Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
gebunden. Neben ihm auf dem Beifahrersitz saß Charles Geoffrey, der die vier Burschen dennoch aufmerksam bewachte und sich hütete, nach vorn durch die Windschutzscheibe zu sehen.
Parker folgte nämlich Lady Simpson, die des Butlers hochbeiniges Monstrum übernommen hatte.
Obwohl Lady Simpson eben noch behauptet hatte, nicht mehr die Jüngste zu sein, fuhr sie recht tempera-mentvoll. Das heißt, sie steuerte verwegen und versuchte wieder mal, den Fahrstil des Butlers zu kopieren.
Sie schnitt jede Kurve und schien sich auf einer geschlossenen Rennpiste zu fühlen.
Wenig später aber mußte Parker hart und nachdrücklich in die Bremsen steigen.
Agatha Simpson schien nämlich die Gewalt über das Steuer des hochbeinigen Wagens verloren zu haben. Das Monstrum des Butlers schlingerte von einer Straßenseite zur anderen und landete dann dicht vor dem Geländer einer Brücke.
Geoffrey starrte fasziniert nach vorn.
Im Licht der Scheinwerfer des Landrover war alles genau zu sehen. Die Tür auf der Fahrerseite wurde jäh aufgestoßen.
Dann quoll zuerst eine weißlich-gelbe Wolke aus dem Wagen, in der die Lady nur undeutlich zu sehen war. Sie schlug mit den Händen um sich und hustete derart dröhnend, daß es im Landrover gut zu hören war.
Kathy Porter jumpte ebenfalls ins Freie und kümmerte sich hustend um die ältere Dame.
»Was … Was hat das zu bedeuten«, fragte Charles Geoffrey und wandte sich an den Butler.
»Ich fürchte«, sagte Parker gemessen und ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. »Ich fürchte, daß die Glasampullen an den falschen Geldkoffern entzwei gegangen sind …«
»Falsche Geldkoffer?«
»Die zweihunderttausend Pfund befinden sich in ähnlich aussehenden Koffern, die ihrerseits im Koffer-raum meines Wagens deponiert sind.«
»Ich verstehe kein Wort«, sagt Charles Geoffrey, der von Parkers Trickkiste natürlich nichts ahnte.
»Aber ich sehe, daß Lady Simpson ziemlich wütend ist.«
»Setzen Sie doch den Wagen lieber zurück«, schlug Charles Geoffrey vor. »Sie scheint sogar verdammt wütend zu sein.«
»Flucht wäre sinnlos«, meinte Parker seufzend. »Sie kennen Mylady nicht, Mister Geoffrey!«
Während er noch sprach, öffnete er die Wagentür und stieg aus. Mannhaft schritt er seiner Herrin entge-gen, würdevoll und gemessen.
»Darf ich mir erlauben, Mylady, meine bescheidene Hilfe anzubieten?« erkundigte er sich.
»Ich … Ich bringe Sie um!« keuchte Lady Simpson kriegerisch und aufgebracht.
»Wie Mylady meinen«, sagte der Butler ergeben, denn er wußte aus Erfahrung, daß selbst das schwerste Gewitter sich irgendwann mal wieder verzog.
Als geschulter Butler hatte er jedoch in jeder Lebenslage echte Hilfen anzubieten.
Wie in diesem Fall eine Erfrischung.
Er hielt plötzlich eine Taschenflasche in der Hand, die mit Samtleder verkleidet war. Parker schraubte den Verschluß ab und bot Mylady einen Cognac an.
»Papperlapapp«, herrschte sie ihn an und riß ihm förmlich die Taschenflasche aus der Hand. »Was soll der kleine Becher? Ich brauche keinen Fingerhut!«
Sie setzte die Flasche an den Mund und erfrischte sich ausgiebig und zwar so lange, bis die Flasche leer war. Dann reichte sie ihrem Butler die Flasche zurück und nickte versöhnt.
»Sie haben Ihre Verzüge, Mister Parker«, stellte Agatha Simpson fest, »aber das könnte alles noch viel besser werden …!«
ENDE
Günter Dönges
Parker und die Rocker von Blackpool
Sie trug einen Bikini und lag im weißen Sand des langen Küstenstreifens. Die junge Frau war fünfundzwanzig Jahre alt, schlank und langbeinig. Sie hatte kupferrotes Haar und genoß die warme Sonne über der Irischen See. Nicht weit von ihr entfernt spielten einige junge Männer Fußball. Sie trugen Badeshorts oder Jeans und benahmen sich geradezu rüde. Sie kickten hemmungslos und johlten vor Vergnügen, wenn der Ball auf den anderen Badegästen landete. Doch die Leute muckten kaum auf. Es handelte sich um kinderreiche Familien, die im Seebad Lytham St. Annes Erholung suchten. Die Väter spürten wohl instinktiv, daß die jungen Männer nur Streit suchten, ängstliche Mütter drängten bereits zum Aufbruch und sammelten ihre Kinder. Die Sonne über der See und dem Strand wurde von der Angst verdrängt.
Der Fußball landete inzwischen auf dem Bauch eines Mannes mit ausgeprägter Korpulenz.
Er lag auf einem Frotteelaken und trug eine Sonnenbrille.
Der Mann richtete sich auf und war ärgerlich. Er warf den Ball gereizt zum Wasser und legte sich wieder nieder. Dann griff er nach der Zeitung, die an ihrem Platz lag, und merkte einige Sekunden später, daß er wohl als Opfer auserkoren war.
Fünf junge Männer hatten sich um ihn herum aufgebaut und schaufelten mit nackten Füßen kleine Sandladungen auf seinen Bauch. Dabei johlten sie nicht mehr vor Vergnügen, ihre Gesichter waren ernst.
„Was soll denn der Unsinn?“ Der korpulente Mann richtete sich auf und fegte den Sand von seinem Körper.
„Hol den Ball zurück, Dicker“, sagte einer der jungen Männer, die durch die Bank etwa zwanzig Jahre alt sein mochten.
„Das soll doch wohl ’n Witz sein, wie?“ Der Mann, vielleicht fünfzig Jahre alt, sah die Meute verächtlichbelustigt an.
„Hol den Ball, Dicker“, sagte der Wortführer der fünf jungen Männer.
Er trat mit der linken Ferse flach gegen den Sand, der hochspritzte und im Gesicht des Badegastes landete. Der Getroffene wischte sich ohne Hast den Sand aus dem Gesicht.
„Verschwindet, Boys“, sagte er ohne jede Erregung. „Laßt Dampf ab und benehmt euch anständig!“
„Er begreift nicht“, kommentierte der Wortführer, bückte sich, griff mit beiden Händen tief in den Sand und wollte ihn ins Gesicht des massigen Mannes werfen.
Doch er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht, wie sich Sekunden später zeigte!
Der Dicke entwickelte plötzlich eine Schnelligkeit, die man ihm niemals zugetraut hätte. Er trat mit dem rechten Fuß zu, traf die Kniescheibe des Rüpels und fällte ihn. Der Getroffene brüllte, landete auf dem Rücken und hielt sich das Knie.
Für die übrigen vier Burschen war damit das Zeichen des Angriffs gegeben.
Sie stürzten sich auf den dicken Mann, doch sie erlebten eine fast schon brutale Abfuhr.
Der Badegast war erstaunlich beweglich, stand bereits auf seinen kurzen Beinen und wehrte sich. Er verteidigte sich mit Schlägen, die die jungen Männer nicht kannten und die sie fast wehrlos einstecken mußten. Die Handkante des Fünfzigjährigen war eine harte Waffe, die Oberarme, Kinnwinkel und Halsadern traf. Innerhalb weniger Sekunden lagen die restlichen vier jungen Männer ebenfalls im Sand und verstanden die Welt nicht mehr.
Familien und Kinder umstanden den Kampfplatz und gönnten den Rüpeln diese eindeutige Niederlage.
Der massige Mann nahm sein Badetuch, wischte sich den Sand aus dem Haargestrüpp seiner Brust und ging, als sei überhaupt nichts passiert. Er kümmerte sich nicht weiter um die fünf jungen Männer, die mit ihrem Schicksal haderten und nicht wußten, was sie tun sollten.
Humpelnd räumten sie das Feld, verfolgt von verständlicherweise schadenfrohen Blicken und Kommentaren. Ihren Wortführer mußten sie dabei fast tragen, denn das Knie des jungen Mannes