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Forschungskreuzer Cimarron. Hubert HaenselЧитать онлайн книгу.

Forschungskreuzer Cimarron - Hubert Haensel


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atmete tief ein. »José, aufpassen!« Sie schaltete die Energieversorgung für die Schirmfeldprojektoren ab.

      Die schützende Energiehülle verwehte in wabernden Schwaden. Die flirrenden Kugeln blieben dennoch auf Distanz.

      »Und nun?«, fragte Ramirez. »Was sollen wir unternehmen?«

      Er erhielt keine Antwort, musste aber auch nicht lange warten, bis etwas geschah.

      *

      Grelles Licht und scharf gezeichnete Schatten, wo eigentlich weder Licht noch Schatten sein durften. Die Landschaft, in der er sich wiederfand, hatte etwas Irreales und Unnatürliches, etwas, was er bislang auf keinem Planeten gesehen hatte ‒ dabei hatte er schon viele fremde Welten betreten. Egal wohin er schaute, eine endlos weite Ebene breitete sich in alle Richtungen aus. Sattgrüne Gewächse wucherten auf rotbraunem Boden, und über ausgedehnte Geröllhalden wehte ein stetiger, warmer Wind.

      Er sah keinen Horizont, denn die Ebene verlor sich in trübem Dunst. Der Himmel über ihm war erschreckend bleich und schien weder das Spiel von Wolken zu kennen noch den Schein einer wärmenden, Leben spendenden Sonne.

      Er wusste nicht, wo er sich befand. Nicht einmal, wie er an diesen Ort gelangt war.

      »Duncan«, murmelte er bei dem Versuch, seine Erinnerung zu erzwingen. Der Klang der eigenen Stimme erschreckte ihn.

      Duncan Lemonde. Das war sein Name. Allmählich kehrte sein Gedächtnis zurück, auch wenn mit jedem Bild, das in ihm aufstieg, stärker werdende Schmerzen verbunden waren.

      Er war 34 und Offizier der irdischen Raumflotte.

      ›Duncan‹, klang es in seinen Gedanken nach. ›Du gehörst nicht hierher, nicht in diese Welt.‹

      »Wo bin ich?«, seufzte er. Vergeblich, denn es gab keine Antwort.

      In seiner Nähe raschelte etwas; Steine gerieten in Bewegung und polterten einen kurzen Abhang hinab. Duncan fuhr herum, sich der drohenden Gefahr bewusst. Seine rechte Hand zuckte zur Hüfte, er wollte den Strahler aus dem Holster ziehen. Ein kurzes, erschrockenes Tasten, die Waffe war verschwunden. Und dann erstarrte er geradezu.

      Auge in Auge standen sie einander gegenüber ‒ alles in Duncan verkrampfte sich beim Anblick des Wesens einer anderen Welt. Nie zuvor hatte er etwas derart Fremdes zu Gesicht bekommen. Das unheimliche Zischen, das dieses Geschöpf ausstieß, ließ ihn frösteln.

      Er sah die muskelbepackten, angespannten Läufe. Sah die scharfen Krallen und das angriffslustige Funkeln in den Augen dieses … Tieres?

      Duncan wandte sich zur Flucht. Er flankte über einen meterhohen Felsen, der ihm den Weg versperrte, und stolperte mehr, als er lief, den von Geröll übersäten Abhang hinunter. Ein wütendes Fauchen hinter ihm verriet, dass die Bestie ins Leere gestoßen war und sich um ihre Beute betrogen fühlte.

      Er brauchte sich nicht umzudrehen, um zu erkennen, dass der Verfolger dicht hinter ihm war. Ihm kam immerhin die geringe Schwerkraft dieser Welt zugute, denn sie erlaubte ihm meterweite Sprünge.

      Erst nach einer Weile wandte er sich im Laufen kurz um. Die Ausgeburt eines Albtraums war weiter zurückgefallen und nur noch vage zu erkennen. Aber sie folgte ihm weiter.

      Im nächsten Moment prallte Duncan gegen ein unsichtbares Hindernis. Der eigene Schwung riss ihn von den Beinen und warf ihn zurück. Er fiel …

      Es wurde ein Sturz in eine ungewisse Tiefe. In aufkommender Panik schlug Duncan mit den Armen um sich und schrie seine Furcht hinaus. Er fiel in ein Meer aus Düsternis.

      Schließlich verlangsamte sich sein Sturz. Dafür hatte er das Gefühl, in einen Traktorstrahl geraten zu sein. Ein unheimlicher Druck legte sich auf seine Brust, trieb ihm die Luft aus den Lungen und Schweiß ins Gesicht. Er fürchtete, ersticken zu müssen, rang nach Atem und versuchte mit schier übermenschlicher Anstrengung, die Augen offen zu halten.

      Endlich wich der Druck von ihm. Duncan spürte, dass er auf hartem Metallplastikboden lag. Dennoch brauchte er einen Moment, bis er erkannte, wo er sich befand.

      *

      Ihm fehlte jede Erinnerung an die letzten Minuten vor seinem Unfall. Andererseits bedrängten ihn die Bilder seines Albtraums als hätte er das alles tatsächlich erlebt. Dass er überhaupt noch lebte, war wie ein Wunder ‒ er wusste das, und Diana, die ihm auf die Beine half, wusste es ebenso.

      »Diese schillernden Kugeln müssen mit dem Schutzschirm eine intensivere Verbindung eingegangen sein als für uns erkennbar war«, spekulierte die Kommandantin. »Vermutlich wurden die Zuleitungen durch den Kontakt umgepolt und Hyperenergie gelangte auf diese Weise ins Schiff. Ausschließen kann ich das jedenfalls nicht.«

      »Du meinst, die Kugeln bestehen aus Hyperenergie?« Duncan zog den einzig möglichen Schluss. »Das würde vieles erklären. ‒ Liegen neue Messwerte vor?«

      Diana Rossfeldt schüttelte den Kopf. »Wir haben nicht einmal alte …«

      »Ein Grund, dass ich mich sofort darum kümmere.« Duncan bemerkte ihren besorgten Blick und fügte rasch hinzu: »Mir geht es gut. Nur, falls du dir Sorgen machst.«

      Scheinbar unbeweglich schwebten die Kugeln im Abstand von kaum hundert Metern rings um den Kreuzer. Auf den Bildschirmen waren sie gut zu erkennen. Die Sensoren der Normalortung brachten weiterhin keine Ergebnisse. Lediglich die Hypertaster lieferten vage Daten, die einen gewissen Aussagegehalt zu bieten schienen.

      Der Aufriss zum Hyperraum hatte sich wieder geschlossen. Wahrscheinlich erhielt Duncan nur deshalb bessere Ergebnisse als vor knapp einer Stunde.

      Andere Messungen wurden indes schneller, mit der gewohnten Routine, ausgewertet.

      »Wir driften wieder ab!«, stellte Serge Ruttloff fest.

      »Bist du sicher?«

      Ruttloff nickte. »Unsere Geschwindigkeit, relativ zu den umgebenden Materieschwaden, hat sich verdoppelt. Außerdem: Es scheint eine Art von Kraftfeld zu geben, das von den komischen Seifenblasen ausgeht.«

      »Kraftfeld?«, drängte Diana.

      Duncan hatte die Daten schon auf seinen Monitor geholt. Er reagierte mit einer unschlüssigen Geste.

      »Keine Ahnung, wie wir es sonst bezeichnen sollten«, sagte er. »Die Messungen deuten auf etwas hin, das in Flugrichtung allgegenwärtig zu sein scheint. Es sieht danach aus, als würden die Kugeln uns mit diesem Feld abschleppen.«

      Die Kommandantin blickte nachdenklich auf den Hauptbildschirm. Düsternis und flirrende Kugeln, mehr gab es nicht zu sehen. Nicht ein einziger Stern schimmerte durch die Wolke.

      »Uns fehlen geeignete Bezugspunkte«, stellte Duncan fest. »Sämtliche Materie im Umkreis von mindestens einer Million Kilometern bewegt sich. Befänden wir uns außerhalb der Dunkelwolke, könnten wir die Veränderung an den nächststehenden Sonnen beobachten. Aber so …«

      »Schon wieder die Geburt eines neuen Sternes?«, erkundigte sich Ruttloff zögernd.

      Duncan zeigte die Andeutung eines Grinsens. »Keinesfalls«, antwortete er. »Falls die auf uns einwirkenden Kräfte nicht wesentlich intensiver werden, dürfte es vergleichsweise leicht sein, mithilfe der Triebwerke den Sog zu überwinden.«

      »Und genau das werden wir tun!«, versprach Diana. Über Interkom, der ebenso wie im Bugsegment des Kreuzers auch im abgetrennten Maschinensektor gehört wurde, ordnete sie an: »Beschleunigungsphase! Alle auf Gefechtsposition!«

      Von den Konvertern kam die Leistungsfreigabe. Diana steigerte die Schubleistung der Triebwerke. Die CIMARRON beschleunigte indes nur mit geringem Wert.

      Diana setzte zwei Minuten später zusätzlich die Steuerdüsen ein.

      Ein Schaben und Knistern wurde hörbar, das von außerhalb des Schiffes zu kommen schien. Noch bedeutete dieses Geräusch keine Gefahr. Es wurde von den Molekülen des kosmischen Staubs verursacht, die über die Außenhülle schrammten. Der Kreuzer flog ohne aktivierten Schutzschirm.


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