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Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman - Viola Maybach


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gewesen? Hieß das, dass die Sehnsucht nach Liebe ein Leben lang vorhielt? Und war das nun tröstlich oder erschreckend?

      Sie griff nach Lilos Hand und streichelte die knorrigen Finger. »So jung wie du bist, sollte es kein Problem sein, den Richtigen zu finden.« Und meinte das völlig ernst. Denn die Frau, die da auf einem seidenen Kissen kniete und mit beiden Armen in einer alten Truhe voller Briefe wühlte, war nur äußerlich alt. Innen drin war sie das romantische Mädchen geblieben.

      Am interessantesten war für Ve­rena der große Flügelschrank in der Ecke. Hier hingen dutzende Kleidersäcke mit Lilos alten Abendkleidern. Der Geruch der Mottenkugeln mischte sich mit Lilos Lavendelparfum. Beinahe wäre es Verena übel geworden, nach dem mehr als üppigen Mittagessen, das sie gerade verspeist hatte: Rindsuppe mit Schinkenschöberl, Tafelspitz mit Spinat, Erdäpfelschmarren und Apfelkren sowie Tropfenknödel mit Zwetschkenröster. Trotzdem wollte sie hier nicht weg, zu spannend war es, die alten Kleider aus ihren grauen Plastikhüllen zu schälen und vor sich auszubreiten. Lilo wusste zu jedem Kleid eine romantische Geschichte zu erzählen:

      »Dies hier habe ich bei Attila Hörbigers Geburtstagsfest getragen, es war eine Gartenparty in Grinzing … Oh, sieh nur, das Kleid mit dem Perlenkragen bekam ich von einem Modehaus für ein Galadiner geschenkt! – Und wie gefällt dir dieses Stück?« Lilo griff zu einem unscheinbaren Fetzchen, dem Verena bis dahin keine Beachtung geschenkt hatte. Silbergrau mit blauen Punkten fiel der Seidenstoff weich durch ihre Finger.

      »Zieh es an«, sagte Lilo drängend. »Los, mach schon. Es sollte dir passen, ich hatte damals die gleiche Figur. Das Kleid wirkt nur, wenn man es trägt. Und das auch nicht bei jeder Frau. Es ist von Dior, ich habe es in Paris gekauft und zuerst gar nicht wahrgenommen. Gina Lollobrigida, der be­rühmte italienische Filmstar, war auch in der Boutique, und sie hat gleich erkannt, was für ein Juwel dieses Kleid ist. Nur dass es ihr nicht gepasst hat, ha! Das Kleid braucht eine blonde Frau. Sie hat es mir in die Hand gedrückt und gemeint, ich soll es probieren. Und das hat sie dann bereut, weil ich ihr auf dem Ball die Show gestohlen habe!« Krächzend und hustend lachte Lilo so sehr, dass ihr die Tränen über die furchigen Wangen rannen.

      Verena hatte nur halb zugehört. Nach dem vielen Essen und in dem stickigen Raum wäre ihr ein Marathonlauf lieber gewesen, als ein muffiges Kleid anzuziehen, das ihr wahrscheinlich nicht passen würde und das sie noch unscheinbarer machen würde, als sie sich ohnehin schon fühlte.

      Während Lilo drängend auf sie einredete, schlüpfte sie aus ihren Jeans und in das silberne Kleid. Und dann …

      »Ich fasse es nicht«, stammelte sie und suchte im Spiegel Lilos Blick.

      »Ja, so ist dieses Kleid«, sagte Lilo mit belegter Stimme. »Wie ein Zauber.«

      Zwei Frauen schauten aus der Goldumrahmung des alten milchigen Spiegels heraus: eine alte Frau mit weißen Ringellöckchen – und eine Prinzessin. Unfrisiert, Staubschlieren im Gesicht, ungeschminkt und blass. Aber wunderschön. Weich fiel der seidige Silberstoff über Verenas Körper und machte ihn verheißungsvoll. Der fließende tiefe Ausschnitt zeigte gerade so viel von ihren Brüsten, dass diese zu näherem Schauen verlockten, über der Hüfte betonte der Stoff die perfekte Kurve, während die Taille schmal unter den blauen Punkten leuchtete. Verena war wunderschön, und dieses Gefühl saugte sie auf wie ein Löschblatt die feuchte Tinte. Zu lange hatte sie das schon entbehrt.

      Nachdenklich schälte sie sich wieder aus dem Kleid und hängte es in den Kasten zurück. Auch Lilo war mit einem Mal schweigsam. Nur ihr Blick, mit dem sie ihre junge Gesellschafterin bedachte, war beredt.

      *

      Eigentlich hätte er den verlockenden Frühsommertag viel lieber für einen gemütlichen Spaziergang genutzt, denn auf seinen eigenen Sohlen fühlte er sich nun mal viel sicherer als auf dem Rücken eines Pferdes. Aber Graf Markus hatte den Mädchen schon vor drei Wochen einen gemeinsamen Ausritt versprochen. Nun war es also so weit, und seine Schwester Gabriela hatte ihn und ihre Freundin Sonja in den Porsche gezerrt und in den Prater verschleppt. In den Stallungen hinter dem Lusthaus hatten die Familien Bäumler und Rütter schon immer ihre Pferde einquartiert. Natürlich konnte Markus gut reiten, für den Sohn des Grafen Bäumler hatte es, was das Erlernen gewisser Sportarten betraf, gar keine Ausflucht gegeben. Reiten, Ski fahren, Tennis, Segeln und Golf zählten neben einer fundierten Ausbildung auf dem Tanzparkett zu jenen Qualifikationen, zu denen Adel immer noch verpflichtete. Als sportlicher Junge und braver Sohn beherrschte Graf Markus außerdem Judo und konnte passabel fechten. Von allen sportlichen Tätigkeiten war ihm das Reiten aber jene, die ihm am wenigsten behagte, und sein Pferd, der gutmütige Warmblutwallach Ghandi, schien das durchaus zu spüren. Zum Glück galt bei diesem Tier der Grundsatz ›Nomen est Omen‹: Ghandi verzieh seinem Herrn großzügig die meisten Reitfehler.

      »Wo bleibst du, Markus?«, rief Gabriela ungeduldig. Sie hatte ihren Wallach Luzifer, einen stattlichen Rappen, vom Stallburschen Rudi aufzäumen lassen und saß bereits fix und fertig im Sattel.

      »Nicht so schnell, Schwesterherz, ich will Ghandi erst mit mir vertraut machen!« Markus striegelte dem Wallach liebevoll die Mähne, dann steckte er ihm ein Leckerli zu. »Nun denn«, murmelte er gottergeben und legte den Sattel auf. Ghandi schaute ihn ruhig an und hielt während des Aufzäumens ganz still.

      Auch Sonja saß inzwischen auf ihrer Schimmelstute Penelope. Sie war eine begeisterte Reiterin, die schon als Kind ›mit dem Kopf im Heu geschlafen hatte‹, wie ihre Mutter es missbilligend ausdrückte. Zehn Jahre waren seitdem vergangen, und die Zweiundzwanzigjährige verbrachte immer noch jede freie Minute im Stall. Natürlich war die Anzahl dieser Minuten inzwischen geschrumpft, allzu oft war Sonja, die Schauspiel studierte, zwischen ihren beiden Leidenschaften, dem Theater und der Liebe zu Pferden, hin- und hergerissen.

      So, wie sie auf der silbergrauen Stute saß, schien sie eine Einheit mit dem Tier zu bilden. Markus betrachtete die junge Frau ausführlich und musste blinzeln, obwohl die Sonne ja in seinem Rücken stand. Ja, Sonja war eine Schönheit und seine beste Freundin seit Kindertagen. Sie war auch – was für künftigen häuslichen Frieden nicht ganz unwichtig war – die beste Freundin seiner Schwester. Warum diese beiden so unterschiedlichen Frauen voneinander angezogen waren, konnte er allerdings nicht begreifen. Die eine dynamisch, dunkel und zielgerichtet, die andere blond und etwas weltfremd. Es war ein Glück für Sonja, dass ihre Eltern über ein beträchtliches Vermögen verfügten, andernfalls hätte sie sich vielleicht nie dazu durchgerungen, sich an der Schauspielschule zu bewerben. Und nie hätte sie erfahren, dass sie tatsächlich begabt war. Sonjas Eltern besaßen ein lukratives Unternehmen, das Messingbeschläge erzeugte und seine Produkte weit über die Landesgrenzen hinaus lieferte. Es war nicht weiter verwunderlich, dass die Rüttgers zu den reichsten Familien Österreichs zählten. Hier Möbel, da Beschläge – welch eine vielversprechende Kombination würde sich aus einer Ehe mit Sonja ergeben! Nicht nur der alte Graf Bäumler hatte diese Vision, auch sein Sohn erkannte das Potential, das eine derartige Verbindung ermöglichte. Dennoch war ihm der Gedanke, Sonja zu heiraten, nicht geheuer. War er ein heilloser Romantiker, dass er von der wahren Liebe träumte?

      »Nun mach schon, du Faulpelz!«, drängte Gabriela, dann lächelte sie ihrer Freundin zu. »Meine liebste Sonja – oder soll ich dich schon Schwester nennen?« Sie lächelte verschmitzt. »Wollen wir voraus reiten?«

      Sonja wurde rot bis über beide Ohren, dann deutete sie mit dem Kinn auf Markus, der sich soeben in den Sattel geschwungen hatte. »Dein Bruder ist ja auch schon fertig«, sagte sie.

      »Yippieee!«, schrie Gabriela voller Lebenslust und galoppierte los.

      *

      »Jetzt ziehen Sie nicht so an der Leine, Herr Franz!« Inzwischen hatte sich Verena an die skurrile Sitte im Hause Benedikt gewöhnt, den kleinen übergewichtigen Hund per Sie anzusprechen. Sie konnte es sich schon gar nicht mehr anders vorstellen. Herr Franz hatte zuweilen Star-Allüren – ehe er wieder einen seiner Schmuse-Anfälle bekam. Dann schlabberte er alles ab, was sich nicht rechtzeitig in Sicherheit brachte.

      Für gewöhnlich drehte er jeden Vormittag mit Anna eine Runde durch Sievering, aber Verena hatte beschlossen, dass das nicht reichte. Deshalb wollte sie die gute Anna von nun an wenigstens einmal pro Woche entlasten und


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