Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
ist allein unterwegs?“ Agatha Simpson wurde leicht unruhig.
„Sie befindet sich nicht weit von hier im Einkaufszentrum der Wohnwagenstadt, Mylady.“
„Das paßt mir aber gar nicht. Ich werde sie in Zukunft begleiten.“
„Dann, Mylady, wären gewisse Nachforschungen wohl kaum möglich.“
„Na, hören Sie mal!?“ Sie sah ihn flammend an. „Und warum nicht?“
„Myladys Auftreten könnte einfache Gemüter schockieren“, sagte der Butler rundheraus. „Zudem wird Miß Porter unauffällig von zwei Leuten beschattet, die Inspektor Griffins ganz in der Nähe als Touristen untergebracht hat. Er hält es für unerläßlich, für unsere Sicherheit zu sorgen.“
„Ein frommer Wunsch“, sagte sie verächtlich auflachend. „Aber bitte, wenn es ihn beruhigt, ich habe nichts dagegen, sofern diese beiden Leute mein Privatleben nicht stören.“
*
Kathy Porter hatte sich für ihre Nachforschungen besonders zurechtgemacht.
Sie trug hautenge Jeans mit weit ausgestellten Hosenbeinen und eine einfache Bluse, die sie unter der Brust geknotet hatte. An den Füßen hatte sie Sandalen. Sie sah wieder mal sehr attraktiv aus. Die blutrot lackierten Zehen- und Fingernägel gaben ihrem Anstrich den letzten Pfiff.
Von einem scheuen Reh war an ihr nichts zu sehen. Sie wirkte unternehmungslustig, leichtsinnig und vielleicht auch sogar ein wenig billig. Sie lehnte am Tresen eines Getränkestands und unterhielt sich mit einer fülligen Blondine, die nur ordinär aussah, aber eine Sinnlichkeit vermittelte, die man körperlich spürte.
Sie hielt das Kettchen in der Hand und nickte.
„Das is’ es“, sagte sie, „das hab’ ich mal Ray geschenkt, diesem Miststück.“
„Und ich hab’s gefunden, irgendwo zwischen den Wohnwagen.“
„Und woher weißt du, daß ich Helen bin?“ Helen hatte im Moment nicht viel zu tun und war froh, sich unterhalten zu können.
„Der Typ da drüben vom Supermarkt hat auf dich gezeigt, als ich nach ’ner Helen gefragt habe.“
„Das ist ’n toller Junge“, freute sich Kathys Gesprächspartnerin und sah zu dem Verkäufer des Supermarktes hinüber, der gerade Kisten aus einem kleinen Transporter in den Laden trug. „Spendabel, sag’ ich dir! Dem kommt’s nicht drauf an. Aber das sag’ ich dir gleich, der is’ reserviert! Klar?“
„Ich bin schon versorgt“, meinte Kathy und lächelte. „Aber was ist mit dir? Macht Ray dir keine Schwierigkeiten?“
„Den hab’ ich absausen lassen, als er zu keß wurde.“ Man hörte deutlich, daß sie log. Wahrscheinlich war sie von Ray abgehalftert worden, wollte es aber nicht zugeben.
„Ärger? Er soll sich mit ’ner Gruppe rumtreiben, die in Hodners Jachthafen arbeitet.“
„Alles miese Typen.“ Sie nickte. „Seitdem Hodner sie angestellt hat, spielen sie die Großkopfeten.“
„Sie wohnen aber noch hier?“
„Drüben in den beiden Trailers, links vom Supermarkt. Ich will dir ’n Rat geben, Süße, laß die Finger von den Knilchen, das bringt sonst nur Ärger!“
Kathy zahlte ihr Getränk und beendete die Unterhaltung. Sie wollte nicht zu neugierig erscheinen und Helen mißtrauisch machen. Hauptsache sie wußte jetzt, für wen die jungen Leute arbeiteten und wo sie wohnten. Sie schlenderte weiter durch die Wohnwagenstadt und sah sich alles aufmerksam an.
Neben einem der Wagen saß ein junger Mann in Shorts und blätterte in einer Zeitung. Sein rechtes Knie war dick bandagiert, sein Gesicht kam Kathy bekannt vor. Er gehörte eindeutig zu den Rüpeln vom Strand, die, sich mit Hodner angelegt hatten.
Die beiden anderen jungen Männer ebenfalls.
Auf Ober- und Unterlippe des einen saßen große Pflaster. Das mußte der Schläger sein, der durch Parker Ärger mit seinen Schneidezähnen erlebte.
Der andere junge Mann hatte an der linken Hand zwei großzügig eingegipste Finger. Sie hatten wahrscheinlich Bekanntschaft mit Parkers Regenschirm gemacht und waren im doppelten Sinn daran zerbrochen. Das waren insgesamt also drei der fünf jungen Männer.
Die restlichen zwei dieser Kleinbande waren bestimmt noch im Jachthafen und hatten dort mit Aufräumungsarbeiten zu tun.
Das erwies sich als falsch …
Sie erschienen nämlich ebenfalls auf der Bildfläche und schleppten einen Karton mit Cola-Büchsen heran.
Einer der beiden hatte den von Parker geschilderten Bürstenhaarschnitt und war selbstverständlich draußen am Strand dabeigewesen. Das eingedellte Nasenbein war unverkennbar. Der andere Kartonträger hatte die Rißwunde an der Stirn.
Das waren also die fünf jungen Rüpel, von denen einer durchaus Angels Mörder sein konnte. Das waren fünf Angestellte von Dan Hodner, die ihren eigenen Chef angegriffen hatten und von ihm verprügelt worden waren.
Sie hatten sich niedergesetzt und ließen die geöffneten Coladosen kreisen. Und eine Flasche Whisky. Sie benahmen sich laut und herausfordernd, als hätten sie diesen ganzen Landstrich für sich gepachtet. Das mitgebrachte Transistorradio plärrte auf vollen Touren.
Kathy wandte sich ab und schlenderte weiter.
Sie hörte hinter sich bewundernde Pfiffe, die eindeutig ihrem wiegenden Hüftgang galten, blieb stehen und tat unschlüssig. Sie war tatsächlich kein scheues Reh. Sie spielte eine Rolle, und zwar sehr überzeugend.
Sie schien jetzt nur noch ein leichtes Mädchen zu sein, sehr attraktiv und sinnlich, das einem Abenteuer nicht abgeneigt war.
*
„Sie haben ja einen Schwips, Kindchen!“
Mylady sah ihre Gesellschafterin streng und erstaunt zugleich an. Sie hatte vollkommen richtig gesehen, Kathy hatte zuviel Alkohol und lächelte heiter.
„Miß Porter wird sich für die Aufklärung des Falles ein wenig geopfert haben“, warf Parker ein.
„Richtig, Mr. Parker“, sagte Kathy lächelnd. „Was tut man nicht alles für die Gerechtigkeit!“
„Besorgen Sie dem Kind ein Kopfschmerzmittel“, befahl Agatha Simpson ihrem Butler. „Was, um alles in der Welt, haben Sie denn getrunken?“
„Whisky“, antwortete Kathy und setzte sich in einen Campingsessel neben Mylady. „Irischen Whisky, unverzollten.“
Parker, der bereits in Myladys Wohnwagen gehen wollte, blieb stehen und kam zurück.
„Unverzollten Whisky?“ fragte er.
„Ich habe es genau gesehen“, berichtete Kathy, die trotz des kleinen Schwipses, der ihr sehr gut stand, sachlich berichtete.
„Sie werden sicher mehr erfahren haben, Miß Porter?“ Parker verschob die Besorgung des Kopfschmerzmittels, denn er wollte sich kein Wort entgehen lassen.
„Ich habe die fünf Rüpel vom Strand gefunden“, erzählte Kathy Porter und ließ sich von Mylady eine Tasse Tee aufnötigen. „Sie haben sie ganz schön zugerichtet, Mr. Parker.“
„Ich wäre untröstlich“, behauptete Parker ohne Nachdruck.
Kathy Porter zählte daraufhin auf. Obwohl die fünf Rowdies sie mächtig unter Alkohol gesetzt hatten, hatte sie den Überblick und die Details nicht vergessen.
„Ray heißt der Junge mit der lädierten Kniescheibe“, sagte sie. „Er spielt den Anführer der Rowdies und scheint gefürchtet zu sein. Sein Adjutant, wenn ich’s so sagen darf, ist Bobby, dem Sie, Mr. Parker, die Schneidezähne ein wenig durcheinandergebracht haben.“
„Schrecklich“, sagte Parker gemessen.
„Die