G.F. Barner 1 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.
seltsam.
Stiefel trampelten, traten auf die Perlen, Männer sprangen auf, warfen sich zu Boden und verkrochen sich unter Tischen.
Murdock lag auf der Seite, den rauchenden Colt in der Faust, bis er die Beine anzog und langsam aufstand.
Conchita, die Taube, schrie immer noch, sie zeigte auf den am Boden liegenden Darrey, verdrehte endlich die Augen und fiel kunstgerecht so vom Tisch, dass sie jemand in die Arme kippte, der ihre angebliche Ohnmacht ausnutzte, um sie festzuhalten, wo er sie sonst sicher nicht festgehalten hätte.
Zwei Amerikaner erhoben sich fluchend, ein dritter Mann mit zwei Revolvern hob seine Spielkarten auf und schüttelte missbilligend den Kopf.
»Er schoss zuerst, oder?«, fragte Murdock in die Stille hinein und drehte sich um. »Hat jemand etwas anderes gesehen, dann soll er sich melden! Niemand da, der sich melden will?«
So musste man fragen, wenn man in diesem Land seine Ruhe haben wollte. Die Ruhe war auch hinter ihm, denn das Mädchen mit der falschen Korallenkette lehnte am Tresen. Es hatte keine braune Haut mehr, die Haut sah grau aus. Und über den linken Arm lief träge Blut.
»Mister«, flüsterte die Lady. »Mister, er hat – er hat mich getroffen!«
Danach sank das Mädchen langsam tiefer, und Murdock fing es auf, ehe es zu Boden stürzen konnte. Die Kugel hatte den Oberarm des Mädchens durchschlagen. Schlecht, dachte Murdock, das ist ganz schlecht. Um einen Gringo, der hier erschossen wird, regt sich kein Mensch auf, aber wenn ein Mexikaner dabei getötet oder verwundet wird, sieht es sehr übel aus. Verdammte Geschichte!
Der Bodegabesitzer tauchte wieder auf, sein hohlwangiges Gesicht zuckte, als hätte er Muskelkrämpfe.
»Tut mir leid«, sagte Murdock finster. »Juan, ich kann nichts dafür, der Narr hat sie angeschossen, du hast es doch gesehen! Ich werde …«
Er hielt das Mädchen fest, das war sein Pech. Aber vielleicht hätte er ohnehin nichts versucht, denn es war nicht gut, Widerstand zu leisten, wenn mexikanische Grenzpolizei hereinstürmte und die Waffen schon im Anschlag hatte.
Murdock McCallum sah die Rurales an, es waren drei, die hereinkamen und ihre Waffe auf ihn richteten.
»Ah, zwei Gringos!«, knurrte der Sergeant finster und hielt seinen Revolver in Richtung von McCallums Kopf. »Sie schießen sich, diese Wilden, sie kommen in unser Land und schießen sich gegenseitig tot! Was ist das? Du hast sie verwundet, du Teufel?«
»Nein!«, sagte Murdock. »Sergeant, der Kerl hat sie angeschossen, der da, ich doch nicht! Ich würde doch kein hübsches Mexikanermädchen anschießen, sehe ich so aus?«
»Nimm die Hände hoch, Gringo!«
»He, Manuel!«, sagte einer der Yankees mürrisch. »Er sagt die Wahrheit, er war es nicht.«
»Er soll die Hände hochnehmen!«, schnauzte der Sergeant Manuel grimmig. »Gringo, wird es bald?«
»Manuel, sag doch nicht immer Gringo!«, brummte der Yankee. »Ich höre das nicht so gern, weißt du?«
»Ich sage, was ich will, verstanden? Los, Americano, die Hände hoch!«
»Dann fällt sie zu Boden, Sergeant!«
»Auch gleich, gehorche gefälligst!«
»Wie du willst«, sagte Murdock und nahm die Hände hoch. Das Mädchen fiel auf seine Stiefelspitzen und war plötzlich wieder munter. Es begann zu schreien und zu zetern, wie es nur Mexikanerinnen konnten, die Stimme überschlug sich, sie nannte den Sergeanten einen Läusefresser und aufgeputzten Gockelhahn. Er schrie sie an, sie sei nichts als eine schmutzige Hure, und er würde sie einlochen. Sie keifte weiter, als sie hinausrannte und der Sergeant Murdock mit dem Revolver winkte.
»Gib deine Waffe her, Americano! Und dann kommst du mit, wir werden die Sache untersuchen.«
»Was heißt das?«, fragte Murdock finster. »Sergeant, ich habe mich nur gewehrt!«
»Das wird alles untersucht, Gringo. Gibst du jetzt deinen Revolver und gehst mit mir, oder willst du dem da Gesellschaft leisten und auch so tot sein?«
Jetzt bloß friedlich bleiben, dachte Murdock, nur mit der Ruhe, sonst schießt der Narr noch. Also mitgehen und in ein mexikanisches Gefängnis wandern. Mein lieber Mann, das sind die grausigsten Löcher der Welt, aber ich habe ja Geld – und mit Geld ist in Mexiko alles zu machen. Hier losschlagen und mir die letzte Zuflucht verderben, damit sie mich womöglich noch über die Grenze abschieben und man mich drüben hohngrinsend in Empfang nimmt – nicht mit mir, Amigos!
»Also gut«, sagte er bissig. Er hätte sie alle erschießen können, sie wären nie schnell genug für ihn gewesen, aber das wäre sein Ende gewesen. »Schon gut, General, ich komme mit. Habt ihr wenigstens keine Läuse in eurem Hotel?«
»Läuse nicht«, antwortete der Sergeant grinsend und nahm seinen Revolver entgegen. »Nur kleine Wanzen, mein Freund! Wenn du unschuldig bist, kommst du ja bald wieder hinaus. Schon morgen – Mañana!«
Das hätte er nicht sagen sollen, nicht Mañana, denn das konnte morgen in tausend Jahren sein.
Murdock McCallum fluchte leise. Dem einen Jail entwischt, aber im nächsten gelandet. Er hatte sich etwas eingebrockt!
*
»He, Sergeant!«
»Was willst du, Gringo? Warum störst du mich dauernd?«
Der Sergeant erhob sich und schlurfte gähnend an das Gitter. Es war schon Nachmittag, der Sergeant war so faul wie alle Mexikaner, die den halben Tag verschliefen.
»Wann kommt denn nun der Alkalde, Sergeant?«
»Gringo, jetzt ist Siesta, das musst du verstehen!«, blubberte der Sergeant mürrisch. »Immer musst du mich stören.«
»Ich habe dir zehn Pesos geschenkt, damit du den Alkalden holst«, knurrte Murdock in seinem halbdunklen Loch. »Du hast dir Wein und Brot geholt – und ein ganzes Brathuhn bestellt und allein aufgefressen, aber der Alkalde ist nicht gekommen. Hältst du so dein Versprechen?«
»Ich halte sie immer!«, stellte der Sergeant fest. »Was kann ich dafür, wenn mir der Alkalde etwas verspricht und kommt dann doch nicht, eh? Jetzt schläft er, und nachher trinkt er Kaffee. Vielleicht kommt er, wenn er Kaffee getrunken hat, wer weiß?«
Du erbärmlicher Strolch, dachte Murdock, du hast meine zehn Dollar versoffen und verfressen, aber du bist nie heim Alkalden gewesen. Ich kenne alle mexikanischen Tricks, du Vielfraß. Du hast mich eingelocht, um mein ganzes Geld zu kassieren. Ich werde nicht eher herauskommen, bis du meinen letzten Cent hast, du Gauner. Dann erst wird sich der Alkalde um mich kümmern und mir auch noch Geld abverlangen. Da ich keins habe, wenn es so weit ist, werde ich mein Pferd und meinen Sattel verkaufen müssen, damit mich der Alkalde herauslässt. Ist das ein Land, was? Lauter Gauner, aber liebenswürdig und immer grinsend!
»Hör mal, Sergeant«, knurrte Murdock. »Du kannst reich sein, wenn du mich herauslässt?«
»Reich?«
»Wo hast du es, he, Americano?«
»Irgendwo!«
»Wie viel Geld hast du, eh, hast du es versteckt?«
»Vielleicht, Sergeant?«
»Du lügst doch, Gringo, du hast gar kein Geld versteckt!«
»Meinst du?«, grinste Murdock. »Nun ja, warum sollst du es bekommen, warum nicht der Alkalde? Ich werde es ihm geben, schließlich muss er mich herauslassen. Dann halte nur weiter deine Siesta!«
Murdock drehte sich um, ließ sich wieder auf dem Zellenboden nieder und tat so, als hätte er schon zu viel geredet. Der Sergeant trat von einem Bein auf das andere.
»Du, Americano, wie viel ist es?«
»Das sage ich nur dem Alkalden, Mann. Mit dir rede ich nicht mehr!«
»Was fällt dir ein?«,