Star Trek - The Next Generation: Kollateralschaden. David MackЧитать онлайн книгу.
hatte sich mit einfachen Betrugsspielchen auf dem offenen Markt von Kamhawy beschäftigt. Der Fremdweltler-Version eines Spiels, das ich unter dem Namen Kümmelblättchen erstmals kennengelernt hatte. Manche nannten es auch »Follow the Queen«, aber das hatte ich immer als verwirrend empfunden, denn es gab auch eine 7-Karten-Poker-Variante unter diesem Namen. Alles, was zählte, war, dass sie fragwürdige Kartenspiele auf der Straße abhielt und auch eine ganze Menge junger und völlig unerfahrener Halbstarker gefunden hatte, die von irgendeinem Frachter der Föderations-Handelsmarine stammten und gedacht hatten, sie seien diejenigen, die sie darin schlagen könnten. Auch nach dreißig Minuten Betrügerei hatte keiner von ihnen herausgefunden, dass Pinch die Karte, auf die sie gesetzt hatten, in ihrer Hand verschwinden lassen konnte. Sie war bloß noch ein paar Minuten davon entfernt, die wohl lukrativste Nacht seit einem halben Zyklus zu erleben.
Dann kam ich vorbei und ruinierte alles.
Ich versuchte nicht aufzufallen, aber unscheinbar zu sein, ist nicht so mein Ding. Das ist eine Familiensache. Wir Okonas hatten schon immer ein Talent dafür, uns ins Rampenlicht zu stellen. Trotzdem gab ich wirklich mein Bestes. Und ja, ich hatte eine Aufgabe zu erledigen, aber das bedeutete nicht, dass ich mich dabei wie ein Idiot anstellen musste. Ich hatte wohl einfach Pech, aber zwischen zwei Runden Abzocke der Leichtgläubigen bemerkte mich Pinch quer über die Straße hinweg. Im Handumdrehen hatte sie all ihre Latinum-Streifen in ihre Taschen gestopft, und schon war sie weg wie ein Schiff, das auf Warp geht.
Dann rannte ich, zum zweiten Mal binnen eines Tages.
Und verdammt, sie war schnell. Und klein. Sie schlüpfte unter oder um Dinge herum, die ich überspringen oder schlichtweg durchbrechen musste, und nach dem zweiten Abfallhaufen begann meine Schulter zu schmerzen.
Die Tatsache, dass sie weglief, sagte mir, dass sie diejenige war, die ich finden musste. Wäre sie bloß irgendein gewöhnlicher Abschaum auf dieser Blase am Arsch des Weltraums gewesen, hätte sie sich gegen mich behauptet, mich beschimpft und vielleicht sogar versucht, mich schlicht und ergreifend zu erschießen. Stattdessen war sie beim ersten Anzeichen dafür abgehauen, dass jemand eins und eins zusammengezählt und in der Summe ihren Namen gefunden hatte. Das schrie geradezu danach, dass sie schuldig war.
Eine Sache, die ich immer an rückständigen Brocken wie Celes II geliebt habe, war, dass man Leute auf diese Weise jagen konnte, und niemand scherte sich darum. Hier gab es keine guten Samariter. Niemand streckte einen Fuß aus, um einen stolpern zu lassen. Die vorherrschende Regel hier lautete: Halt dich aus dem Mist anderer Leute raus.
Der Nachteil war, dass es auch niemanden interessierte, wenn ein nettes Mädchen wie Pinch versuchte, mir mit einem Disruptor Teile des Schädels webzuballern.
Hatte ich schon erwähnt, dass sie schnell war? Sie war mittlerweile bereits einen halben Block vor mir, und ihr Vorsprung vergrößerte sich.
Bitte lass mich sie nicht verlieren. Das wird man mir ewig vorhalten.
Das Schicksal wollte mich gerade auslachen und mir eine lange Nase drehen, als ein Müllwagen vor Pinch um die Ecke kam und ihr den Weg versperrte, wie sie es in dieser Scheißstadt immer tun. Sie wurde abgeschnitten, ihr Vorsprung war dahin, und sie wusste es.
Sie drehte sich um und entfesselte ein wildes Sperrfeuer in meine Richtung. Ich duckte mich hinter einen geparkten Transporter, der an meiner statt einen Großteil der Prügel bezog. Am Boden liegend, schaute ich unter dem Wagen hindurch und erblickte Pinchs Füße, während sie in einen engen Durchgang zwischen ein paar Garagen sprintete. Als ich aufstand, sah ich, dass das Fahrzeug, das ich als Schutzschild benutzt hatte, auf einen rauchenden Totalschaden reduziert worden war. Ich hatte Mitleid mit seinem Besitzer, der das alles würde erklären müssen – zuerst den städtischen Ordnungshütern und dann einem aalglatten Versicherungsermittler, der den Auftrag hatte, Ansprüche wann immer möglich für ungültig zu erklären.
Vor allem aber hatte ich Mitleid mit Pinch, denn ich wusste etwas, das sie nicht wusste.
Sie war in eine Sackgasse geflohen. Sofern sie nicht einen Transporterrückrufsender bei sich trug – was ein mörderischer Trick gewesen wäre, denn sie besaß kein Schiff, von dem ich gewusst hätte –, steckte sie in der Klemme.
Das bedeutete nicht, dass sie hilflos gewesen wäre. Lektionen, die man auf die harte Tour lernt, sind in der Regel diejenigen, die einem in Erinnerung bleiben. Ich hatte schon in jungen Jahren gelernt, dass Tiere, die in die Enge getrieben werden, gefährlich sind. Jetzt hatte ich Pinch mit dem Rücken zur Wand. Ich zog meinen Blaster und bewegte mich langsam in die Sackgasse.
Abfallhaufen und Müllsäcke verströmten einen erbärmlichen Gestank nach verfaulendem Fleisch, verdorbenen Milchprodukten und den Exkrementen von Ungeziefer. Kaputte Maschinenteile ragten aus feuchten Ansammlungen von Unrat hervor, und der Straßenbelag schimmerte vor öligen Rückständen, die von hoch aufgehängten, kalten blauen Scheinwerfern beleuchtet wurden. Dampf stieg aus Lüftungsschlitzen auf und behinderte meine Sicht auf das Ende der Gasse.
»Pinch?« Ich hoffte, dass es sie ein wenig beruhigte, wenn ich sie beim Namen nannte. Dass es ihr verraten würde, dass ich ein Bekannter war und nicht irgendein zufälliger Attentäter. »Kein Grund zu schießen. Ich bin nicht auf einen Kampf aus. Ich will dich nicht festnehmen. Ich will nur mit dir reden. Ganz ruhig ein paar Fragen stellen.«
Ein Disruptorimpuls kreischte durch den Nebel und schoss an meinem Kopf vorbei, so nah, dass ich seine Hitze auf meiner Wange spürte und die verbrannte Luft roch.
Ich erstarrte. »Komm schon, Pinch. Ich bin’s, Okona. Nicht schießen.«
Ihre Stimme zitterte. »Okona?«
»Ja.«
»Du schuldest mir noch zwanzig Streifen Latinum, du Hurensohn.«
War das so? Ich konnte mich ehrlich gesagt nicht erinnern. »Was wäre, wenn ich sagen würde, dass ich hier bin, um zu bezahlen?«
»Ich wüsste, dass du lügst.«
»Ich habe zwanzig bei mir, Pinch. Und noch mehr. Also lass uns die Waffen runternehmen und reden.«
»Du zuerst.«
Ich schob meine Pistole ins Holster. »So. Meine Kanone steckt wieder in ihrem Leder. Jetzt komm raus.«
Ich hob meine leeren Hände, während Pinch aus einer Dampfwolke hervortrat, die Waffe erhoben und auf mein Gesicht gerichtet. Sie brauchte nur eine Sekunde, um zu erkennen, dass ich die Wahrheit gesagt hatte.
Mürrisch holsterte sie auch ihre Waffe. »Was willst du?«
»Zunächst mal, lass mich meine Schulden zahlen.« Eine Hand weiter erhoben, schob ich betont langsam bloß den Daumen und Zeigefinger meiner anderen in meine Jacke. Vorsichtig zog ich eine Spindel Latinum-Streifen hervor. Ich ließ sie zusehen, wie ich zwanzig davon abzog. Langsam trat ich einige Schritte vor und legte das Latinum auf den Boden, dann zog ich mich wieder zurück. Ich behielt beide Hände in der Luft, als sie näher kam, um das Geld einzusammeln, und sich dann wieder zurückzog, ohne mich auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
Die Streifen verschwanden in ihrem Mantel. »In Ordnung. Rede.«
»Meine Quellen haben mir gesagt, dass du einer Gruppe Nausikaaner geholfen hast, einen der Schmugglertunnel zu finden.«
»Du solltest nicht alles glauben, was du hörst.«
»Ja, ich weiß. Aber das hier klang, als sei es wahr. Also raus damit, Pinch. Wer ist ihr Anführer? Wie heißt ihr Schiff? Und wo finde ich sie?«
Die kleine Menschenfrau grinste und schnaubte spöttisch. »Für wie blöd hältst du mich, Kona? Nausikaaner zu verpfeifen, kann einen ganz schnell das Leben kosten.«
Ich warf ihr eine Handvoll Latinum-Streifen vor die Füße. »Es kann einen auch ganz schnell reich machen. Weit weg von hier.«
Sie ging in die Hocke und strich die Bestechung ein.
»Der Söldner, nach dem du suchst, führt die größte rein nausikaanische Bande in der Galaxis an.«
»Und