auch noch so turbulent zugehen.

      »Noch einen Wunsch, Madam?« erkundigte sich der Kellner, der sie beobachtet hatte.

      »Stören Sie mich nicht, junger Mann«, fuhr sie ihn an, »sehen Sie nicht, daß ich arbeite?«

      »Entschuldigung, Madam«, sagte der Kellner, der sich ängstlich zurückziehen wollte.

      »Haben Sie sich gefälligst nicht so, ich beiße nicht«, raunzte die resolute Dame. »Bringen Sie mir noch einen kleinen Kognak, aber dann möchte ich nicht mehr gestört werden!«

      Mylady trank auch diesen »Kreislaufbeschleuniger« und machte sich an die Arbeit, die ihr aber, wie gewohnt, nicht so recht von der Hand gehen wollte. Sie vermißte natürlich wieder mal ihren Butler, auf den sie eben noch verzichten weilte. Sie fand ihre Idee plötzlich nicht mehr so bestechend, trank den Kognak und entschied sich, zurück ins Atelier zu gehen. Agatha Simpson war der Ansicht, daß sie noch mehr Atmosphäre in sich aufnehmen sollte.

      Bekam ihr der Kognak nicht? Hatte sie vielleicht zuviel getrunken?

      Als sie in dem langen Korridor war, befiel sie ein leichter Schwindel. Sie war plötzlich nicht mehr sicher auf den Beinen, schwankte, riß sich wieder zusammen, stemmte sich mit der rechten Handfläche gegen die Korridorwand und atmete schnell.

      Die Detektivin war froh, daß sie sich allein in diesem langen Korridor befand. Sie war nicht erpicht darauf, daß man sie gerade jetzt beobachtete. Sie ärgerte sich über ihre leichte Schwäche und … sah sich plötzlich einer seltsamen Erscheinung gegenüber.

      Ein Vampir!

      Er war plötzlich, da, schien sich aus dem Nichts heraus materialisiert zu haben, versperrte ihr den Weg und streckte gierig seine überlangen Arme und Hände nach ihr aus. Der Vampir trug einen wallenden Mantel, der aus dem Mittelalter stammte und bis zu den Füßen reichte. Sein Gesicht war kalkweiß, nur in den dunklen Augen war blutgieriges Leben, zu erkennen. Als die schmalen Lippen sich öffneten, blitzten spitze Reißzähne, dolchartig geformt und grauenerregend lang.

      Agatha Simpson war ehrlich beeindruckt.

      »Was soll denn das?« fragte sie mit reichlich schwerer Zunge.

      Der Vampir gab keine Antwort und kam näher. Aus seinen Mundwinkeln quoll Speichel, die Augen wurden zu glühenden Kohlen.

      »Lassen Sie die dummen Späße!« warnte die Sechzigjährige, allerdings ohne den gewohnten Nachdruck. Sie fühlte sich schwach und wehrlos, schon gar nicht in der Lage, ihren Glücksbringer einzusetzen, wie sie es normalerweise bestimmt getan hätte.

      »Blut«, preßte der Vampir mit hohler Stimme hervor und warf sich dann auf die Frau, um ihr seine Zähne in den Hals zu schlagen, worauf Lady Simpson verständlicherweise gellend schrie. Sie produzierte dabei eine derart ungewöhnlich hohe Frequenz, daß zwei mittelgroße Fensterscheiben in der Nähe klirrend zersprangen.

      *

      »Fühlen Mylady sich inzwischen ein wenig besser?« erkundigte sich Josuah Parker besorgt.

      »Was … Was ist passiert?« fragte seine Herrin und richtete sich unvermittelt auf.

      »Zwei Fensterscheiben gingen zu Bruch, Mylady«, antwortete der Butler wahrheitsgemäß. »Mylady müssen wahrscheinlich mit einem ungewöhnlichen Phänomen konfrontiert worden sein.«

      »Der Vampir«, sagte Agatha Simpson und erinnerte sich. »Wo bin ich, Mister Parker?«

      »In der Garderobe des Mister Rob Penwood«, erklärte Parker, »sie war am schnellsten zu erreichen, um Mylady behandeln zu können.«

      »Wie


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