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Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman - Viola Maybach


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Markus. Es tut mir so leid. Es war wohl nur ein netter Flirt für sie, und als ich ihr gesagt habe, dass du Juniorchef bist und Graf, wurde sie ganz schön sauer. Warum hast du ihr das denn nicht gleich gesagt? Sie hat dich einen gemeinen Lügner genannt, einen reichen Schnösel.«

      »Es hat sich einfach nicht ergeben. Und ich hatte auch Angst, sie zu vergraulen. Sie hat in Deutschland schlechte Erfahrungen mit einem reichen Kerl gemacht und war so glücklich, als ich sagte, ich sei bloß Tischler.«

      »Meine Güte, Markus! Du bist aber kein Tischler. Du bist Graf Markus von Bäumler und wirst demnächst der Eigentümer eines der traditionsreichsten Österreichischen Vorzeigeunternehmen sein. Du darfst nicht immer so tiefstapeln. Vor allen nicht, um irgend so ein Mädel zu beeindrucken, das dankbar sein sollte, dass du sie überhaupt wahrnimmst!«

      »Nein, Gabriela, das darfst du nicht sagen. Ich bin es, der dankbar sein muss, wenn Verena mich haben will. Sie ist so wunderbar!«

      Gabriela unterbrach ihn mit einem schrillen Lachen. »Na sieh mal an! Dich hat’s ja ganz schön erwischt! Aber lass dir keine grauen Haare wachsen, Bruderherz, das geht vorbei. Eine Frau, die sich für einen Grafen zu gut ist – und dich wegen deines Bankkontos, deines Berufs oder deines Namens zurückwies –, die ist deiner nicht wert. Steigere dich bloß nicht hinein. Du kennst sie ja gar nicht. – Sonja lässt dich übrigens grüßen. Sie vermisst dich.«

      Ein langes Schweigen folgte dieser Nachricht. Dann riss sich Markus zusammen und flüsterte ins Telefon: »Aber – das kann doch nicht sein! Nur wegen meiner Herkunft? Wegen meines Titels?«

      »Tja, so sind die Leute. Uns aber sagt man nach, arrogant zu sein«, sagte Gabriela verärgert. »Du solltest das Mädel schleunigst vergessen.«

      »Das kann nicht sein«, flüsterte Markus. Dann legte er auf.

      Erst jetzt bemerkte er, dass er die Schatulle in seiner Hand umklammert hielt. Das Scharnier drückte scharf in seine Daumenkuppe. Am liebsten hätte er den Ring dem nächsten Menschen der ihm begegnete, in die Hand gedrückt und Gabrielas Rat befolgt. Alles vergessen …

      Aber nein, er würde den Ring behalten! Er würde es schaffen. So einfach gab er nicht auf. Zuerst wollte er den Vater überzeugen, dann die Geliebte. Und als Erstes stand der Abgesandte von Scheich Hamad auf seiner Liste.

      Gerade noch geknickt und gebrochen, fühlte sich Graf Markus plötzlich stark wie nie zuvor. Erst jetzt wurde ihm klar, dass in ihm ein Kämpfer steckte.

      *

      Das Taxi bewegte sich wie eine Schnecke. Da hätte er ja gleich zu Fuß gehen können, dachte Theo Swoboda verärgert. Überhaupt – wie kam er dazu, dem Mädel nachzurennen? Da waren diese jungen Leute alle verkabelt und mehrfach mit Telefonen ausgestattet, und dann konnte man sie nicht erreichen. Wenn ihm die Bilder dieser Kleinen bloß nicht zu gut gefallen hätten! Da sie nicht an ihr Telefon ging, hatte er sich kurzentschlossen in ein Taxi gesetzt und fuhr zu der angegebenen Adresse. Ausgerechnet in Sievering wohnte die Kleine! Warum nicht gleich am Kahlenberg oben? Jetzt hatte er extra die Galerie zugesperrt, wahrscheinlich würde genau heute jemand eines seiner großen Bilder kaufen wollen. Das hatte er nun davon, weil er immer noch an die Kunst glaubte! Nein, er war wirklich kein guter Geschäftsmann. Zornig schlug sich Theo Swoboda aufs Knie. Und traf genau die Stelle, die er sich letzten Winter beim Eislaufen verletzt hatte. Als er kurz aufheulte, drehte sich der Taxifahrer neugierig zu ihm um.

      »Alles in Ordnung, der Herr?«

      »Ja, ja. Geht schon. Fahren Sie nur weiter. Ich will heute noch ankommen«, grummelte der Alte. Aber sie waren ja schon da. Da er ein schlechtes Gewissen hatte, weil er gar so unfreundlich gewesen war, zeigte sich Theo Swoboda beim Zahlen besonders großzügig. So ging es ihm immer. Zuerst grantelte er, dann machte er es wieder gut.

      Mühsam kletterte er aus dem Taxi und suchte die angegebene Hausnummer. Es war ein verwilderter Garten, eine dunkelrote Backsteinvilla, die von Efeu überwachsen war. Schön ist es hier, dachte der Alte. Dann fiel sein Blick auf das Türschild.

      Benedikt, stand in geschwungenen Lettern da.

      »Benedikt …«, murmelte Theo Swoboda. »Das wäre doch zu schön, wenn …«

      Er erinnerte sich, als ob es gestern gewesen wäre. Wie ein verliebter Teenager hatte er im Theater gesessen, immer in derselben Loge, immer mit einer roten Rose, die er dann vor der Garderobe abgab. Er hatte Lilo Benedikt sein ganzes Leben lang bewundert und ihre traurige Privatgeschichte in der Klatschpresse verfolgt. Eines war ihm immer klar gewesen: Er hätte die Frau glücklich gemacht. Nicht so wie dieser Weitenberger, dieser Industrielle, der sie immer nur betrogen hatte. Er hätte sie auf Händen getragen. Das Pech war nur, dass er sie nie persönlich kennen gelernt hatte.

      Und nun? Aber in Wien war Benedikt kein so seltener Name. Nein, er wollte sich nicht in Tagträumen verlieren. Dazu war er nun bei weitem zu alt. Er war hier, um ein Geschäft zu machen. Er suchte die kleine Malerin, um ihr eine Ausstellung anzubieten. Mehr nicht. Den Namen Benedikt strich er gleich wieder aus seinem Gedächtnis.

      Theo Swoboda läutete, und sogleich ertönte der Summer des Türöffners. Die Tür sprang auf, und Theo betrat den knirschenden Kiesweg. Eine nette Dame, etwa Mitte Vierzig, mit knallroten Schuhen und roten Haarsträhnen, lächelte ihn fragend an. »Kann ich Ihnen helfen?«

      »Ich suche Verena Königshofer. Bin ich hier richtig?«

      »Aber ja doch! Verena!« Die Frau drehte sich zur Stiege und rief abermals nach oben: »Verena!« Dann wandte sie sich zu dem Gast und sagte: »Ein Momenterl bitte.«

      »Wer ist denn da?« Eine weitere Frauenstimme erklang nun durch geschlossene Flügeltür.

      »Ein Besucher für Verena.«

      »Bitte ihn doch solange in den Salon herein, Anna, damit er nicht im Vorraum warten muss!«

      Die Tür öffnete sich und zeigte das liebste Gesicht, das es jemals für Theo Swoboda gegeben hatte. Das konnte doch nicht wahr sein!

      »Lilo Benedikt!«, stotterte er verdutzt.

      »Ja, das bin ich. Sie erinnern sich an mich?«

      »Wie könnte ich Sie jemals vergessen haben, gnädige Frau?« Der alte Herr beugte sich hinunter und küsste der ehemaligen Schauspielerin galant die Hand. Sie ließ es lächelnd geschehen.

      Als Verena mit gewaschenen Händen und in sauberen Jeans, gefolgt vom schnaufenden Herrn Franz, in den Salon trat, bot sich ihr ein seltsames Bild: Hier saß Lilo, ihre liebe gute Lilo, und strahlte über das ganze Gesicht. Ihr gegenüber saß der alte Galerist, Verena erkannte ihn sofort wieder. Das war aber auch nicht schwer, denn er hatte wieder seinen weißen Seidenschal um den Hals geschlungen – bei diesen frühsommerlichen Temperaturen! – und sah aus wie ein älterer Doppelgänger von Vinzent van Gogh. Die beiden waren in ein Gespräch vertieft. Natürlich ging es um die alten Zeiten.

      Der Mops hoppelte in das Zimmer. »Das da ist der Herr Franz«, stellte Lilo vor.

      Der Galerist beugte sich zu dem Hund hinunter und kraulte ihm zwischen den Ohren. »Es freut mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen, Herr Franz.«

      Zaghaft klopfte Verena an den Türrahmen des Salons. »Guten Tag, Herr Swoboda.«

      Lilo und Theo wandten ihr die Köpfe zu. Sofort verschwand das freundliche Lächeln aus dem Gesicht des alten Herrn, und er begann auch schon loszudonnern:

      »Was denken Sie sich eigentlich dabei? Da geben Sie mir eine Telefonnummer, und dann kann ich Sie nicht erreichen. Sie haben Glück, dass ich so sein sturer alter Mann bin. Und dass ich ihre Bilder wirklich großartig finde. Ich möchte Ihnen nämlich eine Ausstellung anbieten.«

      »Das tut mir leid«, murmelte Verena zerknirscht. Dann korrigierte sie sich: »Nicht, dass Sie mir eine Ausstellung anbieten, sondern dass ich mein Telefon weggeworfen habe.«

      »Warum haben SIe es gleich weggeworfen?«, fragte Theo Swoboda. »Reicht abschalten nicht auch?«

      »Ach, das ist eine lange Geschichte. Ich wollte es einfach nicht mehr sehen«,


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